Spielziel
Die Spieler begleiten Beowulf auf seinen Reisen und Abenteuern, beteiligen sich daran und erlangen dabei Ruhm und Gold. In den einzelnen Episoden versuchen die Spieler, viele Ruhmes- und Schatzplättchen zu sammeln und möglichst wenige Kratzer bzw. Wunden zu erhalten. Am Ende zählen diese Plättchen mit ihren Siegpunkten positiv, während drei und mehr Wunden negativ wirken.
Ablauf
Das Spiel enthält 3 Arten von Episoden: Haupt-, Zwischen- und Schatzepisoden. Im Grundspiel entfällt die Schatzepisode. Nun wird zunächst der jüngste Spieler zum Startspieler und bewegt die Beowulf-Figur von Episode zu Episode, welche den Lebensweg von Beowulf aufzeichnen. Jeder Spieler hat zu Beginn 7 Aktionskarten, die es mit 6 verschiedenen Symbolen sowie Beowulf-Karte als Joker gibt, welche jeweils 1- oder 2mal abgebildet sind. Des weiteren gibt es einige offene Sonderkarten mit Textfunktion/Symbolen, die während des Spieles gewonnen und im weiteren Verlauf eingesetzt werden können.
Landet nun die Beowulf-Figur auf einer Zwischenepisode, hat jeder Spieler die Möglichkeit, eine bestimmte Handlung durchzuführen. Ab Startspieler reihum wird entschieden, ob man an der Episode teilnimmt oder nicht. So kann man gegen Abgabe von Karten, Ruhmes- oder Bündnisplättchen andere Errungenschaften erhalten oder durch Eingehen eines Risikos beim Kartenziehen Zugewinne machen. Bei einigen Episoden erhält man Errungenschaften, ohne etwas abgeben zu müssen. Geht man ein Risiko ein und verliert, d. h., es ist keine passende Karte aufgedeckt worden, bringt das einen Kratzer ein. Je drei Kratzer werden in eine Wunde umgewandelt.
Kommt Beowulf auf eine Hauptepisode, gibt es zwei Möglichkeiten:
„Gleichzeitig gespielt (gerader Pfeil)“: Alle Spieler legen 0 – x Karten der verlangten Symbole verdeckt ab und decken dann gleichzeitig auf. Wer nun die meisten passenden Symbole (Beowulf = Joker) ausliegen hat, erhält den Reihenfolgeanzeiger Nummer 1. Auf diese Weise werden auch die weiteren Plätze verteilt. Hierbei kann man mit unpassenden Karten bluffen, die man wieder auf die Hand zurück nehmen darf. Passende Karten sind für die Ablage bestimmt.
„Reihum gespielt (gekrümmter Pfeil)“: Zwei Arten von Symbolen (oder Beowulf) sind von den Spielern aufzubringen. Der Startspieler legt nun eine Karte offen aus, die ein oder zwei der geforderten Symbole enthalten. Der nächste Spieler im Uhrzeigersinn muss mindestens eine Karte spielen oder aussteigen. Das Gebot des Vorbieters muss erreicht oder übertroffen werden. Es wird Karte für Karte gespielt, bis zum Erreichen des Vorgängergebotes (ggf. überschreitet man das Gebot mit einer 2-Symbol-Karte). Wer nicht mithalten kann oder will, muss aussteigen. Wer aussteigt, nimmt sich den höchsten verfügbaren Reihenfolgeanzeiger. So geht es weiter, bis alle ausgestiegen sind. Vor dem Kartenausspielen kann man allerdings auf Risiko spielen, d. h., zwei Karten ziehen und ggf. benötigte Karten ergattern. Hat man beim Risiko nicht mindestens eine passende Karte aufgedeckt, steigt man aus und erhält einen Kratzer. Ausgespielte Karten kommen auf die Ablage.
Nun kommt es zur Auswertung der Hauptepisode. Ab Reihenfolgeanzeiger 1 beginnend setzt jeder Spieler seinen Marker auf ein freies Feld der Episode mit einer der abgebildeten Errungenschaften und nimmt sich diese. Neuer Startspieler wird der Spieler mit dem höchsten Reihenfolgeanzeiger. Bei den Errungenschaften handelt es sich um bereits genannte Dinge, aber auch um Negatives, wie Kratzer und Wunden oder Minuspunkte-Plättchen. Bei weniger als 5 Spielern wird mit einem Marker auf der aktuellen Hauptepisode angezeigt, dass nur so viele Errungenschaftsfelder frei sind, wie Spieler am Spiel teilnehmen.
Die Beowulf-Figur zieht ein Feld weiter und eine neue Episode wird begonnen.
Fortgeschrittenenspiel:
Es werden nun auch die Schatzepisoden einbezogen. Schätze sind nun keine Ruhmespunkte mehr, sondern werden nach der Bietregel der „reihum gespielten“ Hauptepisoden aufgeboten, um die jeweils angegebene Errungenschaft zu nutzen. Nur der Höchstbieter profitiert davon und nur er gibt dafür Schätze ab.
Spielende:
Die letzte Episode wird mittels der übrigen Handkarten der Spieler abgerechnet. Danach decken alle Spieler ihre Plättchen auf und addieren Ruhmes- und Schatzpunkte (Grundspiel). Keine Wunden bringt 5 Pluspunkte, ein bis zwei Wunden sind neutral, jede weitere Wunde zählt 5 Minuspunkte. Der Spieler mit der höchsten Gesamtsumme gewinnt.
Fazit
Der ungewöhnliche ¾-Spielplan in L-Form mit seiner düsteren, mystischen Atmosphäre stimmt gelungen auf das folgende Spiel ein. Alle Felder des Beowulf-Weges sind gut illustriert und weitgehend selbsterklärend. Die Aktionskarten mögen zwar schlicht gestaltet sein, doch das macht sie besonders übersichtlich. Mehr Informationen müssen sie nicht enthalten, daher ist die schnörkellose Grafik kein Nachteil. Bei den schöneren Sonderkarten ist manchmal noch ein Nachschlagen im Regelwerk erforderlich, auch wenn jeweils ein Textbereich auf der Karte vorhanden ist.
Das Regelwerk kann ohne Wenn und Aber als gelungen bezeichnet werden und lässt den Spieler mit guten Illustrationen und ausführlichen Beispielsituationen einprägsam die Spielmechanismen kennen lernen. Da bleibt keine Frage offen.
Im Spielgeschehen steht schnell fest: Beowulf lebt von der Risiko-Einsatzfreudigkeit der Mitspieler und dem Kartenzieh-Glück. Trotzdem zwingt es nicht nur zu planlosem Kartenabspielen, da man durchaus Karten horten kann, die bei passender Gelegenheit helfen, die gewünschte Errungenschaft einer bestimmten Episode zu erhalten. Der Spielverlauf kann im Einzelfall sehr ungünstig verlaufen, was einen Spieler unter Umständen weit zurück wirft. Wenn man über mehrere Runden nicht an die erforderlichen Karten gelangt, mindert das den Spielerfolg und Spaß nicht unerheblich. Oft bringt hoher Karteneinsatz bei einer Episode gar nicht mal den hohen Nutzen und man spielt sich gegenseitig durch unnötig hohe Gebote die Karten aus der Hand. Planbarkeit und Übersichtlichkeit der aktuellen Punktesituation der Spieler bleiben etwas auf der Strecke. Auch die im Fortgeschrittenenspiel einbezogenen Schatzepisoden können dem Spiel nicht wirklich den Kick bringen, wobei sie sicherlich eine brauchbare und damit im Spiel unbedingt einzubeziehende Ergänzung bilden.
Abschließend kann ich Beowulf eher den Freunden von Sagengestalten – auch wenn das Thema aufgesetzt wirkt - und Liebhabern von Zockerspielen nahe legen, andere Spieler könnten enttäuscht werden.
Rezension Roland Winner
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.