Rezension/Kritik - Online seit 23.03.2007. Dieser Artikel wurde 6728 mal aufgerufen.
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Liebe Kinder, ihr kennt doch bestimmt noch das schöne Liedchen: "Fuchs, du hast die Gans gestohlen"? Dieses altbekannten Themas hat sich nun Richard Breese angenommen, um den Vorbehalt auszuräumen, Füchse würden nur Gänse jagen. In Wirklichkeit muss jedoch jeder Fuchs auf eine ausgewogene Ernährung achten und neben Gänsen auch Enten, Hühner und Truthähne verspeisen.
Um dies zu verinnerlichen, schlüpfen wir in die Rolle der Füchse und pirschen uns auf dem Bauernhof an das saftige Federvieh heran. Geschickt nutzen wir unsere Fuchsbauten, um überraschend aus Erdlöchern zu stürzen. Leider ist das Federvieh nicht nur misstrauisch und läuft ständig gackernd davon, nein, es ist auch noch ziemlich schnell dabei - schneller als einem Fuchs lieb sein kann.
Spielerisch wurde dies gans einfach umgesetzt. Alle spielen eine Karte, die jeweils eine Zahl, eine Federviehsorte, eine Farbe sowie eine Form enthält. Genau, liebe Kinder, ihr müsst wissen, Hühner gibt es in braun, weiß und schwarz und sie sind rund, vier- oder sechseckig - spielen bildet! Nun darf jeder, beginnend mit der kleinsten gespielten Zahl, die nahrhaften Vögel um drei Schritte bewegen. Aber nur jene, die mindestens eine Eigenschaft der gespielten Karte besitzen. Die Karte mit dem runden weißen Huhn erlaubt es also, runde schwarze Enten oder quadratische weiße Gänse aber keine sechseckigen braunen Truthähne zu bewegen. Um die Sache etwas zu verkomplizieren, muss natürlich beachtet werden, dass sich Futter niemals näher als drei Felder an einen Fuchs heranbewegt - wieso auch?
Nachdem wieder Ruhe auf dem Hühnerhof eingetreten ist, stürmen nun reihum die Füchse los und - haps, haps, knusper, knusper - fressen sie sich kugelrund. Schön wär's, die Füchse können aber nur zwei Felder weit rennen. Dies reicht nicht immer, um das Futter in einem Zug zu erreichen.
So findet Zug um Zug auf dem Hühnerhof ein munteres Schnattern, Flattern und Fressen statt, bis das Spiel wegen Nahrungsmangel schließlich ein Ente findet. Nun wird der erfolgreichste Fuchs gekrönt. Auch das ist sehr einfach. Man muss nur wissen, dass Füchse auch Philanthropen (oder wie immer der aufs Geflügel übertragene Begriff heissen mag) sind und bestimmte Geflügelsorten verschonen wollen. Jeder hat dafür zu Spielbeginn eine Zielkarte geheim beiseite gelegt. Deshalb gibt es Punkte sowohl für die gefressenen als auch für die verschmähten Tiere.
Die Punktvergabe ist biologisch leicht verständlich und erscheint einem Kinderspiel angemessen: Wer die meisten Tiere einer bestimmten Eigenschaft fraß, bekommt einen Punkt pro gefressener Tiergattung mit eben jener Eigenschaft. Hat zum Beispiel mein Fuchs zwei weiße Hühner und eine weiße Ente und kein Mitspieler mehr weiße Tiere gefuttert, so erhalte ich dafür 2 Punkte. Gewertet wird rund, quadratisch, sechseckig sowie weiß, schwarz und braun. Ach ja, selbstverständlich gibt es noch Punkte für eine vielseitige Ernährung. Jeder vollständige Satz aus Ente, Huhn, Truthahn und Gans bringt zusätzliche vier Punkte.
Um die Punkte für die überlebenden Tiere zu ermitteln, zählt man einfach pro Attribut der Zielkarte, wie viele der auf dem Brett verbliebenen Tiere es auch besitzen. Einen Extrapunkt gibt es noch, falls genau das Zieltier überlebte.
In allen unseren Partien endete das Spiel mit einem verwüsteten Geflügelhof von weniger als 8 Tieren. Meist wurde der Sieg mit den Punkten der überlebenden Zieltiere gewonnen. Dabei ist aber auch das Fressen nicht zu vernachlässigen, kann doch ein gefressenes Tier in bis zu vier Wertungen zählen und somit anteilig vier Punkte wert sein. (Zur Erinnerung für die Kinder, die schon die Kreml-Voraussetzungen "ab 50 Jahren" erfüllen: Wertungen gibt es natürlich für Form, Farbe, Rasse und Vielseitigkeit). Gleiches gilt selbstverständlich für das überlebende Zieltier. Andererseits kann eine fehlende Mehrheit schmerzhaft Punkte kosten. Im schlimmsten Fall reduziert ein fehlgefressenes Tier sogar Punkte. Lebhaft kann man sich den verdorbenen Jungfuchsmagen vorstellen, der die weiße Mehrheit erringt, aber nur einen Punkt bekommt, weil die gesamte weiße Beute aus Gänsen besteht. Noch größer ist das Jaulen, wenn er eine weiße Gans eigentlich beschützen sollte. Diese Überlegungen zeigen doch deutlich, dass die Warnung in der Regel gerechtfertigt ist.
Die Regel ist nach der ersten Bewegung leicht verständlich und auch die Wertung macht ab der zweiten Partie keine Probleme mehr. Dabei sind die einzelnen Komponenten fein aufeinander abgestimmt. So sollte man beispielsweise versuchen, immer eine Karte mit hoher Startnummer zurückzuhalten. Dann kann man in einer brenzligen Situation schnell einen schützenswerten, gefährdeten Truthahn aus der Fresslinie zu bringen. Niedrige Karten werden vor allem gebraucht, wenn sich Füchse behindern oder denselben Fuchsbau anstreben. Ein gewisser Glücksanteil verbleibt natürlich. Da kann man beim Kartennachziehen Pech haben. Auch eine Verschwörung der anderen Füchse kann einen zurückwerfen. Das passiert gerne dann, wenn sich zeigt, dass z. B. alle Spieler schwarze Enten schützen, nur man selbst das Leben eines weißen Huhns besonders schätzt. Doch selbst in solchen Situationen zeigt sich der geschickte Jäger, indem er sich beispielsweise auf Schwarz spezialisiert.
Rezension Peter Nos
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Fowl Play:
4,5, 4 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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10.02.07 von Peter Nos |
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06.11.06 von Kathrin Nos |
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05.12.06 von Roland Winner - Das Wertungssystem ist sehr komplex, es sollte aber mit wachsender Erfahrung in diesem Spiel für Vielspieler kein Hindernis darstellen. Anfangs meint man, überhaupt keine Übersicht über seinen Stand im Spiel erreichen zu können. Übrigens ist die Regel ausführlich und sehr gut illustriert. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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23.03.07 von Frank Gartner |
Leserwertung Fowl Play:
4.0, 6 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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23.03.07 von TRH - Selten so ein langweiliges Spiel gespielt. Da gibt es wirklich besseres von Richard Breese... |
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23.03.07 von kai-uwe kramp - Tolles Wertungssystem! |
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25.03.07 von Braz - Schönes Spiel. Das Wertungssytem muss jedoch erst noch "erarbeitet" werden, um möglichst interessante Spiele innerhlab der Gruppe zu bekommen. mE sehr zu unrecht gescholten...nettes Spiel, jedoch mE nichts für Gelegenheitsspieler -> dafür ist das Wertungssystem zu komplex |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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26.03.07 von Carsten Kramp - Wenn man die Wertung im Kopf hat, sehr schönes Spiel auch für 2 Spieler .Kommt immer wieder auf den Tisch . |
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29.03.07 von Richard van VUgt - Ich schließe mich der Meinung an, daß Richard Breese schon bessere Spiele gemacht hat. |
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15.06.20 von Klaus Seitz - Vollkommen korrekt, Richard Breese hat gewichtigere Spiele entwickelt, aber Fowl Play gehört für mich zu den etwas übersehenen Perlen. Die Wertung ist nicht soo kompliziert, fällt nur im Vergleich zum sonst recht simplen Gameplay auf. Schönes Material und taktischer Tiefgang bei einfachen Regeln. |