Rezension/Kritik - Online seit 31.07.2004. Dieser Artikel wurde 10220 mal aufgerufen.
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Schildkröten sind faule Tiere. Sie bewegen sie sich nicht mehr als zwingend notwendig. Bei einem Schildkrötenrennen klettern sie gerne einmal auf den Rücken eines Mitstreiters, um sich von diesem vorwärts tragen zu lassen. Bei Reiner Knizias "Schildkrötenrennen" versuchen die Spieler ihre eigene Schildkröte mittels Bewegungskarten als erster ins Ziel zu bringen. Hierbei nutzen sie gerne die genannte Möglichkeit der Fortbewegung durch Fremdkraft.
Sobald die erste Schildkröte das Ziel erreicht, wird offenbart, welchem Spieler diese zuzuordnen ist.
5 Schildkröten nehmen am Rennen teil. Diese gilt es über die Strecke von 10 Feldern ins Ziel zu bringen. Jeder Spieler geht mit 5 Handkarten ins Rennen und bekommt geheim eine Schildkröte (Farbe) zugelost. Im Spiel mit jüngeren Kindern kann man auch die Identität preisgeben, so dass jeder weiß, wer mit welcher Farbe spielt. Gespielt wird reihum. Man spielt eine Karte aus, zieht die betreffende Schildkröte und zieht dann eine Karte nach.
Folgende Karten gibt es:
Schildkröte 1 Feld rückwärts
(jeweils den Farben zugeordnet bzw. auch als Joker-Karte).
Landet eine Schildkröte auf dem Feld, auf der sich eine andere Schildkröte befindet, wandert sie auf deren Rücken. Auf diese Art und Weise können auch Türme aus mehreren Schildkröten entstehen. Sobald eine Schildkröte aus diesem Turm per Handkarten bewegt wird, nimmt sie stets alle anderen Schildkröten, die sich auf deren Rücken befinden mit. Die Schildkröten darunter bleiben an Ort und Stelle.
So kann man auch ohne Karten der eigenen Farbe dafür sorgen, dass die eigene Schildkröte nach vorne kommt.
Sobald eine Schildkröte die Ziellinie überschreitet, endet das Spiel. Alle Spieler lüften das Geheimnis ihrer Zuordnung. Damit ist der Gewinner ermittelt. Sollten mehrere Schildkröten gleichzeitig das Ziel erreichen, gewinnt die unterste Schildkröte.
Materialtechnisch bietet Schildkrötenrennen das, was man sich von einem Spiel in dieser Größe verspricht: Ein solider Spielplan, einige Karten und 5 farbige Holzschildkröten. Die Regeln sind auch für 5-jährige Kinder leicht erlernbar.
Zu Irritationen führten jedoch regelmäßig die beiden Joker-Karten, denn die Karte "beliebige Schildkröte vorwärts" und "die letzte Schildkröte vorwärts" unterscheiden sich lediglich im Eck durch ein Plus oder einen Pfeil. Dies war gerade in den ersten Partien stets ein Verwechslungsgrund.
Der Spielmechanismus von Schildkrötenrennen - das Aufeinandersetzen und teilweise Vorwärtsziehen gestapelter Figuren - zeigt starke Parallelen zu Alex Randolphs Rüsselbande. Anstelle Spielkarten wurde bei der Rüsselbande ein Würfel verwendet, dessen Augenzahl auf ein beliebiges Schwein gespielt werden durfte. Bei Schildkrötenrennen wird mit Karten gespielt, die zum Großteil einer Farbe zugeordnet werden. Dadurch wird das Spiel ein kleines Stück taktischer.
Je mehr Spieler mitspielen, desto schwieriger wird das Taktieren natürlich, dafür jedoch um so turbulenter: Permanent ändern sich die Positionen und die Schildkrötenstapel, denn durch die Rückwärtskarten werden Ausreißer von den Mitspielern nicht selten zurück in die Herde gebracht, bis letztendlich vor dem Ziel einer der Spieler die entscheidende Karte spielt.
Betrachtet man es vollends analytisch, zieht man so lange vorwärts, bis irgendwann eine oder mehrere Schildkröten ein oder zwei Felder vor dem Ziel stehen. Hat man dann das Glück, an der Reihe zu sein und entsprechend Karten der eigenen Farbe aufgespart zu haben, ist die Schildkröte sicher im Ziel. Natürlich sind dies Überlegungen, die von Kindern in dieser Form nicht aufgestellt werden.
Schildkrötenrennen ist ein einfaches Kinder- und Familienspiel mit leichten taktischen Ansätzen und Bluff-Elementen. Es spielt sich locker und flüssig. So lässt es sich selbst in einer fröhlichen Erwachsenenrunden als lockerer Absacker einschieben.
Rezension Frank Gartner
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
1. Der Obere gewinnt:
Ursprünglich: Im normalen Spiel gewinnt die Schildkröte, die zuerst im Ziel ist und bei Gleichstand die untere. Demnach muss man lediglich die eigenen Schildkrötenfarben aufbewahren und im richtigen Moment die Gelegenheit haben, diese Karte auszuspielen.
Neue Regelung: Es gewinnt nicht die unterste, sondern die oberste Schildkröte. Somit sind die Spieler gezwungen, alle Schildkröten, die auf der eigenen Schildkröte liegen, zuerst abzuschütteln, um danach ins Ziel zu kommen. Keine leichte Sache!
2. Der Zweite gewinnt:
Nicht die schnellste Schildkröte gewinnt das Spiel, sondern sie löst lediglich die Wertung aus. Sobald eine oder mehrere Schildkröten das Zielfeld erreichen, gewinnt die Schildkröte, die sich als nächstes direkt dahinter befindet. Auf diese Weise entsteht eine etwas andere Spieldynamik.
3. Offene Hand:
Die Handkarten werden offen ausgelegt. So kann man seinen Zug besser taktieren. Diese Variante sollte jedoch nur in einer kleineren Runde von 3 Spielern gespielt werden, denn im Spiel zu fünft kann dies zu einer sehr zähen Schlacht führen.
H@LL9000 Wertung Schildkrötenrennen: 4,3, 8 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
31.07.04 von Frank Gartner |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
05.07.04 von Susanne Schlappner - Kurzweiliges Spiel, das gerne zu einer neuen Runde einlädt. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
10.07.04 von Hans-Peter Stoll |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
14.07.04 von Steffen Stroh - Ein nettes Zwischendurchspiel für Kinder und solche, die es bleiben möchten... ;) |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
29.07.04 von Kathrin Nos |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
29.07.04 von Nicole Biedinger |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
29.07.04 von Stephan Gehres - sehr Glücksabhängig |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
05.06.09 von Michael Andersch - Einfach nettes Bluffspiel für "Bluffanfänger". Ein bisschen Bluff, ein bisschen Taktik, ein bisschen Kartenglück - macht den Kleinen und den Eltern Spaß! |
Leserwertung Schildkrötenrennen: 5.0, 3 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
12.05.05 von Marco Stutzke - Meine Kinder fragen immer, wann spielen wir wieder Schlidkröten??*gg* |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
27.06.07 von Beate Bindrim |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
05.05.23 von Ulrich Roth - Nach wie vor ein Superspiel! Die Kleinen lieben es, und Junggebliebene auch (mit der Variante \"Gewinner obenauf\"). Zur gegenwärtig erhältlichen Ausgabe von Piatnik: Die Karten sind von viel zu läppischer Qualität (Todsünde für ein Kinderspiel). und der Karton ist krass überdimensioniert. Auch das suboptimale Design der Karten für die in letzter Position liegenden Schildkröten hätte man ruhig mal überarbeiten können. |