Rezension/Kritik - Online seit 04.09.2015. Dieser Artikel wurde 6184 mal aufgerufen.

UGO

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Autor: Thomas Jansen
Ronald Hoekstra
Patrick Zuidhof
Verlag: KOSMOS
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 2 - 4
Dauer: 40 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2015
Bewertung: 4,5 4,5 H@LL9000
4,7 4,7 Leser
Ranking: Platz 1793
UGO

Spielziel

Also originell sind die Einwohner (Ugorianer?) dieses Königreichs bei der Namensgebung ihrer Städte nicht gerade. Auf der Landkarte, die ich vor mir habe, tragen sie die Namen - von Westen nach Osten - Igo, Ego, Ago, Ogo und Ugo. Ich bin auch im Besitz der etwas größeren Originalkarte, und auf der sind etwas nördlicher noch weitere Städte eingezeichnet: Ago, Uga, Igu, Egi und Oge. Ich schließe daraus, dass die Sprache (ugorianisch?) aus 5 Vokalen und bloß einem einzigen Konsonanten besteht, was eine eher neolithisch anmutende verbale Kommunikation vermuten lässt. Sprachlich gesehen sind die Ugorianer also ein wenig GAGA.

Aber auch sonst sind die Sitten und Gebräuche ein wenig merkwürdig. Zur Gründung ihres Königreichs messen sie sich mit ihren Nachbarn in einem seltsamen Ritual, das "Stichspiel" genannt wird. Durch sogenannte "Stiche" erlangen sie Ländereien wie Äcker, Gebirge, Hügel oder Seen. Doch nur wenn sie von ausreichend vielen Bauern bewirtschaftet werden, sind diese Ländereien auch wirklich was wert.

Ablauf

Die Ländereien kommen auf Karten vor und sind der Einfachheit und der besseren Übersichtlichkeit halber in deutlich unterscheidbaren Farben gehalten. Wiesen sind grün, Gebirge grau, Äcker gelb, Seen blau und Hügel rot. Der Wert wird mit einer Zahl von 0 bis 8 beziffert, je höher, umso wertvoller. Dies ergibt insgesamt 45 Ländereien. Jeder potentielle Potentat bekommt zu Beginn eines Durchgangs 10 Karten vom gut gemischten Stapel. Außerdem breitet er seine persönliche Landkarte - bestehend aus 5 Teilen - vor sich aus. Und dann kann's losgehen, oder wie die Ugorianer in ihrem beschränkten Sprachschatz sagen würden: GO!

Ein Regent beginnt, indem er eine Landschaft auslegt. Reihum legen alle anderen ebenfalls eine Landschaft aus, wobei es - wenn möglich - dieselbe Landschaftsart sein muss. Politikwissenschaftler nennen dies "Farbzwang". Wer die Landschaft mit dem höchsten Wert ausgelegt hat, erobert alle ausliegenden Ländereien (Fachausdruck: "Stich") und stapelt sie säuberlich nach Landschaftsart geordnet auf seine Landkarte. Danach spielt er die nächste Landschaft aus.

Eine Besonderheit stellen die Bauern dar. Sie sorgen dafür, dass die Königreiche fruchtbar sind und genügend Nahrung für die Bevölkerung erwirtschaften. Jedes Königreich verfügt anfangs nur über so viele Bauern, um zwei verschiedene Landschaftsarten zu versorgen. Für mehr müssen weitere Bauern eingestellt werden, was auf zwei Arten geschehen kann. Einerseits bekommt der Spieler, der einen Stich gewonnen hat, so viele Bauern wie auf seiner ausgespielten Karte abgebildet sind. Andererseits kann man mit Ländereien mit den Werten 1 oder 2 ebenfalls Bauern erhalten, jedoch nur, wenn man damit einen Stich verloren hat. Am besten ist es, wenn dabei die Farbe der ausgespielten Karte nicht mit jener der stechenden Karte übereinstimmt.

Nachdem alle 10 Stiche gespielt wurden, kommt es zur Punktwertung. Bei allen ausreichend bewirtschafteten Landschaftstypen zählt der Wert der zuoberst liegenden Länderei-Karte. Fehlen bei einer Landschaft hingegen Bauern, werden pro fehlendem Bauern 5 Minuspunkte verrechnet Alle Punkte werden notiert, und nach 4 Runden gewinnt der Spieler mit den insgesamt meisten Punkten.

Fazit

Als Stichspiel erfindet UGO! zwar das Rad nicht vollkommen neu, die vorgenommenen Änderungen sind jedoch klein aber fein. Betrachtet man lediglich das Ausspielen der Karten, fällt überhaupt nur eine Abweichung zu üblichen Vertretern dieses Genres auf. Die ausgespielte Farbe muss bedient wqerden, den Stich macht aber der Spieler mit der höchsten ausliegenden Karte egal welcher Farbe. Bei gleich hohen Werten sticht die zuerst gespielte Karte. Dies sorgt trotz des Fehlens einer Trumpffarbe für überraschend verlaufende Stiche.

Die eigentliche Innovation bietet die Art und Weise, wie die gewonnenen Karten gesammelt werden. Sie werden nämlich streng nach Farben getrennt in das eigene Königreich gelegt. Karten desselben Stichs können dabei in beliebiger Reihenfolge sortiert werden. Zu einem späteren Zeitpunkt gewonnene Karten kommen aber auf jeden Fall auf den entsprechenden Stapel. Da der wert der obersten Karte zählt, wird man selbst danach trachten so auszuspielen, dass am Ende einer Runde möglichst hohe Karten obenauf liegen. Hingegen wird man versuchen, mit niedrigen Karten gegnerische Landschaften zu entwerten. Eine "Null" taktisch geschickt "abgeworfen", und die sicher geglaubten Punkte eines Mitspielers sind für die UGO!

Die Bauern sind aber der eigentliche Geniestreich. Nur wenn man Stiche in bloß zwei Farben zusammenbringt, sind keine Bauern notwendig. Sammelt man mehr als zwei Farben, ist zwar die Chance auf fette Punkteausbeute größer, dafür steigt allerdings auch das Risiko, da man ohne ausreichende Versorgung Minuspunkte kassiert. Das Knifflige daran: Je höher eine Karte, umso weniger Bauern kann man damit bekommen. Mit den 8ern, den Karten mit dem höchsten Wert, sind sogar überhaupt keine Bauern zu gewinnen.

Wie bei jedem guten Kartenspiel gilt es daher, vor dem ersten Stich schon einzuschätzen bzw. abzuwägen, was man so mit seiner Kartenhand anstellen kann. Grundregel: Es gibt absolut keine Möglichkeit, mehr Bauern zu erhalten, als auf den eigenen Karten abgebildet sind. Zusammen mit den anderen Informationen - Werte der Karten, "blanke" Farben, etc. - sollte man bereits eine ungefähre Vorstellung haben, wie viele verschiedene Landschaftsarten sich wohl ausgehen könnten, und seine Spielweise darauf im anschließenden Stichspiel einstellen.

Das Stichspiel selbst ist ziemlich interaktiv. Und zwar im Sinne von "gemein". Da jeder natürlich auf seinen Vorteil achtet, und seinen Mitbewerbern naturgemäß aber auch gar nichts gönnt (die Ugorianer sind ausgesprochene EGOisten), wird nichts unversucht gelassen, um diese zu schädigen. Der linke Nachbar hat eine grüne 8 ausliegen? Flugs eine grüne 0 in seinen Stich geworfen, und schon sind seine Wiesen nichts mehr wert. Der rechte Nachbar hat verdächtig viele Punkte mit seinen drei gut versorgten Landschaften? Im letzten Stich noch eine vierte oder vielleicht sogar fünfte Landschaftsart rein schmeißen, und schon muss er sich auch ein paar Minuspunkte notieren. Die relativ legeren Stichregeln machen UGO! zu einem Ärgerspiel par excellence. Drei Spieler, noch besser: vier, sollten sich aber schon am Spieltisch einfinden, denn zu zweit fehlen bei UGO! ein wenig die Spannung und Würze.

UGO! erschien vor zwei Jahren beim holländischen Verlag "Play this one". Kosmos Spiele hat sich der spielerischen Perle angenommen, weshalb es nun auch im deutschen Sprachraum eine angemessene Verbreitung findet. Gegenüber dem Original gibt es beim Spielmaterial nur geringe Änderungen. Die Grafik ist grundsätzlich gleich geblieben, die Symbole - vor allem für die Werte"1" und "2" - wurden aber leicht verbessert. Leider finden wir in der - nun etwas kleineren - Kosmos-Schachtel - nicht mehr die stabilden Tafeln zur Ablage der Stiche, die Königreiche werden nun aus jeweils 5 Karten zusammengesetzt. Das finde ich persönlich schade, allerdings konnte so ein wirklich attraktiver Verkaufspreis erzielt werden. Ein Angebot, das man bei der Qualität des Spiels nicht ablehnen kann.

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung UGO: 4,5 4,5, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.05.15 von Franky Bayer - Hoher Spaß- aber auch Ärgerfaktor! Sicher ist der Glücksanteil hoch (Kartenspiel, eh klar!), für die Spieldauer aber ok. Gute 4, hauchdünn an der 5 vorbei...
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 31.08.15 von Bernd Eisenstein - Gelungenes Stichspiel, das dieses Genre geschickt erweitert.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 31.08.15 von Peter Zanow - Ich besitze das Original. Kosmos bekommt schon mal einen Pluspunkt auf Grund der Platzersparnis. Sonst ist UGO ein leicht schräges Stichspiel, wo man auch mal Stiche verlieren muss, um vorwärts zu kommen. Gefällt mir.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.09.15 von Sandra Lemberger

Leserbewertungen

Leserwertung UGO: 4,7 4.7, 3 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.09.15 von Daniel Noé - Nun hat Kosmos es also auch geschafft: Das No Go schlechthin einzubauen: Eine Hauptregel in einem Beispiel einzubauen, die sonst nirgends zu lesen ist - kopfschüttelnder Wahnsinn - Ansonsten ist Ugo ein nettes Stichspiel, indem man durch 5 fehlende Karten pro Runde nicht alles nachhalten kann. Glücksfaktor ist halt für ein Kartenspiel typisch. Dennoch ein sehr sympathisches Spiel für 4 gute Punkte
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.09.15 von Wombel_13 - Ganz klar eines der wirklich besseren Stichspiele ...
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.09.15 von Jörn

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