Rezension/Kritik - Online seit 29.06.2001. Dieser Artikel wurde 11728 mal aufgerufen.

Die Kaufleute von Amsterdam

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Autor: Reiner Knizia
Verlag: Jumbo
Rezension: Frank Gartner
Spieler: 3 - 5
Dauer: 90 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2000
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
4,2 4,2 Leser
Ranking: Platz 4372
Die Kaufleute von Amsterdam

Spielziel

Lasst uns eine Reise machen, in das Amsterdam des 17. Jahrhunderts, zu seiner Blütezeit, als Amsterdam die Handelsmetropole war und Schiffe aus aller Welt dort Zwischenstation machten. Zu dieser Zeit erfuhr Amsterdam einen riesigen Aufschwung, nicht nur wirtschaftlich. Die Stadt erweiterte sich explosionsartig und die Künste blühten auf.

Als Kaufmannsfamilie versuchen die Spieler diesen Fortschritt voran zu treiben und Gewinne zu erwirtschaften. Wer das Amt des Bürgermeisters gut zu nutzen weiss, aber auch in den Versteigerungen rechtzeitig seine Schnäppchen schlägt, hat gute Chancen am Ende als Gewinner dieses Versteigerungs- und Mehrheitenspiel hervorzugehen.

Ablauf

Das Spielfeld ist in verschiedene Sektionen unterteilt:

  • Es gibt die Warenbörse mit den 4 Produkten Zucker, Seide, Gewürzen und Edelsteinen. Hier versuchen die Spieler entsprechende Anteile zu erlangen.

  • Es gibt den Weltmarkt mit Niederlassungen in den 4 „Erdteilen“ Amerika, Afrika, Ostindien und Fernost. Hier versuchen die Spieler eigene Niederlassungen zu gründen, um den Weltmarkt zu bedienen.

  • Es gibt Alt-Amsterdam mit den 4 Stadtvierteln Grachten, Nieuwe Zijde, Oude Zijde und Lastage. Hier versuchen die Spieler sich an Bauvorhaben zu beteiligen.

Reihum schlüpfen die Spieler in die Rolle des Bürgermeisters und dürfen in dieser Funktion bestimmte Aktionen durchführen. Der Bürgermeister zieht hintereinander Karten vom Zugstapel und entscheidet jeweils, ob er diese Karte

  1. versteigern (die Karte kommt auf die Versteigerungsscheibe)

  2. selbst nutzen (die Karte kommt auf die Bürgermeisterscheibe)

  3. oder auf den Ablagestapel legen (die Karte kommt auf die Ablagescheibe)

möchte.

Die Sanduhrkarten kommen auf keine dieser Scheiben. Sobald eine Sanduhrkarte gezogen wurde, rückt die Spielfigur auf der Zeitleiste ein Feld weiter und löst eine Aktion aus (doch dazu später). Nach der Durchführung der Aktion zieht der Bürgermeister eine weitere Karte bis die Scheiben a-c belegt wurden.

Der Bürgermeister wirft die Karte auf der

  1. Ablagescheibe auf den Ablagestapel,

  2. er nimmt sich die Karte auf der Bürgermeisterscheibe,

    führt die darauf abgebildete Aktion durch

  3. und zum Schluss erfolgt eine Versteigerung.

Die Versteigerung:

Dem Spiel liegt eine extra dafür angefertigte Versteigerungsuhr bei. Die Uhr wird aufgezogen, in dem man den Zeiger auf 200.000 Gulden stellt. Anschließend wird die Versteigerungsuhr gestartet. Ab diesem Moment läuft sie in 10.000 Gulden-Schritten langsam in Richtung Null Gulden. Sobald ein Spieler der Meinung ist, dass die aktuell zu ersteigernde Karte den von der Versteigerungsuhr angezeigten Betrag wert ist, haut er auf die Uhr und stoppt damit die Versteigerung. Hier gilt, wer zuerst drauf haut, bekommt den Zuschlag. Er muss den entsprechenden Betrag an die Bank zahlen und darf anschließend die abgebildete Aktion ausführen.

Welche Aktionen sind möglich:

Die Warenkarten erlauben es einen Spieler seine Anteile auf dem Warenmarkt zu erhöhen. Er darf 3 Punkte auf die insgesamt 4 Warenarten verteilen, d.h. er schiebt seine Chips um die entsprechende Anzahl auf der Zählerleiste nach vorne. Hierbei ist darauf zu achten, dass die 3 Punkte nicht für eine einzige Handelsware investiert werden darf.

Die Niederlassungskarten erlauben es einem Spieler eine Niederlassung auf dem Weltmarkt zu eröffnen. Die auf dem Spielplan abgedruckten Niederlassungen sind jeweils einer Handelsware zugeordnet.

Es gibt zwei verschiedene Arten von Karten:

  1. Man darf eine bestimmte Handelsware auf einer beliebigen Niederlassung eröffnen (sofern diese Niederlassung dieser Handelsware zugeordnet ist.

  2. Man darf eine beliebige Handelsware auf einem definierten Erdteil (Amerika, Afrika, Ostindien oder Fernost) positionieren.

Die Amsterdam-Karten erlauben es einem Spieler in

  1. einem bestimmten Stadtviertel ein Haus zu bauen und auf dem Warenmarkt eine beliebige Handelsware um einen Punkt zu erhöhen.

  2. einem beliebigen Stadtviertel ein Haus zu bauen und auf dem Warenmarkt eine bestimmte Handelsware um einen Punkt zu erhöhen.

Auf diese Art und Weise versuchen die Spieler Ihre Anteile auf dem Warenmarkt, in den Niederlassungen und Amsterdam zu erhöhen und sich für die bald kommenden Wertungen so zu positionieren, dass sie eine Mehrheit haben.

Die Sanduhrkarte bewirkt, wie schon zuvor erwähnt, dass die Spielfigur auf der Zeitleiste ein Feld weitergezogen wird und somit auch dem Ende des Spiels immer näher führt. Auf jedem der Felder werden bestimmte Aktionen oder Wertungen durchgeführt. Diese sind den Feldern fest zugeordnet und dort abgedruckt.

Welche Felder gibt es auf der Zeitleiste:

  • Einige Zeitleistenfelder ermöglichen es den Spielern eine Handelsware um einen Punkt verbessern, eine Handelsniederlassung gründen oder ein Gebiet in Amsterdam errichten.

  • Es gibt aber auch Ereignisse durch welche die Spieler Punkte verlieren. Da die Spieler sich jeweils selbst entscheiden können welche Handelsware, Niederlassung oder Grundstück dies betrifft, verändern sich dadurch die Besitzverhältnisse zwischen den Spielern.

  • Auf anderen Feldern werden die jeweils führenden Personen bestraft, d.h. sie müssen in den Regionen etwas abgeben.

  • Da die Spieler auch Geld benötigen, gibt es natürlich noch die Wertungsfelder. Je nach Wertungsfeld werden die Spieler für Ihre Mehrheiten bei den Handelswaren, Niederlassungen oder Grundstücken belohnt und bekommen eine Prämie ausgezahlt.

    Hierzu muss zuerst die Mächtigkeit der 4 zu wertenden Gebiete ermittelt und daraus eine Rangliste gebildet werden. Die Gebiete, in denen die meisten Investitionen bzw. Ansiedlungen vorgenommen wurden werden zuerst gewertet und bringen das meiste Geld. Ausgezahlt wird jeweils der/die erst- bzw. zweitbeste Spieler in der jeweiligen Region. Der Rest geht leer aus.

Weiteren Geldsegen...

...erlangten man, wenn man nicht nur die Mehrheiten in bestimmten Gebieten hat, sondern auch eine Ausgeglichenheit auf dem Markt bewirkt, d.h. in allen Gebieten vertreten ist.

Sobald die Spielfigur am Zielfeld der Zeitleiste angekommen ist, kommt es zu einer Endwertung in der noch einmal alle 3 Bereiche gewertet werden. Gewonnen hat der Spieler, der jetzt das meiste Geld erwirtschaften konnte.

Fazit

„Die Kaufleute von Amsterdam“ ist ein Mehrheitenspiel, d.h. es geht darum in bestimmten Bereichen zu bestimmten Zeitpunkten Mehrheiten zu haben, was eigentlich nichts wirklich neues ist. Neu hingegen ist die Versteigerungsart mit der Versteigerungsuhr. Alles sitzt gespannt um die Uhr herum und beobachtet den Zeiger wie er langsam nach unten zählt. Die Finger zucken, weil jeden Moment ein anderer Spieler zuschlagen und einem somit die gewünschte Karte vor der Nase wegschnappen könnte. Da eine solche Versteigerung in jeder Runde stattfindet, sind die Spieler permanent gefordert.

Dennoch ist die Umsetzung der Versteigerungsidee mit der Plasikuhr nicht unkritisch. Zum Einen ist das Rattern des Plastikapparates nicht jedermanns Sache und kann dem einen oder anderen auf den Geist gehen, zum anderen stellt die Uhr auf Dauer eine potentielle Sollbruchstelle dar. Spielt man dieses Spiel mit sehr temperamentvollen Menschen, so wird der Tag kommen, an dem diese Uhr ihr zeitliches segnet. Wenn dies eintreffen sollte, können keine Versteigerungen mehr stattfinden und somit ist das Spiel nicht mehr spielbar.

Ebenfalls schwierig ist die Positionierung der Versteigerungsuhr während des Spiels. In der Tischmitte liegt das Spielbrett, welches im Spielverlauf mit vielen Pappcountern belegt wird. Hier ist somit kein Platz. Stellt man die Uhr daneben, ist sie für einige Spieler kaum zu erreichen. Hätte man in der Mitte des Spielplans beim Layouten Platz gelassen, wäre das auch nicht des Rätsels Lösung gewesen, denn bei heftigen Schlägen auf die Uhr würden sämtliche Pappcounter auf dem Spielfeld verrutschen. Es gibt also keine wirklich ideale Lösung. Man muss sich halt irgendwie zu helfen.

Doch zurück zum Spielmechanismus: Bedingt durch die vordefinierte Zeitleiste weiß man im Voraus, welche Gebiete als nächstes gewertet werden. Es wäre theoretisch möglich vorzubauen, um sich in den demnächst zu werteten Gebieten zu verbessern. Da diese Wertungen jedoch sehr häufig durchgeführt werden und die Fortbewegung des Spielstandanzeigers aufgrund des Kartenziehmechanismus nicht wirklich planbar ist, halte ich es für sinnvoller einen gesunden Mittelweg zu suchen, um kurzfristig einzelne Gebiete verbessern zu können. Es ist durchaus sinnvoll nicht immer die erste Geige spielen zu wollen sondern dafür häufiger als Zweiter einen Teil des Obolus zu ergattern. Kleinvieh macht auch Mist!

Man sollte sich generell darauf einigen, die Geldscheine immer sichtbar für alle auf den Tisch zu legen, denn sonst kann man bei der Vielzahl an Auszahlungsorgien kaum abschätzen, wer die Spielrunde anführt. Wer Überraschungen am Ende liebt, kann aber auch mit verdeckten Geld spielen.

Die Spielanleitung wurde mit vielen Bildern und Beispielen belegt, ist aber dennoch gewöhnungsbedürftig. Ein Schmankerl für Geschichte-Fans ist dabei, denn zu jeder auf der Zeitleiste aufgedruckten Jahreszahl ist in der Spielanleitung der geschichtliche Hintergrund erläutert.

Ich möchte „Die Kaufleute von Amsterdam“ als äußerst lebendig und spannend bezeichnen. Man muss stets versuchen Mehrheiten zu erzielen, aber gleichzeitig eine Ausgewogenheit zu erreichen, um die ständigen Wechsel der Wertigkeiten zu kompensieren. Auch wenn es eines von vielen Mehrheitsspielen ist, so hat es dennoch seinen eigenen Scharm.

Es ist ein sehr unterhaltsamer Drahtseilakt, mit einem originellem Versteigerungsmechanismus, sowie einem zusätzlichen Schuss Adrenalin für den Besitzer des Spiels, denn er wird nie wissen, wann die Versteigerungsuhr ihr zeitliches segnet und somit die letzte Spielrunde einläutet....für immer.

Rezension Frank Gartner

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Die Kaufleute von Amsterdam: 4,0 4,0, 9 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Frank Gartner
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Alexander Broglin
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Bernd Eisenstein
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Doris Hahn
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Thomas Dörrsam
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 02.03.06 von Carsten Pinnow
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 17.06.06 von Ulrich Fonrobert - Guter Knizia mit erheblichem Lärm-Faktor...
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 14.02.07 von Michael Andersch
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 12.12.09 von Michael Kahrmann

Leserbewertungen

Leserwertung Die Kaufleute von Amsterdam: 4,2 4.2, 6 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Roland Winner - -
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Barbara Winner - -
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Oliver Dienz - Zwar stimmig und schön gemacht, aber keine (oder jede) Strategie scheint erfolgversprechend, dadurch spielt man nur rein intuitiv und dann wird's langweilig. Dazu war bei den vielen Wertungen der Bankhalter der einzige Beschäftigte.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Tommy Braun - Nicht der beste Knizia aber immer noch mehr als überdurchschnittlich. Und die holländische Versteigerung ist wieder mal ne tolle Idee. Wieviele Versteigerungsvarianten Herr Knizia wohl noch so auf Lager hat?
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Tina Heldt - Ist schon nach kurzer Zeit in meinem Schrank verstaubt, weil in der Spielerunde kein rechter Spielspaß aufkam und auch die Spannung nicht sonderlich groß war.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 16.02.11 von Iglika Tzekova

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