Spielerei-Rezension
Spielerei Frühjahr 2008: Possierliche Tierchen
Der Verlag Game Works konzentriert sich auf Auftragsarbeiten für Kunden außerhalb der Spieleszene. Auch Animalia wurde als Auftragsarbeit für eine Tierversicherung entwickelt. Dabei ist ein Spiel entstanden, das in der Gesamtkonzeption so überzeugend ist, dass es einen Vergleich mit anderen käuflichen Produkten nicht zu scheuen braucht. Weswegen Animalia jetzt auch zum Verkauf angeboten wird.
Jeder Spieler versucht, eine möglichst wertvolle Sammlung von Tieren zu präsentieren. Dazu kommen 36 Karten zum Einsatz, die jeweils ein Tier zeigen. Neben einem Joker besteht die Sammlung aus sieben Mitgliedern von fünf Tierfamilien. Die Zeichnung der Tiere ist ein Genuss und trägt gehörig zum Spielspaß bei. Um die Tiere zu verteilen, gibt es einen einfachen Mechanismus. Der Geber zieht eine Karte vom Stapel, deckt sie für alle sichtbar auf und entscheidet, ob er das Tier in seine Sammlung aufnimmt oder weitergibt. Reicht er es weiter, kann der nächste Spieler im Uhrzeigersinn entscheiden, ob er das Tier haben möchte. Ist das Tier so ungeliebt, das es wieder beim Geber ankommt, deckt er erneut eine Karte auf und entscheidet jetzt, ob er das Pärchen aufnimmt oder wieder auf die Reise in die Runde schickt. Sobald der Geber die Karte oder Karten an den Mann gebracht hat, wechselt die Geberrolle im Uhrzeigersinn. Das ist überschaubar und dauert so lange, bis alle Spieler fünf Tiere vor sich liegen haben. Was ist bei der Aufnahme der angebotenen Tiere in die Sammlung zu beachten? Dazu zäumen wir das Pferd von hinten auf. Am Ende jeder der drei Runden gibt es Siegpunkte für Tiere der gleichen Tierfamilie in der eigenen Sammlung. Einzelne Tiere bringen keine Punkte, es sei denn, die Tierschau besteht aus jeweils einem Tier aus allen fünf Familien. Die Siegpunkte werden pro Tierfamilie gezählt. Hat man während der drei Spielrunden von einer Familie mehr als fünf Tiere gesammelt, gibt es zusätzlich fünf Siegpunkte. Um seine Sammlung verbessern zu können, stellen die Spieler vorher ihre Tiere für einen Schönheitspreis zur Schau. Da ist der gestylte "Champion" hilfreich, der "Schmutzfink" eher hinderlich. Belohnt wird Schönheit mit einem Bonus von zusätzlichen Tierkarten, die bei der Siegpunktvergabe zur Verbesserung der eigenen Sammlung eingesetzt werden können. Damit das Kartennehmen nicht zu statisch abläuft, haben drei Tiercharaktere besondere Eigenschaften. Ein "Dieb" kann sich aus den Sammlungen der anderen Spieler bedienen. Der "Spaßvogel" gibt wiederum eine Karte aus der eigenen Sammlung an einen Mitspieler weiter. Ein Angebot, dass man nicht ablehnen kann. Der "Spion" ermöglicht es, die nächsten fünf Karten anzuschauen und nach eigenem Gutdünken wieder verdeckt zu sortieren. Nach drei Runden und der Hinzurechnung der Sondersiegpunkte ist der Meister der Tierschauen ermittelt.
Animalia ist ein Spiel mit überschaubaren Regeln. Diese liegen viersprachig vor und sind zwar ausführlich, aber in einigen Kleinigkeiten nicht ganz eindeutig. Dennoch ist der Ablauf der Runde schnell in Fleisch und Blut übergegangen. Je öfter man spielt, desto mehr schaut man nicht nur auf seine eigene Sammlung, sondern auch auf die Sammlungen der anderen. Was kann man den anderen wegschnappen, ohne seine eigene Sammlung zu sehr durcheinander zu bringen, wo können "Dieb" und "Spaßvogel" Unruhe stiften? Durch die fünf Zusatzsiegpunkte für fünf gesammelte Tiere einer Spezies haben die Sammlungen der ersten Runden Einfluss auf die nächsten Runden. Selbst ein bisschen auf das Kartenglück hoffen, die Sondercharaktere nutzen und dabei ein wenig die anderen Spieler ärgern. Leichte Kost, die angenehm mundet.
Animalia wird in zwei verschiedenen Versionen angeboten. Beiden Versionen gemeinsam sind die großen, wunderschön gezeichneten Karten. Die Tiercharaktere sind sehr stimmungsvoll dargestellt. In der Deluxe-Version werden die Siegpunkte mit großen runden Pappplättchen angezeigt. In der einfachen Ausgabe werden die Siegpunkte auf einem Block notiert. Leider kann es bei sechs Mitspielern zu Spielsituationen kommen, in denen die Karten nicht ausreichen. Auch die Pappplättchen für die Siegpunkte sind in der Deluxe-Version in manchen Situationen nicht ausreichend, was den Gesamteindruck trübt. Animalia ist ein schön bebilderter Absacker, der in Spielkreisen und bei Familien Freunde finden wird. Je weniger mitspielen, desto übersichtlicher und taktischer ist es und desto schneller ist Animalia vorbei.
Rezension Marcus Janka
In Kooperation mit der Spielezeitschrift