Spielziel

"Nicht schon wieder zwei von den langen Fünfern!" - "Vergiss bitte nicht, dir auch noch die zwei Vierer und drei Dreier zu nehmen (hehe) ..." Wer solche Dialoge in näherer Umgebung hört, kann mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass sich mindestens drei Leute zusammengerottet haben, um eine Partie Zack & Pack in Angriff zu nehmen. Dabei kann das Spiel herrlich ungerecht sein.

Ablauf

Ja ja, so ein Umzug ist nicht immer einfach! Alles unter Zeitdruck verstauen müssen und dann passt das Sofa doch nicht auf die Yucca-Palmen obendrauf! Thematisch kann vermutlich jeder Erwachsene mit dem Spielgefühl etwas anfangen. Doch wie kommt dieses zustande?

Zunächst werden Pappkarten gestapelt und jedem Teilnehmer ein bis zwei Karten verdeckt zugeschanzt. Ein Startkapital (ein Umzug kostet schließlich immer ein bisschen was) wird ebenfalls jedem Spieler ausgehändigt. Die Umzugsgüter, dargestellt als unterschiedlich lange, jedoch in den sonstigen Ausmaßen identische bunte Holzstäbe werden als Vorratshaufen bereit gelegt. Reihum wird einmal mit 5 Würfeln gleichzeitig gewürfelt. Diese korrespondieren farblich mit den "Umzugskartons" und weisen Zahlenwerte zwischen 0 und 5 auf. Die angezeigte Zahl der passenden Holzteile muss sich der Spieler nehmen und im nächsten Auftrag möglichst optimal verbauen.

Ist jeder Spieler versorgt, werden zeitgleich die zugeordneten Karten aufgedeckt. Nun erscheinen LKWs mit offener Ladefläche aus der Vogelperspektive, auf deren Führerhaus eine Zahl zwischen 1 und 4 abgebildet ist. Diese gibt die maximale Anzahl der Stapelebenen auf der jeweiligen, immer unterschiedlich geformten Ladefläche an. Es gilt nun, das eigene offengelegte Gefährt zu ignorieren und schnellstmöglich aus den anderen angebotenen Transportmitteln das geeignetste auszuwählen, um seine aktuellen Umzugswaren optimal auf der Ladefläche verstauen zu können. Wer zu lang überlegt und als Letzter zugreift, muss statt der noch übrig gebliebenen Karte eine vom Talon ziehen und wohl oder übel mit diesem LKW zurecht kommen.

Nach dem Verladen der Güter auf den Karten erfolgt die Abrechnung: Wer Ladefläche übrig hat, zahlt Strafe. Wer Ladung (sprich Holzstäbe) übrig hat, ebenfalls. Dies aber doppelt. Die entsprechende Gesamtsumme muss man bezahlen. Nur der beste Packer, sprich derjenige mit der geringsten Strafe, bekommt eine Belohnung und damit Geld zurück und kann dadurch sogar Plus machen.

Das Spiel endet, sobald der erste Spieler zahlungsunfähig ist. Gewonnen hat der Spediteur, der jetzt (noch) das meiste Kapital besitzt.

Fazit

Hektik ist durchaus eine Empfindung, die sich bei mir in Erinnerung an diverse Umzüge regt. Gefühlt zieht sich auch durch dieses Spiel eine gewisse Hektik, dabei ist deren Dauer auf eine kurze Spielphase begrenzt, nämlich das rechtzeitige Erwischen der passenden Ladefläche zum frisch erwürfelten Umzugszeug. Kollege Zufall und Lady Luck sitzen stets mit am Tisch und dirigieren das Spielgeschehen. Was in Anbetracht von Spieldauer und -vergnügen angemessen ist.

Über die Qualität des Spielmaterials nur soviel: Bewährter Kosmosstandard, alles ist gut und solide verarbeitet. Etwas irritiert hat mich die Farbgebung der Holzstäbe, da ich hellere und kräftigere Farben aus dem Prototyp des Spiels kannte. An graue Holzteile konnte ich mich da nicht erinnern. Sei es drum, das Spiel ist schnell erklärt und gestartet. Diese Geschwindigkeit lässt sich auf die Spieldauer übertragen. Nach wirklich maximal 30 Minuten ist ein Spiel beendet. Speedfreaks sind zwar der Meinung, die Spieldauer wäre durch die Aufstockung des Würfelkontingents auf ein Set je Spieler noch zu optimieren gewesen. Hierauf entgegne ich jedoch, dass ein beträchtlicher Anteil des Spielspaßes doch darin besteht, während des Erwürfelns von richtig viel Umzugsgepäck (und damit der Chance auf einen saftigen Geldverlust) eines Mitspielers die eigene Schadenfreude ungeniert Gassi zu führen. Nur dumm, wenn man selbst der Empfänger von einer großen Menge zu verladender Teile ist.

In Familienkreisen ist dieses Spiel ebenso gut aufgehoben wie bei reinrassigen Kinder- und Erwachsenenrunden. Eine Doppelseite Regeln verdeutlicht in kürzester Zeit jedem noch so Lesefernen die Mechanismen. Dadurch ist das Spiel für die größtmögliche Menge an potenziellen Käufern geöffnet und verkaufstechnisch nicht an eine bestimmte Zielgruppe gebunden. Will man so etwas als Nachteil werten? Nein, da der bereits erwähnte Spaß am und im Spiel vorhanden ist. Die Lockerheit des Prinzips überträgt sich auf die Teilnehmer. So sind Kommentierungen der Spielerfolge anderer und allgemeine Bemerkungen in allen Runden an der Tagesordnung. Wer hierbei schweigt und grübelt, sollte noch einmal seine Definition von Spielvergnügen überdenken. Ebenso, wer verflucht, dass Würfel- und Kartenpech den eigenen Sieg verhindert haben.

Diese Charaktere und alle Sinnesgenossen seien gewarnt: Man spielt dieses Spiel um des Spielens, nicht um des Siegens willen!

Rezension André Beautemps

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.