Spielziel
Italien im 15. Jahrhundert. Im Auftrag berühmter Handelsfamilien, wie den Strozzi, Medici und Bardi, bringen Schiffe aus allen Teilen der Welt wertvolle Güter nach Italien. Die Spieler konkurrieren darum, die Schiffe mit der wertvollsten Ladung zum richtigen Zeitpunkt in den Hafen ihrer Wahl zu führen. So gelangen sie zu Reichtum und können Ansehen als Mäzene erwerben.
Ablauf
In jeder der drei Runden ist jeder Spieler mehrmals am Zug. Von den Schiffskarten wird eine zufällige, je nach Spielerzahl variierende Anzahl Karten für die aktuelle Runde als verdeckter Stapel bereitgelegt. Ein Spielzug besteht aus drei Phasen:
- Der aktive Spieler deckt die oberste Schiffskarte auf. Im Segel findet sich ein Wert im Wert von eins bis acht. Je höher, desto besser. Die Karte kann noch folgende Elemente aufweisen: Warensymbole, Schriftrollen und ein Symbol für Mäzen-Plättchen.
- Nun muss der Spieler sich entscheiden. Wenn er die Karte bekommen und damit einsetzen möchte, markiert er seinen Anspruch, indem er eine seiner drei Anspruchsmarken auf die Karte legt. Ist es die Marke mit der Piratenflagge, erhält er sofort die Karte. Liegt eine andere Marke aus, dürfen die Mitspieler im Uhrzeigersinn entscheiden, ob sie selbst mit ihrer Piratenflagge die Karte übernehmen wollen. Der erste Spieler, der seine Flagge einsetzt, profitiert.
- Die zugeteilte Schiffskarte samt Marke darauf wird neben einen der drei Häfen abgelegt. Je Hafen darf jeder Spieler in einer Runde genau ein Schiff platzieren. Die Schiffe in einem Hafen werden nach Schnelligkeit (Segelwert) absteigend sortiert. Der Spieler rückt seinen Zählstein auf der Tabelle am Hafen um so viele Felder vor, wie das Warensymbol des Hafens auf der Schiffskarte vorkommt. Je nach Art der darauf liegenden Anspruchsmarke und abgebildeten Symbole erhält der Spieler sofort einen kleinen Vorteil. Schriftrollen bringen seinen Zählstein in der einzigen Nicht-Hafenstadt Florenz voran und das Symbol für Mäzen-Plättchen erlaubt es dem Spieler, sofort eines der drei offen ausliegenden Mäzen-Plättchen zu nehmen..
- Der linke Nachbar des Spielers, der die Schiffskarte erhalten hat, ist am Zug.
Ende einer Runde: Sobald ein Spieler seine drei Marken eingesetzt hat, nimmt er an der laufenden Runde nicht mehr teil. Die Runde endet, wenn alle Marken gesetzt sind oder alle Schiffskarten vergeben bzw. abgelehnt wurden. Danach erfolgt eine Wertung, bei der je Hafen die Spieler der drei schnellsten Schiffe und der drei bestplatzierten Zählsteine (auch in Florenz) mit Punkte bedacht werden. Wer besonders weit gekommen ist, kann auch noch von unterschiedlichen Boni profitieren. Die nächste Runde wird vorbereitet und die Spieler erhalten ihre Marken zurück, die abgehandelten Schiffe werden eingemischt und aus allen Schiffen wird eine neue Auswahl abgezählt. Die Zählsteine der Spieler werden aber auf ihren Positionen belassen.
Spielende: Nach drei Runden ist die Partei vorbei und es werden nun auch die Mäzen-Plättchen ausgewertet und je Sorte mit gestaffelten Punkten belohnt. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.
Fazit
Die Spielregel präsentiert sich klar, übersichtlich und ohne jegliche Interpretationsprobleme. Die Ausstattung besteht aus einem Spielplan in spärlicher aber durchaus ansprechender Aufmachung, bunten Holzzählsteinen, Pappmarkern, etwas billig wirkenden Münzen aus Pappe sowie hübschen Spielkarten mit hilfreicher Symbolik.
Der übersichtliche Spielplan lässt vermuten, dass Strozzi zu den unkomplizierteren Spielen gehören mag. In der Tat gibt es dann auch nicht viele Handlungen auszuführen, doch sind dabei durchaus einige Überlegungen anzustellen. Zunächst gilt es den richtigen Zeitpunkt zu finden, wann man seine Piratenflagge einsetzt und damit ein bestimmtes Schiff für sich sichern kann. Wenn man sich schließlich für ein Schiff entscheidet, von denen man im ganzen Spiel maximal neun erhalten kann, sollte jedes davon möglichst viele günstige Auswirkungen haben. Knifflig ist dabei, jeweils den optimalen Hafen zu finden, wo der eigene Zählstein weit vorankommt und möglichst auch im Laufe der Partie den Bonusbereich erreicht. Außerdem ist die mit manchen Schiffen verbundene Aufnahme eines Mäzen-Plättchens sehr wesentlich für den Spielerfolg, da diese Plättchen relativ viele Punkte einbringen. Nicht zu vergessen ist ein guter Platz auf der Florentiner Wertungsleiste, da gerade bei der Mäzen-Plättchenwertung (zum Spielende) ein Patt häufig vorkommt und ein solcher Tie-Breaker je Plättchenart 10 Punkte wert sein kann.
Diese Aspekte wollen gut austariert sein, wobei eine ordentliche Portion Glück und somit Spekulation dabei sind. Die Ungewissheit über die Schiffe, die überhaupt nicht in der laufenden Runde vorkommen, ist mehr oder weniger hoch. So ist im Spiel zu viert etwa nur die Hälfte aller möglichen Schiffskarten im Spiel, zu dritt noch weniger. Bei maximaler Besetzung (zu sechst) sind 72 % der Karten im Spiel. Folglich ist es nur kaum bis einigermaßen absehbar, ob überhaupt punkteträchtige Schiffe, d. h. solche mit vielen Waren und mit Mäzen-Symbol, aufgedeckt werden. Gerade die Strategie, auf Mäzen-Plättchen zu setzen, ist das reinste Glücksspiel, aber dadurch auch oft der unerwartete Punktebringer.
Trotz der geschilderten Beeinträchtigungen ist Strozzi flott zu spielen, dabei unterhaltsam und lässt die Spieler ihre Chancen nutzen. Da man Schiffe ablehnen and einige Karten abwarten kann, hat jeder Spieler stets die Hoffnung und sicher auch die realistische Aussicht, noch ein besseres Schiff einheimsen zu können. Dieses spekulative und spannende Element macht den Reiz von Strozzi aus, das bei wenig Erkläraufwand und geringem Grübelfaktor soliden Spielspaß bietet.
Rezension Roland Winner
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.