Rezension/Kritik - Online seit 30.12.2010. Dieser Artikel wurde 4215 mal aufgerufen.
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Wer blöd und vergesslich ist, wird nicht immer bestraft. Eigentlich hatte ich aufgrund des ersten Namensteils das Vorgängerspiel Tricky Trek im Kopf gehabt, als die Neuheiten der Spiel 2010 von Cwali bekannt gegeben wurden. Da ich es versäumt hatte, mir im Vorjahr besagtes Spiel zuzulegen, wollte ich das in diesem Jahr unbedingt nachholen. Dass ich nun ein ganz anderes Spiel bekam, verwunderte mich zutiefst. Doch verwundet fühle ich mich keineswegs, denn zu diesem Spiel gibt es das Folgende zu berichten:
Der Spielplan besteht aus vier Teilen, unterteilt in jeweils 25 Quadrate. Zu sehen ist eine Wüsten- bis Prärielandschaft mit einzelnen Baum- und Wasseranhäufungen. Die vier Teile werden zu einem großen Quadrat zusammengelegt. Es werden gemäß Regelvorgabe 10 Tiere auf dem Plan nach dem Springerzugsystem verteilt. Jeder Spieler erhält eine Figur, die er in die nächstgelegene Ecke des Plans stellt. Außerdem erhält jeder Safariteilnehmer ein Set mit 10 kleinen Fotokärtchen von den verschiedenen Tieren.
Der Spielverlauf sieht zwei wechselnde Phasen vor. In Phase 1 ziehen die Spieler ihre Figuren. Im ersten Zug orthogonal, ab dem zweiten Zug ist auch die diagonale Zugrichtung erlaubt. Gezogen werden darf in gerader Linie bis maximal zum nächsten Hindernis. Dies sind für die Figuren der Spieler Tiere, Wasserstellen und Wälder sowie der Spielfeldrand. Fremde Figuren dürfen übersprungen werden, vorausgesetzt, unmittelbar hinter diesen befindet sich kein Hindernis.
Während der 2. Phase bewegen sich die Tiere. Sie laufen immer ein Feld weit in jene Richtung, in die sie schauen. Spielerfiguren, der Spielfeldrand und Wasserstellen sowie Wälder sind Hindernisse und zwingen die Tiere zur Richtungsänderung. Ausnahmen sind der Affe und das Eichhörnchen, für sie ist der Wald selbstverständlich kein Hindernis. Analoges gilt für die Schildkröte und den Alligator in Bezug auf Wasserstellen.
Jedesmal, wenn in einer der beiden Phasen eine Spielerfigur unmittelbar vor oder seitlich neben einem Tier steht, darf der Besitzer die passende Fotokarte vorzeigen und auf einen gemeinsamen Ablagestapel legen. Wer als Erster alle seine Fotokarten los ist, gewinnt die Safari. Klick!
Klingt einfach, was? Ist es auch. Und dennoch kommt das Spiel öfter auf den Tisch. Wie kommt das?
Das Herzstück ist die einzige Analogie zum Vorläufer: niedliche kleine Porzellanfigürchen, die völlig unproportional im Vergleich untereinander (eine der kleinsten Figuren ist der Elefant), aber dafür umso putziger gestaltet den visuellen Reiz ausmachen. Doch auch andere Dinge fallen auf:
Sammler werden sie vermutlich verfluchen, die ungewöhnliche Verpackung in der runden Pappdose. Ab und zu taucht sie dann doch - natürlich in stets unnormierter Form - auf, gehäuft bei Tierspielen wie auch diesem. Die darin gerollten Spielplanteile aus dünnem Plastik sind allerdings sehr flexibel und schnell in eine glatte Form gebracht, so dass Tiere und Figuren gut und sicher darauf stehen können. Durch die Befüllung des luftleeren Raums in der Verpackung mit Luftpolsterfolie ist ein optimaler Schutz für die nicht völlig unempfindlichen Porzellanfiguren gewährleistet.
Die Größe der Figuren und der Tiere ist (von der angesprochenen Propotionalitätsstörung abgesehen) angemessen, die Größen der Fotokärtchen sind ein Witz. Die exorbitante Ausdehnung von sage und schreibe galaxiedimensionären 2 x 2,5 cm wäre nur zu erklären, wenn Herr van Moorsel Vergrößerungsinstrumente aller Art veräußert. Selbst bei gutem Licht sind immer noch sehr neutrale Dioptrinwerte oder sauberst gereinigte Sehhilfen zwingend erforderlich, um die Tiere zu identifizieren. Leider muss man aus diesem Grund die auf der Verpackung angegebene Altersobergrenze von 100 gut und gerne 30 bis 40 Jahre heruntersetzen.
Sieht man von diesem im wahrsten Sinn des Wortes Kleinstmangel einmal ab, ist man dank einer übersichtlichen und umfassenden Regel schnell im Spielgeschehen. Diese ist derzeit leider nur in englischer Sprache verfügbar, eine Kurzspielregel wird hier bei H@ll9000 auf deutsch zur Verfügung gestellt. Die Bewegung der Tiere ist grundsätzlich ebenso schnell realisiert wie umgesetzt, lediglich die Startaufstellung bereitet bei den ersten Gehversuchen Schwierigkeiten. Es werden z. B. unter Umständen Tiere auf Felder platziert, welche für sie normalerweise Hindernisse darstellen. Nach dem Platzieren wird deren Stelle aber korrigiert und wenn man die Anordnung ein paar Mal geübt hat, geht's auch ganz zügig. Gleiches gilt für die Abbiegeregeln der Tiere im Falle einer Bewegung auf ein oder mehrere Hindernisse zu.
Die angegebene Spieldauer liegt wahrheitsgemäß unter einer halben Stunde.
Das Spielgefühl passt in der Tat zum Thema. Öfters stehen andere Tiere oder Figuren einfach im Weg, wenn man ein schönes Foto von einem Tier machen möchte. Statt des üblichen "Klick" der Kamera, wenn ein Tier erwischt wird, sind in solchen Situationen mehrfach Flüche zu hören, weil man einfacher länger als geplant braucht, um ein Tier auf Polaroid zu bannen. Diese Blockaden werden allerdings nur selten bewusst herbeigeführt, da man eher darauf zu achten hat, für seine Figur die optimalen Laufwege zu ermitteln. Wenn man dabei jemand anderem im Weg rumsteht ... umso besser! Alle Spiele sind knapp ausgegangen, das heißt den unterlegenen Safaristen (oder heißt es Safaristi?) fehlten am Ende auch nur noch ein oder zwei Schnappschüsse.
Der recht hohe Verkaufspreis des Spiels erklärt sich durch die geringe Auflage und durch die Tatsache, dass Herstellung und Vertrieb in einer Hand liegen. Oder korrekt gesagt in zwei Händen, nämlich denen des Autors. Wen dieser (der Preis, nicht der Autor!) nicht abschreckt, der erhält ein sympatisches, unterhaltsames und optisch verzückendes Kleinod mit durchaus höherem Wiederspielreiz. Ich jedenfalls habe mich doch sehr gefreut, bei der eingangs erwähnten Namensverwechselung keine Enttäuschung im spielerischen Sinn erlebt zu haben.
Rezension André Beautemps
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Tricky Safari: 3,3, 3 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
28.11.10 von André Beautemps |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
30.10.10 von Michael Andersch - Tierkarten nicht unbedingt einfach zu unterscheiden. Mechanismus kann zu Ansammlungen von Tieren in den Ecken führen, was das Spiel sehr zäh machen kann bzw. sogar dazu führt, dass einzelne Tiere nicht mehr erreichbar sind. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
29.07.14 von Monika Harke - Feste, glatte Spielpläne und größere Fotokärtchen wären wünschenswert gewesen. Die Tierfigürchen sind hingegen klasse. Schönes Thema, gute Umsetzung. |
Leserwertung Tricky Safari: 5.0, 3 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.01.11 von LemuelG - Klar steckt da ganz viel Informatik drin, à la Algorithmus-Programmierung ... aber das sind tolle Spielfiguren mit hohem Aufforderungscharakter, ein bestens funktionierendes Spielprinzip, ein nicht unbeträchtlicher Ärgerfaktor, wenn mal was nicht so funktioniert wie gedacht, und so weiter. Für uns echt eine positive Überraschung. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
28.08.11 von Beate Bindrim - Wunderbar grüblerisch - im Prinzip kann man sich ausrechnen, welches Tier wo hin zieht. Schreit geradezu nach Revanche. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
13.09.15 von Jörn |