Spielziel
Wer von uns mag denn nicht diese putzigen "Mäh" schreienden Wollknäule? Spätestens seit dem Trickfilm "Unter Schafen" mit den Knetfiguren "Wallace & Gromit", haben Schafe Kultcharakter. Auch so manches Spiel bediente sich diesen Themas - nun auch die Gebrüder Lamont aus Schottland. Doch hält der Spielspaß das, was die Optik verspricht?
Ablauf
Im Zentrum des Spielgeschehens stehen die Schafe, die stets zu einem Pulk zusammen gepfercht stehen. Die Schafsherde besteht aus einem schwarzen Schaf und je zwei Schafen pro Spieler. Die Schafe eines Spielers sind farblich gekennzeichnet und damit eindeutig zugeordnet.
Die Aufgabe der Spieler ist es die Anordnung der Schafe so zu verändern, dass diese am Ende eines Spielzugs möglichst viele Siegpunkte bringen. Um die Anordnung zu verändern, können die Spieler reihum Befehle ausführen. Hierfür steht jedem Spieler ein Tableau mit einer Befehlsauswahl zur Verfügung. Mit diesen Befehlen lassen sich Schafsreihen oder Einzelschafe waagrecht, senkrecht oder diagonal verschieben, Schafe können übersprungen werden, die gesamte Herde dreht sich um 90° usw. Sobald durch eine Verschiebung ein Schaf oder eine Teilherde vom Rest abgetrennt wurde, rückt diese im Anschluss wieder an die Hauptherde heran.
Ein einmal ausgeführter Befehl wird auf dem Tableau markiert und kann im Spielverlauf nicht noch einmal ausgeführt werden. Die Möglichkeiten dezimieren sich folglich im Spielverlauf. Doch wofür gibt es Siegpunkte? Nun dies hängt davon ab, in welcher Spielphase man sich befindet. Mit dem Ausführen der Befehle treibt man einen Wertungsstein stets 1-3 Felder auf einem Parcours voran. Dieser Parcours teilt sich in 4 Abschnitte auf und bestimmt den Wertungsmechanismus:
Im ersten Abschnitt versuchen die Spieler stets ihre beiden Schafe zusammen zu halten. Je näher die Schafe am Ende ihres eigenen Spielzugs aneinander stehen, desto mehr Punkte gibt es.
- Im zweiten Abschnitt gibt es zwei Wertungen, die ausgelöst werden, sobald der Wertungsstein das entsprechende Feld betritt. Der freundliche Widder mit dem Namen "Roger Jam" steht mit einem Blumenstrauß vor der Herde und alle Schafe versuchen nun in die erste Reihe zu kommen. Je weiter vorne ein Schaf in den beiden Wertungsphasen steht, desto mehr Punkte gibt es.
- Nach Ablauf der ersten Spielhälfte gewinnt das schwarze Schaf an Attraktivität, denn die eigenen Schafe versuchen von nun an am Ende ihres Spielzugs dem schwarzen Schaf möglichst nahe zu kommen.
- Was lustig begann wird nun bitterer Ernst! Der Scherer kommt und möchte die Schafe scheren. Was tun? Klar, immer schön in die hinteren Reihen marschieren. Sollen doch die anderen Schafe erst einmal ihre Wolle abgeben. Auch hier gibt es wieder zwei Wertungen. Während die hintersten Schafe die meisten Punkte kassieren, werden die Schafe in der ersten Reihe rasiert und werden punktlos aus dem Spiel genommen.
Sobald der Wertungsstein das Parcours-Ende erreicht hat, endet das Spiel. Der Spieler mit den meisten Punkten ist der Sieger.
Fazit
Das Material: Shear Panic erregte in Essen 2005 durch sein Material größte Aufmerksamkeit! Die goldigen Schafe, sowie die zwei Zusatzfiguren Scherer und Steinbock aus einer Art Ton-Material sind eine Augenweide und wirken sich damit schon automatisch spielspaß steigernd aus. Da stört es auch nicht, dass Zählleiste und Befehlstableau lediglich laminierte Ausdrucke sind. Allein das Material ist sicher einen Kauf wert.
Die Regeln: Das Regelschreiben ist eins der schwierigsten Dinge überhaupt, was wir auch am Beispiel von Shear Panic feststellen konnten. Das Regelstudium des im Grunde recht einfachen Spiels erfordert durchaus seine Zeit und kann zu diversen Verwirrungen führen. Eine bessere Strukturierung wäre hier wünschenswert gewesen!
Das Spiel: Das Spielprinzip verfügt über pfiffige Elemente. Durchaus interessant ist die Idee, mit den Befehlen gleichzeitig Einfluss auf den Spielfortschritt nehmen zu können und damit das aktuelle Spielziel zu modifizieren. Damit es in Sachen Wertung keine Ungerechtigkeiten gibt, wird für 3 und für 4 Spieler jeweils eine separate Zählleiste zur Verfügung gestellt.
Der Einfluss der Mitspieler macht einen großen Anteil aus, da diese meist auch fremde Schafe verschieben können oder müssen. Besonders gemein ist die Drehung der gesamten Herde um 90°, denn dieser verändert beim Steinbock und dem Scherer nahezu alles. Schnell kann man so von einer Außenseiterposition ins Zentrum des Geschehens kommen, aber auch umgekehrt. Wer hier Pech hat, kann auf diese Weise schnell in die Fuchteln des Scherers geraten. Man sollte also kein Spiel mit einer übermäßigen Spieltiefe erwarten.
Da sich im Verlauf einer Runde stets viel verändert, macht das Planen eines eigenen Spielzugs erst dann Sinn, wenn man wieder am Zug ist. Dies kann eine Partie bisweilen etwas zäh gestalten. Langsamdenker sind deshalb Garanten für die Absenkung des Spielspaßes. Nur wenn Shear Panic halbwegs flott gespielt wird, kommt Laune auf und macht dann auch wirklich Spaß. In unseren Runden waren die Reaktionen deshalb durchwachsen; positive aber auch zweifelnde Stimmen waren darunter.
Machen wir uns nichts vor: Ohne die drolligen Schafe hätte Shear Panic sicher nicht die Resonanz bekommen - man bedenke, auf der Spiel '05 in Essen war das Spiel in einer Auflage von 500 Stück bereits vor Messebeginn ausverkauft und weit über 300 Spieler warten bereits auf eine Neuauflage. Dennoch stecken interessante Ideen im Spiel, die Spaß machen können und für den Preis von 20 Euro ist dieses Spiel ein eindeutiges Schnäppchen! Wir dürfen also gespannt sein, mit welchen Ideen die Fragor-Schotten nach Leap Frog und Shear Panic im nächsten Jahr aufwarten werden.
Rezension Frank Gartner
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.