Rezension/Kritik - Online seit 08.09.2025. Dieser Artikel wurde 895 mal aufgerufen.

Ratjack

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Verlag: Frosted Games
Studio H
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 2 - 4
Dauer: 15 - 30 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2024
Bewertung: 3,7 3,7 H@LL9000
Ranking: Platz 5139
Download: Kurzspielregel [PDF]
Ratjack

Spielziel

Es ist ja schier unmöglich, ständig originäre Spielideen herauszubringen. Aus diesem Grund bedienen sich in letzter Zeit viele Autoren bekannter Kartenspiele, um diese mit einem besonderen Kniff auszustatten, sodass sie ein neues, ungewöhnliches Spielgefühl bieten. So wurde etwa das bekannte Texas Hold'em in ein kooperatives Pokerspiel verwandelt, oder Skat in ein kooperatives Stichspiel.

Ratjack bedient sich des Prinzips von Black Jack, also des Versuchs, einem bestimmten Zahlenwert mit seinen Karten möglichst nahe zu kommen, im Idealfall genau zu erreichen, aber keineswegs zu übertreffen. Hier geschieht dies allerdings noch kompetitiver als im Original, da zusätzlich Karteneffekte genutzt werden können, um den Mitspielern offensiv ins Handwerk zu pfuschen.

Ablauf

In jeder Partie kommen zwei Sets zu je 12 Karten (je 1 x die Werte von 1 bis 12) zum Einsatz. Diese 24 Karten werden gemischt, dann werden an jede teilnehmende "Ratte" 2 Karten ausgeteilt. Eine Karte davon legt jeder verdeckt vor sich aus. Die verbliebenen Karten bilden einen Nachziehstapel, von dem schon mal eine Karte auf den offenen Ablagestapel gelegt wird.

Die sechs Bonus-Chips werden in die Luft geworfen. Nur die Effekte auf den sichtbaren Seiten sind für diese Runde verfügbar. Die Siegpunkt-Plättchen, um die es im Laufe der Partie geht, werden bereitgelegt. Und dann kann das rattenscharfe Ratjack-Turnier auch schon losgehen.

Wer an der Reihe ist, zieht zuerst eine Karte (A), entweder die oberste verdeckte vom Nachziehstapel oder - sofern vorhanden - die oberste offene Karte vom Ablagestapel. Danach spielt er eine Karte aus (B). Dabei stehen ihm 3 Aktionsmöglichkeiten zur Auswahl:

1. Karte verdeckt vor sich hinlegen.
2. Karte offen vor sich auslegen und ihren Effekt ausführen.
3. Eine Handkarte offen auf den Ablagestapel werfen, um eine seiner verdeckten Karten aufzudecken und ihren Effekt auszulösen.

In der eigenen Auslage werden nur die offen ausliegenden Karten berechnet. Nur diese zählen den aufgedruckten Wert, und auch die Werte von Bonus-Chips, die durch manche Effekte auf Karten gelegt werden können, werden nur auf offenen Karten mitgezählt. Überschreitet ein Spieler den Wert "25", scheidet er aus der Runde aus.

Eine Runde endet, wenn ein Spieler genau diesen Zielwert von "25" erreicht, wenn nur mehr ein Spieler übrigbleibt, weil alle anderen bereits ausgeschieden sind, oder wenn die letzte Karte vom Nachziehdeck gezogen oder abgeworfen wurde. In den ersten beiden Fällen gewinnt der Spieler, der die Runde somit gewonnen hat, ein Siegpunkt-Plättchen, im letzten Fall der Spieler mit dem höchsten noch gültigen Gesamtwert auf seinen offenen Karten.

Wem es gelingt, durch seine Aktion einen anderen Spieler ausscheiden zu lassen, darf sich schon während einer Runde über 1 Siegpunkt freuen. Sobald nach dem Ende einer Runde jemand auf 3 gesammelte Siegpunkt-Plättchen (oder mehr) kommt, gewinnt dieser Spieler der Partie, ansonsten beginnt eine neue Runde.

Fazit

Vorbild für Ratjack war ja - wie eingangs erwähnt - das gute, alte Black Jack. Um es kompetitiv spielbar zu machen (im Original spielt man ja bloß gegen die Bank), wurden ein paar sinnvolle Änderungen vorgenommen. So liegt der Zielwert nun nicht mehr bei "21", sondern bei "25". Damit ist ausgeschlossen, dass bereits zwei Karten für diesen Wert reichen könnten.

Doch selbst damit kann eine einzige Runde recht kurz dauern und bereits nach wenigen Minuten beendet werden. Durch die Hinzunahme von Siegpunkt-Plättchen, von denen für den Spielsieg drei benötigt werden, wurde einem allzu kurzen Vergnügen geschickt entgegen gewirkt.

Und dennoch kann Ratjack - um es gleich vorwegzunehmen - nicht ganz überzeugen und auf keinen Fall mit den anderen Klassiker-Varianten The Gang (als kooperatives Pokerspiel) oder Die Crew (als kooperatives Stichspiel) mithalten. Woran dies liegt, werde ich in den folgenden Absätzen erklären.

Ratjack ist als Kartenspiel naturgemäß den Glücksspielen zuzuordnen. Nicht umsonst wird das Vorbild Black Jack vornehmlich in Casinos gespielt. Durch die beschränkte Kartenzahl (für eine Partie werden ja bloß 24 Karten, nämlich zwei Kartensätze von 1 bis 12 verwendet) lässt sich zwar etwas Wahrscheinlichkeitsrechnung anstellen, der Zufall spiel jedoch die wesentlich wichtigere Rolle.

Erschwerend kommt bei Ratjack hinzu, dass die Karteneffekte das Geschehen stark durcheinanderwirbeln können. Damit kommen Bonus-Chips ins Spiel, können verdeckte Karten aufgedeckt, offene Karten mit den Mitspielern getauscht werden, und vieles mehr.

So richtig geplante Aktionen gestalten sich dadurch recht schwierig, weil die Konkurrenten diese noch vermiesen können. Diese fehlende Planbarkeit, dieses Gefühl gespielt zu werden, wird von einigen meiner Spielrunden kritisiert. Man kann zwar situativ versuchen, einen "Coup" vorzubereiten, die Durchführung kann jedoch schon durch eine einzige Aktion eines Mitspielers zunichte gemacht werden.

Neben den beiden identischen "Ratten"-Sets in Blau und in Rot, welche für die erste(n) Partie(n) empfohlen werden, gibt es aber noch zwei weitere Sets: Das gelbe "Wiesel"-Set, sowie das violette "Waschbären"-Set. Diese weisen noch interaktivere Effekte auf, und bringen deshalb noch mehr Unabwägbarkeiten, noch mehr Chaos, noch mehr Unsicherheit mit sich.

Ich will Ratjack dennoch nicht gleich verteufeln und keinesfalls als schlechtes Spiel abstempeln. Es geht vielmehr um die Art und Weise, wie Ratjack verstanden sein will, und demnach gespielt werden sollte. Nämlich als flottes, unterhaltsames Spielchen ohne viel taktischen Tiefgang. Nicht umsonst reimt sich "Zocker" auf "locker".

In Kenntnis des vorherrschenden Zufalls, des Kartenglücks und der überraschenden Wendungen durch die (Stör-)Aktionen der Mitspieler sollte nicht allzu viel nachgedacht und einfach drauf losgespielt werden. Grübler und notorische Analytiker zerstören eher den Spielspaß, wenn sie mehr Einfluss suchen als das Spiel überhaupt hergeben kann und will.

Nimmt man Ratjack so wie es sich darstellt, als zügig gespieltes, glücksabhängiges Kartenspiel mit hohem Ärgerpotential, kann man es durchaus genießen. Ambitionierte Taktiker und gewiefte Strategen sind ohnehin nicht die Zielgruppe. Man muss sich lediglich darauf einlassen, dann steht einem lockeren Spielvergnügen nichts im Weg.

Diese Einschränkung der Tauglichkeit für verschiedene Gruppen lässt allerdings keine uneingeschränkte Empfehlung zu. In meinen verschiedenen Spielrunden kam das Spiel recht unterschiedlich an. Einige haben es recht gern gespielt, andere haben es schlichtweg abgelehnt. Ich kann daher nur raten, es vielleicht im Rahmen eines Spielefestes oder eines ausgedehnten Spieleabends mal auszuprobieren, um für sich selbst ein gültiges Urteil fällen zu können.

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Ratjack: 3,7 3,7, 3 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 22.06.25 von Franky Bayer - Kompetitive Variante von Black Jack mit hohem Glücksfaktor, da die Karten neben einem Wert von 1 bis 12 auch einen Effekt aufweisen, mit dem man vorzugsweise seine Konkurrenten ärgert.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.10.24 von Roland Winner - Ich werte für das 2-Personenspiel. Es ist sehr spannend und tricky zu spielen. Mit mehr Spielern geht mir aber die Übersicht verloren und zu viele Effekte können meine Auslage treffen, bevor ich wieder dran bin. Da würde die Spielreiznote nur eine 3 sein.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 09.09.25 von Henning Knoff - Karten und Chips sind optisch und haptisch schön, und die Spielidee ist clever. Allerdings ist der Glücksanteil so hoch, dass es fast keinen Unterschied macht, welche Entscheidungen man trifft. Deshalb nächstes Mal ohne mich.

Leserbewertungen

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