Rezension/Kritik - Online seit 30.07.2025. Dieser Artikel wurde 2929 mal aufgerufen.
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Wohin wollen Bergziegen bevorzugt? Richtig: "Auffi aum Berg!" (Übersetzung für Nicht-Ösis: "Hinauf auf den Berg!"). Denn nur wenn sie dort ganz oben am Gipfel stehen und ins Tal hinabblicken können, fühlen sie sich so richtig wohl. Nur dort bringen sie uns auch wichtige Siegpunkte im Spiel Mountain Goats. Fragt sich bloß, wie wir die Ziegen hinauf kriegen...
Die Berge müssen wir uns vor einer Partie zuerst aufbauen. Dazu dienen 18 Bergkarten mit den Werten von 5 bis 10, wobei die Werte 5 und 6 je 4 x vorkommen, die Werte 7 und 8 je 3 x, und die Werte 9 und 10 lediglich je 2 x. Die Karten werden nach Werten sortiert in sechs Spalten ausgelegt, wobei jeweils die Karten mit der Zahl im schwarzen Kreis zuoberst platziert wird. Darüber werden noch - passend zu den Werten der Karten - die Punkteplättchen bereitgelegt.
Unterhalb jeder Spalte stellen wir eine Bergziege in unserer Farbe, die darauf wartet, die Höhen zu erklimmen. Doch wie - um auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen - schaffen wir unsere Ziegen überhaupt vom Tal den Berg hoch? Dazu dienen die 4 Würfel, ganz normale, durchschnittliche Sechsseiter mit den üblichen Augenzahlen von 1 bis 6.
Und dies geht so: Sind wir an der Reihe, werfen wir alle vier Würfel genau einmal. Dann bilden wir aus den Augenzahlen Werte, bestehend aus einem, zwei, drei oder sogar allen vier Würfeln. Gültig sind dafür allerdings nur jene Werte, die sich auch auf den Bergkarten befinden, also von 5 bis 10. Für jeden auf diese Weise gebildeten Wert bewegen wir unsere entsprechende Ziege in ihrer Spalte um 1 Feld nach oben.
Ganz oben angelangt erhalten wir eines der darüber lagernden Punkteplättchen. Solange wir am Gipfel stehen, bringt uns jeder weitere entsprechende Wert ein zusätzliches Plättchen. Allerdings ist dort in luftiger Höhe - im Gegensatz zu allen weiter unten liegenden Feldern - nur Platz für eine einzige Ziege. Zieht also irgendeine Ziege auf den Gipfel, wird eine bereits dort stehende Ziege ins Tal gestoßen, sprich: die Figur wieder zurück vor das unterste Feld gestellt.
Es gibt noch eine Art von Plättchen, nämlich Bonus-Punkteplättchen, die wir dann erhalten, wenn wir einen kompletten Satz der sechs unterschiedlichen Punkteplättchen sammeln konnten. Der erste, der dies schafft, erhält das wertvollste Plättchen (Wert 15), die weiteren - auch für eine eventuelle zweite oder dritte Serie desselben Spielers - sind dann nur mehr 12, 9 und 6 Punkte wert.
Das Spiel endet, wenn entweder das letzte Bonus-Plättchen genommen wurde, oder drei Stapel der Gipfel-Plättchen leer sind. In einer Schlusswertung addieren wir die Punkte all unserer Plättchen. Erzielen wir die höchste Gesamtsumme, haben wir gewonnen und können uns getrost als GOAT ("Greatest of all times") feiern lassen.
Die Spielregel ist fast rekordverdächtig, denn ein einziges beidseitig bedrucktes Blatt in der Größe 21 x 10,5 cm - einmal gefaltet für gerade mal 4 Mini-Seiten - reicht aus, um wirklich alle Regeln leicht verständlich zu erklären, inklusive ausreichender Bebilderung. Dies dient als Beweis für simple Regeln, die ein schnelles Losspielen ermöglichen.
Die Spielidee erinnert ein wenig an den Würfel-Klassiker Can't Stop, bei dem ebenfalls vier Würfel geworfen werden, aus denen dann Würfelwerte gebildet werden. Allerdings gelten beim Spiel von Sid Sackson - im Gegensatz zu Mountain Goats - nur Würfelpaare. Ebenso sind hier alle Werte möglich, die mit 2 normalen Hexaedern erzielt werden können, also von 2 bis 12, während bei der letztjährigen Neuerscheinung lediglich die Werte von 5 bis 10 zählen.
Der größte Unterschied liegt aber darin, dass bei Mountain Goats bloß ein Mal gewürfelt wird. Es gibt also kein mehrmaliges Würfeln, kein Riskieren, kein Zocken, keine Wahrscheinlichkeitsabschätzung, und daher auch nicht die für Nervenkitzel sorgende Gefahr, bei einem missglückten Würfelwurf alle in diesem Spielzug bis dahin erreichten Erfolge wieder zu verlieren. Man könnte daher vereinfacht sagen: Mountain Goats ist ein bisschen wie Can't Stop ohne dem nach ihm benannten "Can't Stop"-Aspekt.
Wo gewürfelt wird, spielt das Glück naturgemäß eine größere Rolle. Durch die Regelung, aus den vier Würfeln beliebige Kombinationen bilden zu können, wird der Zufall eine wenig eingeschränkt, haben wir doch bis zu einem gewissen Maße etwas Entscheidungsfreiheit. Allzu großem Würfelpech wirkt zudem ein raffinierter Regelpassus entgegen. Würfeln wir nämlich mehr als einen 1er, dürfen wir alle diese Würfel bis auf einen auf eine beliebige Würfelseite drehen. Das schlechteste Würfelergebnis stellt somit der Wurf 1, 2, 2 und noch mal 2 dar, bei dem wir nur die Qual der Wahl zwischen einer einzigen 5, einer 6 oder einer 7 haben.
Taktisch - sofern man bei einem Würfelspiel überhaupt von Taktik sprechen kann - bieten sich uns generell zwei Möglichkeiten, Punkte zu sammeln. Einerseits durch Konzentration auf einzelne Zahlen, um dort - im Idealfall am Gipfel stehend - gleich mehrere Plättchen auf einmal sammeln zu können. Andererseits durch Vielfalt, um mit Punkteplättchen-Sets aus allen Werten wertvolle Bonusplättchen zu erhalten. Die Spielerzahl hat hierbei eine Auswirkung, denn zu viert ist es schon relativ schwierig, auf Bonusplättchen zu kommen, bevor einzelne Werte nicht mehr verfügbar sind, weil deren Stapel leer sind.
Das Spielmaterial ist - gerade für einen Kleinverlag - doch einigermaßen bemerkenswert. In der sehr kompakten Schachtel finden sich 24 schöne hölzerne Bergziegen, je 6 in vier Spielerfarben, vier normale Würfel, zahlreiche Punkteplättchen, sowie 18 Bergkarten. Letztere sind großformatig, weshalb die mit ihnen gebildete Spielfläche ziemlich viel Platz einnimmt. Jedenfalls ist die Schachtel randvoll gefüllt, sodass man bei diesem günstigen Verkaufspreis (etwa 14 Euro) schon von einem echten Schnäppchen sprechen kann.
Aber auch spielerisch kann ich Mountain Goats ohne Bedenken empfehlen. Die Meinung einiger Mitspieler, dass es besser wäre als Can't Stop, teile ich zwar nicht, aber das spannende Spielgefühl, gepaart mit einer sehr gut dazu passenden Spieldauer von etwa 20 Minuten, machen es zu einem idealen, lockeren Spielchen für Familien- und Gelegenheitsspieler, dem aber auch erfahrene Spieler ab und zu nicht abgeneigt sind.
Mittlerweile ist bereits eine Erweiterung mit dem Untertitel Der große Berg erschienen, die nicht nur Material für einen fünften Spieler beinhaltet, sondern auch einen neuen Spielplan mit zusätzlichen Einsetz-Optionen für die Zahlen von 11 bis 24, um bei der Schlusswertung weitere Punkte sammeln zu können. Mit einem Verkaufspreis von gerade mal 7 Euro eigentlich ein "must have" für alle Besitzer des Grundspiels.
Rezension Franky Bayer
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Mountain Goats:
5,0, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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28.02.25 von Franky Bayer - Nettes Würfelspiel, welches an Can't Stop erinnert. Macht Spaß, vor allem in Familien und in lockeren Spielerunden. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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13.10.23 von Roland Winner - Schicke Deine Ziegen auf 6 Berge und kassiere Gipfelprämien. Bleibst Du länger dort, besteht die Chance auf weitere Prämien. Leider befördert die nächste Ziege eines Mitspielers Deine Ziege sofort ins Tal. Durch 4 Würfel, deren Augen man auf verschiedene Berge aufteilen darf, steigen Ziegen bei gleicher Augensumme wie der Berg (5...10) dort auf. Flott gespielt und durchaus tricky. |
Leserwertung Mountain Goats:
5.0, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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13.10.23 von Thomas - Schließe mich an. Schönes kleines Würfelspiel und tricky |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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03.08.25 von DiSta - Das Spiel ist im Grunde eine Neuauflage des Spiels \"Level X\" mit einem aufgesetzten Thema... Level X kommt bei uns regelmäßig auf den Tisch, schnell erklärt und macht einfach Spaß! Insofern freue ich mich, dass dieses tolle Zockerspiel wieder erhältlich ist und man keine Mondpreise dafür abdrücken muss... Interessant finde ich, dass der Rezensent dies leider nicht erwähnt, obgleich er seinerzeit auch Level X besprochen hat und somit im Grunde das \"Vorgängerspiel\" eigentlich kennen müsste... |