Rezension/Kritik - Online seit 02.04.2023. Dieser Artikel wurde 1635 mal aufgerufen.

Aetherya

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Autor: François Bachelart
Verlag: HUCH!
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 1 - 4
Dauer: 20 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2022
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
5,0 5,0 Leser
Ranking: Platz 2995
Aetherya

Spielziel

Nach intensivem Studium unzähliger Fantasyfilme, -bücher und auch -spiele komme ich zu folgendem Schluss: Menschen fühlen sich in Ebenen am wohlsten und vertragen sich mit Zwergen und auch mit Elfen einigermaßen gleich gut. Zwerge und Elfen hingegen hegen eine gewisse Feindschaft zueinander, was vielleicht auch mit ihrer Vorliebe für verschiedene Landschaftsformen - Zwerge bevorzugen Berge, Elfen wiederum Wälder - zu tun hat. Und Kobolde mag sowieso keiner, weshalb diese sich am liebsten in Sümpfen aufhalten.

Kann schon sein, dass die Ergebnisse meiner jahrelangen Recherchen von Wissenschaftlern widerlegt, von Gremien zerpflückt und von Gelehrten verdammt werden. Aber die Herausgabe eines neuen Werkes dürfte meine fantasy-soziologischen Thesen durchaus bestätigen, denn in Aetherya verhalten sich die einzelnen Rassen genauso wie in meinen gewonnenen Erkenntnissen.

Ablauf

Nun gut, die erwähnten Wesen - Menschen, Zwerge, Elfen und Kobolde - kommen auf quadratischen "Königreichkarten" vor. Diese Stammeskarten weisen zudem noch Symbole und Banner auf, welche ihre Landschaftsvorlieben und die von ihnen gehassten Stämme angeben. Weiters finde ich unter den Königreichkarten noch die Landschaften Ebene, Berg, Wald und Sumpf, sowie Drachen und Magische Portale, auf die ich aber jetzt noch nicht eingehen will.

Vom gut gemischten Stapel ziehe ich vier (unterschiedliche) Karten und lege sie offen zu einem Quadrat aus. Rundherum lege ich anschließend noch 12 Karten verdeckt aus, sodass mein persönliches Königreich schließlich aus einem Raster aus 4 x 4 Karten besteht.

Daneben gibt es noch eine andere Sorte Karten: die Legendenkarten. Diese weisen eine bestimmte Bedingung auf (beispielsweise 3 Berge), sowie die Anzahl der Harmoniepunkte, die ich am Spielende erhalte, wenn ich die Bedingung erfülle. Vom Legendenstapel werden acht Karten offen ausgelegt.

Der Spielablauf ist denkbar einfach. Bin ich an der Reihe, ziehe ich zuerst eine Karte, entweder die oberste Karte vom Nachziehstapel oder die oberste Karte vom offenen Ablagestapel. Diese Karte kann ich in mein Königreich einbauen, indem ich sie gegen eine beliebige Karte austausche, egal ob diese offen oder verdeckt ausliegt. Will ich die Karte hingegen nicht, kann ich sie auch einfach abwerfen, muss dafür aber eine beliebige verdeckte Karte meines Königreichs wenden. Schließlich kann ich noch eine Legendenkarte nehmen, wenn ich die darauf angegebene Bedingung erfülle.

Sobald bei einem Spieler sämtliche Karten seines Königreichs aufgedeckt wurden, ist die Partie sofort zu Ende. Nun decken die anderen Spieler noch all ihre verdeckte Karten auf. Anschließend findet die Punktwertung statt, bei der ich Harmoniepunkte für meine gesammelten Legendenkarten und meine Stämme erhalte. Bei Letzteren werden sowohl angrenzende Landschaften (meist Pluspunkte), als auch Konflikte mit angrenzenden verfeindeten Stämmen (stets Minuspunkte) gewertet. Auch Drachen können mir noch Harmoniepunkte bringen, dazu aber später mehr. Konnte ich insgesamt die meisten Harmoniepunkte erzielen, gewinne ich die Partie.

Fazit

Schiebt man das Fantasy-Setting beiseite, kommt ein schon bekanntes Spielprinzip zum Vorschein. Das allmähliche Aufdecken einer eigenen verdeckten Kartenauslage, mit der Absicht, die Punkteausbeute zu optimieren, kennen wir schon aus den Kartenspielen Skyjo (Magilano) bzw. HiLo (Schmidt Spiele). Bei diesen abstrakten Kartenspielen geht es darum, möglichst wenige Minuspunkte zu erreichen, was unter anderem auch durch das gezielte Entfernen von Reihen/Spalten ermöglicht wird.

Karten kommen bei Aetherya keine aus dem Spiel, außerdem will man nun vielmehr ein Maximum an Punkten erzielen. Und dies ist weit weniger offensichtlich als die deutlich aufgedruckten Zahlenwerte bei den genannten Kartenspielen. Hier kann auf unterschiedliche Weise gepunktet werden. Schauen wir uns deshalb die einzelnen Möglichkeiten an.

Landschaften bringen Punkte, wenn sie orthogonal angrenzend an jene Stammeskarten gelegt werden, welche genau diese bevorzugen. Ideal ist es, wenn dieselbe Landschaft gleich an mehrere passende Stammeskarten grenzt, zusätzlich können Portale für Verbindungen genutzt werden.

Ein Magisches Portal verbindet nämlich alle vier benachbarten Karten miteinander, mit Ausnahme von Kobolden, welche keine Portale benutzen können. Theoretisch könnte eine einzelne Stammeskarte auf diese Weise mit 8 passenden Landschaften verbunden sein (oder umgekehrt). Allerdings ist die Anzahl der Karten beschränkt, sodass es gilt, bei der Auswahl auch darauf zu achten, was die Mitspieler so sammeln.

Auch Drachen können wertvolle Punkte bringen, vorausgesetzt sie sind gezähmt! Um einen Drachen zu zähmen, müssen gleich zwei gleiche Stammeskarten (außer Kobolde) daran grenzen, notfalls auch über Portale. Die Punkte steigen zudem für jeden Drachen im Königreich, von bloß 3 Punkten bei nur einem Drachen bis zu 6 Punkten bei 3 Drachen. Ungezähmte Drachen zählen hingegen entsprechend Minuspunkte. Drachen und Portale sind übrigens die einigen Königreichkarten, welche - einmal aufgedeckt - nie ausgetauscht werden dürfen.

Und schließlich sind da noch die Legendenkarten, von denen man sich in jedem Zug maximal eine nehmen darf, sofern man die angegebene Bedingung erfüllt. So werden "Allianzen" oder "Schlachten" zwischen unterschiedlichen Stämmen belohnt, "Föderationen" für mehrere miteinander verbundene Stammeskarten derselben Sorte, "Landstriche" für gleiche zusammenhängende Landschaften, oder "Vielfalt", wenn im Königreich alle vier Stämme vertreten sind. Die Punkteausbeute liegt zwischen 2 und 4 Punkten, welche man auch dann behält, wenn die Bedingung später nicht mehr erfüllt sein sollte.

Aufpassen heißt es hingegen, dass man keine verfeindeten Stämme nebeneinander platziert, denn für jeden auf diese Weise entstandenen Konflikt erhält man 2 Minuspunkte. Dies gilt sogar für Goblins, welche über ein Portal mit einem verhassten Stamm verbunden sind.

All diese Informationen sind mit Symbolen auf den Karten angeführt. Obwohl die Symbolik eigentlich einleuchtend ist, kann man dennoch nicht gleich alles auf einen Blick erfassen. Während man bei Skyjo & Co. durch die Zahlenwerte relativ schnell und klar den Spielstand abschätzen konnte, muss hier schon ein wenig mitgerechnet werden.

Meine allererste Partie, die ich mit erfahrenen Spielern und richtigen Veteranen absolvierte, fühlte sich recht komisch an. Es wurde gnadenlos taktiert, kalkuliert und über den optimalen Zug gegrübelt. Dies ist aber die völlig falsche Herangehensweise, sich auf Aetherya einzulassen. Der durch die Karten naturgemäß hohe Glücksanteil, zusammen mit beschränkten Optionen (bloß die jeweils obersten Karten des Ablagestapels und des Nachziehstapels stehen zur Auswahl), lassen gar keine längerfristige Planung zu.

Nein, Aetherya will ganz einfach lediglich ein lockeres Spiel sein, welches munter draus losgespielt werden soll. Nimmt man es als genau solches, ist kurzweiliger Spielspaß garantiert. Mit gerade mal 20 Minuten Spieldauer - Analyse-Paralyse ist hier absolut unangebracht! - hält sich der Frust bei mangelndem Kartenglück oder an falscher Stelle auftauchender Karten in Grenzen. Aetherya ist - finde ich - bestens geeignet als "Opener" oder "Absacker" eines Spieleabends oder einfach als unterhaltsames Spielchen für Zwischendurch.

Die Spielregel wartet noch mit ein paar Varianten auf. Etwa mit einem (mäßigen) Solo-Modus, bei dem man über 3 Durchgänge spielt, in denen man bestimmte Legendenkarten erfüllen, sowie den durch diese ermittelten Punktewert übertreffen muss. Oder mit einem kooperativen Spiel, bei dem jeder Spieler mindestens so viele Harmoniepunkte erzielen muss, wie die abgeworfenen (das sind nicht rechtzeitig erfüllte) Legendenkarten vorgeben.

Die interessanteste Variante ist aber mit Sicherheit jene, bei der zusätzliche Plättchen mit Charakteren und Gegenständen zum Einsatz kommen. Jeder Spieler bekommt sein eigenes Set aus 12 Plättchen, welche er zu Beginn mischt und verdeckt auf die äußeren Karten seines Königreichs legt. Wer eine Karte aufdeckt oder austauscht, kann sich das darauf liegende Plättchen nehmen und seinen Effekt nutzen, beispielsweise einen Drachen automatisch zu zähmen, einem Mitspieler einen Gegenstand zu stehlen oder die Plätze zweier Karten im Königreich zu tauschen. Eine Besonderheit sind die "Steine der Macht", welche am Spielende Extra-Harmoniepunkte bringen. Aetherya wird durch diese Plättchen zwar eine Spur taktischer, verliert im Gegenzug jedoch seine Leichtigkeit, weshalb ich auf jeden Fall das Grundspiel vorziehe.

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Aetherya: 4,0 4,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 12.10.22 von Franky Bayer - Nettes, lockeres Kartenablegespiel in der Tradition von Skyjo. In der richtigen Zielgruppe der Gelegenheitsspieler an der Grenze zur Spielreiznote 5.

Leserbewertungen

Leserwertung Aetherya: 5,0 5.0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.09.22 von Kichererbse - Aetherya ist ein gehobenes Familienspiel für 1-4 Spieler ab 10 Jahren mit einer Spieldauer von 20-30 Minuten. Worum geht es? In Aetherya warten unerkundete Wildniss und ein sich ständig wandelndes Königreich auf euch. Menschen, Elben, Zwerge, Goblins und Drachen leben hier, aber vertragen sich nicht immer. Werdet ihr Geschichte schreiben oder wird euer Königreich in Konflikten untergehen? Ihr habt es in der Hand, das Land nach euren Vorstellungen zu formen und alle Einwohner Aetheryas friedlich unterzubringen. Aber passt auf, dass eure Nachbarkönigreiche euch nicht zuvorkommen. Zum Spielablauf: Im Kern hat das Spiel einen simplen Kartenzieh- und Legemechanismus, um das harmonische Königreich mit unterschiedlichen Stämmen und Landschaften aufzubauen. Neben dem Grundspiel hat Aetherya noch einen Solomodus, eine kooperative Spielvariante sowie eine Erweiterung mit verdeckten Plättchen zu bieten, die die Interaktion, die Spieltiefe und den Wiederspielreiz erhöhen. Aetherya ist schnell erlernt, auch flott gespielt und hat uns großen Spaß gemacht. Es wird zukünftig immer wieder auf den Tisch kommen. Sehr empfehlenswert und Daumen hoch!

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