Rezension/Kritik - Online seit 24.06.2010. Dieser Artikel wurde 9216 mal aufgerufen.
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Die Roter November ist ein experimentelles Atom-U-Boot, das in Seenot geraten ist. Die Besatzung besteht aus - nicht immer nüchternen - Gnomen, die panisch umherrennen, um die vielen Probleme (ausbrechendes Feuer, eindringendes Wasser, versagende Maschinen) zu beseitigen und das Schiff so lange am Laufen zu halten, bis Hilfe kommt. Nicht jeder Gnom wird mit dem Leben davonkommen, aber wenn die Spieler zusammenarbeiten und mindestens ein Gnom es schafft, bis zum Ende des Spiels zu überleben, haben alle Spieler gewonnen.
ÜBERBLICK
3-8 Spieler spielen jeweils einen Gnom an Bord der Roter November. Alle arbeiten zusammen und versuchen gemeinsam, der Probleme an Bord Herr zu werden und die vorgegebene Zeit zu überstehen, ohne dass ihnen das Boot um die Ohren fliegt.
Diese Zeitvorgabe beträgt 60 Minuten, jedoch nicht echte, sondern "spielinterne Minuten". Jede Aktion, die ein Spieler durchführt, kostet Zeit, die am äußeren Spielfeldrand auf der Zeitleiste abgetragen wird.
Der Spielplan zeigt das U-Boot, das in 10 Räume aufgeteilt ist. Es gibt 6 besondere Räume (Maschinenraum, Reaktorraum, Sauerstoffpumpenraum, Raketenabschusskammer, Kapitänskabine, Ausrüstungsraum) und 4 normale Räume.
SPIELABLAUF
Jeder Gnom startet in einem zufälligen Raum. In seinem Zug kann ein Spieler seinen Gnom bewegen und eine Aktion ausführen. Wenn ein Gnom von einem Raum in den nächsten geht, muss er die Luke zwischen diesen Räumen öffnen. Das kostet ihn 1 Minute und er kann das beliebig oft tun, bis er im gewünschten Raum angekommen ist.
In den meisten Fällen wird ein Gnom am Ende seines Zuges als Aktion irgendeine Reparatur vornehmen: ein Feuer löschen, Wasser aus einem Raum pumpen, eine klemmende Luke aufstemmen etc. Um zu sehen, ob die Reparatur erfolgreich war, muss der Spieler festlegen, wie viele Minuten (1 - 10) er auf diese Reparatur verwenden möchte. Dann würfelt er mit einem 10-seitigen Würfel. Ist das Würfelergebnis höchstens so hoch wie die angesagte Minutenzahl, ist die Reparatur geglückt, ist das Würfelergebnis höher, ist der Versuch fehlgeschlagen.
Am Ende seines Zuges (nach der Reparatur, egal ob geglückt oder fehlgeschlagen) bewegt der Spieler nun seinen Marker auf der Zeitleiste am Spielfeldrand so viele Felder vorwärts, wie er Minuten verbraucht hat (für die Bewegung und die Reparatur). Auf der Zeitleiste sind bestimmte Felder mit einem Stern markiert. Für jeden Stern, über den ein Marker zieht, wird eine Karte gezogen. Auf diesen stehen die Unglücke, die während des Zuges des Spielers passiert sind (z. B. in einem Raum bricht Feuer aus, Wasser tritt ein, die Sauerstoffpumpen fallen aus, der Reaktor ist überhitzt, etc.). Für jedes Unglück wird ein Marker auf das Spielfeld in den entsprechenden Raum gelegt.
Der nächste Spieler muss nun versuchen, in einen dieser Räume zu gelangen und eines der Probleme zu beheben. Am Ende seines Zuges werden wahrscheinlich weitere Karten aufgedeckt, die weitere Probleme verursachen, welche wiederum die nächsten Spieler beheben müssen, etc. Also rennen die Gnome ständig hin und her und versuchen, die Maschinen am Laufen zu halten, Lecks zu stopfen, Brände in Schach zu halten etc., bis alle Marker am Ende der Zeitleiste angekommen sind und das U-Boot gerettet wird. Es wird allerdings nicht zwangsläufig reihum gespielt, sondern es ist immer derjenige Spieler an der Reihe, dessen Zeitmarker am weitesten hinten liegt.
Zum Glück müssen die Gnome die Reparaturen nicht mit den bloßen Händen bewerkstelligen. In zwei Räumen auf dem U-Boot kann man Gegenstände holen (das kostet 1 Minute pro Gegenstand), die zufällig aus einem verdeckten Stapel gezogen werden. Jeder Gegenstand gibt einen Bonus auf den Würfelwurf bei einer bestimmten Reparatur: Brechstangen helfen beim Aufstemmen einer Luke, Feuerlöscher beim Löschen eines Feuers, Handbücher beim Reparieren von Maschinen etc. Ein Gegenstand muss hier besonders erwähnt werden: der Grog. Grog gibt einen Bonus auf jede beliebige Reparatur, ist also sehr nützlich, aber auch riskant. Denn ein Gnom, der einen Grog trinkt, muss seinen Trunkenheitsgrad um 1 erhöhen (zu Beginn des Spiels sind alle noch nüchtern, also bei 0). Sofort danach deckt der Spieler eine Karte auf und vergleicht die Zahl in der unteren Ecke mit seinem Trunkenheitsgrad. Ist die Zahl höher, sinkt der entsprechende Gnom bewusstlos zu Boden.
Das ist gefährlich. Denn sein Zeitmarker wird sofort um 10 zusätzliche Felder auf der Leiste weitergezogen (es passieren also noch mehr Unglücke). Außerdem ist er deshalb erst sehr spät wieder an der Reihe (alle anderen Spieler müssen seinen Zeitmarker ja erst wieder passieren, bis er wieder dran ist). Er läuft also Gefahr, zu ertrinken oder zu verbrennen, bis er wieder an der Reihe ist. Denn ein Gnom stirbt und scheidet aus, wenn er am Ende seines Zuges in einem Raum ist, in dem es brennt oder der voll Wasser gelaufen ist.
Alle Spieler haben aber gewonnen, wenn auch nur ein Gnom es schafft, bis zum Ende zu überleben.
Ein netter Kniff in diesem kooperativen Spiel ist die Regel, dass ein Gnom während der letzten 10 Minuten (sein Marker befindet sich auf einem der letzten 10 Felder der Zeitleiste) das U-Boot verlassen kann, wenn er eine Taucherausrüstung hat. Ein Spieler (es können auch mehrere sein), der das U-Boot so verlässt, gewinnt das Spiel, wenn die anderen Gnome es nicht schaffen, das U-Boot bis zum Ende der 60 Minuten am Laufen zu halten (oder sie alle sterben). Er verliert allerdings, wenn die anderen Gnome es doch schaffen.
Roter November hat eines der witzigsten Themen, die ich kenne. Wo sonst kann man betrunkene Gnome an Bord eines havarierenden Atom-U-Boots spielen?!
Das Material ist an sich gut und grafisch auch sehr ansprechend, aber irgendwie ist alles ein bisschen klein geraten. Sogar die Schachtel. Wenn man nicht alles sehr sorgfältig stapelt und schichtet, bekommt man den Deckel nicht mehr zu. Aber warum nicht. Andernorts wird viel gejammert über zu viel Luft in den Schachteln. Und da die Schachtelgröße zu einem guten Stück den Preis mitbestimmt, bekommt man Roter November für 15 bis 20 Euro. Und das ist wirklich günstig für ein derart gelungenes Spiel.
Die Handhabung wäre allerdings etwas leichter, wenn alles, vor allem das Spielbrett, ein bisschen größer wäre. Besonders wenn 6, 7 oder 8 Gnome umherlaufen, kann es mit all den Markern auf dem Brett schon mal ein bisschen voll werden. Und die Gnomfiguren werden in der knappen Schachtel auch etwas plattgedrückt, weshalb viele von ihnen etwas schief umherlaufen. Andererseits passt das ja vielleicht zum Thema der torkelnden Gnome.
Der Zeitmechanismus ist sehr innovativ, stimmig und macht Spaß. Und auch die anderen Regeln sind klar, passen zum Thema und greifen gut ineinander.
Das Spiel lässt sich mit 3 bis 8 Spieler spielen, leider ist der Spaßfaktor dabei nicht immer der gleiche. Zu dritt ist es etwas langweilig, weil die Spieler fast nicht verlieren können. Zu siebt oder acht kann sich das Spiel etwas ziehen und es fällt etwas schwer, die ganze Zeit mental bei der Sache zu bleiben, zumal man bei vielen Mitspielern auch oft den Hals recken muss, um bei dem kleinen Spielbrett überhaupt mitzubekommen, was los ist. Zu viert, fünft oder sechst macht es aber wirklich Spaß, wobei es - ungewöhnlich für ein kooperatives Spiel - schwieriger wird, je mehr Spieler mit von der Partie sind.
Es bieten sich außerdem viele Möglichkeiten, sowohl durch in der Spielregel vorgeschlagene Expertenregeln und Varianten als auch durch kleinere Hausregeln die Schwierigkeit und auch den Stil des Spiels etwas anzupassen. So gibt es zum Beispiel eine Variante, bei der man einem anderen Gnom mit der Brechstange eine überbraten kann, um ihn daran zu hindern, das Schiff und die Kameraden im Stich zu lassen. In einer anderen Variante werden tote Gnome durch neue ersetzt, so dass kein Spieler ausscheidet und alle bis zum Schluss mitspielen können.
Rezension Stephan Rothschuh
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Roter November: 4,3, 4 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
19.01.10 von Stephan Rothschuh |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
21.06.10 von Nicole Biedinger - Beim Spiel mit 7 Spielern sind die Wartezeiten einfach zu lange... |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
21.06.10 von Markus Funk - Das Spiel ist recht witzig und baut auf die Kooperation zwischen den Spielern. Man darf das ganze nicht ernst nehmen - meistens überlebt eh keiner! |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
31.05.11 von Monika Harke |
Leserwertung Roter November: 3.7, 7 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
25.06.10 von Julius Tasler - Das Spiel konnte unsere Erwartungen nicht erfüllen und plätscherte nur unspektakulär vor sich hin. Eines der schlechteren unter den Koop-Spielen. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
26.06.10 von Michael Behr |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
02.07.10 von Sebastian Hoppenrath - Mein Favorit unter den "leichten" Coopspielen. Witzig aufgemacht zugänglich und mit kleiner "Verräter"-Option. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
27.10.11 von Heike - Mit dem neuen Spielbrett sind neg. Punkte wegen Platzmangel behoben. Es erfordert viel Kooperation und Absprache und macht dadurch Spaß. Nicht ganz so viel Spieltiefe wie Pandemie aber nicht unbedingt schlechter dadurch - halt anders. Und auch mit mehr Spielern spielbar. Mit dem Regelwerk muss man sich etwas beschäftigen, dann aber klar. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
17.12.11 von The DiceBear - Ein kooperatives Spiel, dass ich als "Familienvaiante von Space Alert" bezeichnen würde: Als Gnom versucht man auf einem Atom-U-Boot die Katastrophe zu verhindern, bis die Rettung nach 60 Minuten naht... Das Spielbrett ist nicht sonderlich schön, dazu gibt es etliche Details die man grafisch besser hätte lösen können (Karten/Symbole) - und das noch in der Neuauflage! Minuspunkt leider auch für die Regel, die das eigentlich gar nicht so komplizierte Spiel teilweise nicht gut strukturiert beschreibt. Außerdem stellen sich im Laufe des ersten Spieles so mache Fragen, die man auch manchmal nach längerem Suchen nicht beantworten kann. Ab der zweiten Partie geht das Spiel recht zügig voran und ist in nicht mal 1 Stunde gespielt.. Insg. finde ich hier aber Space Alert (weil schöner und mehr Möglichkeiten) oder Pandemie (weil irgendwie spannender) deutlich besser. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
12.08.13 von Max Heininger - Die Anleitung ist doch sehr verbesserungsbedürftig, und das Material (ich habe nicht die Neuauflage, beziehe mich also auf die Version mit kleinerer Schachtel) doch etwas fummelig. Nicht schlecht, aber es gibt bessere kooperative Spiele. Wen das besondere Setting anspricht, sollte es sich dennoch mal anschaun. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
03.06.18 von Christiansen |