Rezension/Kritik - Online seit 04.05.2022. Dieser Artikel wurde 4112 mal aufgerufen.

Bad Bones

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Autor: David Flies
Verlag: Sit Down!
Rezension: Renate Gerling-Halbach
Spieler: 1 - 6
Dauer: 30 - 45 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2019
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
4,3 4,3 Leser
Ranking: Platz 3406
Bad Bones

Spielziel

Nebelschwaden, die über den Boden kriechen; Skelette, die sich aus den Friedhöfen erheben und durch die Wälder streifen, um neue Reiche zu erobern. Das ist die Welt von Bad Bones.

Mit eurem mächtigen Helden und diversen Fallen versucht ihr, euch den zerstörerischen Skeletten entgegenzustellen und euren Turm und euer Dorf zu verteidigen. Wer schafft es am längesten, ihnen zu trotzen?

Der permanente Kampf endet, wenn der erste Spieler seinen Turm und/oder sein Dorf verloren hat, dann geht derjenige als Sieger hervor, der die meisten noch verbliebenen Siegpunkte hat.

Mit Bad Bones wird hier das bekannte Spielprinzip Tower-Defense aus Videospielen auf das Brettspielgenre übertragen.

Ablauf

Zu Beginn erhält jeder einen Spielplan und eine Friedhofstafel, die oberhalb des Plans gelegt wird. In die Mitte des Spielplans wird der aus vier Ebenen bestehende Turm positioniert, auf diesen Turm wird die Heldenfigur gestellt. 5 Haus-Plättchen, unterhalb des Spielplans ausgelegt, bilden das eigene Dorf. Außerdem erhält jeder insgesamt 6 Fallen-Plättchen, jeweils 2 Mauern, 2 Katapulte, 1 feuerspeienden Drachen sowie 1 Schatz.

Dann kommen die Skelette ins Spiel, die sich in einem schwarzen Beutel befinden. Es gibt insgesamt 180 Skelette, diese sind unterteilt in 5 Gruppen mit unterschiedlichen Symbolen. Es gibt in jeder Gruppe drei Arten von Skeletten, die in drei verschiedene Richtungen gehen können: nach rechts, nach links und nach unten. Alle Skelette haben auf der einen Seite einen schwarzen, auf der anderen einen weißen Hintergrund. Zu Beginn der ersten Spielrunde zieht jeder insgesamt vier Skelette mit grünem, blauem, gelbem und lila Symbol aus dem Beutel. Diese werden in den Wald des Spielplans gelegt, so dass sie aufrecht stehen und die Spitze des Plättchens Richtung Spielplanfelder zeigt.

Jede Runde, besteht aus vier Phasen. Zuerst wird der Held bewegt, d. h. die Heldenfigur wir diagonal oder orthogonal auf ein Feld bewegt, das an seine aktuelle Position angrenzt. Trifft ein Held hierbei schon auf ein Skelett, wird dieses vom Spielbrett entfernt. Als nächstes wird 1 Falle platziert bzw. wieder aufgenommen. Die Fallen haben die Aufgabe, die Richtung der Skelette zu ändern oder sie zu bewegen. Die Mauer, das Katapult und der Drache zeigen auf der Plättchenrückseite jeweils eine beschädigte Falle. Eine genutzte Falle, wird auf ihre beschädigte Seite gedreht. Nun kann sie entweder liegen bleiben und nochmals genutzt werden, danach ist sie allerdings endgültig zerstört. Alternativ kann sie noch aufgenommen werden, und sie steht in der nächsten Runde wieder unbeschädigt zur Verfügung. Eine Ausnahme bildet hier das Schatzplättchen. Wird dieses platziert, drehen sich alle Skelette, die sich auf orthogonal benachbarten Feldern befinden, zum Feld mit den Schatz um. Der Reiz des Schatzes ist so groß, dass die Richtungspfeile keine Rolle mehr spielen.

Jetzt, in der nächsten Phase, werden die Skelette gemäß ihrer Richtungsanzeige ein Feld bewegt. Treffen Skelette auf

  • den Helden, sind sie sofort zerstört und wandern zurück in den Beutel;
  • eine Mauer, ändern sie ihre Richtung um 90° und bewegen sich 1 Feld weiter;
  • ein Katapult, werden sie am Ende der Phase auf den Friedhof eines beliebigen Mitspielers geschleudert;
  • den Drachen, werden sie auf orthogonal benachbarte Felder gelegt, so dass die Spitzen vom Drachen wegzeigen. Sie fliehen vor dem Drachen und werden so auch in den Wald bewegt;
  • den Schatz, so stehlen sie ihn;
  • den Turm, so zerstören sie eine Turmebene;
  • den unteren Spielplan, ist das Dorf erreicht, und jedes Skelett, das das Dorf betritt, zerstört ein Haus. Diese wird auf die Rückseite gedreht.
  • auf den Wald links, rechts oder oben am Spielplanrand, werden sie auf einen benachbarten Friedhof abgelegt.

In der letzen Phase der Spielrunde werden neue Skelette platziert. Dazu werden 3 neue zufällig aus dem Beutel gezogen und diese zusammen mit denen, die eventuell auf dem eigenen Friedhof gelandet sind, wie zu Spielbeginn auf die Symbole in den eigenen Wäldern positioniert. Die nächste Runde beginnt.

Das Spiel endet, wenn der Turm oder das Dorf eines oder mehrerer Spieler zerstört wurde. Alle, deren Dorf und Turm noch nicht komplett zerstört wurden, zählen die Sterne auf den Fallen und Häusern in ihrem Besitz. Zu diesen Siegpunkten werden pro noch bestehender Turmebene 4 Punkte hinzu addiert. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt.

Das Spiel kann auch im Solo-Modus gespielt. Hinzu kommen noch zwei Erweiterungen und eine kooperative Variante.

Fazit

Das Spiel Bad Bones kommt mit sehr witzigen Ideen und guten Spielmaterialien daher, allein der schweinchenrosa Held ist gewöhnungsbedürftig. Alle anderen Materialien sind schön gestaltet. Die Illustrationen sind ansprechend, Spielplan, Plättchen und Skelette sind aus wertigem Karton. Was besonders hervorzuheben ist, dass Bad Bones direkt Erweiterungen und neben einem Solo- auch einen kooperativen Modus anbietet. So gibt es auch die Spielregeln in zwei Heften, Spielanleitung A für das Grund- und Solospiel und die Spielanleitung B für die Erweiterungen und den kooperativen Modus. Beide Anleitung sind sehr gut erklärt und bebildert, so dass wirklich Kinder ab 8 Jahren damit zurechtkommen. Darüber hinaus sind die Spielregeln auch nett zu lesen, das macht Lust, sofort loszulegen.

Sehr positiv hervorzuheben ist auch die Spielhilfe, die einen durch das Spiel begleitet, und der Trick mit den doppelseitigen Skeletten. Die Skelettplättchen haben ja auf der einen Seite einen schwarzen und auf der anderen einen weißen Hintergrund. Werden sie nun in Phase 3 des Spiels bewegt, werden sie gleichzeitig umgedreht, also von weiß auf schwarz oder umgekehrt. So behält man immer den Überblick, ob alle Skelette bewegt worden sind, was auch wichtig ist, wenn sich im Verlauf des Spiels Unmengen von Skeletten anhäufen.

Aber hier kommt auch das erste Manko. Es macht zwar viel Spaß, Skelette vom eigenen Spielplan auf den Friedhof anderer Mitspieler zu katapultieren, aber der Kampf gegen die immer mehr werdenden Skelette auf dem Spielplan kann schon ermüden. Man hat in Phase 2 des Spiels ja nur die Möglichkeit, 1 Fallenplättchen zu positionieren oder wieder aufzunehmen. Konkret bedeutet das, dass ich entweder eine Falle vom Brett nehmen muss, um sie zu reparieren und dann diese nicht zu Abwehr auf dem Spielfeld steht, oder dass ich sie dort belasse, in beschädigter Form und möglicherweise das Glück habe, dass gerade kein Skelett auf sie zu läuft. Pech, wenn doch ein Skelett kommt, dann ist die Falle hin. Aber nur, wenn ich die eine Falle auf dem Brett lasse, habe ich die Möglichkeit, eine weitere Falle zu positionieren. Strategisches Denken kann da helfen, wenn aber immer wieder aus allen Ecken neue Skelette auftauchen, kann es sehr frustierend sein.

Ob man in kleiner oder größerer Runde spielt, ist Geschmacksache. Im Spiel zu zweit kann es sich schon sehr ziehen, bis ein Mitspieler aufgeben muss, das ist in größeren Runde eher der Fall, insbesondere wenn man auf seinem Friedhof die Skelette der Mitspieler sammelt. Für das eigene Spielgefühl ist das aber unerheblich, da man eigentlich simultan immer alleine vor sich hinspielt und mit der Verteidigung des eigenen Turmes und Dorfes beschäftigt ist, egal ob man zu zweit und mehreren spielt. Alternativ kann man den kooperativen Modus spielen. Wer an kooperativen Spielen Spaß hat, wird hier Freude haben.

Auf der Verpackung ist Bad Bones als Kennerspiel gekennzeichnet. Als solches würde ich es aber nur mit den Erweiterungen bezeichnen. Das Grundspiel ist ein Familienspiel, das schnell erklärt ist und auch mit jüngeren Kindern Spaß macht, es ist definitiv kein Kennerspiel. Mit den Erweiterungen steigt allerdings der Schwierigkeitsgrad etwas. So wird in der ersten Erweiterung, die zusätzliche Fallen zur Verfügung stellt, eine Marktphase ergänzt, in der man individuell Fallen und eine Waffe kaufen kann, die man allerdings erst nutzen kann, wenn der eigene Held mindestens 3 Skelette in Phase 1 zerstört. Das ist schon nicht einfach.

Unterhaltsam ist auch die "Anführer"-Erweiterung, die zusätzlich Skelette in den Beutel wandern lässt. Diese haben Spezialfähigkeiten, die einen zum Teil zum Schmunzeln bringen, wie z. B. der Menschenfreund, der nichts zerstört, sondern Turmebenen oder Häuser wieder aufbaut.

So gesehen bietet Bad Bones viel Abwechslung, aber m. E. nicht genug, da mir das Spielgefühl zu frustrierend ist und jedes Spiel sehr ähnlich abläuft. Wem das Grundspiel gefällt, wird auch von den Erweiterungen begeistert sein.

Auf jeden Fall ist es ein liebevoll gestaltetes Spiel, das versucht, das Tower-Defense-Spielprinzip auf ein Brettspiel zu übertragen. Und hier liegt eventuell auch die richtige Zielgruppe: Fans von Tower-Defense-Spielen. Mit seinen einfachen Regeln ist es für Familien mit Kindern und auch für Gelegenheitsspieler gut geeignet. Wer aber lieber gemeinsam und strategisch spielt, mit mehr Abwechslung, ist bei diesem Spiel nicht gut aufgehoben.

Rezension Renate Gerling-Halbach

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Bad Bones: 4,0 4,0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.01.22 von Renate Gerling-Halbach - Das Setting des Spiels ist sehr nett, und es ist auch lustig, den Mitspielern Skelette auf die Friedhöfe zu katapultieren. Aber das ist leider auch schon. Man spielt eigentlich die ganze Zeit simultan nebeneinander her, bewegt seinen rosafarbenen Helden, platziert Fallen, bewegt Skelette und hofft seinen Turm und sein Dorf verteidigen zu können. Leider werden die Skelette immer mehr und man hat überhaupt keine Chance. Gewinnen tut derjenige, der am längsten durchhält. Nach der 3. Partie wird es langweilig.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 19.11.18 von Henning Knoff - Tower Defense im Comic-Stil mit vielen Spielmodi. Schön zum Ärgern in angenehm kurzer Spielzeit.

Leserbewertungen

Leserwertung Bad Bones: 4,3 4.3, 3 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 17.11.18 von Heike Pohl - Mal ein komplett anderes Spielprinzip. Tower defence. Verlieren tut man eh, ist nur die Frage, wer als erstes drauf geht. Sehr hochwertiges Material viele Erweiterungen und Möglichkeiten von solo bis kooperativ schon enthalten. Kein Spiel für Strategen, aber das will das Spiel auch nicht sein. Einfach ca 45-60 min Spass haben und sich den Stress der Bedrohung aussetzen :-)
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 25.02.19 von Hans Huehnchen - Bad Bones zu gewinnen fühlt sich nicht nach einem Sieg an. Man hat der unvermeidlichen Niederlage nur am besten standgehalten. So wird ein Gefühl des Hilf- und Hoffnungslosigkeit erzeugt, welches ich überhaupt nicht mag.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 06.06.22 von Klaus Seitz - Im Prinzip hat mein Vorredner Hans Recht: Hier siegt man nicht, man muss nur länger nicht verlieren. Es ist kein belohnendes, aufbauendes Spiel, sondern man widersetzt sich möglichst lange der Entropie. Das kann ablehnende Gefühle hervor rufen. Abgesehen davon funktioniert das Spiel einwandfrei, kommt mit hochwertigem Spielmaterial und setzt das Tower-Defense-Prinzip perfekt ins Brettspiel um. Super.

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