Rezension/Kritik - Online seit 21.09.2011. Dieser Artikel wurde 7338 mal aufgerufen.
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Ein Freund, seines Zeichens Händler von Beruf, hat mich mal gefragt, warum eigentlich so viele Handelsspiele immer irgendwo im Orient und/oder in der Antike angesiedelt sind. Ob den Spieleverlagen wohl nicht klar sei, dass auch bei uns die Menschen schon immer gehandelt haben, und auch immer noch handeln? Nach gefühlt mindestens 1000 Handelsspielen in antiker Zeit mit orientalischem Gewand kann das Argument, dass das Thema einfach spannender ist, ja wohl langsam nicht mehr zählen, oder?
Aber Sobek ist natürlich ganz anders. Das Thema: Händler im alten Ägypten, beim - Bau der NEIN, nicht Pyramiden, viel zu langweilig und abgegriffen - des Sobektempels (eine ägyptische Krokodilgottheit)! Das ist doch mal was ganz anderes, und gebaut wird mit einem innovativen Material: Karten! Da fragt sich der Spieler in uns doch sofort, wie das denn funktionieren soll? Wird wohl ein Karten-Haus-Tempel.
Sobek erklärt sich am leichtesten über die Kartenauslage: Am schmalen, langen Spielplan, dem Nilufer, liegen anfänglich neun Karten aus, teilweise offen (Warenkarten) teilweise verdeckt (Personenkarten). Als häufigste Aktion darf sich der aktive Spieler aus den jeweils ersten vier Karten eine aussuchen und auf die Hand nehmen. Nimmt ein Spieler die letzte ausliegende Karte, wird der Nil wieder neu aufgefüllt. Aber: Nur die aktuell erste Karte kann umsonst genommen werden. Jede Karte, die der Spieler auslässt, muss er zu seinem Bestechungstopf legen. Will er z. B. die dritte Karte in der Reihe, überspringt er die ersten zwei und legt diese zu seinen Bestechungen.
Auf diese Weise sammeln die Spieler Warenkarten auf der Hand, die sie, als zweite mögliche Aktion, vor sich auslegen können. Aber: Man braucht mindestens drei gleichartige Warenkarten, um sie auslegen zu dürfen, und natürlich zählen nur die ausgelegten Karten am Ende der Runde Punkte. Die Karten sind dabei unterschiedlich wertvoll. Der Grundwert jeder Karte ist eins, je nach Warensorte können aber noch bis zu drei Skarabäen auf einer Karte mit abgebildet sein. Diese zählen bei der Abrechnung als Multiplikator für alle Karten der entsprechenden Sorte und sind dementsprechend wertvoll.
Am Ende einer Spielrunde, wenn der Nachziehstapel für den Nil aufgebraucht ist, wird überprüft, wer die meisten Bestechungskarten gesammelt hat; dieser Spieler muss dann je 10 Punkte, die er in dieser Runde gemacht hat, auf der Siegpunktleiste ein Stück rückwärts laufen.
Bevor einem das passiert, gibt es allerdings noch einige Möglichkeiten, Einfluss auf das Geschehen am Nil zu nehmen, und zwar mit den Personenkarten. Mit dieser dritten Aktionsmöglichkeit darf man, grob gesagt, Spielzüge machen, die normal nicht erlaubt sind. Beispielsweise eine Karte vom Mitspieler klauen, weniger als drei Karten auslegen, den eigenen Bestechungstopf durchsuchen und eine Warensorte aussortieren, die Mitspieler höflich aber bestimmt auffordern, „überzählige“ Handkarten abzuwerfen (natürlich auf den jeweils eigenen Bestechungsstapel) usw.
In dieser Weise verläuft das Spiel regulär über drei Runden, kann manchmal aber auch vorher beendet werden, wenn ein Spieler 100 Punkte erreicht.
Sobek bekam in unseren Runden recht unterschiedliche Reaktionen - einige fanden es schlicht öde, andere empfanden es als unterhaltsam und nette Auflockerung. Die Mehrheit war eher positiv, Begeisterungsstürme blieben allerdings aus.
Diese vermochten dafür fast die Spielregeln auszulösen, die nicht nur einfach und verständlich formuliert sind, sondern darüber hinaus auch noch durch eine erwähnenswert übersichtliche Gestaltung gefallen konnten. Sehr angenehm, für den Fall das man nach einer längeren Spielpause die Regeln kurz auffrischen will, oder mal schnell ein Detail nachschlagen muss. Und Letzteres muss man, denn bei der Gestaltung der Icons für die verschiedenen Funktionen der Personenkarten war der gute Grafiker der Regel wohl schon nach Hause gegangen.
Sobek lässt sich ohne große Anpassungen von zwei bis vier Spielern spielen, dabei verändert sich der Spielcharakter mit steigender Spielerzahl allerdings massiv. Den größten taktischen Moment hat es eindeutig zu zweit, da hier eine gewisse Planbarkeit gegeben ist, und strategische Überlegungen - wenn ich das nehme, kann der Andere das machen - angestellt werden können. Mit mehr Spielern nimmt die Planbarkeit stark ab, zu dritt hat man kaum noch gezielten Einfluss auf die Mitspieler, zu viert auch nicht mehr auf das eigene Spiel.
Und damit komme ich, dem das Spiel nicht so gut gefallen hat, zur Meckerrunde:
Was lernen wir daraus? Vergessen Sie Fische! Getreide und Kühe am besten auch gleich, also Kühe wirklich nur zur Not! Prügeln Sie sich um das Elfenbein oder den Marmor, selbst wenn es ein paar Bestechungskarten kostet! Es gibt genug Priester, mit denen sich der Bestechungstopf noch rechtzeitig wieder reduzieren lässt, oder man den Mitspielern einfach noch mehr Bestechungskarten unterjubeln kann. Und wenn alles nicht hilft: Jammern! Weil sie hinten saßen, und immer die Fische und überhaupt!
Nützt nichts, und planbar wird das Spiel wirklich nicht, aber es kann dann Spaß machen (meist denen mit dem Elfenbein und Marmor) Und wenn nicht, dann: Jammern! Fische und so, Sie wissen schon.
Was ich an dieser Stelle abschließend noch lobend erwähnen will (damit nicht nur immer über die Negativbeispiele geschimpft wird): Sobek ist ein kleines Spiel und steckt passend in einer kleinen Packung, die ihrem Inhalt wirklich angemessen ist. Ob man den Inhalt dann mag oder nicht, sollte man einfach mal ausprobieren.
Rezension Michael Timpe
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
Ich frage mich, ob ich diese Regel in den Regeln übersehen habe, oder ob es diese Regel wirklich nicht gibt. Aber da ich die Regeln ja so gelobt habe, kann es eigentlich nicht drin stehen, weil ich diese Regel ja nicht hätte übersehen können. Falls diese Regel aber doch in den Regeln steht, und ich sie (die Regel) tatsächlich übersehen habe, müsste ich hier mein Lob für die tollen Regeln etwas revidieren.
Und das ist meine Regelvariante: Wenn für einen Spieler weniger als vier Karten in der Auslage liegen, kann er die verbliebenen Karten zu seinen Bestechungen nehmen und erhält dann sofort eine neue Auslage, aus der er dann noch gemäß den normalen Regeln bis zum Kartenlimit von 4 eine Karte nehmen kann.
Beispiel: Wenn ich eine Karte aus der Auslage nehmen will, dort aber nur noch zwei Karten liegen, die ich nicht haben will (z. B. Fische), nehme ich diese zwei Karten in meinen Bestechungstopf. Anschließend wird die Auslage normal wieder aufgefüllt und ich habe nun noch die Wahl, die erste oder zweite Karte der neuen Auslage zu nehmen. Das Limit, nur aus den ersten vier Karten eine aussuchen zu dürfen, bleibt also bestehen, aber es verringert sich der Nachteil, am Ende der Auslage an der Reihe zu sein.
H@LL9000 Wertung Sobek: 3,3, 4 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
11.05.11 von Michael Timpe - Nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Einfaches Mittelmaß |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
20.07.11 von Michael Andersch |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
19.09.11 von Bernd Eisenstein - Ja, der Einfluss ist gering, aber bei so einem schlanken Spiel ist das nicht weiter schlimm. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
19.09.11 von Frank Solnitzky - Top Material und Schachteleinsatz, aber spielerisch mäßig. |
Leserwertung Sobek: 4.1, 7 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
21.09.11 von xaverius - Es gibt Spiele wie dieses, da stört der geringe Einfluss überhaupt nicht. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
23.09.11 von RogerSoFar - Zu zweit gefällt's mir am besten. Als Familienspiel bestens geeinet... |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
26.09.11 von rolf - Es wieder mal der "berühmte" Absacker und wird gerne genommen. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
30.07.12 von Matthias Habelitz - Ich würde gerne etwas positives zum Spielmechanismus sagen,doch es fällt mir leider gar nichts ein. Das Spiel ist für mich persönlich pure Langeweile. Vielleicht entspricht das Spiel nicht meinem Geschmack und ein anderer kann dem Spiel etwas abgewinnen - Schade drum. Das Design ist passen das Spielmaterial gut. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
31.12.12 von Duane Fitzgerald - Sobek ist ein sehr schönes Familienspiel, daß jeder mit dem wir bisher gespielt haben, sehr schnell erlernt hat. Wie bereits vom Rezensenten erwähnt, ist die Regel vorbildlich. Zu zweit hat es für uns den größten taktischen Spielreiz, zu viert ist es immer noch gut spielbar, wenngleich auch glücksabhängiger. Ich kann allerdings die Argumentation des Rezensenten bzgl. Vorteil des Startspielers und Nachteile von div. Warensorten nicht nachvollziehen. Durch die freie Wahl innerhalb der ersten 4 Karten der Auslage und die Wahl, ob man lieber einen Satz auslegt und die nächste(n) Karte(n) dem Mitspieler überläßt, hat jeder Einfluß auf den weiteren Spielablauf und darauf, wer die letzte Karte nehmen muß. Auch ist das Nehmen de letzten Karte nicht immer ein Nachteil, weil auch die ersten Karten der neuen Auslage \"schlecht\" für die eigene Hand sein können. Da die Warensorten Fisch, Getreide und Rinder häufiger im Spiel sind als Kohle, Steine und Elfenbein, können diese häufig früher ausgelegt werden - wodurch der Einfluss auf den Spielablauf zunimmt (s.o.). Außerdem blieben die Ereignisplättchen völlig unerwähnt, die für die 3 angeblich \"schlechteren\" Warensorten zusätzliche Multiplikatoren aufweisen können bzw. den zuerst auslegenden Spielern andere Vorteile bringen (Flüche, Siegpunkte, Bestechungskarten auf Hand nehmen, weiterer Zug). Wir haben bereits sehr viele Partien gespielt und es hat sich gezeigt, daß der scheinbare Vorteil der hohen Multiplikatoren von z.B. Elfenbein nahezu nicht existiert. Sollte sich dadurch doch einmal eine hohe Punktzahl ergeben, muß der entsprechende Spieler meist auch die Minuspunkte des Bestechungstopfes hinnehmen, weil er eben gezwungen war, die wenigen Elfenbeinkarten zu sammeln. Der Reiz liegt bei Sobek gerade darin, das gesunde Mittelmaß zwischen einer konstruktiven und destruktiven Spielweise zu finden. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
12.08.13 von Max Heininger - Nichts besonderes, aber das Spiel macht gerade auch mit Wenigspielern Spaß. Gute 4 Punkte |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
07.09.24 von Spielekreisler - Hallo! Ein feines, gut ausgeklügeltes Spiel, das ich allerdings bislang nur zweit gespielt habe. Es funktioniert prima, allerdings schien uns die Minus-Rechnung (je nachdem, wer mehr \"Bestechungskarten\" abgeben wollte oder musste) zu hart. Wir haben dies durch Hausregeln abgemindert, sonst hat man beim Zweiter-Spiel am Schluss keine Chance mehr. |