Rezension/Kritik - Online seit 29.03.2012. Dieser Artikel wurde 4947 mal aufgerufen.

Zug um Zug: Die Würfel-Erweiterung

Direktlinks zu den Rezensionsblöcken
Autor: Alan R. Moon
Illustration: Cyrille Daujean
Verlag: Days of Wonder
Rezension: Michael Timpe
Spieler: 2 - 6
Dauer: 30 - 60 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2008
Bewertung: 2,0 2,0 H@LL9000
3,0 3,0 Leser
Ranking: Platz 6248
Zug um Zug: Die Würfel-Erweiterung

Spielziel

Nachdem ich mich bei Hall9000 ja schon wiederholt als Zug-um-Zug-Fan geoutet habe, wollte ich nun auch endlich noch die Würfel-Erweiterung kennen lernen und hier darüber berichten. Meine Informationen darüber im Vorfeld waren nicht gerade von Euphorie geprägt, und auch von der Verlagsseite hört man kaum etwas darüber. Aber man muss es schon ein mal selber ausprobiert haben, fand ich, und meine Lieblings-Zug-um-Zug-Spielpartnerin war auch schnell dazu bereit.

Ablauf

Auch in dieser Rezension will ich nicht viel über das Zug-um-Zug-Spielsystem schreiben und verweise Interessenten auf die Rezension des Grundspiels.

Zur Würfel-Erweiterung ist vorab zu sagen: Sie ist eine wirkliche Erweiterung, anders als ZuZ Schweiz oder Skandinavien, die das bekannte System jeweils auf eine neue Karte übertragen. Die ZuZ-Würfel verändern das Spielsystem und können in Kombination mit jeder Karte gespielt werden.

Kommen die Würfel ins Spiel, dann bleiben die Waggonkarten, mit denen man gewöhnlich seine Strecken baut, im Karton. Auch die verschiedenen Farben der Strecken spielen plötzlich keine Rolle mehr. Es wird nur noch nach Einzel- oder Doppelstrecke unterschieden.

Jeder Spieler wirft in seinem Zug die fünf Streckenwürfel, kann einige oder alle Würfel noch ein zweites Mal werfen und muss sich dann für eine Aktion entscheiden:

  • Für jeden Würfel, der eine Schiene zeigt, darf man ein Teilstück einer einfachen Strecke bauen.
  • Entsprechend darf für jede Doppelschiene ein Teilstück einer Doppelstrecke gebaut werden.
  • Für jedes gewürfelte Stadtsymbol kann man eine neue Zielkarte ziehen, ansehen und dann behalten oder wieder abwerfen.
  • Die Lokomotive als viertes Symbol ist ein Joker und kann somit für jede Aktion genutzt werden.

Hat man sich für eine dieser Aktionen entschieden, darf man pro zwei nicht genutzter Würfel noch ein Schienenplättchen nehmen (Einzel- oder Doppelstrecke), das man sofort oder später beim Streckenbau als ein Teilstück einsetzen kann.

Spezialregeln für die verschiedenen Spielpläne:
Für die Tunnelstecken auf einigen Länderkarten gibt es drei schwarze Extrawürfel, die man beim Bau eines Tunnels werfen muss, und die dann darüber entscheiden, wie viele Extrawürfel (oder Plättchen) man aufbringen muss.
Zum Bau von Bahnhöfen auf der Europakarte braucht man das Stadtsymbol, und für die Fähren muss man die entsprechende Anzahl Jokersymbole im Wurf haben.
In der Märklin-Version verwendet man die Jokersymbole, um seinen Passagier über fremde Gleise bewegen zu dürfen.

Alle anderen Regeln gelten normal, mit den länderspezifischen Besonderheiten.

Fazit

Wie schon gesagt, die Würfelerweiterung ist eine „richtige“ Erweiterung, die deutliche Änderungen im Spielsystem mit sich bringt. Anders aber als sonst bei vielen Erweiterungen, wird das Spiel mit den Würfeln nicht komplexer oder umfangreicher, sondern im Gegenteil einfacher und auch deutlich schneller.

Die langwierige und oft auch unspannende Eröffnungsphase, in der sich alle Spieler nur Waggonkarten auf die Hand holen, entfällt völlig. Stattdessen baut jeder Spieler in so ziemlich jeder Runde eine neue Strecke, einzige Abwechslung ist das gelegentliche Ziehen neuer Zielkarten. Waggonkarten horten, um dann schnell und gezielt bestimmte Strecken zu bauen, ist nicht mehr möglich.

Das bringt zweierlei mit sich:
Zum einen steigt die Möglichkeit zum Streckenverbauen massiv an, da es ja keine passenden oder unpassenden Farben mehr gibt. Insbesondere durch die Joker, die wohlweislich auf drei je Spieler limitiert sind, kann selbst eine 4er-Strecke fast in jedem Zug gebaut werden (die statistische Wahrscheinlichkeit dafür liegt pro Wurf bei 98,44 %). Wenn alle Spieler Spaß daran haben, sich gegenseitig das Leben schwer zu machen, kann ein sinnvoller Streckenbau nahezu vollständig verhindert werden.
Zum anderen verringert sich die Komplexität des Spiels massiv, da durch die Würfel jede längerfristige Planung obsolet wird. Würfeln und dann die nächstbeste Strecke bauen, ist alles was bleibt.

Also ein lockeres Würfel-Glücksspiel? Leider nicht mal das. Da man sich ja erst nach dem Würfeln entscheiden muss, welche Strecke man bauen will, und man seine Joker schneller bekommt, als man sie verbrauchen kann, baut man von Runde zu Runde das, was gerade am besten passt. Es geht also nicht mal um ein spannendes Glücksmoment, sondern in den allermeisten Fällen ist es schlicht egal, was man würfelt. Einzige Ausnahme sind die ganz langen Strecken (6+), bei denen man alle Würfel plus Joker braucht, die hängen tatsächlich am Würfelglück. Aber da man ja ein ganzes Spiel über Zeit hat, klappen auch die sicher irgendwann.

Und weil ich gerade bei den Würfeln bin, ein Kommentar zum Material: grundsätzlich OK. Aber wir sind sicher nicht die einzigen, deren Tisch mit einem ZuZ-Spielplan gut gefüllt ist. Würfeln, auch mit Becher, zwischen all den kleinen Waggons, die mit jedem Aufschlagen des Bechers durcheinander rutschen, ist kein bisschen praktisch. Abgesehen davon, dass der bei näherer Betrachtung billig wirkende Plastikwürfelbecher auch keinen Designpreis gewinnt, wäre ein Würfelteller sicher praktischer gewesen.

Dazu kommen zwei kleine Regellücken: Die 9er-Strecke auf der Skandinavien-Karte kann mit 5 Würfeln und 3 Jokern schlicht nicht gebaut werden. Die 3-gleisige Strecke in der Märklin-Edition ist ebenfalls nicht definiert. Dies beides ist sicher spitzfindig zu nennen und schnell per Hausregel geklärt, festigt aber meinen Eindruck, dass diese Erweiterung zu schnell und lieblos auf den Markt geworfen wurde. Daher, auch wenn ich sonst eigentlich kein Freund davon bin, über Spielepreise zu schimpfen, komme ich in diesem Fall schon zu dem negativen Fazit: viel Geld für wenig Spiel.

Fragt sich, für wen diese Erweiterung gedacht ist? Ehrlich, ich weiß es nicht. Sicherlich kaum für ambitionierte Zug-um-Zug-Spieler, denen diese unstrategische Schnellbaustrecke in aller Regel wohl zu langweilig und/oder zu destruktiv sein dürfte. Auch als lockeres Würfelspiel taugt es wenig, da wie beschrieben mehrheitlich egal ist, was man würfelt. Das macht selbst Kniffel besser. Der einzige Vorteil, den ich erkennen kann, ist der, dass mit den Würfeln auch schon Kinder ab 7 bis 8 Jahren die Zug-um-Zug-Welt einfach kennen lernen können. Ob sich die Anschaffung dafür lohnt, sei jedem selbst überlassen.

Meine besagte Lieblings-ZuZ-Spielpartnerin hat es für uns auf jeden Fall schon auf den Punkt gebracht: Sie will gerne bald wieder Zug um Zug spielen, aber „richtig“. Und so muss ich einfach sagen: Alea iacta est. Für uns sind diese Würfel gefallen. Wahrscheinlich zum letzten Mal.

Rezension Michael Timpe

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

'Zug um Zug: Die Würfel-Erweiterung' online bestellen

Kaufen bei Idealo Kaufen bei Spiele-Offensive Kaufen bei Meeple-Box 

H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Zug um Zug: Die Würfel-Erweiterung: 2,0 2,0, 3 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 21.01.12 von Michael Timpe
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.01.09 von Roland Winner
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 26.03.12 von Steffen Wallraff

Leserbewertungen

Leserwertung Zug um Zug: Die Würfel-Erweiterung: 3,0 3.0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 26.07.09 von elas - Zug um Zug macht schon eine Menge Spaß und mit der Würfelerweiterung kommt es richtig in Fahrt. Bereits ab der ersten Runde wird hier gebaut. Natürlich ist der Glücksanteil hoch, war er aber bei den Karten auch. Das ist doch aber gerade das Spannende. Wer also einmal ein schnelles Zug um Zug möchte, der sollte zur Würfelerweiterung greifen.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 03.10.09 von Thomas Winter - Da hätten sie die Zielkarten ja gleich abschaffen können! Wer am schnellsten seine Loks verbaut hat, gewinnt eigentlich immer.

Weitere Informationen zu 'Zug um Zug: Die Würfel-Erweiterung' auf unseren Partnerseiten