Rezension/Kritik - Online seit 10.08.2024. Dieser Artikel wurde 1690 mal aufgerufen.
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Hühner - das sind doch diese gackernden, körnerpickenden, gefiederten, aber flügellahmen Vögel, die uns täglich Eier liefern und deren Dasein meist am Grill oder im Ofen endet. Damit ist mein Wissen darüber bereits erschöpft. Dabei gäbe es noch so viel Interessantes über den gallus domesticus zu berichten, wie meine Google-Recherche ergab. Etwa, dass der weltweite Bestand ungefähr das Dreifache der Menschheit beträgt, aber jährlich etwa 45 Milliarden Hühner geschlachtet werden. Und dass es sie nicht nur in weiß oder braun gibt, sondern allein im europäischen Rassegeflügelstandard über 180 Rassen und Farbenschläge unterschieden werden.
Und damit sind wir schon mitten in der Rezension zum Spiel Hennen, denn auf den darin enthaltenen Karten finden wir acht unterschiedliche Hühnerrassen vor. Als Züchter versuchen wir, mit den Karten einen harmonischen Hühnerhof mit verschiedenen Hühnerrassen aufzubauen, um am Ende die meisten Siegpunkte zu erzielen.
Die acht im Spiel vorkommenden Hühnerrassen habe ich - was in Anbetracht der Einleitung wenig verwundert - noch nie gehört. Sie wurden aber augenscheinlich so gewählt, dass sie sich optisch - also was Farbe und Aussehen anbelangt - deutlich voneinander unterscheiden. So ist das "Sultanhuhn" schneeweiß mit recht flauschigem Federkleid, der "moderne englische Zwergkämpfer" ziemlich klein, schlank und drahtig, das "Cemani"-Huhn pechschwarz gefiedert.
Jede Hühnerkarte weist neben der Bezeichnung, einer Darstellung und einer Kartenfarbe aber auch noch weitere Merkmale auf. So trägt jede Karte eine Kartennummer von 1 bis 6, zeigt 1 bis 3 Eier (wichtig für Siegpunkte) und kann bis zu 2 Medaillen haben. Eine Feder am rechten unteren Eck bedeutet, dass diese spezielle Karte im Kartendeck insgesamt zwei Mal vorkommt, während es alle anderen bloß ein einziges Mal gibt. Die einzelnen Hühnerrassen kommen unterschiedlich häufig vor, so finden wir etwa insgesamt 12 "Paduaner" vor, aber lediglich 8 "deutsche Lachshühner". Die Anzahl sowohl der Eier als auch der Medaillen ist bei selteneren Hühnerrassen dafür umso höher.
Der Spielablauf ist recht simpel: Sind wir an der Reihe, ziehen wir zuerst zwei Hennenkarten (1), wobei wir für jede Karte wählen können, ob wir sie vom verdeckten Nachziehstapel ziehen oder die oberste (offene) Karte eines fremden Abwurfstapels aufnehmen wollen. Anschließend legen wir von unseren nun sechs Handkarten eine in unseren Hühnerhof (2) und werfen eine Karte auf unseren eigenen Abwurfstapel (3).
Für das Ausspielen von Hennenkarten in unseren Hühnerhof gibt es ganz bestimmte, recht restriktive Regeln (Legeregeln für Legehennen, haha). So müssen wir jede Hennenkarte (bis auf die allererste, natürlich) auf jeden Fall an mindestens eine bereits liegende Karte anlegen. Dabei müssen wir beachten, dass Hennen der gleichen Rasse unabhängig von ihrer Nummer platziert werden dürfen, während eine Hennenkarte, die an eine andere Rasse angrenzt, um 1 Nummer höher oder um 1 Nummer niedriger sein muss. Diese Bedingungen müssen für alle Seiten erfüllt werden.
Die 12 Hennenkarten, die wir im Laufe einer Partie auslegen, müssen zudem am Ende ein Raster aus 3 x 4 oder 4 x 3 bilden. Können oder wollen wir keine Karte regelkonform spielen, drehen wir eine beliebige Hennenkarte um und legen den nun sichtbaren Hühnerstall, der uns am Spielende allerdings einen Minuspunkt beschert.
Nach der sechsten Karte müssen wir unsere Hahn-Figur auf eine Hennenkarte stellen. Die Gruppe gleichfarbiger Hennen, zu der die betroffene Henne gehört, bringt uns am Schluss Extrapunkte ein, vorausgesetzt diese Gruppe ist schlussendlich nicht die größte Hennengruppe.
Nach der 12. Karte ist unser Raster fertig. In einer Schlusswertung ermitteln wir die Punkte für unseren Hühnerhof. Wir erhalten Punkte für unsere größte Hennengruppe (für jedes darin enthaltene Ei 1 Punkt), für unsere Hahnenfigur (ebenfalls 1 Punkt pro Ei) und für Medaillen an unserem Hühnerhof (2 Punkte für je 3 Medaillen). Für jeden Hühnerstall verlieren wir einen Siegpunkt, außerdem wird kontrolliert, wie gut wir die beiden Aufträge der für diese Partie zufällig aufgedeckten Auftragskarte erfüllen konnten. Wenn wir insgesamt die meisten Siegpunkte sammeln konnten, gewinnen wir die Partie.
Das Grundprinzip klingt ja ganz einfach: 2 Karten auf die Hand nehmen, eine Handkarte ausspielen, eine andere ablegen. Das Ganze insgesamt zwölf Mal, sodass nach relativ kurzer Spieldauer - 20 bis höchstens 30 Minuten - eine Partie schon zu Ende ist. "Wo liegt da die Herausforderung?", werden sich nun einige Leser fragen.
Der Teufel steckt im Detail. Die Legeregeln hören sich ja ebenfalls recht simpel an, aber in der Praxis kann da ganz schön was schief gehen. Wenn man nicht aufpasst, kann es passieren, dass an einer Stelle keine einzige Hennenkarte mehr passt, weil die Anforderung - entweder gleiche Hennenrasse oder genau 1 Nummer Differenz Karten anderer Rassen - nicht an allen Kanten erfüllt werden kann. Manchmal sind auch die einzigen überhaupt noch passenden Karten nicht mehr verfügbar. Notfalls muss man dann eben einen Hühnerstall platzieren, der zwar im Anschluss weiterhilft (an einen Hühnerstall darf jede Rasse mit jeder Nummer angrenzen), dafür aber 1 Minuspunkt bringt.
Grundsätzlich ist es dadurch vorteilhafter, größere Gruppen gleicher Hühner zu sammeln, weil dies neben größerer Legefreiheit auch noch mehr Punkte bringt. Allerdings gilt es dabei, die Häufigkeit der Hühnerrassen zu beachten. Die öfter vorkommenden Hennen weisen weniger Eier und meist gar keine Medaillen auf. Ideal wäre es selbstverständlich, von den selteneren Rassen mehr auszulegen. Es heißt hierbei jedoch gut aufzupassen, was die Mitspieler so sammeln, um sich eventuell auf alternative Rassen zu konzentrieren.
Dies alles sorgt schon für eine Prise Interaktion, schließlich sollte man ja gleichzeitig den Mitspielern durch unbedachtes Abwerfen von Karten keine Steilvorlagen liefern. Oft kommt dies einem Eiertanz gleich, wenn man eigentlich keine Handkarten abwerfen wollte, weil man sie entweder selbst noch benötigt oder den anderen nicht gönnen will.
Einen zusätzlichen Aspekt liefern die Aufträge. Es gibt insgesamt 10 Auftragskarten, von denen vor Spielbeginn eine Karte zufällig gezogen wird. Auf jeder Auftragskarte sind zwei Aufträge angegeben, ein "Auftrag oben" und ein "Auftrag unten". Einige Aufträge bringen Extra-Siegpunkte, wenn die erforderliche Bedingung erfüllt wird, beispielsweise 6 Siegpunkte, falls man mindestens 2 verschiedene Gruppen mit 5 oder mehr Hennen hat. Andere hingegen sorgen für Minuspunkte für bestimmte Konstellationen, wie etwa 2 Minuspunkte für jede einzelne Henne, die nicht zu einer Gruppe gehört.
Um ein Maximum an Punkten zu erzielen, ist es meist unerlässlich, auch die Anforderungen der aktuellen Auftragskarte bestmöglich zu erfüllen, auch wenn damit Abstriche bei den üblichen Punktequellen gemacht werden müssen. Insgesamt steckt somit wesentlich mehr in diesem kleinen Karten-Legespiel, als es anfangs den Anschein hat. Ich erachte den Spielreiz, besonders in Relation zur kurzen Spieldauer, als recht hoch, weshalb es in unseren Spielrunden immer wieder gerne auf den Spieltisch kommt. Da das Spielmaterial ebenfalls sehr ordentlich ist - schön gestaltete Karten, hölzerne Hahnenfiguren, ein nützlicher Abrechnungsblock und praktische Übersichtskarten - kann ich Hennen uneingeschränkt empfehlen.
Rezension Franky Bayer
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Hennen: 5,0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
02.06.24 von Franky Bayer - Karten-Legespiel mit einfachen, aber dann doch recht kniffligen Regeln. Schwanke zwischen einer 4 und 5, entscheide mich wegen der knackigen Spieldauer für die höhere Note. |
Leserwertung Hennen: 4.3, 3 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
10.03.23 von Hans Huehnche - Hennen schlägt eine ähnliche Richtung ein wie Keystone, Calico, Fyfe, Sattgrün, Village Green usw. , bei denen man in einem begrenzten Raster seine Karten optimal anordnen muss. Hennen punktet in dieser Nische durch einfache Regeln, eine kompakte Box, eine kurze Spielzeit und subtile Interaktion. Ein gelungenes, kleines Kartenspiel. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
14.03.23 von Heike - zu viert zieht es sich schon arg. Auch wenn man Karten beim Mitspieler bekommen kann, puzzelt man schon vor sich hin und ärgert sich, wenn die benötigte Karte dann weg ist und alles kaputt ist. Es ist dann schon sehr einengend. Vermutlich ist es zu 2 flotter. Für ein 4er Spiel gebe ich daher nur 3 Punkte, sonst sicherlich gefühlt auch 4 |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
27.03.23 von Waltersche - Schnell erklärt, schnell gespielt (bisher nur zu zweit) - und dabei stellt man fest, dass sich hinter den wenigen Regeln doch mehr verbirgt als man ursprünglich gedacht hat. Macht wirklich Spaß - ich schwanke zwischen 4 und 5 Punkten, tendiere aber (zumindest bei zwei Spielern) zu 5, gerade weil es eben auch so schnell gespielt ist, dass man da eigentlich nichts falsch macht. |