Rezension/Kritik - Online seit 03.03.2019. Dieser Artikel wurde 10540 mal aufgerufen.
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Der Palast der Himmlischen Reinheit (Quanqinggong) ist Teil der Anlage der Verbotenen Stadt im Zentrum Pekings. In Gugong (übersetzt: alter Palast) bestechen wir fleißig kaiserliche Beamte, um am Ende sowohl zu einer Audienz im Palast vorgelassen zu werden als auch die meisten Siegpunkte zu haben. Dabei stellt jeder Spieler eine einflussreiche chinesische Familie dar, welche die Beamten in den Regionen besticht, um mit ihren Dienern Aktionen ausführen zu können.
In Gugong dreht sich alles um das Bestechen von Beamten, damit man Aktionen auf dem Spielbrett durchführen kann. Dazu muss jeder Spieler eine Handkarte pro Zug verwenden, wobei zu Spielbeginn jeder insgesamt vier Karten besitzt, was im Laufe des Spiels erhöht werden kann. Eine Runde ist immer dann beendet, wenn alle Spieler keine Handkarten mehr haben. Nach vier Runden endet das Spiel.
Auf jeder Karte ist eine Zahl von 1 bis 9 abgebildet. Zudem liegt in den insgesamt sieben Regionen auf dem Spielplan immer je eine offene Karte aus. Pro Zug muss ein Spieler eine Handkarte gegen eine Karte einer Region eintauschen, damit der dortige Beamte die Aktion freigibt. Ist der Wert der Handkarte höher als der auf dem Spielbrett, dann kann man die Aktion direkt ausführen, ist der Wert der eigenen Karte im Vergleich zu der auf dem Spielbrett gleich oder kleiner, so muss man entweder zwei seiner Diener zurück in den Vorrat oder eine weitere Handkarte auf den Ablagestapel legen, erst dann ist die Aktion freigeschaltet. Die Karte des Spielers wird auf den Spielplan gelegt, die Karte, welche ersetzt wurde, wandert in den Ablagestapel des Spielers und bildet in der folgenden Runde eine der neuen Handkarten, die man zum Bestechen der Beamten verwenden muss.
Pro Region, in der ein Spieler erfolgreich bestochen hat, sind immer zwei Aktionsmöglichkeiten vorgegeben, aus denen eine ausgesucht werden muss. In den meisten Fällen kosten die Aktionen eigene Diener, welche zurück in den Vorrat abgegeben werden. Die Regionen des Spielbretts sind:
Auf fast allen Karten ist außerdem noch eine weitere Aktion abgedruckt, die ebenfalls ausgeführt werden darf.
Haben alle Spieler ihre Handkarten verwendet, endet eine Runde, und die Nachtphase beginnt, in der es je nach Karten im Ablagestapel zusätzliche neue Diener gibt. In der darauf beginnenden Morgenphase erhalten alle Spieler abhängig von der Rundenzahl neue Diener, außerdem werden Reiseplättchen neu aufgefüllt und Dekretboni angewandt.
Gugong ist ein Kickstarter-Spiel, welches im Mai 2018 mit fast 5000 Unterstützern erfolgreich in einer Standard- sowie Deluxe-Edition in Produktion ging und innerhalb von fünf Monaten ausgeliefert wurde. Für ein Kickstarter mit der vorliegenden Qualität ist dies bereits eine bemerkenswerte Information.
Hinzu kommt ein Thema, welches zwar nicht das erste Mal für ein Brettspiel Verwendung findet, aber bei dem man merkt, dass nicht einfach nur ein Mechanismus über irgendein Thema gestülpt wurde. Der Spieler ist Mitglied einer chinesischen Familie, die kaiserliche Beamte besticht und dann mittels eigener Diener Aktionen durchführt, zudem wollen alle Familien eine Audienz beim Kaiser. Das hat was.
Optisch macht das Spiel alles richtig: Die Illustrationen der Gegenstände auf den Karten ist je nach Zahlenwert unterschiedlich und repräsentiert somit zusätzlich den Wert einer Karte. Überhaupt ist alles farblich stimmig und auch die spielereigene Ablage bereichert mit der Aktionsübersicht sowie der Möglichkeit zur Ablage von Reiseplättchen, Dienern etc. das Spielgeschehen durch eine tadellose Übersichtlichkeit.
Die Aktionsmöglichkeiten der Regionen selbst sind verständlich und die Verzahnung der Mechanismen eingängig. So wird schnell klar, dass ohne Diener keine Aktionen möglich sind und man deren Generierung im Auge behalten muss. Die besseren Aktionen bei den Regionen sind nämlich immer nur durch die Abgabe von Dienern zu bezahlen. Wer fleißig Reiseplättchen sammelt, kann diese während des Spiels umtauschen, im besten Fall sogar gegen Jade, welche in der Endwertung viele Punkte bringt, aber im Spiel selbst schwer zu bekommen ist.
Gugong ist sicherlich kein schwieriges Spiel und spielt sich bereits in der ersten Runde recht flüssig, was nicht zuletzt an der sehr gut geschriebenen Anleitung liegt. Auch wenn ein Glücksanteil bei den Karten vorhanden ist, so ist man niemals ganz ohne Aktionsmöglichkeit und kann aus einem Zug immer noch etwas herausholen.
Im Spiel zu zweit ist die chinesische Mauer leider etwas zu schwach und wird etwas zu schnell gewertet. Ein Königsmacher ist sie allerdings nicht. Prinizipiell spielt sich Gugong besser ab vier Spielern, da hier der Austausch von Karten auf dem Spielbrett deutlich dynamischer erfolgt, was zudem auch noch mehr Druck bei der Bestechung erzeugt.
Die mir vorliegende Deluxe-Version rundet das Spiel noch einmal in verschiedener Weise ab: Zum einen sind die Karten in Leinen-Optik gehalten; alle Karten, Dekrete, Reiseplättchen, Spielbrett und Spielerablage sind dicker und damit haptisch ansprechender, die Dekrete und Reiseplättchen sind aus Holz und nicht aus Pappe, zudem sind die Diener keine einfachen Holzwürfel sondern ebenfalls Figuren, gleiches gilt für die Doppeldiener. Der Startspielermarker ist eine schwere Goldmünze und der Rundenmarker ein goldener Metalltempel. Weiterhin ist die Spielregel auf dickerem Papier gedruckt. Die Deluxe-Edition wird ebenfalls mit Einsätzen, in die das gesamte spielereigene Material sortiert werden kann, ausgeliefert.
Rezension Nick Bornschein
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Gùgōng: 4,8, 6 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
04.12.18 von Nick Bornschein - Klasse Aufmachung, leichte Regeln und Abwechslung durch den Kartenmechanismus. Nichts grundlegend Neues, aber dennoch unterhaltsam. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
20.11.18 von Michael Kahrmann - Anstrengend. Mehr Arbeit als Spiel. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
30.11.18 von Udo Kalker - Als typisches Euro-Game spielt sich Gùgōng sehr schlüssig und man versucht wie so oft über die verschiedenen Orte alles bestens miteinander zu kombinieren. Auch die Kaiserpalast-Leiste ist gut integriert als zwingende Voraussetzung für die Teilnahme an der Endwertung. Mir macht Gùgōng viel Spaß und ich habe lange zwischen der 6 und 5 als Wertung geschwankt. Bei der Aktionskartenauslage kann man immer wieder Glück oder Pesch haben, insb. natürlich wenn man nur kleinere Werte (2 bis 5) aus der Vorrunden auf der Hand hat. Trotzdem möchte ich hier knapp die 6 Punkte vergeben. Aus dem Jahrgang 2018/2019 sicherlich eines der sehr guten Spiele, erst recht in der Deluxe-Ausgabe mit den schönen Dienern und den Jade-Steinen. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.12.18 von Roland Winner |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
12.12.18 von Michael Andersch - 10.11.18: Gutes Spiel mit 1A-Ikonografie. Einmal gelesen/erklärt hilft der Plan bis zum Spielende über alles hinweg. Top! Das Spiel selbst ist angenehm flott (kaum Wartezeiten) mit angenehmen Zwängen und durchaus auch Interaktion, wobei es davon vielleicht ein bisschen mehr sein dürfte. Kein absolutes Top-Spiel, aber nicht weit weg. Ergänzung 12.12.18: Nach mittlerweilen einigen Partien mehr werte ich um eine Note ab. Grund: Die Partien werden zu viert (oder gar fünft) als viel zu lang empfunden. Die Wartezeit ist teilweise doch nervig. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
18.02.19 von Sandra Lemberger - Der Zwang durch die Karten wurde in meinen Testrunden doch als ein wenig zu groß empfunden. Die langen Wartezeiten in 4er- und 5er-Partien schreckten zusätzlich ab. |
Leserwertung Gùgōng: 4.2, 6 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
15.02.19 von Caddy - Schliesse mich 1:1 dem Kommentar von Michael Andersch an. 1 Partie zum einsteigen, dauert ja immer was. 2te Partie für gut befunden. Dritte Partie in Vollbesetzung : Langeweile durch hohe Downtime und wenig Planbarkeit. Der Doppelarbeiter ist (fast) Pflicht, die Extrakarten (zusätzliche Aktionen) auch. Nur wenn man das zum Gewinnen benötigt, warum muss man den erst frei spielen. Mir hat Hansa Teutonica (vom selben Autor) etwas besser gefallen wenn es auch nicht so toll in der Aufmachung (wir haben Gugong Deluxe gespielt) ist. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
05.03.19 von Hans Huehnchen - Der Kernmechanismus von Gugong ist reizvoll, das ganze Drumherum aus dem Baukasten für Eurogames zusammengeklaubt und wenig elegant. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
05.03.19 von Martin Schipper - Gutes Euro Game mit einem tollen Kartenmechanismus. Aufgerundete fünf Punkte. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
06.03.19 von Alexander v.Südhessen - Der Kernmechanismus mit den Karten und Zusatzaktionen gefiel uns wirklich gut. Es kommt hier auch auf den Moment an, wenn es die lieben Mitspieler zulassen Siegpunkte zu drucken. Wichtig ist auch sein Spiel an den 6 ausliegenden Dekreten auszurichten und früh den Zweifachdiener am Fluß zu holen. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
23.03.19 von Koeppquist - Tolles, ausgewogen konzipiertes und äußerst interessantes Spiel. Der Glücksfaktor hält sich für mich durch den "Kartenmechanismus" im Rahmen. Einzig der im Spiel für mich nicht wirklich greifbare Hintergrund der "Bestechung zur Aktivierung einer Aktion" trübt auf hohem Niveau den Gesamteindruck etwas. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
26.01.24 von Waltersche - Update 2024: Ich finde es immer wieder schön, wenn ein Spiel einen echten Hintergrund hat (wie hier das eher unschöne Thema Korruption). Optisch definitiv ein Genuss, aber irgendwie fällt es, verglichen mit vielen anderen Spielen, dann doch ab. Irgendwie... Man macht hier etwas, da etwas, das alles fügt sich irgendwie zusammen, aber insgesamt begeistert es auf Dauer nicht so, wie das die ersten Partien erhoffen hatten lassen. Schade, denn aufgrund der Aufmachung und des schön umgesetzten, thematischen Hintergrundes, würde ich es gerne öfter spielen... |