Rezension/Kritik - Online seit 06.09.2009. Dieser Artikel wurde 11102 mal aufgerufen.

El Capitan

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Autor: Wolfgang Kramer
Horst-Rainer Rösner
Illustration: Mike Doyle (I)
Verlag: Pro Ludo
Rezension: Alfons Leierseder
Spieler: 2 - 5
Dauer: 90 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Jahr: 2007
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
5,0 5,0 Leser
Ranking: Platz 1846
El Capitan
Auszeichnungen:2008, Golden Geek Beste Grafik & Präsentation Nominierung

Spielziel

Als Kapitän eines kleinen Schiffes wollen wir durch den Mittelmeerraum segeln, um in möglichst vielen Häfen anzulegen und dort gewinnbringend Warenhäuser oder auch Festungen zu bauen. Dabei muss jedoch jeder auf seinen Geldbeutel achten, denn der Inhalt reicht kaum …

Ablauf

Der Spielplan zeigt 9 Städte, die wir im Laufe des Spiels besuchen. Dazu erhält jeder Spieler ein Schiff, eine Festung und 6 Häuser, die er in der ersten Phase des Spiels möglichst sinnvoll auf die verschiedenen Städte verteilen darf. Insgesamt gibt es drei gleiche Phasen, und am Ende sollten alle oder wenigstens möglichst viele Häuser und Festungen verbaut sein. Wenn ein Spieler dies schafft, ist die Mittelmeerrundfahrt auch schon beendet.

Das Wichtigste ist also das Segeln von einer Stadt zur anderen; um eine Segelkarte zu kaufen, müssen wir gleich bezahlen, dann segeln wir also mit dieser Karte in eine Stadt, dort bauen wir für Geld ein Warenhaus oder auch eine Festung. Nun bleiben wir in dieser Stadt stehen, um in unserem nächsten Zug nochmals zu bauen, oder aber wir segeln in eine andere Stadt – das kostet aber wieder … Der Ablauf ist eigentlich ganz einfach: Segeln – bauen – segeln – bauen - und das, so lange der Zaster reicht. Falls das nicht mehr der Fall ist, kann man in den Hafen, um in der dortigen Bank ein Darlehen aufzunehmen. Das kostet ausnahmsweise nichts - außer einen Spielzug.

Interessant sind die beiden Arten von Segelkarten:
• Städteverbindungskarten legen genau fest, zwischen welchen zwei Städte man segeln kann.
• Ziel- und Streckenkarten sind teuerer, können aber in zweifacher Weise genutzt werden: Entweder man fährt damit direkt in die angegebene Stadt oder man nutzt die Anzahl der roten Siegel auf der Karte, also die Anzahl der Strecken, die man von einer beliebigen Stadt aus segeln kann.

Sobald ein Spieler alle seine vor ihm liegenden Häuser und Festungen gebaut hat, schreiten wir zur Wertung. Und nun wird es interessant, denn jetzt gibt es wieder Kohle, und zwar:

  • für die Verbreitung: In je mehr Städten wir sitzen (mit Warenhäusern), umso mehr streichen wir ein – bei drei Städten gibt es 5 Florin (so heißt unsere Währung), bei 5 Städten schon 15, bei 8 bereits 45. Und wer als Erster in allen 9 Städten vertreten ist, erhält am Ende zusätzlich 15 Florin.
  • für die Mehrheiten in den Städten: In jeder Stadt überprüft man nun, wer die Mehrheit hat. Die Spieler mit den meisten Häusern erhalten soviel Florin, wie auf dem nächsten freien Feld der Stadt angegeben ist. Der zweite erhält davon noch die Hälfte und alle anderen gehen leer aus.
  • für die Festungen: In der Stadt mit den meisten Häusern erhält jede dort gebaute Festung die Punkte wie beim 1. Rang in der Häuserwertung, ansonsten jeweils nur die Hälfte (= zweiter Rang).

Anschließend kann bzw. muss man noch seine Kredite zurückzahlen, man erhält wieder Häuser und eine Festung (die in einer Runde nicht-verbauten Immobilien werden einfach in die nächste Runde mitgenommen) und die nächste Runde beginnt; der Spieler mit dem wenigsten Geld entscheidet, wer nun Startspieler sein darf.

Das Ende des Spiels tritt dann ein, wenn ein Spieler nach der dritten Runde alle seine Häuser und Festungen verbaut hat. Jetzt geht es ans Geldzählen und wer das meiste davon besitzt - juchu - hat gewonnen.

Das Spiel zu zweit funktioniert wie in der Grundregel mit der Ausnahme, dass jeder Spieler zusätzlich neutrale Häuser bauen muss; diese zählen jedoch nicht für die eigene Wertung; außerdem werden nur erste Plätze ausbezahlt.

Erweiterung:
Im Spiel enthalten sind noch 3 zusätzliche Städtetafeln, die einzeln oder in beliebiger Kombination an den Spielplan angedockt werden können. Diese Städte können nur mit Ziel- und Streckenkarten erreicht werden und bieten Besonderheiten, z. B. ein Piratenschiff.

Fazit

El Capitan ist etwas für Strategen! Eine Mitspielerin wollte nach zwei Versuchen „nie wieder“ dieses Spiel spielen. Ihr Hauptkritikpunkt: Da geht es ja nur ums Geld! Damit hat sie natürlich recht, das Interessante an El Capitan ist aber genau darin zu finden, nämlich darauf zu achten, wie man sein (anfangs recht knappes) Geld sinnvoll und gewinnbringend einsetzt.

Dies beginnt schon beim Kauf der Segelkarten: Kaufe ich mir nur eine Karte und lebe dann von der Hand in den Mund, oder versuche ich bereits zwei weitere Karten zu kaufen und plane meine Route schon etwas weiter im Voraus? Die Auswahl der Karten scheint recht groß zu sein, gibt es doch von den Städteverbindungskarten 6 offen ausliegende, von den Zielkarten sind 4 sichtbar. Dies reicht anfangs sehr knapp aus, um über die Runden zu kommen – Planung und „brave“ Mitspieler vorausgesetzt. Anfangs kommt es nur selten vor, dass einem Karten vor der Nase wegschnappt werden, da es zu Beginn noch viele Möglichkeiten gibt. Dies ändert sich aber im Laufe des Spiels enorm, denn dann will man in eine bestimmte Stadt, weil man da noch nicht war oder dort eine gute Mehrheit einrichten könnte. Und genau dann schnappt oft ein Sitznachbar die gewünschte Karte weg! Zum Glück ist man in Runde zwei und drei schon etwas „flüssiger“, so dass manches (mit etwas mehr Florin-Einsatz) möglich ist. Gleichzeitig sollte man jedoch schon wieder auf sein Geld achten, denn am Ende zählt ja nicht, was man ausgegeben hab, sondern was in der eigenen Schatulle liegt.

Interessant sind die Städte mit ihren verschiedenen Haus- bzw. Festungspreisen. Während man z. B. in Tanger wenig bezahlt und bei der Wertung dann auch weniger erhält, muss man in Marseille das Doppelte berappen, greift dann aber mehr Cash ab – vorausgesetzt, man besitzt dort auch die meisten Warenhäuser …

Ein sehr guter und manchmal auch spielentscheidender Faktor sind die geschlossenen Warenhäuser: Jedes Mal, wenn auf einem dunklen Bauplatz ein Warenhaus errichtet wird, muss das Warenhaus auf dem ersten Bauplatz geschlossen werden (es wird einfach auf das Bild der Stadt gesetzt). Natürlich kann der betroffene Spieler dieses Haus wieder einsetzen (kostenlos), aber dazu muss er mit seinem Schiff in dieser Stadt landen (also doch nicht ganz kostenlos!). Schnell verändern sich hier die Mehrheiten, außerdem zählt dieses Haus, solange es auf dem Bild der Stadt steht, weder bei der Verbreitung noch bei der Majorität. Heftige Geschichte! Das macht die dritte Phase dieses Spiels schon zu einem Leckerbissen für Strategen. Also doch am Anfang schon mehr Warenhäuser in einer Stadt? Aber wie wirkt sich das auf die eigene Verbreitung in den anderen Städten aus ? Und auf die damit verbundenen Geldeinnahmen?

Schließlich gehört es unbedingt dazu, seine Festungen sinnvoll zu bauen. Aber geht das überhaupt? Sinnvoll wäre eine Stadt mit vielen Einnahmen, am besten noch die mit den meisten Warenhäusern … Aber wie finanziert man gerade diese Festung? Und wenn man selbst zu lang wartet, schnappen andere Spieler den Bauplatz weg! Und wer achtet zusammen mit mir darauf, dass „die eigene“ Stadt auch die am besten ausgebaute ist?

Bis zu zwei Spieler können in einer Stadt mit ihren Schiffen vor Anker liegen, dabei kosten für den ersten Segler die Häuser weniger als für den zweiten. Einen Mitspieler jedoch langfristig davon abzuhalten, in dieser Stadt zu bauen, gelingt kaum.

Zum Schluss noch ein paar Sätze zu Kleinigkeiten:

  • Die Regel scheint mir insgesamt etwas langatmig zu sein, die vielen Beispiele helfen jedoch beim Einstieg und uns ist keine Regelfrage unbeantwortet geblieben.
  • Der Spielplan kann als gewöhnungsbedürftig bezeichnet werden: Die Farbgebung soll wohl ins Mittelalter entführen - nun gut, dann soll sie das; die Städtenamen hätten etwas signifikanter ausfallen können und der Hafen für die Schiffe, um Kredite aufzunehmen, ist deutlich zu klein ausgefallen.

Aber das sind nun wirklich Kleinigkeiten! Denn das Spiel funktioniert gut, lässt Strategen ihren Platz für Tüfteleien, wird dadurch aber nicht zu einer „Lange-Nachdenken-Müssen-Orgie“. So manchem Spieler wird das Spiel „zu strategisch“ ausfallen oder sich zu sehr ums Geld drehen, mir persönlich gefällt es! Die Spannung bei gleichstarken Partnern bleibt bis zum Schluss!

Nun denn – so lasst uns segeln! Und wenn schon nicht zu neuen Ufern, dann doch ans schöne Mittelmeer, um dort als El Capitan in die Geschichtsbücher einzugehen!

Rezension Alfons Leierseder

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung El Capitan: 4,0 4,0, 5 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 14.06.09 von Alfons Leierseder
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.04.08 von Horst Sawroch
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 25.06.08 von Udo Kalker - Eigentlich nur eine Neuaufmachung des von mir geschätzten Tycoon. Obwohl die Grafik sehr schön ist, unterstützt sie das Spiel nicht. Zu dunkel und die Schriften zu verschnörkelt, so daß man ständig nach den Städtenamen sucht. Die Zusatzpappen brachten es in unserer Partie auch nicht; damit wurde es zu weitläufig. Ich bleibe lieber beim Orginalspiel, obwohl dessen Aufmachung eher scheusslich ist.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.08.08 von Michael Andersch - Super Spiel an der Grenze zur "6"
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.12 von Michael Kahrmann - Kleiner Punktabzug: Mir persönlich liegen die grellen Farben von Tycoon mehr, hier is alles irgendwie zu dunkel geraten, ansonsten immer noch ein tolles Spiel!

Leserbewertungen

Leserwertung El Capitan: 5,0 5.0, 5 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 25.01.09 von Michael Reinehr - gute 5 oder schlechte 6? ok, is für mich ne 6!!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 22.04.10 von zerics - Hätt ich nicht gedacht was da für eine Perle sich versteckt. Hier find ich alles Top, auch die vielbescholtene Aufmachung.. mir gefällts und ist unter meinen TOP 10
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 22.04.10 von Marc Jünger
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.06.14 von schwenkbraten - El Capitan gehört vermutlich zu den am schönsten illustrierten Spielen der letzten Dekade. Im Vergleich zum großartigen Tycoon schneidet El Capitan regeltechnisch zwar besser ab, wirkt aber schnell beliebig aufgrund des ausgelutschten Themas. Leider kann man es nicht wirklich zu zweit spielen (Die Variante ist bescheiden) und kommt daher sehr selten auf meinen Tisch.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 03.01.20 von Peter Steinert - Die Regeländerungen haben meiner Meinung nach aus einem guten Spiel ein sehr gutes gemacht. Die Gestaltung ist so hübsch, dass ich über eine teilweise Unübersichtlichkeit stets gern hinwegsehe. :-)

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