Spielziel
Als Feldbewirtschafter geht es für die Spieler darum, viele Felder zu erwerben und diese auf einem Gebietstableau zu möglichst großen Verbünden zusammenzuschließen. Zum Erwerb werden Erntesteine eingesetzt. Unterstützung erhält man zudem von 6 eigenen Landarbeitern sowie 6 Stadtarbeitern, die allen Spielern zur Verfügung stehen.
Ablauf
Zu Beginn erhält jeder Spieler 3 Erntesteine; im Laufe des Spiels gelangt man durch das Abernten zusammenhängender Gebiete an weitere Erntesteine. Zudem startet jeder Spieler mit 2 Feldplättchen. Diese legt jeder auf sein offen ausliegendes Gebietstableau an die entsprechenden Stellen: Die Gebietskarten sind durchnummeriert und jedes Plättchen passt nur an eine einzige Stelle. Da jeder Spieler über dasselbe Gebietstablau verfügt, die Feldplättchen jedoch nur jeweils einmal vorhanden sind, entsteht unter den Spielern notgedrungen eine Konkurrenzsituation. Außerdem ist auf jedem Feldplättchen eine von insgesamt fünf Sorten Erntegut zu sehen, welche auf diesem Feld abgeerntet werden kann.
Zum Spielaufbau gehört weiters das Grundbuchamt: Hier liegen sechs Feldplättchen für alle zur Auswahl bereit. In seiner Aktionsrunde kann ein Spieler maximal zwei davon erwerben, indem er das betreffende Plättchen in sein Lager nimmt und sofort ein offenes Erntesteingebot dazu platziert. Sollte er nach einer Spielrunde wieder an der Reihe sein, hat er die Möglichkeit, dieses Plättchen auf sein Gebietstableau zu setzen, indem er sein zuvor dazu gelegtes Gebot an die Bank bezahlt. Es kommt jedoch häufig vor, dass die Mitspieler auch ein Auge auf das oder die Felder geworfen haben. Dann steht es ihnen frei, in ihren Zügen das bzw. die Plättchen auf dem eigenen Gebietstableau auszulegen, indem sie an den Lagerbesitzer exakt das ausliegende Gebot zahlen. Der Inhaber des Lagers darf dann sowohl seine eigenen als auch die Erntesteine des Mitspielers hinter seinen Sichtschirm legen.
Das Grundbuchamt wird sofort wieder auf sechs zur Auswahl stehende Plättchen aufgefüllt. Aber aus dem Feldplättchenvorrat können auch Ereigniskarten ihren Weg ins Spiel finden: Diese haben in der Regel Auswirkungen auf alle Spieler und sorgen häufig für Wirbel auf allen Gebietstableaus. Zudem bestimmt die Anzahl der bereits abgewickelten Ereigniskarten das Ende des Spiels: Nachdem das 10. Ereignis gezogen wurde, werden noch zwei weitere Runden gespielt.
Eine weitere Aktionsmöglichkeit für jeden Spieler ist der Einsatz von Arbeiterplättchen: Sechs Landarbeiter stehen jedem Spieler zur Verfügung. Diese eingesetzten Arbeiter werden ebenfalls auf dem Tableau abgelegt, aber hier muss das Arbeiterplättchen mindestens an die aufgedruckte Anzahl von Feldplättchen angrenzen. Arbeiter (auch die sechs Stadtarbeiter, die allen Spielern zur Verfügung stehen) bringen den Spielern immer Vorteile (zusätzliche Ernte etc.). Erwirbt man im Laufe des Spiels ein Feldplättchen, das auf dem eigenen Tableau von einem Arbeiter belegt ist, wird der Arbeiter entfernt oder versetzt, so dass man von dessen Vorteilen unter Umständen ein weiteres Mal profitieren kann.
Geerntet darf auch werden: Als Aktion bedeutet dies, dass innerhalb eines Verbundes die noch nicht abgeernteten Felder Erträge bringen.
Sieger ist, wer nach Ablauf von 12 Runden die meisten Punkte erwirtschaften konnte. Diese resultieren aus den beiden größten zusammenhängenden Gebieten je Spieler: Für sein jeweils größtes zusammenhängendes Gebiet erhält jeder Spieler pro Plättchen einen Punkt, für das zweitgrößte Gebiet zwei Punkte. Eingesetzte Arbeiter bringen den aufgedruckten Wert und für Mehrheiten an Erntesteinen bekommt der betreffende Spieler ebenfalls einen Siegpunkt.
Fazit
In der ausführlichen Spielanleitung, die auch sämtliche Ereignisse und Arbeiterplättchen detailliert beschreibt und auch einige nützliche taktische Hinweise gibt, war eine Spielsituation leider nicht ausdrücklich erwähnt: Nämlich, wie man bei der Punktevergabe bei zwei identisch großen Flächen eines Spielers verfährt. Dies ist in unseren Testrunden durchaus vorgekommen. Jedenfalls ist die Punktevergabe nach Rückfrage bei abacusspiele in diesem Fall so vorzunehmen, dass man für eines der beiden Gebiete 1 Punkt pro Plättchen und für das andere 2 Punkte pro Feld erhält.
Sehr gelungen finde ich das gesamte Spielmaterial, welches zweisprachig (Englisch und Deutsch) gehalten ist, was im Übrigen auch auf die Spielanleitung zutrifft. Die Übersichtskarten für jeden Spieler fassen die möglichen Aktionen zusammen und wurden recht funktionell gestaltet, und die Sichtschirme dienen dazu, die eigenen Erntesteinkombinationen vor den Mitspielern zu verbergen.
Eine ausgeglichene Felderbewirtschaftung ist der Schlüssel zum Erfolg (dies hat dem Spiel auch seinen Titel beschert) und dafür werden auch die meisten Punkte vergeben.
Das kostenlose (im Sinne einer Aktion) Wiedereinsetzen eines soeben ersetzten Arbeiters bringt Erfolg, wenn einem die Mitspieler das betreffende Feldplättchen nicht bereits vor der Nase weggeschnappt haben. Mitunter heißt es also: Ärgern! Und genau das macht auch einen gewissen Reiz des Spiels aus: Wenn ich ein Plättchen schon nicht selbst unbedingt gebrauchen kann, macht es trotzdem Sinn (und Spaß!), es demjenigen Spieler, der es sehr gut zur Vergrößerung seiner Fläche gebrauchen könnte, aus dem Lager zu stibitzen. Also ist ständige Aufmerksamkeit angebracht, da die anderen Bauern und deren Felder im Auge behalten werden müssen. Durch den möglichen Plättchenerwerb aus fremden Lagern ist für Interaktion ständig gesorgt.
Das Spiel funktionierte in allen Besetzungen gut: Sowohl in 4er-, 3er- und 2er-Runden kam hoher Spielspaß auf. Die Spieldauer hängt dabei im Wesentlichen davon ab, wie viele Strategen mitspielen, die dann für die Auswahl ihrer beiden Aktionen schon mal etwas mehr Zeit benötigen. Im Regelfall betrug die Spieldauer rund 90 Minuten, eine Zeitspanne, die aber, wie ich finde, sehr schnell vergeht.
Sicher: Eine weitere Aktion zu den beiden gegebenen wäre manchmal schön, da sich in einigen Spielsituationen eine Menge Handlungsmöglichkeiten auftun. Aber andererseits ist diese „Mangelverwaltung“ ja ein Spielmechanismus, der relativ häufig vorkommt. In Bezug auf „eine Aktion mehr“ ist auch noch die Möglichkeit zu erwähnen, durch das Legen eines Feldplättchens auf ein mit einem Arbeiter besetztes Feld an eine gratis Zusatzaktion zu kommen. Darauf sollte man im Spiel - wenn möglich - hin und wieder zurückgreifen.
Weiters bringen die Ereigniskarten Leben ins Spiel: Durch das Entfernen oder Tauschen von Feldplättchen im Zuge dieser Karten entstehen mitunter völlig neue Spielsituationen - für mich auch ein Pluspunkt dieses Spiels.
Insgesamt ist Key Harvest ein
gut gelungenes, kurzweiliges Familienspiel mit einer angemessenen
Spieldauer. Zwar vielleicht nicht genau das Richtige für Liebhaber von reinen Strategiespielen, aber selbst Vielspieler hatten am Spiel ihre Freude.
Rezension Andreas Hirz
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.