Spielerei-Rezension
Erschienen in: Fairplay 80 (Juli bis September 2007)
HALLI GALLI auf dem Fischmarkt
Live-Ausschnitt aus einer Runde mit FANGFRISCH:
Spieler D: „Heeeeute friiiisch im Angebot, für zehn Euro: Drei Aale. Niemand schlägt zu? Dann lege ich noch zwei Sharkies drauf! Für zehn Euro! Und jetzt noch zwei Flundis......" – pling! Verkauft an Spielerin C: Drei Karten wechseln den Besitzer und bringen dem Versteigerer drei Euro als Provision ein. Der Festpreis von zehn Euro kommt in die Bank.
Spielerin C: „Mist, die Aale und die Sharkies kann ich ja gut brauchen. Auf noch eine lukrative Karte zu spekulieren, war aber für den Eimer. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Flundis wandern mangels Platz in den Mülleimer."
Spieler E: „Dafür bin ich jetzt dran mit Versteigern. Aber erst darf ich verkaufen: Neun Lobster bringen mir 25 Euro und bei Spieler F verfault die Karte mit drei Lobstern, weil sie in einer Holzkiste und nicht im Eisfach liegen. Mal schauen, was der Kartenstapel an Angebot hergibt. Moin, moin, heute für zehn Euro: Zwei Tintenfische als Eröffnungsangebot. Ist das nichts? Immerhin sind dies die Joker! Na gut, dann lege ich noch einen Krebs obendrauf. Und als nächstes einen Sharky, alles für zehn Euro. Und jetzt schlägt doch bestimmt jemand zu, denn hier kommt ein … Dosenfisch....." – pling!
Eine alte Bekannte trifft man auf dem Fischmarkt wieder: Die Glocke kennt nahezu jeder, und sei es von Spielertreffen mit Kinderrunden oder von Messen mit Amigo-Stand. Zum Glück ist die Schlacht um das „pling!" nicht ganz so rabiat wie bei HALLI GALLI, wo immer alle gleichzeitig draufhauen. Bei FANGFRISCH sind es meist weniger Spieler, die im selben Moment kaufen wollen. Ausgegeben werden bei jedem Einkauf genau zehn Euro. Das Angebot besteht aus zufällig gezogenen Karten. Drei Ablageplätze für sortenreine Angebote hat jeder zur Verfügung – zwei Holzkisten und ein Eisfach. Je mehr Exemplare einer Sorte zusammen kommen, desto höher ist der finanzielle Ertrag: Von einem Euro pro Fisch bei Beginn der Sammlung steigert er sich auf bis zu fünf Euro für jeden noch hinzukommenden Fisch. Dass nach dem Durchspielen des Kartenstapels der reichste Spieler den Spielsieg für sich verbuchen darf, versteht sich beinahe von selbst. Verkauft werden darf nur einmal pro Runde, nämlich bevor man selbst versteigert. Nur in der Endphase kann häufiger verkauft werden.
Von der reinen Rechnerei her ist FANGFRISCH ein einfaches Wirtschaftsspiel: Bei jedem Angebot könnte man genau ausrechnen, wie viel Gewinn es bringt. Wenn, ja wenn es nicht auch um Geschwindigkeit ginge: Wer zuerst auf die Glocke haut, hat eingekauft. Und wer zu lange rechnet, muss sofort wieder neu losrechnen, denn das Gebot wird ständig erweitert, solange niemand zuschlägt. Die Provision von einem Euro pro Karte für den Versteigerer sorgt dafür, dass dieser gerne das Angebot wachsen lässt. Da ihm die Aufgabe des Marktschreiers zukommt, der die Ware ausrufen und anpreisen muss, kommt ein ordentliches, aber nicht zu halsbrecherisches Tempo ins Spiel.
Sobald mehr als drei Sorten im Angebot liegen, reicht der Platz in der eigenen Auslage nicht mehr. Dann muss man Minuspunkte in Kauf nehmen, denn überzählige Karten müssen bei Spielende kostenpflichtig mit einem Euro pro Fisch entsorgt werden. Nur wer – per ersteigerter Sonderkarte – Dosenfisch zubereiten darf, kann die Minuspunkte zweier Karten abbauen.
Dank dieses ungewöhnlichen Versteigerungsprinzips kommt also Hektik auf. Man möchte natürlich so viel wie nur irgend möglich ersteigern. Wer noch gar nicht zum Zuge kam, will sich nicht schon wieder das Angebot vor der Nase wegkaufen lassen. Und wo Tintenfische als Joker und vielleicht ein Fischdieb winken – der bei einem Mitspieler eine Karte klauen darf – wird auch mal vorschnell geklingelt. Da haben Grübler keine Chance. Und das ist gut so.
Manch einer hat seine Partie FANGFRISCH mit weniger als dem eingebrachten Startkapital beendet. Die Spieldauer ist knackig kurz, so dass der Reiz dieser Versteigerung bis zum Schluss trägt. Und so kam FANGFRISCH trotz diverser Unberechenbarkeiten wie dem Fischdieb in allen Testrunden recht gut an. Selbst in eingefleischten Spielrunden wurde häufig nach einer weiteren Partie verlangt. Das will was heißen: Unter den Nürnberger Neuheiten von 2007 entpuppt sich FANGFRISCH damit zu einer unerwarteten Überraschung.
Rezension Kathrin Nos
In Kooperation mit