Rezension/Kritik - Online seit 30.07.2011. Dieser Artikel wurde 8073 mal aufgerufen.
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Was sich die Verantwortlichen bei Days of Wonders wohl dabei gedacht haben, ausgerechnet die Zug-um-Zug-Schweiz-Version nur als Erweiterung und nicht als eigenständige Version ihres Spieleklassikers herauszugeben? Wo die Schweizer statistisch doch mehr Zug fahren als all ihre europäischen Nachbarn. Ob sie allerdings auch mehr Zug um Zug spielen, ist meines Wissens statistisch nicht belegt, mit der inzwischen schon wieder vergriffenen Schweiz-Version hätten sie aber immerhin die Möglichkeit dazu.
Die Grundregeln der Schweiz-Variante entsprechen im Wesentlichen denen des original Zug um Zug (weswegen ich hier nicht näher drauf eingehe), lediglich die Tunnel aus der Europa-Version haben es passenderweise bis in die Schweiz geschafft, Bahnhöfe gibt es aber schon wieder nicht mehr.
Geändert gegenüber dem Grundspiel wurde hauptsächlich die Funktion der Lokomotiven; diese können nur noch für den Bau von Tunnels verwendet werden, nicht mehr für normale Strecken. Dafür darf man sie wie normale Wagenkarten aus der Auslage nehmen, auch zwei Lokomotiven in einem Zug.
Neu ist, dass ZuZ-Schweiz speziell für zwei oder drei Spieler konzipiert ist und man auch nur mit 40 Waggons statt der sonst üblichen 45 spielt.
Als spielerische Neuerung werden nun nicht mehr nur Städte miteinander verbunden, sondern auch Länder. Es gibt Verbindungen nach Deutschland, Frankreich, Österreich und Italien. Neben den normalen Zielkarten, die eine Verbindung zwischen zwei Städten vorgeben, gibt es nun auch Zielkarten, welche eine Verbindung zwischen zwei Ländern oder zwischen einer bestimmten Stadt und einem Nachbarland erfordern. Die Länder-Zielkarten bieten dabei immer drei oder vier unterschiedliche Punktwerte an, je nachdem, zu welchem Nachbarland am Spielende eine Verbindung besteht. Für die Abrechnung wird immer der Punktwert der wertvollsten erreichten Verbindung gewertet, umgekehrt zählt eine nicht erfüllte Länder-Zielkarte nur ihren niedrigsten Punktwert als Minuspunkte.
Am Spielende gibt es noch 10 Bonuspunkte für die längste Strecke, und dann hat wie in allen Versionen der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewonnen.
Als bekennender Vielspieler darf man das ja kaum zugeben, aber ich spiele noch gerne Zug um Zug, meistens zu zweit, und auch noch mit einer Schweizerin. Daher war ich sehr interessiert an der Schweiz-Erweiterung, und ein für weniger Spieler optimierter Spielplan erschien mir ebenfalls eine interessante Option. Leider wurden meine Erwartungen aber nicht ganz erfüllt.
Es gibt zwar weniger Strecken auf dem Spielplan, aber so richtig eng wird es trotzdem nicht. Dies wird besonders durch die zahlreichen Verbindungen ins Ausland verhindert, zu jedem Land gibt es mindestens drei, nach Deutschland oder Italien sogar je fünf Anschlüsse. Diese Auslandsverbindungen sind sehr wichtig bzw. wertvoll für die neuen Länder-Zielkarten, was ich hier an einem kleinen Beispiel kurz darstellen will:
Die Zielkarte von Frankreich in ein anderes Nachbarland der Schweiz bringt entweder für die Verbindung nach Deutschland 5 oder für die Verbindung nach Italien 11 Punkte, für die Verbindung nach Österreich sogar 14 Punkte. Am Spielende erhält man die Punkte für die wertvollste dieser Verbindungen, welche man geschafft hat. Im Spiel ist eine solche Zielkarte gleichzeitig risikolos und wertvoll. Habe ich erst einmal die kurze Verbindung zwischen Frankreich und Deutschland hergestellt, zählt die Karte schon 5 Punkte. Schaffe ich später dann noch den Anschluss an Österreich, zählt die Karte noch 9 Punkte mehr, ohne dass ich das Risiko einer neuen Zielkarte eingehen musste. Wenn man sich dann noch klar macht, dass die Karte Frankreich zu einem Nachbarland spieltechnisch identisch ist mit der Karte Österreich zu einem Nachbarland (beide Karten bringen ihr Punktemaximum, wenn Frankreich mit Österreich verbunden wird), dann ist das ziemlich genau so, als wären im Grundspiel einfach einige Zielkarten drei- oder viermal im Spiel.
Entsprechend läuft das Spiel normal darauf hinaus, dass man versucht, möglichst alle Nachbarländer an sein Netz anzuschließen, um anschließend immer wieder neue Zielkarten zu ziehen, in der Hoffnung dabei viele Länder-Zielkarten zu bekommen, die dann alle ihr Punktemaximum bringen. Klar, das kann auch mal schief gehen, wenn man nur unpassende Zielkarten zieht. In aller Regel entscheidet aber die Mehrheit der Länder-Zielkarten über den Spielsieg. Gut gezogen ist eben schon halb gewonnen.
Ich will damit nun gar nicht sagen, dass Zug um Zug Schweiz schlecht ist - im Gegenteil. Wer Zug um Zug mag, wird in aller Regel wohl auch die Schweiz-Version mögen. Ein spielerischer Gewinn ist sie in meinen Augen allerdings nicht, und da man ja zwingend noch eine andere Version besitzen muss, aus der man das Spielmaterial nimmt, kann man genauso gut auch diese spielen. Und wenn es speziell für zwei, respektive drei Spieler sein soll, dann zumindest für mich doch lieber Zug um Zug Skandinavien.
Rezension Michael Timpe
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
Um die Verwendung der Länder-Zielkarten etwas spannender zu machen, kann man folgende einfache Regeländerung vornehmen:
Eine Länder-Zielkarte kann nur einmal und ausschließlich während des Spiels gewertet werden, und zwar nur in dem Moment, wenn eine passende Verbindung neu hergestellt wird bzw. wenn der Spieler neue Zielkarten zieht und eine passende Verbindung bereits besteht. Das Werten der Zielkarten ist keine Aktion, sondern Teil der Aktion "Strecke nutzen". Am Spielende zählen alle Länder-Zielkarten im Besitz eines Spielers Minuspunkte, und zwar in Höhe der kleinsten, nicht erreichten Verbindung.
Im Spiel lässt sich diese Regel sehr leicht nachvollziehen, da ja die gerade gebaute Strecke immer Teil der zu wertenden Auslandsverbindung sein muss. Ist sie es nicht, bestand die Verbindung schon vorher und die Karte darf nicht gewertet werden.
Beispiel:
Habe ich die Zielkarte "Bern - Nachbarland" und stelle in einem Zug eine Verbindung zwischen Bern und Frankreich her, kann ich die Karte sofort aufdecken, erhalte 5 Punkte gutgeschrieben und lege die Karte als erledigt ab. Oder ich entscheide mich, die Karte zu behalten, um auf die höheren Punkte zu spielen. Dann darf ich die Karte erst wieder aufdecken, wenn ich eine Verbindung zwischen Bern und einem anderen Nachbarland herstelle. Schaffe ich dies nicht, zählt die Karte für mich am Ende des Spiels 6 Minuspunkte, da die 5-Punkte-Verbindung ja besteht, aber nicht genutzt wurde.
H@LL9000 Wertung Zug um Zug: Schweiz: 4,3, 6 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
12.06.11 von Michael Timpe - Leider eher eine schwächere Version |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
24.12.07 von Roland Winner |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.06.08 von Barbara Winner |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
13.09.08 von Arne Hoffmann - Gefällt mir von allen ZuZ-Versionen am besten. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
04.01.10 von Monika Harke |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
25.08.11 von Tommy Braun - Die Länder zu Länder-Karten sind mir zu stark, besonders wenn jemand die gleiche (oder fast gleiche) Karte zweimal auf der Hand hat. Hier würde ich für die 2. gleiche Karte (Stecke - z.B. Italien - Deutschland) nur die halbe Punktzahl geben. Die Umdefinition der Lokomotiven ist toll und funktioniert gut - eine feine 2er oder 3er Variante von ZuZ, auch wenn ich Skandinavien dann bevorzuge. |
Leserwertung Zug um Zug: Schweiz: 4.3, 4 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
10.10.11 von Scholle |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
26.01.12 von Steffen Hilger - Geht schnell und macht Spaß! Die"Schweiz"-Karte hat zwar ihre eigenen Besonderheiten, ein grundsätzlich anderes Spielgefühl als beim ZuZ Europa stellt sich allerdings nicht ein. Eine Ungereimtheit haben wir festgestellt. Auf dem Plan gibt es 2 Strecken mit einer Länge von 5 Waggons. Die Länge 5 gibt es aber auf der Wertungstabelle gar nicht...! Wir haben uns auf 10 Punkte für die 5er-Strecken geeinigt! |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
11.10.15 von Martin - Offensichtlich gab es mal eien Auflage, bei der die Punktezahl für Strecken mit 5 Zügen fehlte. In meiner Auflage Schweiz/Indien ist die Anagbe enthalten. Der Spielplan von Schweiz ist mir wegen der vielen Tunnel, bei denen man nicht weiß, wie viele Karten man wirklich braucht, etwas zu glückslastig und wichtige Verbindungen für lange Strecken können schnell abgeschnitten sein. Daher wirkt diese Fassung auf mich sehr unausgewogen. Praktisch alle anderen Spielpläne sind mir deutlich lieber. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
23.07.20 von Familienvater - Von der Gestaltung her gefällt mir der Schweiz-Plan sehr gut; und auch der Zwang, daß man Lokomotiven nur für die Tunnel hernehmen darf, sorgt für so manch veränderte Spielweise. Allerdings steigt dadurch der Glücksfaktor ziemlich an, da man für die Flachland-Strecken nun wirklich "nur" Waggons der entsprechenden Farbe hernehmen darf. Weiteres sind mir die Auftragskarten viel zu unausgegoren. Wenn es mir gelingt, zwei Nachbarländer miteinander zu verbinden, brauche ich beim Nachziehen der Auftragskarten nur darauf zu hoffen, eine ähnliche zu ergattern - und schon bekomme ich die entsprechenden Punkte geschenkt. Sorry, aber das ist mir eindeutig zu billig. Wenn man mit diesen Unzulänglichkeiten leben kann, erwartet einen mit dieser Variante ein anspruchsvoller Plan, auf dem es, besonders im Spiel zu dritt, mächtig eng zugehen kann. |