Rezension/Kritik - Online seit 02.11.2012. Dieser Artikel wurde 4892 mal aufgerufen.

Donna Leon - Gefährliches Spiel

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Autor: Leo Colovini
Illustration: Eckhard Freytag
Verlag: Ravensburger Verlag GmbH
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 2 - 4
Dauer: 60 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2009
Bewertung: 3,0 3,0 H@LL9000
2,0 2,0 Leser
Ranking: Platz 6150
Donna Leon - Gefährliches Spiel

Spielziel

"Jetzt ist schon wieder was passiert ..."

So oder so ähnlich würde ein Krimi meines Landmanns Wolf Haas beginnen. Wir befinden uns aber nicht in irgendeiner österreichischen Provinz, sondern mitten in Venedig. Und dort ist es eben nicht Simon Brenner, der irgendwie über eine Leiche stolpert und dann eher zufällig (oder doch nicht?) den Übeltäter überführt, sondern Commissario Brunetti, Donna Leons Romanfigur, welche die Ermittlungen leitet. Und außerdem kann man ja noch gar nicht von Mord sprechen, es wurde lediglich eine Person als vermisst gemeldet, woraufhin sich der Commissario, seine Ehefrau Paola, Vice-Questore Patta und Ispettore Vianello auf den Weg durch die Lagunenstadt machen, um Näheres in Erfahrung zu bringen.

Ablauf

Dies ist die Ausgangssituation beim Ravensburger-Spiel Donna Leon - Gefährliches Spiel. Die vier ermittelnden Personen komen als Figuren in den Farben grün (Brunetti), weiß (Paola), gelb (Patta) und blau (Vianello) vor, die von allen Spielern gezogen werden können. Daneben gibt es im Spiel noch 36 weitere Personen, vom arbeitslosen Salvatore La Capra bis zum ehrwürdigen Richter Mario Beniamin. All diese Personen, welche übrigens auch in den Donna-Leon-Krimis auftauchen, sind sowohl als Chips als auch als Personenkarten vorhanden. Die meisten werden im Laufe des Spiels eine wichtige Rolle spielen, sei es als Informanten oder als Verdächtige. Natürlich sind aber auch das Opfer und sein Mörder darunter.

Die Personenchips (je 12 in den Farben grün, gelb und blau) werden anfangs gemischt und verdeckt auf die farblich markierten Felder - allesamt reale, ebenfalls in den Romanen vorkommende Plätze und Gebäude - platziert. Die Personenkarten werden ebenfalls gemischt und als Stapel bereitgelegt. Die oberste Karte wird aufgedeckt und auf dem speziellen Opferfeld platziert. Dies ist die vorerst nur vermisst gemeldete Person. Fünf weitere Karten werden offen auf der Tafel "Piazza" vor der Polizeiwache deponiert. Diese Personen sind "Informanten" und können uns wichtige Hinweise liefern.

Wer an der Reihe ist, würfelt mit den vier farbigen Würfeln und wählt einen davon aus. Die Farbe des Würfels (grün, weiß, gelb oder blau) gibt an, mit welcher Figur er zieht, die Zugweite liegt zwischen 1 und 3 Feldern. Grundsätzlich zieht man entlang der Verbindungslinien von Feld zu Feld, wobei freie Felder, die im Laufe des Spiels entstehen können, nicht mitgezählt werden.

Während der Bewegung darf jeder erreichte verdeckte Chip geheim angeschaut werden. Trifft man dabei auf einen Informanten, kann dieser "befragt" werden. Das bedeutet, der Spieler darf sich die entsprechende Personenkarte von der Piazza sowie den Personenchip nehmen, der ihm bei Spielende 3 Punkte einbringt. Eine Befragung eines Informanten ist allerdings nur dann möglich, wenn seine Farbe mit der Farbe der gezogenen Figur übereinstimmt. Eine Ausnahme bildet Paola, welche Informanten jeder Farbe befragen kann, dafür aber dann ihren Zug beenden muss, auch wenn noch Bewegungspunkte übrig sind.

Erst wenn sich auf einer Seite der Piazza keine Personenkarte mehr befindet, werden dort neue Personenkarten vom Stapel aufgedeckt. Außerdem wird die nächste Personenkarte offen in ein Verhörzimmer der Wache gelegt. Die getätigten Hinweise haben sozusagen nun zu einem "Verdächtigen" geführt, der vernommen werden muss. Sollte ein Spieler in seinen Ermittlungen auf einen Verdächtigen stoßen, kann er ihn - natürlich wieder nur mit der farblich passenden Figur - festnehmen. Da Paola keine Amtsperson ist, sondern nur privat herumschnüffelt, kann sie selbstverständlich keine Festnahmen vornehmen. Eine Festnahme bringt - je nach Lage des Verhörzimmers - 6 oder 7 Punkte.

Sobald die Verhörzimmer auf einer Seite in der Polizeiwache belegt sind, wird der nächste Verdächtige automatisch der Mörder. Dieser kann genau wie ein Verdächtiger verhaftet werden, wenn ihn die richtige Figur in seinem Aufenthaltsort antrifft, woraufhin das Spiel sofort endet. Die Verhaftung des Mörders bringt stolze 8 Punkte ein. Wer am Ende die meisten Punkte aus Befragungen von Informanten, Festnahmen von Verdächtigen und der Verhaftung des Mörders erzielt, gewinnt das Spiel.

Fazit

Würfel als Zugmotor: Da könnte man meinen, dass immer nur die höheren Würfel genommen würden, und dass dann natürlich automatisch derjenige im Vorteil sei, der stets höher würfelt. Ein Nachteil ist ein glückliches Händchen sicher nicht, aber ausgeglichen wird dies dadurch, dass für jedes fehlende Würfelauge auf "3" eine Ermittlungskarte gezogen werden darf, höchstens also 2 Stück. Während eines Zuges dürfen dann beliebig viele ausgespielt werden, allerdings nur solche, die farblich mit der gewählten Figur übereinstimmen.

Und diese Ermittlungskarten können sehr angenehme Effekte haben. Einige erlauben die Benutzung des "Vaporetto" oder des Polizeibootes, zwei venezianische Verkehrsmittel, die es ermöglichen, eine Figur - sogar ohne Verbrauch von Bewegungspunkten! - von einer entsprechenden Haltestelle zu einer anderen zu bewegen. Die Entfernung spielt dabei keine Rolle, der Zielort der Bewegung kann sich also durchaus am anderen Ende der Stadt befinden. MIt einer "Vorladung" kann auch eine farbfremde Person befragt oder festgenommen werden. Mit einem "Treffen" wiederum kann man eine Spielfigur unverzüglich (auch quer durch die Stadt) zu einer anderen Spielfigur ziehen. Außerdem gibt es für jede Spielfigur noch eine spezielle Ermittlungskarte; so kann zum Beispiel Vianello mit der Karte "Tauschhandel" beliebig viele Ermittlungskarten aus seiner Hand gegen neue vom Stapel tauschen. Selbst mit wenigen Bewegungspunkten lassen sich durch die Ermittlungskarten gefinkelte, manchmal überraschende Spielzüge durchführen. Es kann sich deshalb durchaus lohnen, einen Würfel mit weniger Würfelaugen zu wählen, um Ermittlungskarten zu erhalten.

Dem aufmerksamen Leser dürfte nicht entgangen sein, dass es sich bei Donna Leon - Gefährliches Spiel nicht um ein klassisches Detektivspiel handelt. Daher kommt es in diesem Spiel nicht auf Deduktion und Kombinationsgabe an, sondern vielmehr auf ein gutes Gedächtnis. Es ist absolut hilfreich und für den Sieg unumgänglich, sich gut merken zu können, an welchen Orten man wen angetroffen hat, um sich später die Punkte sichern zu können, wenn diese Personen schließlich als Informanten, Verdächtige oder gar als Mörder auftauchen. "Wo habe ich denn diese Person gesehen?", fragt man sich während des Spiels öfter, wenn eine neue Personenkarte aufgedeckt wird. Eine Garantie auf den Spielsieg bringt aber auch das beste Erinnerungsvermögen nicht. Neben geschicktem Einsatz der Ermittlungskarten benötigt man schon auch ein bisschen Glück, ob beim Würfeln, Nachziehen von Ermittlungskarten oder Aufdecken von Personenkarten.

Mir gefällt das Spiel sowohl grafisch als auch spielerisch wirklich gut, im Grunde genommen ist es ja ein aufgemotztes Sagaland für Erwachsene. Die Spielregeln sind anfangs nicht so einfach zu verstehen, das liegt aber am eher ungewohnten Spielmechanismus. Hat man es einmal kapiert, spielt es sich flott und spannend. Als lockeres Spielchen für zwischendurch eignet es sich aber sicher nicht, dafür benötigt man zu viel Konzentration und Aufmerksamkeit.

Eine Sache hat mich aber doch etwas gestört: Wenn man den letzten Informanten einer Reihe gefunden hat und daraufhin ein neuer Verdächtiger aufgedeckt wird, profitiert man selbst nicht gleich davon, auch wenn man vielleicht genau dessen Aufenthaltsort kennt. Die nachfolgenden Spieler sind ja vorher am Zug und können sich eventuell die damit verbundenen, höheren Punkte abholen, ehe man selbst wieder an der Reihe ist.

Doch das ist nur ein kleiner Schwachpunkt in einem sonst sehr gut funktionierenden, fesselnden Spiel, welches ich immer wieder gerne hervorkrame, um mich im geistigen Gedächtniswettkampf mit anderen Spielern zu messen. Auch zu zweit klappt es ausgezeichnet, mit meinem Sohn Maxi - ein äußerst harter Gegner - hatte ich schon einige spannende Partien. Donna Leon - Gefährliches Spiel ist aber kein Spiel für jedermann, besonders Memory-Muffel sollten die Finger davon lassen.

Leo Colovini - ein gebürtiger Venezianer - ist damit meiner Meinung nach eine schöne Hommage an seine Heimatstadt gelungen.

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Donna Leon - Gefährliches Spiel: 3,0 3,0, 5 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.09.11 von Franky Bayer - Eine Art "Sagaland" für Erwachsene, damit natürlich nicht jedermann's Sache, aber mir gefällt's ausgesprochen gut.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 30.10.09 von Silke Hüsges
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.01.10 von Andreas Odendahl
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 22.02.10 von Bernd Eisenstein - Thematisch für Fans der Reihe, aber ob eher unerfahrene Spieler ihren Spaß damit haben ist fraglich
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.10.12 von Rene Puttin - Ein leicht aufgepepptes Memo-Spiel. Mit Deduktion hat das ganze leider gar nichts zu tun.

Leserbewertungen

Leserwertung Donna Leon - Gefährliches Spiel: 2,0 2.0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 03.11.12 von Oliver S.

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