Spielziel
Der Titel ist das Ziel. Es gilt, Stefan Raab zu schlagen. Beziehungsweise den Spieler, der in die Rolle des Showmasters schlüpft. Dieser wiederum versucht seinerseits, die meisten Punkte in den einzelnen Duellen zu ergattern und somit seinem Ruf als schwer zu schlagende Kampfsau zu festigen. Wenn dann noch ein fähiger Moderator in der Lage ist, die zugehörige Spannung verbal zu vermitteln, kann auch aus der eckigen Schachtel wie beim großen Vorbild ein echter Straßenfeger werden.
Ablauf
Der Spielablauf und die Punktewertung sind dem Original aus der TV-Produktion angepasst. Das heißt, der Gewinn einer Spielrunde bringt so viele Punkte, in der das Spiel reihenfolgetechnisch gespielt wird. Also das erste Spiel bringt 1 Punkt, beim zweiten gibt's 2 Punkte usw.
Ein Spieler wird bestimmt, der die Rolle des Stefan Raab übernimmt. Er bekommt 1 bis 3 Wildcards, die ihm die Auswahl des Spielgegners ermöglichen. Alle anderen Spieler bilden einen gemeinsamen Teamgegner. Entweder dieses Team stellt auch den Moderator oder es findet sich eine weitere Person, welche moderierend einwirkt. Über einen Auswahlkreisel, der in viele kleine Segmente unterteilt ist, wird das jeweilige Spiel bestimmt. Vorgegeben ist lediglich eine Aufteilung in drei Kategorien, welche immer brav im Wechsel die Auswahl einschränken auf die Spiele, die der entsprechenden Kategorie zugeordnet sind.
Die einzelnen Spiele, wovon insgesamt 36 zur Auswahl stehen, sind kurze Geschicklichkeitsübungen wie das Torwandschießen mit dem Flohspielmechanismus, Zockrunden wie das bekannte Würfelspiel Mäxchen oder Rate- bzw. Wissensspiele, bei welchen man z. B. Autokennzeichen oder Länderflaggen schneller als der Gegner bestimmen muss. Auf die Aufzählung (und Erläuterung) sämtlicher Spiele wird an dieser Stelle verzichtet, sie beanspruchen in der Spielregel nie mehr als eine halbe Seite gut lesbaren Textes.
Der Spielauswahlkreisel wird vor jeder Runde vom Moderator gedreht und per Finger gestoppt. Das Segment, auf dem der Finger liegt, bestimmt das jeweilige Spiel. Sollten mehrere Gegner gegen Stefan antreten, wird nun im Team ein geeigneter Gegner ermittelt. Stefan hat durch seine Wildcards die Möglichkeit, diese Wahl zu revidieren, indem er eine dieser Karten abgibt und sich den von ihm gewünschten Gegner für das Spiel aussucht.
Es darf vor dem Spielbeginn gemeinschaftlich über die Spieldauer entschieden werden. Es können Partien mit 5, 10 oder 15 maximalen Runden gespielt werden. Gespielt wird solange, bis einer der Gegner uneinholbar vorne ist (bei 8, 28 oder 61 Punkten) oder die festgelegte Rundenzahl durchgespielt ist. Gewonnen hat der Duellant mit den meisten Punkten.
Fazit
Gut, dass die Spielregel gleich vorwarnt. Direkt zu Beginn wird man gebeten, sich ob des Umfangs des Regelwerks und der Fülle der Materialien nicht er- und abschrecken zu lassen. Und wie sich herausstellt, verhält es sich tatsächlich so, dass die Spielregel häppchenweise verdaut werden kann. Nachdem die zwei Seiten Grundregeln schnell erarbeitet sind, geht das Ermitteln der Regel für die einzelnen Rundenspiele tatsächlich schnell genug, um diese erst unmittelbar nach Auswahl eines Spiels durchzulesen. Es zeigt sich, dass selbst selten spielende Gruppen ein 24seitiges Werk durchaus zuzumuten ist, wenn es denn mundgerecht portioniert wird. Lediglich die vermutlich wieder einmal dem Kostendruck geschuldete Tatsache, dass es nur zu einem Schwarzweißdruck gereicht hat, trübt den Eindruck. Schließlich handelt es sich um einen Reigen bunter Spiele.
Manchmal gestaltet sich der grundsätzliche Spieleinstieg schwierig, wenn es zunächst um die Rollenverteilung geht. Man merkt doch schnell, dass wenige Kandidaten aus gleichem oder zumindest ähnlichem Holz geschnitzt sind wie der Namen gebende Moderator der Show. In den meisten Fällen muss dann per einfachem Mehrheitsbeschluss jener Spieler bestimmt werden, der die Seite von Stefan Raab vertritt. Nur selten verirrten sich Teilnehmer in die Runde, die sich freiwillig in diese Rolle begaben.
Das Spielmaterial ist fast vollkommen lose und ungeordnet in der Spieleschachtel verstaut. Da jedoch auch diese sowohl als Runden- und Punktezählleiste sowie bei einigen Spielen auch materiell vollkommen eingebunden ist und an den einzelnen Komponenten keine Makel zu erkennen sind, sieht man schon mal großzügiger über die Unordnung hinweg.
Beim Zusammensuchen der benötigten Materialien für das gerade anstehende Spiel wäre eine klarere Trennung der einzelnen Teile sehr hilfreich. Doch selbst bei etwas aufwändiger zu präparierenden Spielen wie z. B. beim Katapult ist alles immer noch in erträglicher Zeit zusammengesucht und aufgebaut. Die Spiele an sich sind immer mit einem simplen Mechanismus ausgestattet, der schnell erlernt ist. Das soll hier nicht als Vorwurf missverstanden werden, schließlich lebt das Gesamtwerk von der Spannung des Duellcharakters und bei einigen Partien auch von der Redegewandheit des Moderators. Es hat sich übrigens herausgestellt, dass die Moderation durch eine nicht selbst mitspielende Person doch vorteilhafter ist als die Zwitterrolle zwischen parteiischem Teamspieler und neutralem Moderator. In der Besetzung mit 6 Personen ist diese Aufteilung ohnehin vorgegeben.
Zielgruppe der Namen gebenden Fernsehsendung ist ein mehrheitlich junges Publikum. Diesem eine Art moderner Spielesammlung in der hier vorliegenden Form unterjubeln zu wollen, ist ein schlicht genialer Gedanke. Die Herausforderungen sind breit gesteut, der Ehrgeiz ist bei allen Spielern schnell entfacht und das Mitfiebern funktioniert wie im Quotenrenner selbst. Na gut, die clevere Kameraführung und -regie einmal außen vor gelassen. Ebenso selten wird der Aufwand betrieben, auch in der Heimvariante entsprechend begleitende Musik bzw. Jingles einzuspielen. Dennoch dürfen dem Autoren und der Redaktion Glückwünsche ausgesprochen werden, ein Lizenzspiel produziert zu haben, welches allen Spieler- und Nichtspielerkreisen gut zu Gesicht steht.
Rezension André Beautemps
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.