Rezension/Kritik - Online seit 25.10.2024. Dieser Artikel wurde 962 mal aufgerufen.
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Du baust dein eigenes Korallenriff vom Grund aus auf und versuchst, die Korallen so clever anzuordnen, dass viele Meerestiere dort zu sehen sind und sich im Riff eine bunte und vielfältige Farblandschaft bildet.
Es werden 10 Runden mit je einer Aktions- und Wertungsphase gespielt. Jeder Spieler ist in jeder Runde 1-mal am Zug. Zur Vorbereitung legt jeder Spieler sein Start-Lumino (Korallen-Plättchen) in die Mitte seines Riffs. Weitere 4 Luminos aus dem Beutel liegen vor ihm und 4 Luminos in der Tischmitte als Auslage (Atoll). Dann bekommt noch jeder Spieler 4 Wertungs-Plättchen in vier Farben.
Ablauf eines Spielzuges:
AKTIONS-Phase:
Optional: Hast du bereits genutzte Wertungs-Plättchen mit der Qualle oben liegen, darfst du davon jetzt beliebig viele ausgeben. Dazu nimm 1 - 4 Luminos je Wertungs-Plättchen, das du ausgeben willst, aus dem Atoll oder deiner Auslage. Diese Luminos kommen in den Beutel, aus welchem nach Mischung genau so viele Plättchen gezogen werden und ins Atoll / eigene Auslage zurück kommen, je nach Herkunft.
1) Wähle 1 Lumino aus deiner Auslage und lege es ins Atoll. Luminos bestehen aus 2 Feldern, die immer eine Zahl (1 ... 6) zeigen und teilweise ein Meerestier.
2) Wähle genau EINE Aktion und führe sie aus:
A = Kalkstein-Marker nehmen: Nimm so viele Kalkstein-Marker, wie die Zahl (1 ... 6) auf dem zuvor ins Atoll gelegten Lumino anzeigt. Fülle damit deinen Vorrat auf (max. auf 10).
B = 1 Lumino aus eigener Auslage nehmen: Wähle 1 der 3 verbliebenen Luminos aus deiner Auslage und nimm es auf die Hand.
C = 1 bis 3 Luminos einer anderen Farbe aus dem Atoll nehmen: Wähle 1 - 3 Luminos von genau EINER Farbe vom Atoll und nimm diese auf die Hand. Sie müssen eine andere Farbe haben, als das Lumino, das du im Schritt 1) ins Atoll gelegt hast.
3) Überprüfe, wie viele Luminos im Atoll liegen: Sind dort weniger als 4 Luminos, fülle aus dem Beutel nach, bis es 4 sind.
4) Luminos ins Riff legen: Hast du Luminos auf der Hand, musst du sie nun in beliebiger Reihenfolge in dein Riff legen bzw. abwerfen. Im Riff gibt es Wasser- und Kalksteinfelder.
Ein neues Lumino im Riff muss mind. 1 Kante eines Korallenfeldes berühren, das die gleiche Farbe hat ODER es liegt auf einem Korallenfeld gleicher Farbe auf. Nie dürfen Luminos - die je aus 2 Feldern bestehen - deckungsgleich auf ein anderes Lumino gelegt werden. Bei Platzierung auf einem Wasserfeld ist 1 Kalkstein zu zahlen, denn Korallen benötigen diesen als Besiedlungsboden.
Kannst / willst du ein Lumino nichts ins Riff legen, wirf es in den Beutel und verliere 1 Siegpunkt.
Ende des Spielzuges: Der nächste Spieler im Uhrzeigersinn ist dran. War jeder Spieler am Zug, geht es zur WERTUNGS-Phase.
WERTUNGS-Phase:
1) Jeder Spieler füllt seine Auslage auf 4 Luminos auf.
2) Optional: Jeder Spieler darf EINE Farbwertung durchführen, womit er eine von vier Farben - er hat entsprechend 4 Wertungs-Plättchen - im Riff überprüft. In jeder Ebene des Riffs wertet genau 1 sichtbares Korallenfeld mit niedrigster Zahl in der Wertungs-Farbe. Nach der Wertung gibt es noch einige Kalkstein-Marker, abhängig von der Position der Schildkröte (Rundenmarker). Jeder Spieler im Uhrzeigersinn entscheidet, ob er für sich auch eine individuell gewählte Farbe wertet oder nicht.
3) Der Spieler, der zuvor die letzte Farbwertung gemacht hat, wird neuer Startspieler. Gab es keine Wertung, ändert sich nichts.
4) Die Runden-Schildkröte zieht 1 Feld weiter. Nach 10 Runden endet das Spiel.
Spielende:
Es folgt die Schlusswertung in 4 Schritten für jedes Riff.
1) 2 SP je Wertungs-Plättchen mit Qualle oben.
2) 1 SP je 2 Kalksteine im Lager.
3) Max. 8 - 14 SP je Tierart, wenn diese sichtbar sind.
4) 4 oder 2 SP je Farb-Mehrheit bzw. 2. Rang für sichtbare Felder.
Es gewinnt die Partie, wer die meisten SP erzielt.
Patt: Der Beteiligte mit mehr Kalksteinen ist im Vorteil.
Plättchen-Legespiele gehen immer, finde ich. Daher war ich direkt interessiert an Rita Modl's Neuheit Lumicora und auch, weil mir diese Autorin letztes Jahr positiv durch ihr Spiel Kuhfstein aufgefallen ist. Ihr neues Werk überrascht nach dem Öffnen durch die sehr großen Spieler-Tableaus, die die volle Fläche einnehmen, wie sie die übliche quadratische Spieleschachtel hat, also 30 mal 30 cm, ebenso groß ist der allgemeine Spielplan. Dazu sind die vielen Korallen-Plättchen mit 7 cm Länge ordentlich groß und auch dick. Das ist gut so, denn im Riff stapeln sich diese Plättchen häufig und liegen dort dank ihrer Größe solide und ohne Verrutschungsgefahr. Dadurch sind später Wertungen übersichtlich durchzuführen, denn man muss die Ebenen der Plättchen eindeutig erkennen können.
Insbesondere Familien werden sich freuen, da das Material den evtl. noch etwas ungelenken haptischen Fähigkeiten von Kindern entgegen kommt. Neben dem beschriebenen Material finden sich u. a. noch schöne Holzfiguren, wie ein großer Oktopus als Startspielermarker, eine Schildkröte zum Rundenzählen, Fische für die Siegpunktleiste und viele Kalksteinmarker. Alles in allem gefällt mir die Austattung sehr gut und praktikabel ist sie auch, wobei ich noch erwähnen will, daß der Spieletisch nicht klein sein sollte.
Zum Regelheft gibt es auch nur Gutes zu sagen, denn da stimmt alles. Viele Beispiele mit Spielsituationen, klaren Formulierungen und Struktur erleichtern den Einstieg. Und zum Schluss gibt es eine ganze Seite als Übersicht, die man m.E. kopieren und jedem Mitspieler geben sollte. Für Interessierte sind 2 informative, schön bebilderte Seiten über den Global Nature Fund enthalten, der sich für den Schutz und die Wiederherstellung von Korallenriffen einsetzt.
Eine Partie Lumicora mag zunächst kurz erscheinen, denn man ist nur 10-mal dran. Das täuscht, denn ab der 2./3. Runde tut sich einiges im Riff. Fast immer lockt die Auslage der Korallenplättchen im Atoll, aus der man bei Gelegenheit bis zu 3 Plättchen einer Farbe nehmen kann.
Jedoch muss gut mit dem Vorrat an Kalksteinen gehaushaltet werden, denn die Besiedlung auf den vielen Wasserfeldern im Riff benötigt Kalksteine. So kann halt in jeder Runde nicht alles umgesetzt werden, was Fortschritt verspricht. Das Dilemma bei der Platzierung von Korallenplättchen ist, dass diese jeweils sowohl eine Ziffer tragen, als auch oft eine Abbildung eines Riffbewohners. Letztere möchte man später nicht überdecken, da sie zum Spielende viele Punkte einfahren, wenn sie denn häufig im Riff vorkommen. Der besondere Clou von Lumicora sind m. E. die Zahlen - in unterschiedlicher Häufigkeit vorkommend -, weil sich bei guter Einschätzung der in der Partie noch möglichen Werteverteilung lukrative Punkte-Gelegenheiten ergeben können.
Es hilft somit sehr, die Häufigkeiten zu kennen. Bei jedem Zug ist die Herausforderung, wie man ggf. neue Luminos optimal in sein Riff einbaut, dabei bedenkend, welche Felder später zur Wertung sichtbar sein sollen. Beispiel zu einer 2-Pers.-Partie: "1" und "6" sind je 4-mal im Beutel, "2" und "5" je 12-mal, "3" genau 24-mal, "4" genau 12-mal. Dem entsprechend sind die Mittelwerte sehr häufig vertreten. Man möchte in einer wertenden Ebene natürlich keine "1" oder "2" sehen.
Bei den Farbwertungen, die in jeder Ebene des Riffs die niedrigste Zahl werten, ist es tricky, sich nicht durch Spielfehler die Wertung zu schlecht zu gestalten. Die Hall9000-Kurzspielregel zeigt auf Seite 3 die Verteilung der Werte- und Riffbewohner je Ziffer und Spielerzahl an. Unbedingt ausdrucken! Nun ist es so, daß jeder Spieler ingesamt nur 4 Wertungen machen kann, jede Farbe 1-mal. Daher ist der optimale Zeitpunkt dafür gut zu planen. Eine hilfreiche Regel bringt auch noch einen Nutzen aus schon verbrauchten Wertungs-Plättchen, da jedes dieser Plättchen zum Austausch von bis zu 4 Korallenplättchen vom Atoll oder der eigenen Auslage in den Beutel und anschließender Neubefüllung der geleerten Auslage genutzt werden darf. Durch diese Möglichkeit können ggf. zu gute Vorlagen für die Mitspieler im Atoll beseitigt oder die eigene Auslage mit besseren Luminos bestückt werden.
Die wenigen Optionen bieten überraschend viel Tiefe und Handlungsmöglichkeiten. Lumicora mag man aus dem Bauch heraus spielen oder analytisch angehen. Spielspaß ist durchweg garantiert. Jede Partie kann anders verlaufen, da auch der Plättchendurchsatz wesentlich schwankt, je nach Strategie, Durchmischung, Farbsituation im Riff und Spielerzahl. Generell machen Partien in jeder Spielerzahl Spaß, es gibt aber unterschiedliche Chancen für die Tierwertung zum Spielende, da diese unterschiedlich häufig im Beutel sind. Wer es anspruchsvoller möchte, kann die B-Seite des Riffs nutzen und/oder die geänderte Tierwertung. Mangels Spielgelegenheiten konnten diese nicht getestet werden.
Nun denn, wie man meinen Zeilen entnehmen kann, ist Lumicora ein interessantes, schönes, leicht erlernbares und kurzweiliges Spiel. Man hat immer etwas zu bedenken und die Chancen auf wertvollere Korallen für lukrative Wertungen für das eigene Riff halten die Spannung auf hohem Niveau. Lumicora unterhält bestens und hat eine schöne Tischpräsenz.
Rezension Roland Winner
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Lumicora: 5,0, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
15.08.24 von Roland Winner - Kniffliges Plättchen-Legespiel mit sehr schöner Tischpräsenz. Jeder Spieler legt über 10 Runden lang in sein Riff (sehr großes Tableau) immer einige (dicke) Korallen-Plättchen, die es in 4 Farben gibt. Alle Plättchen zeigen eine Zahl (1 - 6) und manche noch ein Tier. Jeder Spieler kann in der Partie jede Farbe irgendwann genau 1-mal werten, was aber sehr tricky ist, da es in dem Moment auf sichtbare Zahlen der wertenden Farbe und deren Ebenen ankommt. Es darf somit in mehreren Ebenen im Riff gebaut werden. Je Ebene im Riff zählt nur der niedrigste Wert. Zum Spielende bringen noch sichtbare Rifftiere weitere Punkte. ----- Wenige Regeln ermöglichen hier sehr viel Spielspaß. Varianten sorgen für Abwechslung. Die 2. KSR zeigt nur die Spielhilfe. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
26.10.24 von Frank Gartner - Die Regeln sind relativ einfach, dennoch bietet Lumicora eine hohe Spieltiefe. Zwar hat jeder Spieler sein eigenes Tableau, auf welchem er baut, dennoch muss man die Mitspieler beobachten, um deren Strategien zu verstehen und darauf entsprechend reagieren zu können. Mit den diversen Varianten ist für langanhaltenden Spielspaß gesorgt. |
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