Rezension/Kritik - Online seit 11.11.2025. Dieser Artikel wurde 498 mal aufgerufen.
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Ach, das ist ja babyleicht.
Das Objekt dieser Rezension ist der Nachfolger des Spiels Majesty, erschienen 2017 beim Verlag "Hans im Glück". Und da ich dieses bereits vor 8 Jahren rezensiert habe (wenn auch nicht für "H@ll 9000"), brauche ich lediglich meine alten Unterlagen hervorkramen, den Text kopieren und nur hier und da ein bisschen ummodeln, ein wenig abändern. Fertig. Eine Sache von ein paar Minuten und schon hat Franky wieder eine brandneue Spielekritik verfasst. Ha!
Beim Durchlesen der Spielanleitung kommen mir dann doch ein paar Zweifel. Ist dies tatsächlich noch dasselbe Spiel? Das klingt für mich nun völlig anders. Ich fürchte, ich muss Media Aetas - so der Titel der Neuheit - doch noch ein paar Mal durchspielen und einen ganz neuen Text schreiben. Wenigstens das Spielziel bleibt gleich: Unser mittelalterliches Gebiet so zu gestalten, dass es den höchsten Ertrag abwirft.
Unser mittelalterliches Lehen besteht anfangs gerade mal aus einem Getreidefeld, einer Mühle, einem Dorf, einem Schutzwall, einem Markt, einer Kaserne, einer Kirche und einem Palast, alle in dieser Reihenfolge auf unserer Lehenstafel abgebildet. Allein damit lässt sich kein Blumentopf gewinnen, geschweige denn sich gegen die konkurrierenden Lehensherren durchsetzen. Wir müssen also unbedingt unser Lehen erweitern. Dafür dienen uns zwei Figuren: Unsere wichtige Herrenfigur, sowie der nützliche Späher.
Die Liegenschaften, mit denen wir unser Lehen vergrößern können, kommen auf Plättchen vor und tragen rückseitig eine Zahl zwischen 1 und 23. Vom gut gemischten Stapel bilden wir vier Reihen. Für jede Reihe nehmen wir ein Plättchen mehr als Mitspieler und sortieren diese in aufsteigender numerischer Reihenfolge von links nach rechts. In Startreihenfolge stellen wir zu Beginn unsere Herrenfigur auf ein freies Plättchen der ersten Reihe. Unterhalb dieser Auslage legen wir vier zufällig gezogene Ereigniskarten ebenfalls offen aus.
Und so gehen wir dann bei der Umsetzung unserer Expansionspläne vor: Nachdem wir das leere Plättchen in der aktuellen Reihe entfernt haben, sind wir - in Zugreihenfolge von links nach rechts - an der Reihe und führen in unserem Spielzug folgende Schritte durch:
1. Wir setzen unsere Herrenfigur auf ein freies Plättchen der nächsten Reihe.
2. Wir nehmen die Liegenschaft, die wir soeben verlassen haben, und platzieren sie über dem passenden Feld unserer Lehenstafel.
3. Wir führen den Spezialeffekt dieser Liegenschaft aus, der von der Art der Liegenschaft abhängt (beispielsweise bei einem "Getreidefeld" 1 Münze pro Bauernsymbol in unserem ganzen Lehensgebiet erhalten).
4. Wir nehmen das Einkommen, das vor allem davon abhängt, wie viele Plättchen dieser Liegenschaft sich bereits in unserem Lehen befinden.
Haben wir alle unseren Spielzug ausgeführt, füllen wir - nach bereits beschriebener Weise - die freigewordene Reihe wieder mit Plättchen vom Stapel auf.
Jeweils nach 4 Runden findet ein Ereignis statt, indem der Effekt des äußerst linken, offenen Ereigniskarte angewendet, und die Karte anschließend umgedreht wird. Durch ein Ereignis können wir Münzen erhalten oder verlieren, so verhilft uns zum Beispiel "Allianz" zu 3 Münzen pro Palast und pro Kirche in unserem Lehen. Manchmal trifft es jedoch auch unsere Liegenschaften direkt. So müssen wir etwa bei einem "Bauernaufstand" einen unserer Paläste auf unseren Friedhof legen.
Nach 16 Runden endet die Partie. Für jede Liegenschaftsart, die wir nicht an unserer Lehenstafel haben, verlieren wir noch 10 Münzen. Weisen wir danach noch die höchste Anzahl an Münzen auf, werden wir zum einflussreichsten Herren des Königreichs und gewinnen das Spiel.
Media Aetas ist zwar wie Majesty im Mittelalter angesiedelt ("media aetas" ist sogar die lateinische Bezeichnung für diese Epoche), trotzdem unterscheidet es sich auch thematisch ein wenig von diesem. Beim alten "Hans im Glück"-Spiel verwaltet jeder Spieler als royaler Herrscher sein eigenes Königreich und setzt - um die leeren Schatzkammern zu füllen - in die Gebäude neue Untertanen in Form von Personenkarten ein. Bei Media Aetas hingegen geht es für uns Lehensherren darum, unser anfangs bescheidenes Lehen mit neuen Liegenschaften zu erweitern. Neues Land gegenüber neuem Personal sozusagen.
Die Unterschiede sind spielmechanisch noch gravierender. Bei Majesty erhielten wir neue Personen aus einer Marktreihe. Die vorderste Personenkarte war umsonst. Wollten wir aber eine andere Karte nehmen, mussten wir auf jede übersprungene Karte einen Meeple stellen, was uns zu sorgfältigem Meeple-Management zwang.
Die Art und Weise, wie wir nun an neue Liegenschaften gelangen, erinnert hingegen an das mehrfach ausgezeichnete Kingdomino, denn nun entscheidet die Reihenfolge in der aktuellen Reihe, wann wir unsere Aktion durchführen, und wann wir eine Liegenschaft der nächsten Reihe wählen können. Und wie beim "Spiel des Jahres 2017" werden beim Erstellen der Reihen die Plättchen nach ihrer Wertigkeit geordnet.
Was beinahe unverändert blieb, sind die unterschiedlichen Liegenschaftsarten, auch wenn sie früher durch Personen dargestellt wurden. Ebenfalls gleichgeblieben ist, dass das Einkommen kumulativ steigt. Je mehr Liegenschaften einer Sorte wir haben, desto mehr Münzen erhalten wir als Einkommen. Die meisten Liegenschaften schütten dabei sogar Münzen für eine andere Liegenschaftsart aus. So erhalten wir etwa mit jedem gerade gebauten "Dorf" 2 Münzen pro Dorf und pro Mauer in unserem Lehen.
Besonders interessant und daher auch begehrt sind Kirchen und Paläste. Mit einer "Kirche" erhalten wir eine Bonusmünzenmarke, mit der das Einkommen einer beliebigen Liegenschaftsart erhöht werden kann. Und durch einen "Palast" kommen wir an Liegenschaftsmarker heran, mit denen wir einer unserer Liegenschaften eine zusätzliche Liegenschaftsart als Einkommensquelle hinzufügen, was äußerst lukrativ sein kann bei der Einkommensgenerierung.
Während wir auf diese Weise eher konstruktiv zu Werke gehen, gibt es - wie schon beim Vorgänger - einige aggressive, ja sogar destruktive Elemente. Errichten wir beispielsweise eine "Mühle", müssen uns alle Mitspieler, die weniger Mühlen als wir besitzen, Münzen abgeben. Noch direkter funktioniert eine "Kaserne", denn bauen wir so eine Liegenschaft an, müssen uns alle Spieler, deren Mauern zu wenig Schutz davor bieten, 2 Münzen abtreten und verlieren obendrein noch ihre äußerst links angelegte Liegenschaft, welche sie daraufhin auf ihren Friedhof legen müssen. Wenigstens ist sie dort nicht endgültig verloren, denn mit einem "Dorf" kann eine Liegenschaft auf dem Friedhof wieder ins Lehen zurückgeholt werden.
Media Aetas besitzt also einen doch recht hohen Ärgerfaktor, auch wenn wir uns mit entsprechenden Maßnahmen davor schützen können. Diese aggressive Interaktion liegt sicher nicht jedem, und wer lieber ungestört vor sich herwerkelt und optimiert, wer wenig Frusttoleranz aufweist, sollte sich lieber einem anderen Spiel zuwenden. Dieser Umstand wird mit Sicherheit auch der Grund sein, warum die Altersangabe gegenüber dem ursprünglichen Spiel ("ab 7 Jahren") nun gleich um 3 Jahre auf "ab 10 Jahren" angehoben wurde.
Schön ist, dass die Effekte und Einkommen aller Liegenschaftsarten sehr übersichtlich auf einer Doppelseite der vorbildlich gestalteten Spielanleitung nachzulesen sind. Auch die Effekte aller Ereigniskarten sind praktischerweise auf der Rückseite angeführt. Insgesamt muss der redaktionellen Bearbeitung ein großes Lob ausgesprochen werden, denn auch das Spielmaterial gefällt mir - sowohl was die Illustrationen als auch seine Qualität anbelangt - sehr gut. Die Ränder der Liegenschaftsplättchen - aus dickem Karton - sind derart geformt, dass sie nur an der richtigen Stelle passgenau angelegt werden können, wodurch Spielfehler vermieden werden.
Taktisch ist es sinnvoller, sich auf wenige unterschiedliche Liegenschaften zu konzentrieren. Durch die kumulativen Steigerungen lassen sich höhere Einnahmen erzielen. Zwar verlieren wir am Spielende 10 Münzen pro nicht vorhandener Liegenschaftsart, aber dies können wir durch geschickte Fokussierung, zusammen mit passenden Bonusmünzenmarken und/oder Liegenschaftsmarken (durch Kirche bzw. Palast) mehr als kompensieren. Und manche Liegenschaftsarten können wir auch gut miteinander kombinieren, um eine Art Synergieeffekt zu erzielen.
Ein Glücksanteil ist sicher vorhanden. Umso wichtiger ist es, die Aktionen unserer Mitspieler und ihre möglichen Optionen in unserer Planung zu berücksichtigen. Dennoch würde ich Media Aetas eher zu den gehobenen Familienspielen als zu den Kennerspielen zählen. Als solches ist es aber auf jeden Fall zu empfehlen.
Rezension Franky Bayer
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Media Aetas:
4,0, 1 Bewertung(en)
| Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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27.07.25 von Franky Bayer - Leicht abgeänderte Neuauflage von Majesty, welches sich nun des Mechanismus von Kingdomino bedient. Gefällt mir gut, hat aber doch einen recht hohes Ärgerpotential. |
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