Rezension/Kritik - Online seit 13.03.2020. Dieser Artikel wurde 4983 mal aufgerufen.

Wettlauf nach El Dorado: Die Goldenen Tempel

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Autor: Reiner Knizia
Illustration: Franz Vohwinkel
Verlag: Ravensburger Verlag GmbH
Rezension: Michael Timpe
Spieler: 2 - 4
Dauer: 30 - 60 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2019
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
4,5 4,5 Leser
Ranking: Platz 2932
Wettlauf nach El Dorado: Die Goldenen Tempel

Spielziel

Weiter geht die Reise nach El Dorado. Nachdem wir uns im ersten Teil durch den Dschungel geschlagen haben, weiter durch Höhlen mit bösen Flüchen in das Innere des unwegsamen Geländes vorgedrungen sind, gilt es jetzt, drei sagenhafte Tempel zu entdecken und von dort jeweils einen Edelstein einzusammeln.

Ablauf

Die Grundmechanismen des Spiels sind in Wettlauf nach El Dorado ausführlich beschrieben, weswegen ich im Weiteren nur auf die Besonderheiten dieser neuen Ausgabe eingehen möchte.

Neben den schon bekannten Landschaftsarten Dschungel, Dorf und Wasser gibt es jetzt eine weitere: Fackelfelder, die im Wechsel mit Dschungel eine Hauptlandschaft darstellen. Über diese neuen Felder laufen wir zu drei Tempeln, die am Spielfeldrand verteilt sind, um dort jeweils einen farbigen Edelstein einzusammeln. Doch anders als zuvor ist es jetzt nicht mehr ein Wettrennen, sondern mehr eine innerstädtische Einkaufstour, bei der man sich ständig wieder über den Weg läuft. Denn die Reihenfolge, in der die Tempel abklappert werden, ist beliebig und folgt zu Beginn meist eher den gerade passenden Karten als einem speziellen Plan.

Wichtiger Unterschied ist am Ende, dass man mit allen drei Edelsteinen zurück zur Schatzkammer muss, um zu gewinnen. Diese Schatzkammer liegt auf der Starttafel, dicht bei den Startfeldern. Also mehr Hin- und Rückweg statt geordneter Wettlauf.

Auf dem Weg begegnen wir dabei neuen Wächterfeldern, die wie Gebirge nicht betreten werden können. Auf diesen werden zu Beginn jeder Partie zufällig verdeckte Wächterchips gelegt. Endet eine Bewegung angrenzend zu einem Wächter, wird dieser umgedreht und aktiviert. Meist erhalten die anderen Spieler dadurch einen kleinen Bonus (1 Münze oder eine zusätzliche Handkarte). Und wie in Spielen so üblich, verläuft häufig die einfachere Route entlang dieser Wächterfelder, wohingegen der sichere Weg entweder deutlich weiter oder deutlich schwieriger, heißt mit mehr Symbolen gepflastert, ist.

Fazit

Kennen Sie die Tage, wenn man in der Stadt unterwegs ist und zum dritten Mal seinen Nachbarn begegnet, die doch eigentlich ganz woanders hin wollen? So anders sind die Ziele unserer Nachbarn in diesem Spiel zwar nicht, aber so ähnlich fühlt es sich an in den Goldenen Tempeln von El Dorado.

Die meiste Zeit ist man allein unterwegs, kämpft sich mühsam über die Felder und vorbei an den mal mehr, mal weniger störenden Wächtern. Doch ab und zu, auf den zahlreichen Rückwegen, läuft man den anderen Spielern wieder über den Weg, bevor mit neuem Ziel wieder abgebogen wird. Erst ganz am Schluss ergibt sich die aus dem Grundspiel bekannte Wettrennatmosphäre, wenn alle wieder zum Startfeld zurück streben. Alle? Nein, meistens sind zu diesem Zeitpunkt im Spiel 1-2 Spieler schon so deutlich abgehängt, dass sie am Endspurt nicht mehr wirklich teilnehmen, was schade ist, weil mir gerade die Rennatmosphäre im Grundspiel gut gefallen hat.

El Dorado: Die goldenen Tempel ist etwas anspruchsvoller als das Grundspiel. Eine Landschaft mehr hört sich nicht so komplex an, macht das Kartenmanagement aber deutlich wichtiger. Ansonsten kann es passieren, mitunter rundenlang, ohne passende Karten, stehen zu bleiben. Auch die Kartenauswahl scheint mir etwas besser austariert, es gibt wenig eindeutig starke Karten, die man fast zwingend im Deck haben will. Und dann sind da noch die Münzen: eine nette kleine Variable, mit der man seine Kaufoptionen über das Handkartenlimit (4) hinaus erweitern oder zum Laufen verwenden kann.

Sind die goldenen Tempel also das bessere El Dorado?

Wie zu Beginn meines Fazits schon vorsichtig angedeutet: Ich glaube eher nicht. Der Wettlauf im Grundspiel ist spannend. Wenn es ein oder zwei Spieler gegen Ende geschafft haben, sich etwas abzusetzen, fühlt sich das fair an. Wenn aber die längste Zeit eher alleine gespielt und dann irgendwann feststellt wird, dass zwei Spieler schon auf dem Rückweg sind, man selber hoffnungslos abgehängt, ist das recht frustrierend.

Auch den Effekt des sich gegenseitig im Weg stehen vermisse ich. In den goldenen Tempeln begegnen sich Spieler eher zufällig, und da jeder häufig unterschiedliche Ziele hat, kommt man sich gefühlt nur selten wirklich in die Quere. Also mehr solitär, weniger Interaktion.

Für mich macht die Einfachheit des Grundspiels genau dessen Qualität aus. Schon dieses bisschen mehr, das die goldenen Tempel bieten, ist in meinen Augen schon ein wenig zuviel oder zumindest nicht besser.

Angenehmer ist nur, dass mit den neuen Teilen andere Strecken möglich sind, allerdings nur in Verbindung mit dem Grundspiel, denn die goldenen Tempel allein mit Helden und Dämonen funktioniert leider nicht. Alle drei Spiele zusammen ergeben eine sehr abwechslungsreiche – und auch lange – Spielrunde, die mit erfahrenen Spielern sehr spannend ist. Die Beispielstrecken in der Regel sind übrigens alles „Wettrennen“, mit nur kleinen Abstechern am Schluss.

Wem kann man einen Besuch der goldenen Tempel also empfehlen? In Kombination mit dem Grundspiel, wahlweise noch mit der Erweiterung, gefallen mir die goldenen Tempel gut. Begeisterte El Dorado-Fans, die neue Wege erkunden wollen, kommen hier auf ihre Kosten, soweit sie mit ebenso begeisterten Mitspielern spielen. Je nach Aufbau verlängert sich die Spieldauer von rund 45 Minuten auf 60 oder auch bis zu 90 Minuten, was ich aber immer noch in Ordnung finde.

Zur Qualität gibt es wenig zu sagen, Ravensburger halt. Nichts Herausragendes, die Karten eher klein und nichts, was einem in Erinnerung bleibt, aber funktional völlig OK. Die Regeln sind vollständig und verständlich. Einzig ein paar mehr Streckenvorschläge hätte ich mir gewünscht.

Fazit: Als eigenständiges Spiel nicht so gut wie der Weg nach El Dorado, aber in Kombination mit dem Grundspiel wiederum sehr gut. Daher 5 Punkte als Erweiterung, 3 Punkte für die eigenständige Version.

Rezension Michael Timpe

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Wettlauf nach El Dorado: Die Goldenen Tempel: 4,0 4,0, 3 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 26.12.19 von Michael Timpe - Nicht so gut wie der Weg nach El Dorado, aber in Kombination mit dem Grundspiel wieder sehr gut. Daher 5 Punkte als Erweiterung, 3 Punkte für die eigenständige Version.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 31.12.19 von Michael Kahrmann
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.02.20 von Michael Andersch - Klingt zunächst besser als das "Original", wurde aber als schlechter empfunden: Längere Spieldauer, jeder läuft meist für sich, so dass es nur punktuell Reibungspunkte gibt und es sich auch schwer erkennen lässt, wer eigentlich vorne liegt. Gefühlt sind hier viele Dinge dazu gekommen, die irgendwie "ok" sind, aber die man nicht unbedingt gebraucht hätte. Die Regel ist ebenfalls etwas seltsam - es steht zwar alles drin, aber nicht immer an den Stellen, wo ich es gesucht hätte. Ich bleib beim Original.

Leserbewertungen

Leserwertung Wettlauf nach El Dorado: Die Goldenen Tempel: 4,5 4.5, 6 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.12.19 von Familienvater - Der Nachfolger zum Spiel "Wettlauf nach El Dorada" punktet vor allem mit der neuen Spielmechanik, daß man verschiedene Tempel aufsuchen muß, um Schätze zu bekommen und sich dabei die Reihenfolge, in welcher man das tut, selbst aussuchen darf. Hier kann man jetzt also auch andere Routen als die Gegner einschlagen und kommt sich mitunter trotzdem in die Quere, wenn der eine wieder zurück und der andere zum Tempel hin laufen möchte. Dieses Konzept überzeugt mich mehr als das simple Wettrennen. Die restlichen Grundmechanismen (Deckbuilding, Bewegung der Figuren, Siegendebedingung, Blockaden) wurden vom Vorgänger übernommen. Es gibt nun allerdings neu die Fackelfelder als vierte Geländeart und (fast) komplett neue Karten, sowie spezielle Wächterplättchen, welche meist Vorteile für die Gegner parat halten, sollte ich an diesen stranden. Die Abänderung für das Spiel zu zweit halte ich ebenfalls gelungen, da man hierbei für das Abgreifen des Schatzes beim Haupttempel mit beiden Figuren auf einem bestimmten Feld stehen muß. Das eröffnet in diesem Spiel ganz neue taktische Möglichkeiten. Zwar sind "Die goldenen Tempel" ein eigenständiges Spiel; man kann es jedoch auch mit dem Vorgängerspiel "Wettlauf nach El Dorado" kombinieren. Daß dies vom Verlag als Variante explizit vorgeschlagen wird empfinde ich als richtig gut! Damit kommen sowohl die Rennspielexperten als auch die Taktiker auf ihre Kosten. Kleine Anmerkung zum erstmaligen Auspacken des Spiels: In den Kartenpacks sind sowohl deutsche, englische und multilinguale Karten enthalten, welche erstmal auseinandersortiert werden müssen. Da eine glasklare Aufstellung der Karten fehlt, muß man sich hierbei mit der Aufbauanleitung behelfen, um herauszubekommen, welche Karten man alles für das Spiel benötigt. So ist zum Beispiel der "Master" und der "Gentleman" auch Teil der deutschen Spielkartenauslage beim Markt.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 30.12.19 von Waltersche - Eigenständiges Spiel einerseits, Erweiterung andererseits. Als eigenständiges Spiel gefällt mir der Ur-Wettlauf nach El Dorado besser, ohne dass ich trotz intensivem Nachdenkens sicher sagen könnte, woran das liegt - vielleicht an den relativ wenigen Landschaftskarten, vielleicht an den anderen Personenkarten - ich weiß es nicht. Richtig gut werden die goldenen Tempel jedoch meines Erachtens in Kombination mit dem Original (und noch besser mit den Helden und Dämonen) - hier gibt es nun wunderbar viele Kombinationsmöglichkeiten der Landschaftsplättchen und dadurch, dass jedes Mal mit anderen Personenkarten gestartet wird und die weiteren erst nach und nach zur Auswahl hinzugefügt werden, verläuft jedes Spiel ganz anders - und das hängt nun nicht mehr nur von den Landschaftsplättchen ab. Dass der Aufbau sich nun auch etwas zieht, ist halt so und muss man in Kauf nehmen. Einziger Nachteil bei den bisherigen Partien: Während alle Ur- bzw. Helden- und Dämonen-Wettläufe bisher immer extremst knapp endeten (spätestens einen Zug nach dem Gewinner war auch der zweitplatzierte im Ziel), waren die Abstände bei den Goldenen Tempeln bzw. Kombinationen damit bisher fast immer deutlich größer. Wie geschrieben gefällt mir der erste Wettlauf alleine besser als die goldenen Tempeln alleine, daher hier eine 5 für den Spielreiz, in Kombination wäre das eine 6.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 02.02.20 von Lindemann
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 14.03.20 von Wombel_13 - Als El Dorado-Fan ist es eine große Erweiterung zum Grundspiel und gefällt mir besser als die 1. Erweiterung zum Grundspiel. Die Goldenen Tempel oder das Grundspiel ist eher eine Geschmackssache.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 21.03.20 von Würfel66
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 03.11.20 von Marlow - Das Spiel kostet einiges mehr als der Vorgänger, bietet dafür sogar deutlich weniger Material!! So gibt es lediglich 3 Aufbauvorschläge für das mitgelieferte Spielmaterial. Auch wird so gut wie nichts neues geboten, abgesehen von den Münzen. Finde, die Wächter müßten stärker sein. Im Gegensatz zum Vorgänger muß ich sagen, das hier der Name des Spieles (Wettlauf nach....) nicht mehr passt. Denn man läuft eigentlich hin und her und mir/uns macht dies nicht so viel Spaß. Ein großes Ärgernis ist, dass man auch hier erst mühsam die englischen von den deutschen Karten trennen muß!!!

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