Rezension/Kritik - Online seit 11.08.2025. Dieser Artikel wurde 801 mal aufgerufen.
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"Willkommen in der funkelnden Welt von CRYSTALLA! In diesem Legespiel erschaffst du dein eigenes Kunstwerk aus 12 Kristallkarten."
Diese ersten zwei Sätze der Spielregel sind schon die ganze thematische Einbindung des Themas Kristalle ins Spiel. Mehr braucht es auch nicht, denn eigentlich ist es ja völlig "wurscht" (wie wir Österreicher zu sagen pflegen), ob auf den Plättchen, mit denen wir unsere eigene, hoffentlich punkteträchtige Auslage bilden, Farbkleckse, Muster, Landschaften oder Blumen abgebildet sind.
Die Kristalle kommen einerseits auf 90 quadratischen Karten vor, die jeweils in zwei (unterschiedlich geformte) Hälften geteilt sind, andererseits auch als "Kristallstücke" auf Plättchen in den beiden vorkommenden Formen. Es gibt sieben verschiedene Kristalle: Turmalin, Amethyst, Rubin, Smaragd, Zitrin, Diamant und Hämatit, die sich sowohl in der Farbe als auch vom Wertungsschema (dazu später) deutlich unterscheiden.
Die Karten werden zu Beginn gemischt. Jeder Spieler erhält 3 Karten, die er an sein Starttableau anlegt. Der Rest wird in neun etwa gleich hohe Stapel aufgeteilt, die zu einem Raster aus 3 x 3 Stapeln ausgelegt werden. Die jeweils oberste Karte wird aufgedeckt. Danach platziert jeder die 3 Spielsteine in der Farbe seines Starttableaus auf eine Ecke des Rasters. Schließlich werden noch alle Kristallstücke gemischt. Je 2 der beiden unterschiedlichen Formen werden aufgedeckt, sie bilden eine offene Auslage.
Ein Spielzug besteht nun aus zwei Schritten: Wer am Zug ist, nimmt zuerst alle Steine auf einem Kartenstapel, auf dem mindestens einer seiner Spielsteine liegt. Diese Steine verteilt er nun der Reihe nach, indem er jeweils einen Stein auf einen benachbarten Kartenstapel legt, den nächsten auf einen an diesen angrenzenden Stapel, usw. Dabei darf er weder diagonal noch rückwärts ziehen.
Danach nimmt er sich die oberste Karte von jenem Kartenstapel, auf den er den letzten Spielstein platziert hat. Diese Karte baut er anschließend - beliebig gedreht - in seine persönliche Auslage ein. Diese darf dabei ein Raster von 3 x 4 (drei Karten vertikal und vier Karten horizontal) nicht überschreiten, außerdem muss in jeder der 4 Spalten die Karte so weit unten wie möglich angelegt werden. Abschließend deckt der die oberste Karte des entsprechenden Kartenstapels auf.
Wenn der Spieler beim Verteilen der Spielsteine zwei gleichfarbige Spielsteine auf einem Kartenstapel zusammenlegt, wählt er am Ende seines Zuges 1 der offen ausliegenden Kristallstücke, womit der Besitzer der beiden Spielsteine sofort ein Kristallsegment gleicher Form in seiner persönlichen Auslage abdecken muss. Der Vorrat an offenen Kristallstücken wird daraufhin wieder auf 4 Stück aufgefüllt.
Die Partie endet nach 9 Runden, nachdem alle Spieler die 12. Karte in ihre persönliche Auslage gelegt haben. In einer Schlusswertung tragen die Spieler die Punkte für ihre Kristalle in den Wertungsblock ein, wobei für jede Kristallfarbe ein unterschiedliches Wertungsschema gilt.
Für Turmaline ist nur die Gesamtanzahl wichtig, je mehr desto besser. Amethysten zählen nur paarweise 7 Punkte, unabhängig, wo sie sich in der Auslage befinden. Bei den Rubinen sind nur vollständige Rubinblumen (benachbart!) 10 Punkte wert, bei Smaragden müssen sogar 4 Smaragdsegmente eine vollständige Smaragdblume bilden, um dafür 23 Punkte zu erhalten. Zitrine will man eher separieren, da jede getrennte Gruppe aus Zitrinsegmenten (auch einzelne) 3 Punkte wert ist. Diamanten wollen hingegen möglichst viele aneinandergrenzend platziert sein, um viel zu punkten. Und Hämatite will man möglichst gar keine haben, da jedes Hämatitsegment jedem Mitspieler 2 Punkte beschert.
Wer schlussendlich die meisten Punkte vorweisen kann, hat das schönste kristalline Kunstwerk geschaffen und gewinnt das Spiel.
Wie schon festgestellt wurde, ist das Thema bei Crystalla x-beliebig und austauschbar. Zumindest dient es für die Gestaltung der Karten und der Plättchen, und es entsteht auch eine optisch ansprechende Auslage an funkelnden, bunten Kristallen.
Spielerisch weist Crystalla zwei Mechanismen auf:
1. wie man an Kristalle gelangt und
2. wie man Kristalle legt und damit punktet.
Die Art und Weise, wie die Spieler Kristallkarten bekommen, erinnert ein wenig an "Mancala": Aufnehmen aller Spielsteine eines Kartenstapels mit anschließender Verteilung auf benachbarte Stapel, um mit dem letzten platzierten Stein die entsprechende Karte zu erhalten. Dies allein sorgt schon für Überlegungen, wie man an gewünschte bzw. benötigte Karten herankommen könnte.
Das Legen von Kristallkarten soll schließlich für viele Punkte sorgen, weshalb die Karten - in Hinblick auf die Wertung - schon möglichst sinnvoll platziert werden wollen. Bei einigen Kristallfarben ist es völlig egal, wo und wie sie schlussendlich liegen. So kommt es etwa bei den Turmalinen nur auf die Anzahl von Kristallsegmenten an, bei Amethysten bringen je zwei beliebig platzierte 7 Punkte ein.
Bei anderen Kristallen ist deren Platzierung sehr wohl von Bedeutung. So will man Zitrine möglichst weit verstreuen, weil jede Gruppe (also auch jedes vereinzelte Zitrin-Segment) gleich viel zählt. Diamanten hingegen sind tunlichst benachbart zu gruppieren, erst ab 5 aneinandergrenzenden Diamantensegmenten lohnt es sich überhaupt. Mit Rubin- und Smaragdsegmenten schließlich müssen komplette Rosen, also aneinandergrenzende Muster gebildet werden, um dafür Punkte zu erhalten (Rubinrose 10 Punkte, die anspruchsvolle Smaragdrose sogar 23 Punkte).
Ein weiteres Element sorgt für taktische Möglichkeiten: Die Kristallstücke. Es gibt sie in den zwei unterschiedlichen Formen, aus denen sich jede Kristallkarte zusammensetzt: Viertelkreis, sowie das passende Gegenstück, um ein Quadrat zu vervollständigen. Theoretisch hätte man stattdessen auch Dreiecke nehmen können, welche entstehen, wenn man ein Quadrat durch eine Diagonale in zwei Hälften trennt. In vorliegender Form ist es jedenfalls etwas kniffliger, passende Stücke einzusetzen.
Der Erhalt solcher Kristallstücke aus einer offenen Auslage geschieht ja, indem man beim Verteilen von Spielsteinen zwei Steine gleicher Farbe auf demselben Kartenstapel vereint, was zusätzliche Überlegungen erfordert. Meistens wird man bemüht sein, zwei eigene Spielsteine zusammenzuführen, um selbst die Möglichkeit zu haben, die eigene Auslage zu seinen Gunsten zu verbessern.
Ab und zu wird man aber auch einem Mitspieler ein bestimmtes Kristallstück "gönnen", welches dieser dann in seiner Auslage unterbringen muss. Meist ist es kein Problem, irgendeine Legemöglichkeit zu finden. Es kann jedoch durchaus mal vorkommen, dass man den Mitspieler damit piesacken kann, weil er sich damit eine punkteträchtige Auslage verbauen muss. So richtiges Ärgerpotential steckt in dieser Regel aber nicht.
Trotz der unterschiedlichen Wertungsschemata für die einzelnen Kristallarten wird es am Ende spannend. Die Punktewertungen gehen in den meisten Partien recht eng aus, was für die Ausgewogenheit und ein feines Tuning der Punkte spricht.
Das Spielmaterial ist recht ansprechend gestaltet, wofür sich die Wahl des Kristall-Themas dann doch recht positiv auswirkt. Dennoch ist nicht alles rundum gelungen, denn die Kristallfarben grün (Smaragd) und türkis (Turmalin) sind doch sehr ähnlich. Noch schlimmer sind die Spielsteine (leicht durchsichtige Würfel), bei denen sich die graue Farbe zu wenig sowohl von den gelben als auch von den blauen Steinen unterscheidet. Dies hätte man besser lösen können bzw. müssen.
Unterm Strich ist Crystalla aber dennoch ein solides Legespiel mit interessantem Zugmechanismus, bei dem die Spieler in gerade mal 9 Spielzügen (Spieldauer deshalb bei etwa einer halben Stunde) versuchen, ein Maximum an Punkten aus ihrer kristallinen Auslage zu erzielen.
Rezension Franky Bayer
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Crystalla:
4,0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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27.03.25 von Franky Bayer - Solides Legespiel mit Mancala-ähnlichem Zugmechanismus, um an Kristallkarten und -stücke für die persönliche Auslage zu gelangen, welche Punkte mit für jede Kristallart unterschiedlichem Wertungsschema bringt. |
Leserwertung Crystalla:
5.0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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05.09.25 von Alfred |