Rezension/Kritik - Online seit 07.02.2022. Dieser Artikel wurde 5440 mal aufgerufen.
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Auf der Suche nach Planet X erforschen wir den Sternenhimmel auf der Suche nach Asteroiden, Kometen, Gaswolken und Zwergplaneten, um mit deren Hilfe die Position dieses mysteriösen Himmelsobjekts festzustellen.
Spielerisch geht es darum herauszufinden, an welcher Stelle sich Kometen, Asteroiden, Gaswolken, Zwergplaneten und leere Raumsektoren befinden, um so auf Planet X schließen zu können. Mittels der direkten Suche nach einem bestimmten Objekt in einem festgelegten Bereich oder der Untersuchung eines ganzen Sektors kommen die Spieler diesem Ziel dann auch näher.
Die direkte Suche erstreckt sich hierbei nur über den maximal sichtbaren Bereich des Himmels, dargestellt durch die Scheibe in der Mitte des Spielbretts, welche immer dann weiterrückt, wenn ein Spieler seine Aktionskosten bezahlt. Die App gibt an, wie viele dieses gewählten Objekts in den genannten Sektoren sind und die Informationen werden auf dem Spieler-Sheet - einer kleineren Version des Spielbretts - festgehalten. Wählt man lediglich einen Sektor aus, erfährt man, welches Objekt in diesem Sektor ist. Zusätzlich kann es sein, dass der Sektor leer ist bzw. scheinbar leer, denn Planet X versteckt sich in einem scheinbar leeren Sektor, wird aber durch die bisher genannten Untersuchungen nicht aufgedeckt.
Neben dem Blick in den Himmel ist es zudem möglich, Forschung zu betreiben. Diese kostet ebenfalls Aktionspunkte und deckt inhaltliche Informationen auf, z.B. "Es befinden sich keine Gaswolken innerhalb von 2 Feldern von Zwergplaneten.". Durch diese Informationen grenzt sich die Suche immer mehr ein, bis ein Spieler schließlich der App sagen möchte, in welchem Sektor Planet X ist. Dabei muss man zusätzlich auch benennen, welche anderen Objekte sich in den beiden benachbarten Sektoren zu Planet X befinden, sonst wäre die Suche fehlgeschlagen.
Final können auch die anderen Spieler noch Vermutungen anstellen oder sich besser positionieren (Theorieplättchen in Sektoren, welche Vermutungen zu dessen Inhalt stellen), denn das Ergebnis der Suche bleibt zunächst geheim. Es gewinnt dadurch nicht immer der Spieler, der Planet X entdeckt hat. Vielmehr kommt es auch darauf an, während des Spiels Theorien über den Inhalt von Sektoren zu verbreiten, denn wer hier richtig liegt, erhält ebenfalls am Ende teils entscheidende Siegpunkte.
Die Suche nach Planet X stellt keineswegs eine Form kryptologischer Forschung dar, der es an einer wissenschaftlichen Basis fehlt. Mathematiker der NASA und anderer Forscher betreiben hier ernsthafte Forschung, was Interessierte gern hier nachlesen können.
Wie auch in der Wirklichkeit, so ist die Suche nach Planet X ebenso im Brettspiel keineswegs leicht. Je nach gewählter Ausgangssituation starten wir mit gar keinen oder relativ vielen Informationen für Anfänger. Dabei ist die Hardcore-Variante mit 0 Informationen schon extrem schwer, vor allem im Expertenmodus. Die Schwierigkeit ist sehr gut skalierbar und vom Anfänger im jüngeren Alter bis hin zu Experten somit für jeden Spieltyp etwas dabei. Das macht den Zugang auch bei der jüngeren Zielgruppe durchaus erwähnenswert, vor allem, da die App - solange das Spiel noch nicht in Deutsch erschienen ist - aktuell bereits in deutscher Sprache läuft und dort auch verständlich ist.
Ich muss zugeben: Um Spiele mit App habe ich oft einen großen Bogen gemacht. Ich will schließlich ein Brettspiel spielen und keine App bedienen. Bei Planet X bin ich allerdings vollends davon überzeugt, ohne käme das Spiel schließlich nicht zurecht, da die Software als Spielleiter fungiert und somit eine zentrale Rolle einnimmt. Über einen zufällig generierten Aufbau ist jedes Spiel auch anders. Überhaupt ist alles insgesamt stimmig, die Spieler hängen nicht seelenlos vor dem Mobiltelefon, sondern grübeln stattdessen ausgiebig. Dabei geschehen vor allem in den ersten Spielen einige Fehler, man sollte ein kleines System haben, um alle Informationen sinnvoll auf dem Spieler-Sheet einzutragen.
Kommen wir dann mal zur Schwierigkeit. Bereits in der Standardvariante mit nur 12 Sektoren lassen sich die Ausgangsinformationen über Objekte durch die 4 Schwierigkeitsgrade (Youth, Beginner, Experienced, Genius) steuern. Genius stellt dabei eine exzellente Herausforderung dar, benötigt mehr Zeit und ungeübte Spieler könnten sich durch ungenaue oder falsche Notizen komplett aus dem Spiel schießen. Im Expertenmodus mit 18 Sektoren stellt Genius die Königsdisziplin dar und bisher haben wir uns daran noch nicht getraut.
Die Suche nach Planet X stellt ein wunderbar thematisches Spiel dar und wird oft von der Schwierigkeit her mit Die Alchemisten verglichen, wobei Letzteres schon deutlich komplexerer ist. Der Reiz von Planet X ist die thematisch sehr gut umgesetzt mit der Suche und der damit einhergehenden Deduktion. Diese erfordert schon etwas Grübeln, um am Ende den Planeten auch wirklich zu finden. Die App ist dabei ein angenehmer und nicht aufdringlicher Begleiter, wobei diese bei einem nicht regelkonformen Zug für die Forschung direkt blockieren und nicht daran erinnern sollte. Insgesamt empfehle ich das Spiel all jenen, für die Cluedo auf Dauer zu einfach und Die Alchemisten zu komplex ist, denn diese Lücke wird wirklich gut ergänzt.
Rezension Nick Bornschein
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Die Suche nach Planet X / The Search for Planet X: 5,0, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
24.11.21 von Nick Bornschein |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
13.02.23 von Tommy Braun - Deduktion muss man schon mögen und es kann einer schon einen Knoten ins Hirn zaubern, aber genau das liebe ich auch. Tip: spielt mindestens das erste Spiel auf jeden Fall als Solospiel kooperativ gegen die App. Als Solospiel (allein oder kooperativ) großartig. Kompetitiv gerne zu zweit, schon zu dritt solltet ihr keinen Slowbrainer mitspielen lassen, sonst kann es zu längeren Wartezeiten kommen, die in der Regel aber auch zum deduzieren genutzt werden können. Zu viert würde ich eher zu Spielen wie unangenehme Gäste raten. |
Leserwertung Die Suche nach Planet X / The Search for Planet X: 4.7, 3 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
14.09.20 von Heike - reinrassiges Deduktionsspiel mit App. Diese läuft fehlerfrei, auch die dt. Version. Köpfchen raucht sehr gut beim spielen. Wenn man einen Fehler drin hat, ist man fast raus. Solitäres Spiel, auch mit Solovariante. Man muss versuchen, aus den Zügen des Mitspielers noch Infos zu erhalten und den Planet schneller zu finden. Hört sich jetzt alles etwas neg an, aber es macht Spaß. 4 plus. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
24.09.20 von Ernst-Jürgen Ridder - Ist ok, aber vom Stuhl reißt es mich nicht. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
11.10.23 von Andreas K. - Oft ausverkauft, jetzt endlich auf der Messe bekommen. Vorab: das Design und Thema haben bei mir voll ins Schwarze getroffen, da ich mich für die Weltraum-Beobachtung sehr interessiere. Der Spielplan ist sehr atmosphärisch, die Observatorium-Figuren entsprechen ihren realen Vorbildern. Der sich sich drehende Nachthimmel ist toll und ein zentrales Spielelement. Auch wenn ich Apps in Brettspielen nicht mag: hier wurde es optimal eingebunden. Jedes Spiel ist dadurch anders. Zum Spielablauf selber wurde oben in der Vorstellung bereits alles geschrieben. Es ist einfach sehr spannend, den Aufenthaltsort von Planet X aufgrund Ausschlusskriterien und/oder Hinweisen von Mitspielern Stück für Stück einzugrenzen. Auch als Solospiel empfehlenswert, die KI ist hier allerdings sehr stark. Von mir glatte sechs Punkte und ein Highlight. Für Fans von Deduktionsspielen ein Pflichttitel. |