Spielziel
Von Italien geht’s nach Slowenien und gleich weiter nach Ungarn. Mit dem Flugzeug fliegen wir nach Russland. Über Finnland in Norwegen angekommen, fahren wir mit dem Schiff nach Schottland und gleich weiter nach Großbritannien, wo unsere Europatour endet. So oder auch ganz anders könnte die persönlich zusammengestellte Reiseroute aussehen. Wer als erste eine gültige Tour aus 10 Karten zusammengestellt hat gewinnt.
Ablauf
Ein kleiner Übersichtsplan zeigt 40 Länder in Europa in fünf unterschiedlichen Farben. Zu jedem Land existiert eine Karte. Weitere Karten zeigen 10 Flugzeuge in wieder fünf verschiedenen Farben und 10 Schiffe. Jeder Spieler bekommt einen Routenplaner, dies ist ein gebogener Plastikhalter, welcher Steckplätze für 10 Karten bietet.
Jeder zieht sich zufällig 10 Karten. Diese werden nacheinander in je einen der 10 Platze im eigenen Routenplaner gesteckt. Weitere fünf Karten werden offen ausgelegt. Wer an der Reihe ist darf eine dieser offenen Karten oder eine Karte vom verdeckten Stapel ziehen. Diese wird dann mit einer der 10 Karten im Routenplaner getauscht. Die getauschte Karte wandert offen auf eine der Karten in der Mitte. Um das Spiel erfolgreich zu beenden, müssen die 10 Karten in eine gültige Reihenfolge (Tour) gebracht werden. Nachbarländer dürfen benachbart gesteckt werden. Existieren auf dem Plan gestrichelte Schiffslinien zwischen zwei Ländern, dürfen diese auch mit einer Schiffskarte verbunden nebeneinander gesteckt werden. Auf die gleiche Weise wie Schiffe werden Flugzeuge verwendet, nur dass dabei die beiden Länder die gleiche Farbe wie das Flugzeug aufweisen müssen. Flugzeuge oder Schiffe dürfen aber niemals den Start oder Schluss einer Reiseroute darstellen.
Fazit
Wie schon das uralte Spiel Racko (aufsteigende Sortierung von Zahlenkarten) kommt Europa Tour mit wenigen einfachen Regeln aus und ist schnell gespielt. Erstaunlicherweise gefällt es sowohl Viel- als auch Gelegenheitsspielern – letzteren vielleicht etwas besser. Der Glücksanteil in Form von gezogenen Karten ist sicherlich nicht gering – besonders bei 4 Spielern, dennoch erfordert das Spiel einiges an Planung. Wichtig dabei ist, nicht an einmal geplanten Routen krampfhaft festzuhalten, sondern bei passender Gelegenheit (bzw. Karte) schon bestehende Teilrouten gegebenenfalls wieder völlig aufzugeben. Auch die Macht der Flugzeuge, die eine Route sehr flexibel gestalten können, sollte nicht unterschätzt werden. Besonders beim Spiel zu zweit sollte man darauf achten was der Gegner bisher gesammelt hat und ihm nicht die passenden Nachbarländer frei Haus liefern, sondern im Gegenteil vermutliche nützliche Karten zu blockieren.
Zwischen einigen Ländern sind die Schifffahrtslinien etwas schwer zu erkennen. Dies ist ein Kritikpunkt der von einigen immer mal wieder geäußert wurde, der für mich aber nicht besonders schwer wiegt, da es sich dabei nur um ein paar wenige handelt, die man bei der Erklärung kurz Erwähnen kann. Die sind beispielsweise die Verbindungen Estland-Finnland, Türkei-Zypern, Deutschland-Schweden und Schottland-Nord-Irland.
Kritikwürdig empfinde ich eher die Routenplaner, Plastikhalter, die dem sonst sehr schön gestalteten Spiel einen billigen Touch verleihen. Schade – hier hätte man sich doch etwas schöneres einfallen lassen können. Auch gibt’s mal wieder zwei Farben (blas-pink und moof-orange) die sich etwas schwer unterscheiden lassen – erstaunlich, wie schwer es den Produzenten immer wieder fällt, unterscheidbare Farben zu wählen oder wenigstens zusätzliche Symbole zu verwenden! Mich persönlich hat außerdem der Titel Europatour abgeschreckt, erinnert er doch irgendwie an Europa- oder Deutschlandreise und weckt damit eher langweilige Assoziationen, die aber völlig unberechtigt sind.
Insgesamt ein solides, einfaches, schnelles, gutes und sogar lehrreiches Spiel, welches wiedererwartend nicht den Weg auf die Auswahlliste zum Spiel des Jahres 2003 gefunden hat.
Rezension Tommy Braun
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
Regelvarianten
Unsortierte Startaufstellung
In dieser Variante steckt man die 10 Karten zu Anfang der Reihe nach von links nach rechts in den Routenplaner ohne für die einzelne Karte einen passenden Platz auszusuchen. Dies erhöht die Spieldauer etwas und erfordert etwas mehr Planung, da zu Anfang fast nichts zusammenpasst.
Ein-Personen Variante
Man spielt wie üblich, mit der Variante, dass man alle Karten, die man vom eigenen Halter entfernt, sofort ganz aus dem Spiel nehmen muss. Das Spielergebnis entspricht der Zahl der noch übrigen Karten des verdeckten Stapels, sobald man seine Reise fertig hat.
Quelle: Franz-Benno Delonge (aus: spielbox Forum)