Rezension/Kritik - Online seit 16.09.2025. Dieser Artikel wurde 1256 mal aufgerufen.

Terrorscape

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Autor: Jeffrey CCH
Verlag: Asmodee
Broadway Toys LTD
ICE Makes
Rezension: Michael Timpe
Spieler: 2 - 4
Dauer: 30 - 45 Minuten
Alter: ab 14 Jahren
Jahr: 2023
Bewertung: 3,0 3,0 H@LL9000
4,0 4,0 Leser
Ranking: Platz 5165
Terrorscape

Spielziel

Ein einsames Haus an einer noch einsameren Landstraße. Eine Gruppe von 3 FreundInnen, die während eines Gewitters sich aufgrund einer Reifenpanne dorthin verirrt hat, um Hilfe zu suchen und dann wirklich sehr dringend Hilfe braucht. Denn wahlweise bedroht ein Geist, ein Serienmörder oder der verrückte Kettensägenmann die Gruppe. Nur gemeinsam können sie diesem Alptraum entkommen.

Ablauf

Der Spielaufbau braucht etwas Zeit, es ist aber wirklich eindrucksvoll wenn das Spiel dann steht: ein großer Sichtschirm in Form des alten Hauses, in dem die Geschichte spielt. Auf beiden Seiten dieses Sichtschirms liegt ein identischer Spielplan, der das Haus mit seinen verschiedenen Räumen zeigt. Im Sichtschirm integriert: ein Würfelturm.

Die Abenteuergruppe und der Mörder starten auf den entgegengesetzten Seiten des Spielplans auf festen Positionen. Und dann kommt, was das Spiel spannend macht: Die AbenteurerInnen bewegen sich verdeckt durch die Räume, das bedeutet, dass der Mörder erst mal nicht weiß, wo sie sind. Allerdings gibt es einige Räume, in denen die AbenteuerInnen z. B. Schlüssel finden können oder noch besser ein Funkgerät reparieren. Beides Möglichkeiten, um aus dem Haus zu entkommen. Also zieht es die Abenteurerinnen immer wieder in diese Räume, auch wenn die Gefahr dort sicher am größten ist. Noch dazu die ärgerlichen Umstände, dass einige Gegenstände oder Handlungen Geräusche verursachen, wodurch der Mörder einen Hinweis auf den Aufenthaltsort einzelner Charaktere bekommt. Wird er sie schnell genug erreichen?

Der Mörder bewegt sich dagegen „offen“ durchs Haus. Für ihn gibt es eine Spielfigur auf beiden Seiten des Sichtschirms. Jeden Schritt, den er macht, muss er der Spielgruppe mitteilen. So wissen diese immer, wo er sich gerade befindet. Hab ich immer gesagt? Manchmal schleicht der Mörder auch … und taucht dann im nächsten Zug überraschend woanders wieder auf.

Ansonsten hat der Mörder noch ein eignes Kartendeck, von dem er jede Runde 3 Karten zieht. Diese erlauben ihm verschiedene Spezialaktionen auszuführen, wie „Spühren“ Türen zu verbarrikadieren, zusätzliche Bewegungen, spezielle Angriffe oder einfach auch nur Angst und Furcht in seiner Umgebung zu verbreiten. Wann immer der Mörder beim Erkunden eines Raumes ein (oder auch mehrere) Mitglieder der AbenteurerInnengruppe findet, kommt es zum Kampf. Je nach Stärke darf der Mörder eine Anzahl Würfel in den Würfelturm werfen. Ist sein Angriffswert höher als der Verteidigungswert des Angegriffenen, wird dieser verletzt, darf dann aber weglaufen, womit der Kampf beendet ist. Doch schon beim zweiten Aufeinandertreffen kann mit einem zweitem Treffer die Begegnung tödlich enden.

Und da die Gruppe nur gemeinsam entkommen kann, ist das Spiel manchmal schon recht schnell vorbei. Merke: Don’t stay in his way (to often).

Alternativ gewinnt die AbenteurerInnengruppe, wenn es ihr gelingt das Funkgerät zu reparieren und danach noch 5 Runden durchhält bis die Polizei da ist, oder wenn sie gemeinsam 5 Schlüssel finden und sich dann gemeinsam am Ausgang treffen.

Fazit

Ist Terrorscape ein überproduzierter Blender oder stimmungsvoll thematisch? Das muss erst mal jede(r) selber entscheiden. Ich behaupte, ohne die opulente Gestaltung würde das Spiel nicht so viel von sich reden machen, aber ist es deswegen schlecht?

Rein spielerisch ist es zweifellos sehr, sehr simpel. Als AbenteurerIn müssen wir letztlich immer wieder in „gefährliche“ Räume, weil wir nur so entkommen können. Kommt dazu, dass uns im Spiel die Zeit davonläuft. Jedes Mal wenn der Mörder sein (dünnes) Kartendeck durchgespielt hat, bekommt er eine neue Spezialaktion, wird stärker und potenziell tödlicher. Also müssen wir schnell die Schlüssel finden oder das Funkgerät reparieren.

Mit den sehr limitierten Aktionsmöglichkeiten – 2 Felder laufen oder die Aktion des Raumes nutzen, haben die Abenteurerinnen defacto nicht viele Handlungsmöglichkeiten.

Etwas spannender ist die Rolle des Mörders. Er kann sich entweder für seine Standardaktionen (laufen/suchen) entscheiden, oder mit seinen Karten teils mächtige Spezialaktionen auslösen. Dazu gibt es sogenannte schnelle Aktionen, mit denen er die AbenteurerInnen in einem Bereich des Spielbretts spüren kann, zusätzliche Bewegungen ausführen und ähnliches. Dadurch sind seine Aktionsmöglichkeiten und Reichweite für die Spieler nicht ganz genau planbar, was wichtig ist, um die SpielerInnen konstant unter Druck zu setzen. Verbarikadierte Türen engen die Wege ein, verängstigte AbenteurerInnen machen mehr Geräusche und ein versteckt schleichender Killer sorgt für blanke Panik.

Was dem Spiel an spielerischer Tiefe abgeht, macht es auf der erzählerischen Ebene wett, zumindest in der richtigen Spielrunde. Weglaufen oder auf Risiko gehen, welchen Weg wird der Mörder wohl nehmen, bemerkt er mich überhaupt, oder vermutet er mich gar nicht in seiner Nähe und läuft nichts ahnend an mir vorbei? Das sind die Überlegungen, die die Abenteurer anstellen können. Und ähnlich muss auch der Mörder versuchen einzuschätzen, wieviel Risiko die AbenteurerInnen diese Runde wohl eingegangen sind, wo gab es was zu hören, war das „echt“ oder vielleicht nur ein Ablenkungsmanöver?

Die Kämpfe sind angenehm kurz und da sie immer nur eine Runde gehen, muss der Mörder sein Opfer mindestens zwei mal in die Finger bekommen, um den Sieg zu erlangen. Wenn es dumm läuft, kann das trotzdem sehr schnell gehen. Die Regel waren aber ausgeglichene Partien von etwa 30 min Spieldauer, bei denen etwas öfter – aber nicht immer- der Mörder siegreich war.

Als einfaches Funspiel mit toller Ausstattung und originellem Thema ist Terrorscape durchaus gelungen. Viel spielerische Tiefe und strategische Entscheidungen sollte man aber nicht erwarten. Langfristig muss ich sagen langweilt mich das Spiel. Mir fehlt eine zweite Ebene, Handlungsmöglichkeiten und Interaktion, besonders für die AbenteurerInnen. Deren Aktionen sind so limitiert dass ich nicht sehe, warum ich diese Seite spielen wollen sollte. Der Mörder ist etwas spannender, erschöpft sich über weite Teile aber auch in einem „Stochern im Nebel“ Höre ich keine Geräusche, hab ich keinerlei Anhaltspunkte, wo meine Opfer sein könnten. Höre ich was, sind sie in der Regel an diesem Ort. Reicht dann meine Bewegung bis dahin? Am spannendsten ist da noch das Gespenst dass durch die Räume huschen kann und dabei Angst verbreitet. So erfahre ich auch, wer gerade wo ist.

Aber richtig spannende Entscheidungen gibt es wenig. Spielerisch bin ich an Fluch der Mumie erinnert (was ein sehr gutes Kinderspiel ist), ohne dass Terrorscape diese Qualität erreicht. Also ist Terrorscape ein überproduzierter Blender? In meinen Augen ein klares Ja. Und bevor mir in den Kommentaren ein unqualifizierter Verriss vorgeworfen wird: Nicht nach der ersten Partie bewerten und Fluch der Mumie zum Vergleich spielen. Ich hoffe dann wird meine Meinung nachvollziehbar.

Rezension Michael Timpe

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Terrorscape: 3,0 3,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.05.25 von Michael Timpe - Vom Spielreiz als Abenteurer eine 2, als Mörder eine 4 vergebe ich 3 Punkte. Macht einige Partien Spass, bietet für ne halbe Stunde Spielzeit ordentliche Unterhaltung, aber verstaubt heute schon wieder in den hinteren Regalreihen und wird kaum noch nachgefragt.

Leserbewertungen

Leserwertung Terrorscape: 4,0 4.0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 19.09.25 von ravn (brettspieltag.de) - Ich habe Terrorscape ganz anders erlebt: Schön atmosphärisch und spielerisch spannend - ob als Überlebender oder Killer. Bisher vier Mal gespielt auf den unterschiedlichen Seiten. Alle Partien kamen gut bis bestens an, auch wenn ich als Schlächter zweifach versagt habe. Klar, die Spielmechanik ist eher seicht und zudem glückslastig, dafür aber auch in 20 bis 60 Minuten gespielt, was Raum für Revanchen gibt. Gerade die Limitierung der Überlebenden-Aktionen empfand ich passend, weil man sich dadurch gut im Team verständigen muss, wer was unternimmt, um gemeinsam zu entkommen - während der Killer auf der anderen Seite des Sichtschirms mitlauscht und seine Schlüsse daraus zieht. Erzeugt eine tolle Atmosphäre. Allerdings als Amitrash-Game nix für Eurogame-Optimierer, aber diesen Anspruch hat Terrorscape auch nicht. Im Zweifel mal irgendwo mitspielen und dann entscheiden, ob Euch Terrorscape gefällt oder eher abschreckt. Das aufgebaute Haus als Sichtschirm hat zudem eine enorme Tischpräsenz und Aufforderungscharakter und taugt zudem gut, um gegenseitig Informationen geheim zu halten und andere für beide Seite einsehbar zugänglich zu machen. Zudem bietet die Grundbox mit seinen drei Killern, erstaunlich viel Abwechslung. Mit rund 90 Euro zwar teuer, aber die Ausstattung passt.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.09.25 von Glnpf - Das Spiel macht viel her mit all dem Zeugs. Der Aufforderungscharakter ist zweifelsfrei hoch, aber es hält nicht auf Dauer. Wir haben es ein paarmal gespielt, jetzt durfte es wieder ausziehen. Glücklicherweise kann man es aktuell ganz gut verkaufen. Dem Blender schließe ich mich an.

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