Rezension/Kritik - Online seit 06.09.2014. Dieser Artikel wurde 6428 mal aufgerufen.

SOS Titanic

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Autor: Bruno Cathala
Ludovic Maublanc
Illustration: Sandra Fesquet
Verlag: Heidelberger Spieleverlag
Ludonaute
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 1 - 5
Dauer: 30 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2013
Bewertung: 2,7 2,7 H@LL9000
3,2 3,2 Leser
Ranking: Platz 6323
SOS Titanic
Auszeichnungen:2014, Spiel des Jahres Empfehlungsliste

Spielziel

"Auf ihrer Jungfernfahrt kollidierte die Titanic am 14. April 1912 gegen 23:40 Uhr etwa 300 Seemeilen südöstlich von Neufundland seitlich mit einem Eisberg und sank zwei Stunden und 40 Minuten nach dem Zusammenstoß im Nordatlantik. Obwohl für die Evakuierung mehr als 2 Stunden Zeit zur Verfügung standen, starben zwischen 1490 und 1517 der über 2200 an Bord befindlichen Personen - hauptsächlich wegen der unzureichenden Zahl an Rettungsbooten und der Unerfahrenheit der Besatzung im Umgang mit diesen. Wegen der hohen Opferzahl zählt der Untergang der Titanic zu den großen Katastrophen der Seefahrt." (Quelle: Wikipedia)

Im Spiel SOS Titanic - Wettlauf gegen die Zeit versuchen die Spieler als Besatzungsmitglieder, möglichst viele der Passagiere zu retten und dabei besser abzuschneiden als die historische Crew.

Ablauf

2224 Personen waren damals, vor über 100 Jahren an Bord. Nur 711 davon konnten gerettet werden. Für eine 1:1-Umsetzung für ein Spiel sind dies viel zu hohe Zahlen. Man stelle sich mal vor, welchen horrenden, unrealistischen Verkaufspreis ein Spiel mit dieser Anzahl an Spielsteinen, Karten oder ähnlichem erzielen würde. In SOS Titanic sind es daher nur 60 Passagierkarten. Der Anteil an Überlebenden, der dem historischen Untergang der Titanic entspricht, wäre demnach 19 Passagiere.

Die Passagiere - das wissen wir schon aus dem elffach Oscar-prämierten Blockbuster des Jahres 1997 - kommen nicht alle aus derselben sozialen Schicht. Und so gibt es auch hier eine Zweiklassengesellschaft. Die Passagiere der ersten Klasse sind in violett gehalten, mit Werten von 1 bis 13 (je zweimal). Die gelben Karten (je zweimal die Werte von 1 bis 17) stellen die Passagiere der zweiten Klasse dar. Es versteht sich von selbst, dass bei allen Rettungsvorgängen und vor allem auch in den Rettungsbooten auf eine strikte Trennung dieser beiden Klassen geachtet werden muss. Wo kämen wir denn sonst hin?!

Die Titanic selbst wird durch ein Ringbuch repräsentiert. Zu Beginn wird die erste Seite aufgeschlagen, welche das noch intakte Schiff mit sechs Decks zeigt. Auf den ersten vier Decks haben sich schon Passagiere versammelt, was durch vier Reihen zu 4, 6, 8 und 10 Karten dargestellt wird. Von jeder Reihe wird nur die erste Karte aufgedeckt.

Es gilt nun für die Spieler, die offenen Passagierkarten in exakter numerischer Reihenfolge zu ordnen. In eine bestehende Reihe dürfen ein oder mehrere Passagiere derselben Klasse in absteigender Reihenfolge bewegt werden. Auf einem Rettungsboot (Rang 1) müssen die Passagiere - die Überlebenden! - hingegen in aufsteigender Reihenfolge platziert werden.

Nachdem ein Spieler alle möglichen und erlaubten Passagierbewegungen durchgeführt hat (freiwillige Aktion), bereitet er - als Pflichtaktion - die Rettung der Passagiere vor, indem er neue Karten vom Passagier-Stapel zieht. Genau eine der gezogenen Karten darf er in eine passende Reihe oder passend in ein Rettungsboot legen. Passt aber keine der gezogenen Karten, ist die Rettungsaktion gescheitert, was zur Folge hat, dass auf die nächste Seite des Titanic-Buchs umgeblättert wird. Umgeblättert werden muss auch, wenn der Nachziehstapel leer ist und der gut gemischte Ablagestapel den neuen Passagierstapel bildet.

Das Umblättern des Titanic-Buches illustriert das Voranschreiten der Zeit und den damit verbundenen allmählichen Untergang des Luxuskreuzers. Die Abbildungen im Ringbuch zeigen daher auch, wie die Titanic immer mehr Tiefgang bekommt. Ist schließlich ein Deck vollgelaufen, stürmen die dort befindlichen Passagiere panikartig in Richtung Heck. Im Spiel bedeutet dies, dass die Reihe des vollgelaufenen Decks in die nächste Kartenreihe eingemischt wird. Jede Ordnung, die dort mühsam hergestellt werden konnte, geht dadurch wieder verloren, was die weitere Aufgabe erheblich erschwert.

Das Spiel endet, wenn entweder alle Passagiere gerettet werden konnten - ein eher seltenes Ereignis - oder wenn die Titanic ganz in den nordatlantischen Fluten versunken ist. Die Anzahl der Passagiere, die auf Rettungsboote gebracht werden konnten, entspricht dann der erzielten Punktezahl. Nur im glücklichen Falle, dass alle Passagiere das Unglück überleben konnten, gibt es noch ein paar Extrapunkte.

Fazit

Das Spielprinzip wird wahrscheinlich vielen, vielen Leuten vertraut sein. Es ist das gute alte Patience, heutzutage besser bekannt durch das PC-Spiel Solitär. Wer hat sich nicht schon im Büro oder daheim am Schreibtisch die Zeit damit vertrieben, die Karten einer Kartenauslage so zu ordnen, dass sie schließlich "aufgeht"? Die wesentlichen Spielelemente - eine Kartenauslage mit Karten in zwei Farben, Regeln um Ordnung herzustellen und der Druck, dies in einer gewissen Zeit zu schaffen - finden wir auch bei SOS Titanic vor.

Den beiden Autoren Bruno Cathala und Ludovic Maublanc ist es aber zu verdanken, dass man beim Spielen nicht so sehr ans Kartensortieren denkt, sondern sich wirklich wie ein Bordsteward vorkommt, der die Passagiere möglichst diszipliniert in die Rettungsboote geleiten will. Das Spielmaterial ist stilgerecht und mit viel Liebe zum Detail gestaltet, was eine dichte Atmosphäre schafft. So ziert etwa die Rückseite der Passagierkarten eine Abbildung des Boarding Passes der White Star Line. Jede Passagierkarte zeigt zudem eine andere Person, je nach Klasse in normalen Klamotten oder in sündteuren Anzügen bzw. Roben. Interessantes Detail am Rande: Die niedrigen Karten sind sämtlich Frauen oder Kinder, welche bekanntlich in einem Unglücksfall zuerst gerettet werden müssen.

Der Glücksanteil ist naturgemäß recht hoch. Auch hier ist kein Kraut gewachsen, wenn die Karten falsch fallen oder wichtige Karten tief in den Reihen verborgen liegen und einfach nichts in der offenen Auslage passen will. Die zufällige Anfangsverteilung der Karten ist schon sehr ausschlaggebend, wie viele Passagiere man zu retten vermag.

Trotzdem ist man dem Schicksal nicht so hilflos ausgeliefert wie ein manövrierunfähiges Schiff im eisigen Polarmeer. Das liegt an den Aktionskarten, die ich noch nicht erwähnt habe. Statt die Rettung der Passagiere vorzubereiten (vulgo Passagierkarten vom Stapel zu ziehen), kann man eine seiner Aktionskarten spielen. Es gibt elf verschiedene Aktionskarten, welche unterschiedliche Vorteile bringen. So erlaubt etwa die Karte "Beeilung!" das Durchsuchen des Passagier-Stapels nach einer beliebigen Karte. Ein "Blinder Passagier" kann eine Zeit lang einen beliebigen Wert der jeweiligen Klasse ersetzen. Oder man kann sich mit "Bereit machen!" die obersten 5 Karten des Passagier-Stapels anschauen und in beliebiger Reihenfolge auf und/oder unter den Stapel legen. Mit geschicktem, wohlüberlegten Einsatz dieser Aktionskarten kann man dem Schicksal oft ein Schnippchen schlagen und die eine oder andere verzwickte Situation retten.

2Eine Aktionskarte darf man jedes Mal dann vom Stapel ziehen, wenn man keine passende Karte bei der Vorbereitung der Rettung der Passagiere gezogen hat. Wie viele Aktionskarten ein Spieler bereits zu Beginn des Spiels erhält, hängt davon ab, welches Crew-Mitglied er verkörpert. Jeder Spieler zieht bei Spielbeginn nämlich eine von 10 Crew-Mitgliedskarten, welche nebenbei angibt, wie viele Karten er höchstens vom Passagier-Stapel ziehen darf. Außerdem verfügt jedes Mitglied der Besatzung über eine Sonderfähigkeit, zum Beispiel darf William Murdoch, Erster Offizier an Bord des Ozeandampfers, alle passenden Passagiere spielen, wenn er Karten nachzieht.

Während bei einer Solo-Partie natürlich der Spieler selbst für alle Handlungen verantwortlich ist, kann man sich beim Teamspiel absprechen, die Aktionen koordinieren. Vor allem die Fähigkeiten der Crew-Mitglieder sollten klug aufeinander abgestimmt werden. Somit eignet sich das Spiel nicht nur als solitärer Zeitvertreib, sondern auch für Grupppen bis zu fünf Spielern.

SOS Titanic ist ein weiteres Beispiel dafür, dass alte Spielideen nicht komplett aus der Mode kommen müssen, und mit entsprechender Modernisierung und Adaptierung an die Bedürfnisse der heutigen Spielegeneration noch immer ihren besonderen Reiz haben. Mir und meinen Spielerunden bereitet das Spiel immer wieder spannende Partien, und es ist uns sogar - selten aber doch - gelungen, alle Passagiere der R.M.S. Titanic zu retten ...

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung SOS Titanic: 2,7 2,7, 6 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 18.02.14 von Franky Bayer - Da SOS Titanic ja im Grunde eine Patience ist, hat es seine Stärken vor allem im Solospiel (Spielreiz 5). In Teams trotz verschiedener Crewmitglieder-Fähigkeiten nicht ganz so gut (Spielreiz 4). Ergibt aufgerundet eine 5.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.02.14 von Stephan Rothschuh
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 09.03.14 von Udo Kalker - Ein aufgemotztes kooperatives Mehrpersonen Kartensolitair. Passt thematisch eigentlich recht gut. Das hin- und hergeschiebe macht aber auch in der Gruppe keinen so rechten Spaß.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 25.07.14 von Frank Lehmann
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.09.14 von Randolph Betten - Das ist leider gar nichts für mich.... Nette Idee, aber da spiele ich tatsächlich lieber Solitair auf dem PC..... In der Gruppe eher langweilig!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 06.02.15 von Michael Timpe - Ich muss mich meinem Vorschreiber anschliessen, langweiliges Singelplay das mich gar nicht zu fesseln vermag.

Leserbewertungen

Leserwertung SOS Titanic: 3,2 3.2, 6 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.02.14 von Thommy - Super flottes und spannendes Spiel, bei dem alle gemeinsam die Passagiere der Titanic zu retten VERSUCHEN. Da geht es eher darum möglichst viele zu retten: ALLE 60 Passagiere haben wir bislang nur 2 Mal in die Boote gebracht. Aber das macht das Spiel ja spannend. Einziger Kritikpunkt: Der 5.Offizier ist nicht wirklich effektiv mit seiner Spezialfähigkeit. Der bleibt bei uns in der Schachtel. Aber egal in welcher Spielerunde SOS-TITANIC auf den Tisch kam, es wurde von vielen unserer Mitspieler gekauft - als kooperatives Solitaire-Spiel spannend und empfehlenswert!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.02.14 von Stefan H. - Skipbo kooperativ mit Ereignis- und Rollenkarten. Tolle Aufmachung, schwaches Spiel. Nichts für mich.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 07.09.14 von Jörn
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.09.14 von Puma - Bewertung nach reiner Soloerfahrung: Langweilig.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.09.14 von Frank Bergner - Sehr interessante Aufmachung und thematisch sehr interessant gemacht. Spielmechanisch sicherlich recht einfach, aber dennoch kommt mir das Spiel in der Szene zu negativ weg
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 12.10.14 von Eduard Zuhorstrapadse - Titanic ist wie von anderen angedeutet nichts anderes als eine schön verpackte Patience oder auch Solitaire. Dies als Mehrpersonenspiel zu verkaufen, empfinde ich schon fast als unverschämt. Wie dieses unoriginelle Blendwerk auch noch Preise gewinnen konnte, ist mir ein Rätsel.

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