Rezension/Kritik - Online seit 18.02.2024. Dieser Artikel wurde 945 mal aufgerufen.

Black Friday

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Autor: Friedemann Friese
Verlag: 2F-Spiele
Rezension: Michael Andersch
Spieler: 2 - 5
Dauer: 45 - 60 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Jahr: 2023
Bewertung: 3,0 3,0 H@LL9000
3,0 3,0 Leser
Ranking: Platz 5378
Black Friday

Spielziel

Alle Spieler versuchen, durch Aktienhandel und geschickte Kursmanipulationen das meiste Geld zu erwirtschaften bzw. ihr Vermögen in die stabile Währung „Gold“ zu transferieren, bevor es zum großen Börsencrash kommt.

Ablauf

Der Spielplan besteht im Wesentlichen aus einer Kurstabelle, auf der die aktuellen Werte von 5 Aktienfarben angezeigt werden.
Daneben gibt es einen Aktienmarkt mit verfügbaren Aktion, sowie einen Verkaufsbereich. Beide werden zu Spielbeginn zufällig bzw. nach Plan mit Aktien (dargestellt durch farbige Köfferchen aus Holz) bestückt. Die restlichen Aktien verbleiben im Beutel, aus dem sich jeder Spieler zu Beginn noch 5 Aktien ziehen und hinter seinen Sichtschirm legen darf. Dazu erhält man etwas Geld und los geht es.
Ist man am Zug, so hat man 3 Optionen: Entweder kauft oder verkauft man Aktien, oder man erwirbt Gold. Die jeweils erlaubten handelbaren Mengen sind zu Beginn des Spiels gering und steigen im Laufe der Partie an.
Kauft man Aktien, so nimmt man diese aus dem Markt und legt eine zusätzliche Aktie in die „Aktienkaufleiste“.
Verkauft man Aktien, so legt man diese in den Markt und entfernt zusätzlich eine Aktie aus dem Aktienverkaufbereich.
Sowohl durch den Kauf als auch durch den Verkauf ist es möglich, dass sich einzelne Kurse in geringem Maße verändern
Kauft man Gold (dessen Preis im Spielverlauf stetig steigt), so legt man eine Aktie aus dem Markt auf die „Goldkaufleiste“.

So verläuft das Spiel reihum, bis auf einem der 3 Bereiche (Aktienkaufleiste, Aktienverkaufbereich, Goldkaufleiste) genau 5 Aktien liegen. Dann wird das Spiel kurz unterbrochen und eine „Kursänderung“ ausgelöst.
Wir ziehen aus dem Säckchen mit den verbleibenden Aktien zufällig eine ebenfalls im Spielverlauf steigende Anzahl an Aktien. Deren Farbe und Anzahl beeinflusst dann, wie sich die Kurse der jeweiligen Farben entwickeln, wobei teils enorme Kurssprünge sowohl nach oben als auch nach unten möglich sind.
Zudem kommen im Spielverlauf immer mehr schwarze Koffer in den Sack. Diese beeinflussen die Kurse negativ, wirken sich aber positiv auf den Goldpreis aus.
Das Spiel endet, sobald der Goldpreis seinen Maximalwert erreicht hat. Es gewinnt, wessen Kapital (bestehend aus Gold und dem Wert des verbleibenden Aktienbestandes) am größten ist.

Fazit

Black Friday ist eine überarbeitete Neuauflage des vor einigen Jahren bei Kosmos erschienenen Schwarzer Freitag, welches in einigen Punkten verändert wurde – teils „mechanisch“ (so gibt es nun keine vierte Aktion „Passen“ mehr), teils nur „kosmetisch“ (aus Silber wurde z.B. Gold). Die aus meiner Sicht wesentlichste Änderung ist, dass man nun nicht mehr per Subventionen mit frischem Geld versorgen kann, wofür man allerdings Zinsen zahlen musste, sondern dass man ein Anfangskapital hat, und dieses muss – zusammen mit dem geschickten An- und Verkauf von Aktien ausreichen, seine Ausgaben im Spiel zu decken.

Die Ausstattung des Spiels ist ordentlich – in keiner Hinsicht außergewöhnlich, aber zu bemängeln gibt es auch nichts. Alles ist zweckdienlich, wurde aber optisch von einem Teil meiner Mitspieler als nicht sonderlich ansprechend empfunden. Nichtsdestotrotz ist die Führung durch das Material gut – auf dem Spielplan sind viele kleine Merkhilfen aufgedruckt.

Als nicht so positiv bewerte ich die Anleitung. Dieses Problem habe ich leider sehr häufig mit 2F-Spielen – es steht irgendwie alles drin, aber in meinen Augen recht umständlich beschrieben, was aber auch dem als nicht sehr intuitiv empfundenen Ablauf geschuldet sein mag. So einfach es nach der Spielbeschreibung auch klingen mag ist es im Grunde auch, dennoch sind einzelne Vorgänge immer leicht unterschiedlich: Mal wird was aus dem Markt auf eine Leiste gelegt, dann von einer genommen und in den Markt gelegt, dann gibt es 3 Aktienverkaufbereiche die nacheinander abgehandelt werden, aber nach dem Dritten wird (aus mir unerfindlichen Gründen) nur noch mehrfach mit dem zweiten Bereich gearbeitet.

Daraus entsteht ein Aktienkreislauf, der wie folgt aussieht: Aktien im Markt, auf den Verkaufsleisten und im Besitz der Spieler sind nicht im Säckchen, können also bei einer Kursänderung dort nicht gezogen werden und unterliegen somit mit steigender Wahrscheinlichkeit einem Kursverfall. Es gilt also, Aktien von zu pushenden Farben durch Kauf oder Goldkauf auf die entsprechenden Leisten zu bringen, von wo aus sie dann wieder ins Säckchen wandern können.

Da aber im Spielverlauf erstens immer mehr Aktien dem Säckchen entnommen werden als hinein wandern, und zweitens der Anteil an schwarzen Koffern im Säckchen stetig steigt, steuern die Kurse nach einem teils rasanten Anstieg im ersten Spieldrittel und einem eher flachen Verlauf im zweiten Drittel mit teils unerwarteten und deutlichen Ausreissern nach oben und unten dann im dritten Drittel rasch auf einen Börsencrash zu.

Dieser Mechanismus ist fein ausgedacht und simuliert vor allem in den ersten beiden Dritteln die Unwägbarkeiten eines echten Aktienmarktes auch sehr gut. Unwägbarkeiten ist dabei aber leider das Stichwort, denn ich empfinde den Glücksanteil bei den Kursbewegungen als deutlich zu hoch. Die Kursbewegungen sind kaum beeinflussbar – die paar wenigen Aktien, die von den Aktien- und Goldkaufleiste in den Beutel wandern, ändern zwar die Wahrscheinlichkeit zu Gunsten der jeweiligen Farben, aber weil die Spieler oft diversivizierte Aktienbestände haben, wandern dadurch dann oft auch alle möglichen Farben in den Beutel – und was dann gezogen wird, ist pures Glück.

Dies ist dann auch mein Haupt-Kritikpunkt am Spiel, den ich aber als so gravierend empfinde, dass ich mich ziemlich gespielt finde.

Bislang nicht erwähnt habe ich „M.I.S.B.“ (Minimal intelligenter Börsenmakler Service) – einen Bot, der einen (oder auf Wunsch auch mehrere) Mitspieler simuliert. Dieser ist bei zwei Spielern Pflicht, zu dritt und viert optional. Er unterliegt hinsichtlich seiner Aktionen einigen „wenn dies, dann jenes“-Bedingungen und ist ein kleines bisschen sperrig in der Handhabung, funktioniert aber recht gut. Im Grunde könnte man auch selbst nach genau den gleichen Regeln vorgehen und würde nicht schlecht damit fahren. Ich habe sogar spaßeshalber einfach mal 3 M.I.S.B.s gegeneinander antreten lassen – Spielverlauf, Ergebnis und „Gesamtfeeling“ haben sich nicht wesentlich vom Spiel dreier menschlicher Gegner unterschieden.

Zuammenfassend kann ich sagen: Wer eine gut funktionierende Börsensimulation sucht und sich am hohen Glücksanteil nicht stört, dem sei Black Friday auf jeden Fall empfohlen. Mir selbst ist die Unplanbarkeit allerdings zu hoch – bei mir wird das Spiel eher nicht mehr auf den Tisch kommen.

Rezension Michael Andersch

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Black Friday: 3,0 3,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 02.01.24 von Michael Andersch - Interessanter Mechanismus, aber grauselige Regel (speziell der Teil der Kursanpassung). Leider konterkariert der Preismechanismus mit dem zufälligen Ziehen der Aktien aus dem Säckchen sehr stark den ansonsten eher planbaren Part des Kaufens und Verkaufens. Das bildet zugegebenermaßen die Realität gut ab, fühlt sich aber spielerisch nicht ganz passend an und ist mir unter dem Strich deutlich zu glücksabhängig.

Leserbewertungen

Leserwertung Black Friday: 3,0 3.0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.02.24 von Dietrich - Ein Versuch, ein damals eventuell durch die schlechte Regel kaum spielbares Spiel erneut auf den Markt zu bringen. Da heutzutage ja fast alle deutschen Spiele englische Titel haben (müssen), fällt es nicht besonders auf, dass "Black Friday" schon einmal unter dem deutschen Titel "Schwarzer Freitag" bei KOSMOS gab. Folgt man der Rezension, hat sich spielmechanisch kaum etwas geändert. Schade, ich hatte gehofft, dass ich mit einer überarbeiteten Regel meiner KOSMOS-Version neues Leben hätte einhauchen können - nun habe ich sie endgültig entsorgt.

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