Rezension/Kritik - Online seit 18.02.2011. Dieser Artikel wurde 4883 mal aufgerufen.

Mystery Rummy Fall 3: Dr. Jekyll & Mr. Hyde

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Autor: Mike Fitzgerald
Illustration: Virginijus Poshkus
Christine Conrad
Jody Boginski-Barbessi
Verlag: Pegasus Spiele
Rezension: Monika Harke
Spieler: 2
Dauer: 30 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Jahr: 2010
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
5,0 5,0 Leser
Ranking: Platz 2237
Mystery Rummy Fall 3: Dr. Jekyll & Mr. Hyde

Spielziel

Robert Louis Stevenson lieferte mit seiner Novelle "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" die Literaturvorlage für den dritten Fall der Mystery Rummy-Reihe. Bei der klassischen Geschichte dreht sich alles um die Persönlichkeitsspaltung des Menschen. Und ebenso wie in der Erzählung stehen auch die beiden Spieler dieses Kartenspiels permanent vor der Frage: Jekyll oder Hyde?

Ablauf

Der dritte Fall basiert, wie die vorherigen Ausgaben dieser Kartenspiel-Reihe auch, auf dem bekannten Spielmechanismus des klassischen Rommé-Spiels. Zunächst zieht man eine Karte vom Nachzieh- oder Ablagestapel, legt anschließend optional Karten aus und wirft am Ende seines Spielzuges eine Karte ab. Um das Spiel taktischer zu gestalten und thematisch einzubinden, wurde der Kartensatz um drei verschiedene Ereigniskarten und eine doppelseitige Identitätskarte erweitert.

Zu Beginn jeder Runde wird die Identitätskarte in die Mitte gelegt, so dass die Seite von Dr. Jekyll sichtbar ist. Nun erhält jeder Spieler zehn Handkarten. Die restlichen Karten bilden den Nachziehstapel. Das Besondere an den Karten ist, dass sie eine Kennzeichnung (J, H, J/H) haben, die festlegt, wann sie ausgespielt werden dürfen. Karten mit einem "J" beziehungsweise "H" dürfen nur gespielt werden, wenn die Identitätskarte die entsprechende Persönlichkeit Dr. Jekyll oder Mr. Hyde zeigt. "J/H"-Karten hingegen können jederzeit gespielt werden.

Ist ein Spieler am Zug, kann er eine Meldung machen, indem er drei Hinweiskarten derselben Farbe vor sich auslegt. Sofern es ihm seine Kartenhand erlaubt, auch beliebig oft. Voraussetzung ist jedoch, dass die aktuelle Identität und die Kartenkennzeichnung übereinstimmen. Existiert bereits eine Meldung dieser Farbe, darf auch nur eine einzelne Karte ausgespielt werden, unabhängig von der ausliegenden Identität.

Einmal pro Zug darf eine Ereigniskarte gespielt werden. Mit dem Trank kann man beispielsweise die Identitätskarte auf die andere Seite drehen und zwei Karten vom Nachziehstapel ziehen. Die Laborarbeit legt man hingegen in die eigene Auslage. Diese Karte ermöglicht, eine Karte zu finden, die der aktuellen Identität entspricht, indem man entweder die drei obersten Karten des Nachziehstapels aufdeckt oder den Ablagestapel durchsucht. Die Verwandlung wird auf eine Meldung oder Karte in der eigenen oder gegnerischen Auslage gelegt und gibt diesen Karten somit die jeweils andere Kennzeichnung.

Eine Runde endet, wenn entweder ein Spieler seine letzte Karte abgeworfen hat oder der Nachziehstapel zum zweiten Mal aufgebraucht wurde. Letzteres ist eher die Ausnahme und beschert beiden Spielern eine Nullrunde. Ansonsten werden nun alle vor den Spielern ausliegenden Karten gewertet, wobei die Karten, welche der aktuellen Identität entsprechen, doppelt zählen. Die Punktewerte der Handkarten werden vom Ergebnis abgezogen. Gelingt es einem Spieler, seine letzte Karte abzulegen und im Besitz einer Auslage zu sein, die nur Karten der aktuellen Identität enthält, erzielt er einen Ausschluss, was für ihn eine normale Punktewertung bedeutet und den Gegner leer ausgehen lässt. Das Spiel wird so viele Runden fortgesetzt, bis ein Spieler 100 Punkte erreicht hat.

Fazit

Ebenso wie die anderen Fälle der Mystery Rummy-Reihe besticht auch diese Ausgabe durch ihre qualitativ hochwertige Ausstattung. In einer auf Buch getrimmten Faltbox befinden sich 64 grafisch ansprechende Hochglanz-Karten, die mit Bändchen aus ihren Fächern entnommen werden. Auf jeder Spielkarte befinden sich alle wichtigen Erklärungen, wann und wie die Karte zu spielen ist, und selbst an Übersichtskarten für die Spieler wurde gedacht.

Auch die Spielanleitung kann man nur als überaus gelungen bezeichnen. Sie ist übersichtlich, gut aufgebaut und enthält sogar noch ein Glossar und ein Beispiel für einen Spielzug. Ein einmaliges entspanntes Lesen genügt, um sofort ein fehlerfreies Spiel beginnen zu können.

Der eigentliche Spielablauf ist aufgrund der einfachen Regeln sehr zügig und lässt bei Kennern dieser Kartenspiel-Reihe schnell ein vertrautes Spielgefühl aufkommen. Und doch spielt sich der dritte Fall aufgrund der Doppelidentitätskarte anders. Im Grunde bietet das Spiel nur zwei grobe taktische Entscheidungsmöglichkeiten: Entweder versucht man alle Karten möglichst schnell abzulegen und so ein schnelles Spielende herbeizuführen, oder man wählt die interessantere Alternative und konzentriert sich auf eine Kartenart, um einen Ausschluss zu erzielen. Sich jedoch nur auf Jekyll- oder Hyde-Karten zu beschränken, ist eine Gratwanderung, zumal der Glücksfaktor keine unerhebliche Rolle spielt. Ein hoher Punktgewinn und eine magere Ausbeute liegen oftmals dicht beieinander. Und so stellt sich im Spielverlauf irgendwann doch die Frage, ob sich das Risiko lohnt, auf Ausschluss zu spielen, oder ob man lieber auf eine gemischte Auslage setzt, um dadurch vielleicht schneller das Spiel zu beenden.

Auch ist ein gutes Timing gefragt, wann man die Ereigniskarte "Verwandlung" spielt. Da es nur eine Karte dieser Art gibt, will der Einsatz - sofern man tatsächlich das Glück hat, sie zu besitzen - gut überlegt sein. Zu früh gespielt, ist ihre Wirkung oft bedeutungslos, da ein später ausgespielter Trank die Wirkung wieder aufheben könnte. Wartet man hingegen zu lange, kann es passieren, dass der Gegner das Spiel schneller als gedacht beendet und man nicht nur auf den Nutzen der Karte verzichtet, sondern auch noch zusätzliche Minuspukte erhält, wenn man sie am Ende noch auf der Hand hält.

Da das Spiel normalerweise recht ausgeglichen verläuft, liefert die Ausschlussregel den besonderen Anreiz, denn nur so hat man die Möglichkeit, die Punkteschere möglichst weit auseinander zu treiben. Im Idealfall baut sich ein schöner Spannungsbogen bis zur letzten gespielten Karte der Runde auf. Dies ist allerdings nicht immer der Fall. Wenn beide Spieler ihre Kartenhand auf wenige Karten reduziert haben, besteht die letzte Rundenphase lediglich darin, eine Karte zu nehmen und wieder abzuwerfen, bis es dem Glücklicheren gelingt, die passende Karte zu ziehen. Das Rundenende kann sich dadurch erheblich ziehen, was sich negativ auf den Spielspaß auswirkt. Dies passiert auch mitunter während des Spiels, wenn man nur die falsche Kartenart zieht und keine Trankkarte. Das Kartenglück ist hier oft spielbestimmend. Selten dauert eine Runde jedoch länger als zehn Minuten. Da ein Durchgang durchschnittlich aus drei Runden besteht, liegt die gesamte Spieldauer somit bei einer halben Stunde.

Der dritte Fall ist mit seiner stimmigen thematischen Umsetzung eine im Großen und Ganzen gelungene Fortsetzung der Mystery Rummy-Reihe. Im Vergleich zu den anderen Ausgaben kann er jedoch nicht mithalten. Es sind nicht unbedingt die einfacheren Regeln, vielmehr stört der höhere Glücksfaktor und die immer wieder auftretenden Längen im Spielverlauf. Läuft das Spiel rund, macht es Spaß, ist der Spielverlauf zäh, was keine Seltenheit ist, sehnt man sich nach einem schnellen Ende und einem unterhaltsameren Spiel. Einen Durchgang spielt man daher zwar gerne mit, für mehrere reicht es aber meistens nicht. Mein Favorit dieser Serie bleibt immer noch der erste Fall Jack the Ripper, dicht gefolgt von Bonnie and Clyde.

Rezension Monika Harke

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Mystery Rummy Fall 3: Dr. Jekyll & Mr. Hyde: 4,0 4,0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.02.11 von Monika Harke
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.02.11 von Rainer Harke - In der Mystery Rummy Reihe eher ein schwächerer Vertreter. Beim Spiel auf Ausschluß kann sich das ansonsten flotte Spiel zum Ende hin ziehen.

Leserbewertungen

Leserwertung Mystery Rummy Fall 3: Dr. Jekyll & Mr. Hyde: 5,0 5.0, 2 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 06.04.11 von Peter Zanow - Da muss ich vehement widersprechen! Auf Grund der überschaubaren Menge an Aktionskarten, die teilweise aus dem Spiel kommen, halte ich die Einflussmöglichkeiten deutlich höher als bei den beiden Vorgängern.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 18.02.16 von Kivi - Ich mag Kartenspiele. Ich mag vor allen Dingen Kartenspiele, die es schaffen auf einfachste Weise ein tolles Spielgefühl zu bescheren. Und dieses Spiel schafft das auf ganz hervorragende Art und Weise. Auf der einen Seite sammelt man farbige Karten und hofft auf das Kartenglück, auf der anderen Seite hat man jedoch das Problem, das man nicht immer alle Karten ausspielen kann oder der Gegner einen durch einen Ausschluss die sauer erarbeiteten Punkte streitig machen will. Die tolle Aufmachung tut Ihr Übriges. Eine interessante Spielschachtel in Buchoptik mit dicken Spielkarten (jetzt nicht sonderlich wunderschön, aber dennoch stimmig gestaltet) und einem gut durchdachten Spielprinzip machen das Spiel in meinen Augen zu einem wirklich tollen Kartenspiel.

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