Rezension/Kritik - Online seit 20.05.2015. Dieser Artikel wurde 6841 mal aufgerufen.

Tschakka Lakka

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Autor: Rüdiger Dorn
Illustration: David Cochard
Verlag: KOSMOS
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 2 - 4
Dauer: 20 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2015
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
4,0 4,0 Leser
Ranking: Platz 4266
Download: Kurzspielregel [PDF]
Tschakka Lakka

Spielziel

Text auf dem Schachtelboden: "Tief im Dschungel liegt der unerforschte Tempel des alten Maya-Gottes Tschakka Lakka."

Dass ich nicht lache! Tschakka Lakka. Als ob es den je wirklich gegeben hätte! Rüdiger Dorn - der Autor des Spiels - will uns sicher veräppeln. Ich habe da sogar den Verdacht, dass Rüdiger ein geheimer Fan des grottenschlechten Bollywood-Musical Films "Shakalaka Boom Boom" aus dem Jahre 2007 ist, was er auf diese versteckte Weise ausdrücken will.

Jedenfalls lässt er uns Spieler den geheimnisvollen Tempel auf der Suche nach unermesslichen Schätzen erforschen. Doch der mürrische Maya-Gott stört das Unterfangen ständig mit seinen gefährlichen Fallen, und so macht es immer wieder mal kräftig "Tschakka Lakka Bumm Bumm!"

Ablauf

Der Tempel an sich dürfte riesige Ausmaße haben, schließlich befinden sich auf dem quadratischen Spielplan 60 Schatzkammern, welche durch Löcher dargestellt werden. In diese Löcher kommen zu Spielbeginn auf zufällige Weise Schätze. Schätze gibt es in vier Farben (gelb, rot, blau und grün), sowie in drei Größen (flach, mittel und hoch). Hier habe ich mir etwas anderes vorgestellt als simple bunte Holzscheiben in drei unterschiedlichen Höhen. Wenigstens gibt es noch ein paar Edelsteine in Gelb und Rosa, die zu Beginn auf bestimmte Plätze zwischen je vier Kammern gelegt werden.

Und wie kommen wir Schatzjäger nun an die kostbaren Pretiosen? Wenn wir an der Reihe sind, betreten wir den Tempel an einem der vier Eingänge in den Ecken oder wir beginnen direkt in einer beliebigen bereits leergeräumten Kammer. Danach versuchen wir, in benachbarte Schatzkammern einzudringen. Dafür werden aber nicht - wie vielleicht erwartet - Seile, Peitschen, Macheten, Werkzeuge oder Gewehre benötigt, sondern Würfel. Ja, wirklich! Einfache Sechsseiter sollen tatsächlich ausreichen, um die gefinkelten, aus zahlreichen "Indiana Jones"-Filmen bekannten Türmechanismen der Maya zu öffnen.

Und dies funktioniert so: Wir würfeln alle sieben Würfel gleichzeitig. Alle Würfel, die ein Totenkopfsymbol zeigen, stellen Fallen dar und müssen beiseitegelegt werden. Dann platzieren wir einen oder mehrere farblich passende Würfel an eine benachbarte Schatzkammer. Wollen wir einen Schatz erobern, benötigen wir je nach Höhe der Scheibe unterschiedlich viele Würfel: Für eine flache Schatzscheibe nur einen Würfel, für eine mittlere Scheibe deren zwei und für eine hohe Scheibe schon drei Würfel.

Ein Schatz aus einer Kammer mit ausreichend vielen Würfeln gilt als "freigeschaltet" und könnte von uns eingesammelt werden. Wir können aber auch mit den verbliebenen Würfeln weitermachen und uns an weiteren Schatzkammern versuchen. Allerdings muss stets mindestens ein Würfel die Farbe einer benachbarten Kammer zeigen, ansonsten ist unser Zug sofort beendet, und auch bereits freigeschaltete Schätze dieses Zuges gehen verloren.

Räumen wir die letzte Schatzkammer um einen Edelstein leer, nehmen wir zusätzlich diesen Edelstein in Besitz. Das Spiel endet, sobald sich nur mehr drei oder weniger Edelsteine im Tempel befinden. Die laufende Runde wird noch zu Ende gespielt, danach kommt es zur Wertung.

Jeder kleine Schatz zählt einen Siegpunkt, jeder mittlere zwei Siegpunkte und jeder große Schatz drei Punkte. Jeder gelbe Edelstein ist zwei Siegpunkte wert, jeder rosa Edelstein sogar drei Siegpunkte. Schließlich gibt es noch Siegpunkte für die Mehrheit pro Schatzfarbe. Dafür türmen wir unsere Schätze nach Farben sortiert auf. In jeder Farbe bekommt der Spieler mit dem höchsten Turm fünf Siegpunkte, der Spieler mit dem zweithöchsten Turm muss sich mit drei Siegpunkten zufrieden geben. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt, oder wie es die Spielregel so treffend formuliert: Er ist "Tschakka Lakkas Liebling".

Fazit

Der ludisch versierte Leser wird es sofort erfasst haben: Tschakka Lakka ist ein typisches Würfelzockerspiel. Will heißen: Wir würfeln, um mit möglichst guten Ergebnissen möglichst viele Vorteile (hier: Schätze) zu erzielen. Und wie es mit Würfeln halt so ist, haben diese bekanntlich ihren eigenen Willen. Das Glück spielt also eine bedeutende Rolle. Man könnte fast meinen, der Maya-Gott hieße in Wirklichkeit "Tschakka Lucky".

Wichtig ist aber neben einem glücklichen Händchen auch die richtige Risikoeinschätzung. Bei Zockerspielen kann man dann von einem gelungenen Spiel sprechen, wenn Situationen geschaffen werden, in denen einem erhöhten Risiko ein möglicher größerer Gewinn gegenüber steht. Erst dies sorgt für die richtige Spannung, für Ärger, Freude, Schadenfreude und all die Emotionen. Bei Tschakka Lakka ist es vor allem die Aussicht, noch einen Edelstein abzuräumen, welche die Spieler zu einem erhöhten Wagnis lockt. Wenn beispielsweise nur mehr ein einziger passender Würfel benötigt wird, um einen rosa Edelstein zu erbeuten, nimmt man gern das erhöhte Risiko eines weiteren Wurfs in Kauf, selbst wenn nur mehr ein oder zwei Würfel zur Verfügung stehen.

Es kommt aber nicht nur darauf an, irgendwelche Schätze zu sammeln. Da es wertvolle Punkte für Mehrheiten in jeder Farbe gibt, ist gezielter Zugriff gefragt. Besonders in engen Partien ist es immens wichtig, sich gegen seine direkten Konkurrenten in den richtigen Farben durchzusetzen. Dies bringt daher auch eine gewisse Portion Interaktion ins Spiel.

Gegen echte Glückspilze nutzt aber auch dies herzlich wenig. Aus den Maya-Codices wissen wir schließlich, dass das Schicksal der Menschen von den Göttern bestimmt wurde. Wem die Götter gewogen sind, und wer sich vor allem nicht allzu oft den Zorn von Tschakka Lakka zugezogen hat und infolge dessen viele Schätze anhäufen konnte, der hält zwangsläufig noch die eine oder andere Farbenmehrheit. Der hohe Glücksfaktor wird durch die kurze Spieldauer allerdings gerne akzeptiert. Gerade mal 20 Minuten dauert eine Partie, kurz genug, um auch echten Pechvögeln die eine oder andere Revanche zu ermöglichen.

Das Spielmaterial ist von guter Qualität, wenn auch nicht reichhaltig genug, um die mittelgroße Schachtel auch nur annähernd zu füllen. Besonders die Würfel sind - ohne Notwendigkeit - ziemlich mickrig ausgefallen. Vielleicht hat Kosmos noch ein wenig Platz gebraucht, um richtige Abenteuerluft einzufüllen. Die empfohlene Vorgehensweise beim Spielaufbau - einfach alle Scheiben in die Spielplanmitte kippen und dann mit den Händen spiralförmig verteilen - klappt nicht so recht. Die flachen Scheiben finden zwar auf diese Weise ganz gut den Weg in die Vertiefungen, nicht aber die mittleren und hohen Scheiben, die leicht vom Spielplan runter kullern.

Die grafische Gestaltung ist gelungen, allerdings sind die Farben Gelb, Rot, Blau und Grün atmosphärisch nicht passend. Ich hätte mir eher dezentere, erdigere Farben und vor allem einige Maya-Symbole auf den Scheiben und den entsprechenden Würfeln vorgestellt. Dafür erfüllen die bunten Farben ihren Zweck und fördern den besseren Überblick.

Die Spielerzahl ist mit 2 bis 4 Personen angegeben. Aufgrund der Mehrheiten bei den Farben empfinde ich das Spielgefühl zu zweit aber nicht gerade prickelnd. Erst ab drei Spielern entwickelt es meiner Meinung nach seinen Spielreiz. Und da den Spielern keine Spielerfarben zugeteilt werden, ist es grundsätzlich auch zu fünft oder zu sechst mit nur geringen dramaturgischen Abstrichen durchaus spielbar.

Insgesamt also ein locker-flockiges Zockerspiel, welches beweist, dass Rüdiger Dorn nicht nur komplexere Spiele wie Goa oder Louis XIV drauf hat ...

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Tschakka Lakka: 4,0 4,0, 2 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.04.15 von Franky Bayer - Nettes Würfelzockerspiel mit entsprechend hohe Glücksfaktor. Die Würfel sind m.E. etwas zu klein ausgefallen.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.01.17 von Roland Winner

Leserbewertungen

Leserwertung Tschakka Lakka: 4,0 4.0, 2 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.04.15 von Jörn
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 21.12.19 von Karl Rolf - In Tschakka Lakka geht es um ein unverbrauchtes Thema, denn laut Anleitung sollen wir - gemeinsam mit dem Waschbären Jones - Schätze aus dem Tempel des Maya-Gottes Tschakka Lakka rauben. Das gab es so bestimmt noch nicht und es ist mir auch komplett schleierhaft, was sich der Verlag dabei gedacht hat… Egal, denn in Wirklichkeit ist Tschakka Lakka ein vollkommen abstraktes Würfel-Zocker-Spiel, dessen Stärke darin liegt, dass es sehr schnell erklärt und auch flott gespielt ist. Da der Wiederspielreiz recht hoch ist, bleibt es dann aber fast nie bei nur einer Partie. Strategische Planungen sind wegen des Glücksfaktors beim Würfeln kaum möglich, aber ein paar taktische Überlegungen sollte man schon anstellen, um sein Glück wenigstens an sinnvoller Stelle zu versuchen. Das Spielmaterial ist überschaubar, aber gelungen. Tschakka Lakka kommt bei uns regelmäßig zu Einsatz, wenn Zeit oder Konzentration der Spieler nicht mehr für ein „großes“ Spiel ausreichen. Klare Empfehlung für diesen Einsatzzweck, insgesamt gute 4 Punkte.

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