Rezension/Kritik - Online seit 04.09.2024. Dieser Artikel wurde 773 mal aufgerufen.
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Odin ist ein kleines Spiel mit minimalen Regeln, in welchem man, ähnlich wie z.B. bei Scout oder Krass kariert, die Auslage des Vorgängers übertreffen muss. Trotz der einfachen Regeln hat es doch einen gewissen Pfiff!
Wir haben Karten in 6 Farben von mit Werten von 1 bis 9 – ohne sonstigen Schnickschnack. Leider auch nur mit einseitig aufgedruckten Werten, eine Unsitte, die irgendwie nicht aus der Welt zu bekommen ist.
Alle erhalten 9 Karten und das Spiel kann beginnen.
Gespielt werden mehrere Runden. Ziel ist es, in jeder Runde möglichst wenige oder keine Handkarten mehr zu haben.
Das Spiel beginnt, indem der erste Spieler eine beliebige Handkarte ausspielt. Reihum müssen die nachfolgenden Spieler jeweils die Auslage ihres Vorgängers übertreffen. Hierzu darf ich nur genau so viele Karten legen wie der Vorgänger oder eine mehr, und alle Karten müssen entweder die gleiche Farbe aufweisen oder die gleiche Zahl.
Der Wert der Auslage ergibt sich dann wie folgt: Spiele ich eine 6 und eine 7, dann ist der Wert 76. Spiele ich 2, 3, 6 und 8, dann ist der Wert 8632 – es muss immer die höchstmögliche Zahl gebildet werden.
Habe ich gespielt, dann wird die Auslage des Vorgängers abgeräumt, allerdings darf oder muss ich eine der Karten davon auf die Hand nehmen. Dies ist ein sehr zweischneidiges Schwert, denn einerseits könnte da etwas Passendes dabei sein, so dass ich meine Hand verbessern kann, andererseits könnten da auch nur Farben oder Werte liegen, die leider überhaupt gar nicht passen und meine Hand eher verschlechtern.
Das Nehmen aus der Auslage entfällt, falls ich meine Hand leer gespielt habe, dann endet die Runde Die Zahl der Restkarten aller Spieler wird jeweils als Minuspunkte notiert. Gespielt werden beliebig viele Runden bzw. bis zum Erreichen einer vorher vereinbarten Grenze.
Alternativ zum Ausspielen und zum Überbieten des Vorgängers kann ich jedoch auch passen und, sofern ich nochmals an die Reihe kommen sollte, auch wieder einsteigen. Passen alle Spieler in einer Runde, etwa weil niemand die Auslage überbieten kann oder will, dann wird die Auslage entfernt und der Spieler, von dem die letzte Auslage stammte, beginnt erneut mit dem Ausspielen einer einzelnen Karte.
Odin hat derart einfache Regeln, dass die obige Beschreibung vermutlich länger ist als die Anleitung als solche. Es kommt in einer kleinen Schachtel ähnlich derer von OINK-Games daher und hat auch einen ähnlichen Grafikstil. In der Tat dachte ich zunächst, dass es ein Spiel von OINK wäre.
Der Inhalt ist wenig aufregend, abgesehen davon, dass die Kartenwerte wie bereits erwähnt nur einseitig aufgedruckt sind. Das ist mir völlig unverständlich und ich finde es ziemlich nervig, da es wie in diesem Fall keine Notwendigkeit dafür gibt.
Thematisch geht es irgendwie um Wikinger, zumindest suggerieren Name und Grafik dies und auch die Anleitung erklärt, wie es zu diesem Thema kam. Im Spiel merkt man dies aber nicht im geringsten. Es ist völlig abstrakt und kann im Grunde ohne Einschränkung mit jedem anderen Kartenspiel gespielt werden, das Werte von 1-9 in mehreren Farben hat.
Trotz der Kürze der Regeln war ich nach dem Lesen etwas ratlos: „Hä? Wie soll das denn funktionieren? Soll das alles sein?“
Wie so oft erschließt sich der Reiz erst beim Spielen, und es ergeben sich (un)angenehme Zwänge. Diese resultieren daraus, dass nur Karten gleicher Farbe oder gleicher Zahl gespielt werden dürfen. Insbesondere darf ich maximal eine Karte mehr spielen als der Vorgänger. Hat dieser beispielsweise 2 Karten gespielt, ich aber noch 3 einzelne Karten und eine 4er-Kombi auf der Hand, dann stehe ich vor einem Dilemma: passe ich und werde keine Karten los oder spiele ich, zerreiße dafür aber meine 4er-Kombi, von der ich ja nur 3 Karten spielen darf. Umso schwerer wiegt die Entscheidung, falls die zu überbietende Auslage zudem nur aus Karten besteht, von denen ich nun aber auch wirklich gar keine gebrauchen kann – aber eine muss ich ja nehmen.
An dieser Stelle kommt dann manchmal auch eine reizvolle kleine Timing-Komponente ins Spiel: wer spielt danach an, wie viele Karten werde ich wohl spielen können / müssen bis das Spiel wieder bei mir ist? - ein gewisser Glücksfaktor.
Dieser Glücksfaktor ist der Dauer und dem Level des Spiels aber durchaus angemessen.
Insgesamt lautet mein Fazit: Odin ist ein nettes kleines Spielchen, das aus sehr wenigen Regeln und Material relativ viel Spiel macht. Wem Spiele wie die eingangs erwähnten Krass kariert oder Scout gefallen, der könnte auch hier mal einen Blick drauf werfen, wobei ich es vom vom Spielreiz her deutlich unter ersterem, aber auch ebenso deutlich über letzterem einsortieren würde.
Die recht wohlwollend positive Bewertung ist auch vor dem Hintergrund dessen zu sehen, was es sein will – ein kleines Spielchen, eventuell als Füller oder Absacker. Mit „großen“ Spielen ähnlicher Bewertung ist es natürlich nicht zu vergleichen.
Rezension Michael Andersch
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Odin: 5,0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
21.04.24 von Michael Andersch - Klein, simple Regeln, trotzdem mit einem interessanten \"Twist\". Die Bewertung bezieht sich auf einen Einsatz als netter Absacker oder Füller, denn mehr ist es nicht. |
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