Rezension/Kritik - Online seit 17.01.2025. Dieser Artikel wurde 670 mal aufgerufen.
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Rajas of the Ganges: Cards & Karma ist nach dem Würfelspiel der zweite Ableger des Brettspiels – hier nun im Kartenformat. Dabei übernimmt das Spiel viele Grundprinzipien des „großen“ Spiels, und auch hier hat gewonnen, wer zuerst eine gewisse Gesamtsumme aus Siegpunkten und Geld erreicht hat, wobei die Gewichtung variabel ist.
Jeder Spieler erhält 6 Karten, die er im Spielverlauf nach und nach auf die Rückseite wenden darf, wenn er eine bestimmte Anzahl an Geld oder Siegpunkten erreicht hat, bzw. die man wenden sollte, denn darum geht es: als erster alle 6 Karten gedreht zu haben.
Motor des Spiels sind allerdings Karten, die gleichzeitig als Aktion (auf der Vorderseite) und Würfel (auf der Rückseite) dienen. Aus diesen wird in Abhängigkeit von der Spielerzahl eine Auslage gebildet – bei 4 Spielern sind dies beispielsweise 4 x 5 Karten, die mit der Aktionsseite nach oben bereit gelegt werden.
Zudem erhält jeder Spieler 4 Karten auf die Hand, allerdings mit der Würfelseite zu sich – diese stellen, wie auch im Basisspiel, die Würfel in 4 Farben dar, mit denen man im weiteren Spielverlauf agiert.
Bevor ich zum Spielablauf komme, beschreibe ich noch kurz die Aktionsseite der Spielkarten. Diese bilden gewissermaßen die Aktionsfelder des Basisspiels nach. Zudem zeigen sie oben rechts eine Würfelfarbe, diese zeigt an, einen Würfel welcher Farbe man erhalten würde, wenn man die Karte als Würfel auf die Hand nehmen würde. Die genaue Zahl sieht man aber erst, wenn man die Karte dann tatsächlich nimmt, was das Würfeln sehr gut simuliert.
Auf der Aktionsseite finden wir viele Dinge, die aus den Aktionsfeldern des Brettspiels bekannt sind:
Gespielt wird nun pro Runde zweimal reihum. Daraufhin wird der Startspieler weiter gegeben und es werden weitere Runden mit je zwei Durchgängen gespielt, bis jemand das Spielende auslöst.
Ist man am Zug, so nimmt man einfach eine Karte aus der Auslage, entweder, um ihre Funktion auszulösen, oder um einen zusätzlichen Würfel zu erhalten.
In letzterem Fall nimmt man die Karte einfach mit der Würfelseite zu sich auf die Hand.
Aktionskarten werden direkt nach der Nutzung abgeworfen. Sie erlauben beispielsweise das Nehmen von 2 Karten oder den Erhalt von Münzen in Abhängigkeit von Art und Menge der Waren in der eigenen Auslage.
Gebäude, Schiffe und Warenkarten (Märkte) dagegen legt man vor sich nach Kategorie sortiert ab, wobei Gebäude und Schiffe gemäß der Vorgabe auf der Karte mit Würfeln aus der Hand zu bezahlen sind und Schiffe überdies mit aufsteigenden Zahlen abgelegt werden müssen (andernfalls müssen vorherige Schiffe ersatzlos entsorgt werden).
Ziel der Auslage ist es, möglichts oft „Drei einer Art“ zu erreichen, beispielsweise das dritte Gebäude derselben Art, die dritte gleiche oder unterschiedliche Ware, das dritte Schiff in aufsteigender Reihenfolge. Erreicht man dies, so gibt man die entsprechenden Karten ab und erhält dafür Belohnungen. Dies können beispielsweise Ruhmestoken sein (bei Gebäuden), Münzen (bei Waren) oder eine Verwalterkarte, die multifunktional eingesetzt werden kann.
Hat man zu einem beliebigen Zeitpunkt 3 Ruhmestoken, so darf man die äußerste rechte der 6 vor einem liegenden Karten auf die Rückseite drehen.
Hat man 6 Geld, dann darf man gleiches mit der äußersten linken Karte machen.
Beides bringt nochmals Boni, aber insbesondere simuliert dies das Aufeinanderzulaufen von Geld und Siegpunkten des Brettspiels, denn sobald sich die aufgedeckten Karten von links und rechts treffen, d.h. alle 6 Karten aufgedeckt wurden, endet das Spiel.
Wie eingangs bereits erwähnt gewinnt, wer dies zuerst geschafft hat.
Schaffen es mehrere Spieler in der gleichen Runde, ihre 6 Karten umzudrehen, so werden noch diverse Restmaterialien in die Wertung einbezogen, um den Gleichstand aufzulösen.
Rajas of the Ganges gehört seit Jahren zu meinen Lieblingsspielen. Daher war ich sehr gespannt und voller Vorfreude auf die Kartenspielumsetzung und darauf, wie das große Spiel auf ein Kartenspiel mit einer laut Schachtelangabe recht kurzen Spielzeit von 30-45 Minuten heruntergebrochen werden würde.
Zunächst einmal muss ich sagen, dass dies sehr gut gelungen ist. Es sind nahezu alle Elemente des großen Bruders vorhanden – Würfel, Gebäude, Märkte, das Voranschreiten auf der Schiffsleiste, das Aufeinanderzulaufen der Anzeiger für Geld und Siegpunkte.
Die Regel ist sehr gut aufgebaut, die Ikonografie ist ebenfalls gut gelungen, so dass schnell ein flüssiges Spiel möglich ist.
Dennoch konnte der Funke nicht so recht überspringen, und dies traf in gleicher Weise nicht nur auf mich, sondern auch auf meine Mitspieler zu.
Der Grund dafür ist, dass im Spiel eine gewisse Beliebigkeit bzw. Unplanbarkeit herrscht. Während ich beispielsweise im Brettspiel auf den Bau eines gewissen Gebäudes hin planen kann, weil die Mitspieler nicht die nötigen Würfel haben, um dieses zu errichten, und ich daher beruhigt andere Aktionen vorziehen kann, bevor mir die Mitspieler die entsprechenden Felder streitig machen, ist die Situation im Kartenspiel eine ganz andere.
Nicht nur, dass ich nicht sehe, welche Würfelfarben und insbesondere Werte die Mitspieler auf der Hand haben – ein Gebäude bzw. jede Karte kann einfach so aus der Auslage verschwinden, denn man kann ja jede Karte nicht ihrer Funktion wegen, sondern einfach als Würfel auf die Hand nehmen.
Dies führt dazu, dass man eher wenig planen kann und, wenn man am Zug ist, eben das macht, was nun im Moment am Besten erscheint.
Gleichzeitig hat man den Effekt, dass alle Spieler mehr oder weniger parallel vor sich hinwursteln. Was meine Mitspieler machen interessiert mich kaum, es sei denn, sie nehmen mir Karten weg, die ich haben wollte. Darauf habe ich aber keinen Einfluss und auch kaum eine Ahnung, was passieren könnte, bis ich wieder dran bin – es passiert halt.
Somit versucht jeder für sich, möglichst schnell seine 6 Karten zu wenden.
Dies startet zunächst sehr langsam, wogegen nach einigen Runden das Ende sehr überfallartig kommen kann: durch die Verkettung einzelner Effekte ist es durchaus möglich, in einer Runde oder sogar in einem Zug 3 Karten auf einmal umzudrehen.
Ich kann insgesamt nicht verhehlen, dass meine – vielleicht zu hohen – Erwartungen doch ziemlich enttäuscht wurden, denn ich empfinde Rajas of the Ganges: Cards & Karma als ein recht blasses und beliebiges Spiel, welches trotz häufig sehr knapper Ausgänge (die Tiebreaker mussten nicht selten herangezogen werden) kaum Spannungshöhepunkte hat und somit auch nur wenig Emotionen weckt.
Insgesamt funktioniert es aber zumindest in jeder Spielerzahl gleichermaßen gut, weswegen ich es durchaus Leuten empfehlen kann, die ein ruhiges, wenig konfrontatives bzw. interaktives Kartenspiel mit überschaubarer Spieldauer suchen.
Rezension Michael Andersch
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Rajas of the Ganges: Cards & Karma: 3,0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
18.12.24 von Michael Andersch - Funktioniert mechanisch einwandfrei, ist allerdings recht solitär und deutlich emotionsloser und höhepunktsärmer als das Brettspiel, und für dieses trotz der kürzeren Spieldauer leider kein Ersatz. |
Leserwertung Rajas of the Ganges: Cards & Karma: 4.5, 4 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
15.12.24 von zwinkmann - Den Autoren ist das Kunststück gelungen, bei dieser zweiten Adaption des fantastischen Grundspiels ein Spiel zu kreieren, welches einerseits das \"Feeling\" der beiden vorherigen Werke perfekt wiedergibt, sich aber andererseits auf Grund seiner sehr kompetitiven und damit seht interaktiven Ausrichtung spielmechanisch von den Vorgängern unterscheidet. Die Spiele des \"Rajas- Universums\" bilden somit eine geniale Trias. Perfekt! |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
18.01.25 von Dieter Schmitz |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
19.01.25 von Hans Huehnchen - Die Idee, die doppelseitigen Karten entweder als Würfel oder als Sammelobjekt zu nutzen ist innovativ und interessant. Nur schade, dass bei der etwas mühseligen Kartensammelei so recht kein Spielspaß aufkommen mochte. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
19.01.25 von Kichererbse - „Rajas of the Ganges: Cards & Karma“ ist ein Kartenspiel für 2-4 Spieler ab 12 Jahren und dauert etwa 30-45 Minuten. Worum geht es? Das erfolgreiche Spielprinzip von Rajas of the Ganges wurde raffi niert als Kartenspiel umgesetzt und präsentiert sich in neuer Optik. Wetteifert um die begehrten doppelseitigen Karten, die auf der einen Seite Gebäude, Waren, Schiffe oder Palastaktionen zeigen, auf der anderen Seite einen farbigen Würfelwert. Behaltet im Spiel stets die Aktionen und Pläne eurer Kontrahenten im Blick: Was sie gerne bauen möchten, könnte andererseits euch als Würfelkarte nützlich sein. Doch ist das wirklich die beste Entscheidung? Stattdessen könntet ihr ja selbst ein weiteres Gebäude erwerben und euren Ruhm mehren? Vorausgesetzt ihr habt die entsprechenden Würfel als Ressource auf der Hand … Oder wollt ihr lieber Waren zu Geld machen? Und achtet auf die 3: Sie spielt eine zentrale Rolle. Denn habt ihr 3 Karten einer Art, müsst ihr diese gegen Arbeiter tauschen. Diese sind zwar vielseitig und nützlich, aber nicht immer wollt ihr die Karten (schon) loswerden. So bietet Rajas of the Ganges – Cards & Karma jeden Zug eine spannende Entscheidung, denn eure Züge sind gezählt: Wer zuerst alle 6 Zielkarten nach und nach durch Ruhm oder Geld wenden kann, gewinnt die Partie. Fazit: Es ist eine kompakte, kurzweilige Kartenversion des Brettspiels. Doppelseitige Karten sind dabei ein cleverer Dreh. Es ist eine gute Alternative, falls das Brettspiel nicht vorhanden ist. Die recht einfachen Regeln sind schnell verstanden aufgrund der guten Spielanleitung. Auch das Spielmaterial ist sehr schön und kann sich sehen lassen. Uns macht „Rajas of the Ganges – Cards & Karma“ großen Spaß und ist daher sehr empfehlenswert. Daumen hoch! 😀👍 |