Rezension/Kritik - Online seit 01.05.2020. Dieser Artikel wurde 4537 mal aufgerufen.
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Hmmm. Bei diesem Spiel habe ich ernsthafte Zweifel, ob ich der Richtige für eine kompetente Rezension bin. Es handelt sich dabei schließlich um eine Brettspielumsetzung eines Computerspiels, und das letzte PC-Spiel, das ich gespielt habe (ich glaube, es war "Monkey Island 3"), liegt bereits Jahrzehnte zurück. Andererseits ist Minecraft: Builders & Biomes halt doch ein "normales" Brettspiel von Ravensburger, welches somit den Gesetzmäßigkeiten des analogen Spiels folgt.
Damit ich mich nicht allzu sehr blamiere und Spott und Häme ernte, hat mich mein Jüngster ein bisschen in die digitale Welt von Minecraft eingeführt. Für alle, die wie ich keine Ahnung davon haben, worum es darin geht: Es ist ein Abenteuerspiel, bei dem man - um zu überleben - Utensilien sammelt, mit denen Tiere geschlachtet, Monster besiegt und Steine abgebaut werden können. Letztere dienen wiederum zum Bau von Gebäuden und Bauwerken.
Für ein funktionierendes Brettspiel musste das Ganze natürlich etwas entschlackt werden. Der Fokus liegt hier auf dem Sammeln von Blöcken, mit denen Gebäude errichtet werden können, welche - zusammen mit dem Bekämpfen von Monstern - für die wichtigen Siegpunkte (hier "Erfahrungspunkte" genannt) sorgen sollen.
Die Bauwerke und Monster finden sich auf 64 quadratischen Karten wieder, die als Spielvorbereitung in ein 4 x 4-Raster aus Stapeln mit je 4 verdeckten Karten ausgelegt werden. An die Außenränder des Rasters kommen - ebenfalls verdeckt - 16 Waffenplättchen. Jeder Spieler erhält eine Spielertafel, 5 Waffenplättchen sowie eine Spielfigur, die er auf den zentralen Kreuzungspunkt im Kartenraster stellt. Schließlich werden noch die 64 Blöcke (16 braune Holzblöcke, 14 beigefarbene Sandblöcke, 12 graue Steinblöcke, 10 schwarze Obsidianblöcke und 12 grüne Smaragdblöcke) in zufälliger Reihenfolge zu einem großen Würfel zusammengefügt.
Wer an der Reihe ist, führt genau zwei verschiedene Aktionen aus. Dabei stehen ihm folgende 5 Aktionen zur Auswahl:
Aktion 1: Blöcke nehmen
Er nimmt sich 2 Blöcke vom großen Würfel, wobei nur solche Blöcke zur Auswahl stehen, bei denen die Oberseite sowie mindestens 2 weitere Seiten freiliegen. Die Blöcke legt er in seinen persönlichen Vorrat neben seine Spielertafel.
Aktion 2: Oberwelt erkunden
Er darf seine Figur 0 bis 2 Felder entlang von Kreuzungspunkten bewegen, anschließend muss er alle 4 Karten bzw. Plättchen, zwischen denen die Figur steht, aufdecken.
Aktion 3: Bauen
Er errichtet ein Bauwerk, indem er die passenden Blöcke für eine Bauwerkkarte, die sich neben seiner Figur befindet, abgibt (Smaragdblöcke zählen dabei als Joker) und die Bauwerkkarte anschließend auf ein beliebiges Feld seiner Spielertafel platziert. Manche teurere Bauwerke bringen beim Bauen direkt Erfahrungspunkte ein.
Aktion 4: Monster bekämpfen
Manche Karten zeigen Monster. Um diese zu bekämpfen, werden 3 von den gut gemischten Waffenplättchen aufgedeckt. Kommen dadurch mindestens so viele Herzen zum Vorschein wie die Stärke des Monsters, gilt dieses als besiegt. Einige Monster bringen sofort Erfahrungspunkte als Belohnung, andere erst am Spielende, abhängig von den geschaffenen Bauwerken.
Aktion 5: Waffe nehmen
Steht er mit seiner Figur neben einem offenen Waffenplättchen, nimmt er es und fügt es seinem Vorrat hinzu, wodurch er seine Chancen im Kampf gegen Monster erhöht bzw. andere besondere Fähigkeiten (z. B. einen Block nehmen) erlangt.
Der Abbau von Blöcken aus dem großen Würfel löst im Laufe des Spiels drei Wertungen aus. Ist die oberste Schicht komplett abgebaut, werden in der 1. Wertung (A: Biome) die Landschaften gewertet. Jeder Spieler entscheidet sich für eine Landschaft und berechnet Punkte für die größte Gruppe zusammenhängender Felder auf seiner Spielertafel, wobei die Landschaften unterschiedliche Basiswerte haben.
Bei der 2. Wertung (B: Baumaterial), nachdem die 2. Schicht vollständig abgebaut wurde, zählen auf dieselbe Weise die Bauwerke je nach gewähltem Baumaterial (in aufsteigender Wertigkeit Holz, Sand, Stein oder Obsidian). Bei der letzten, der 3. Wertung (C: Typ), welche das Spiel beendet, werden schließlich die Bauwerke je nach Typ (Dekoration, Wohnhäuser, Tiergehege oder Brücken) gewertet. Nachdem alle Spieler noch Erfahrungspunkte für ihre gesammelten Spezialmonster erhalten haben, gewinnt der Spieler mit den meisten Erfahrungspunkten.
Selbst ich als absoluter Laie konnte erkennen, dass Minecraft: Builders & Biomes spielerisch recht wenig mit dem Computerspiel zu tun hat. Man könnte deshalb die Veröffentlichung als billigen Marketing-Trick abtun, bei dem die Bekanntheit eines PC-Spiels genutzt wurde, um ein Produkt leichter verkaufen zu können, doch dies täte dem Spiel unrecht. Ein Indiz dafür, dass es sich nicht um ein belangloses Lizenzspiel handelt und sich der Verlag um ein ordentliches Spiel bemüht hat, ist die Tatsache, dass mit Ulrich Blum ein veritabler Spieleautor beauftragt wurde.
Der Spielmechanismus von Minecraft: Builders & Biomes ist an und für sich nicht revolutionär. Er hat ein wenig von Ressourcenmanagement, da wir bestimmte Blöcke sammeln müssen, um damit Bauwerke errichten zu können. Die Art und Weise, wie man an die Blöcke gelangt, nämlich nach bestimmten Regeln aus einem großen Würfel, ist hingegen sehr attraktiv und nebenbei ein haptisches Vergnügen.
Die Planung sollte sich im Idealfall über alle 3 Wertungen erstrecken und nicht nur kurzfristig für einzelne Bauwerke. Es sollte also darauf geachtet werden, solche Gebäude zu bauen, die für möglichst alle 3 Wertungen - Landschaft, Baumaterial und Typ - Punkte bringen. Es bringt gar nichts sich zu verzetteln, da man in jeder Wertung bloß eine Art verwenden kann. Dies hat dann fast schon einen strategischen Ansatz. Zusätzlich hat das Spiel leichte logistische Züge, da man bemüht ist, passende Bauwerkkarten effizient und mit möglichst wenig Aktionen zu finden und zu nehmen.
Dieses recht klar strukturierte Muster wird durch die Monster durchbrochen, welche das Spiel geschickt auflockern. Beim Kampf gegen ein Monster kommt nämlich ein gewisses Zockerelement zum Tragen. Zwar kann man Waffen sammeln, um seine Chancen im Kampf zu erhöhen, aber es bleibt dennoch ausreichend "push your luck" übrig, sodass man ein wenig Glück benötigt.
Die Monster sind recht unterschiedlich. Alle bringen Sofortpunkte, manche sogar noch eine Zusatzaktion. Am interessantesten sind jedoch jene, welche am Spielende für bestimmte Symbole Extrapunkte bringen. Wenn ein passendes Monster aufgedeckt wird, sollte man dieses unbedingt in seine Planung miteinbeziehen, denn diese Punkte können bei knappen Spielständen schlussendlich den Unterschied ausmachen.
Noch ein paar Worte zum Spielmaterial. Die Grafik ist gewöhnungsbedürftig, was man aber nicht dem Illustrator ankreiden kann, da sie dem PC-Spiel angepasst wurde. Die Spielertafeln sind meiner Meinung nach etwas dünn geraten, und die Karten hätten ohne Weiteres eine Spur kleiner sein können, um den Platzbedarf auf dem Tisch zu reduzieren. Als Spielfiguren hätte ich mir statt schnöder, auf Aufstellfüße montierte Plättchen richtige Figuren vorstellen können, am besten mit typischer kantiger Pixel-Form.
Dafür sind die großen Holzblöcke hervorzuheben, welche eine Kantenlänge von immerhin 2 cm (!) aufweisen. Genial ist die Art und Weise, wie aus den Blöcken der große Würfel geformt wird. Zuerst wird die Aufbauhilfe aus 4 Plättchen zusammengesteckt und auf die Blockunterlage gestellt. Anschließend einfach alle Blöcke wild durcheinander hineingeschüttet. Ein wenig rütteln, und fertig! Dies funktioniert erstaunlich gut.
Summa summarum ist Minecraft: Builders & Biomes ein solides Spiel, welches nicht nur für Freunde des Computerspiels geeignet ist. Es mag zwar nichts Spektakuläres sein, ein Fehlkauf ist es aber - aus Sicht des Brettspielexperten - auf keinen Fall.
Rezension Franky Bayer
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Minecraft: Builders & Biomes: 4,0, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.03.20 von Franky Bayer - Solides Spiel mit höchst unterschiedliocher Materialqualität seiner Komponenten. Macht Spaß, spiele ich gerne mal wieder, aber halt nichts Spektakuläres. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
02.05.20 von Sandra Lemberger - Ein schönes Familienspiel, aber die Computergrafik finde ich überhaupt nicht ansprechend. |
Leserwertung Minecraft: Builders & Biomes: 4.0, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
18.02.20 von Thomas Z. - Die seltsame und gewöhnungsbedürftige Grafik muss man wohl akzeptieren, da sie dem Computerspiel nachempfunden ist. Die bis auf die großen Holzbauklötze schlechte Qualität der Materialien, allerdings nicht: dünnste Spielpläne, dünne Pappplättchen, alles macht einen billigen und nicht sehr wertigen Eindruck, wie selbstgebastelt - ist aber Ravensburger! Die Spielmechanik - man sammelt Baustoffe und baut damit Gebäude - ist nichts wirklich Neues. Weiterhin kann man Waffen sammeln und mit push-your-luck damit Monster bekämpfen. Ganz pfiffig ist die Art, wie man aus dem großen Bausteinblock zu den Baustoffen kommt und die Wertung über 3 Runden, in denen 3 unterschiedliche Eigenschaften der gelegten Plättchen gewertet werden. Fazit: Ganz nett! |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
21.08.23 von Axel - Das Spiel bietet eine gute Möglichkeit, Kinder vom PC wegzubekommen. Die Mechaniken sind kindgerecht, aber auch die mitspielenden Erwachsene haben ihren Spaß. Noch besser wird es mit der \"Farmers Market\" - Erweiterung, die die Balance des Grundspiels weg vom Monster-Schlachten hin zu mehr Auf- und Anbau lenkt. |