Rezension/Kritik - Online seit 30.06.2022. Dieser Artikel wurde 3396 mal aufgerufen.
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So Kleever! - Was für ein komischer Spieletitel! Ich mag ja vielleicht nicht der größte Englisch-Experte sein, aber dass man das Synonym für "klug" oder "gescheit" nicht mit einem K und einem Doppel-E schreibt, ist selbst mir bekannt. Aber halt! Die Illustration auf dem Schachtelcover zeigt doch eine vierblättrige Pflanze, ganz in Grün gehalten. Ist die seltsame Wortschöpfung - eine Verbindung von "Klee" und "clever" - etwa völlig beabsichtigt?
Das Spielmaterial unterstützt jedenfalls diese Annahme. Jeder Spieler erhält eine Tafel in Form eines Kleeblatts, natürlich ganz in Grün gehalten. Die Aussparungen der Kleeblatt-Tafel bieten Platz für vier Stichwortkarten, welche zu diesem Zweck ein Loch in ihrer Mitte aufweisen. Auf jeder Kante der quadratischen Karten steht ein Stichwort, sodass - nach dem zufälligen Ziehen und ordnungsgemäßen Auflegen von Stichwortkarten - jeder der vier Seiten des Kleeblatts ein Paar an Stichwörtern zugewiesen ist.
Die Aufgabe für alle Spieler lautet nun, einen Hinweis für jedes Stichwörterpaar seiner Kleeblatt-Tafel zu finden und mit einem abwischbaren Stift auf die vier Seiten zu schreiben. Abschließend werden die Karten herausgenommen und 1 verdeckte Karte dazu gemischt. Die Tafeln aller Spieler kommen in die Tischmitte, wo sie dann nacheinander abgehandelt werden.
Dabei versuchen die Mitspieler, die Stichwortkarten richtig einzuordnen. Gelingt dies schon beim ersten Versuch, wird dies mit 6 Punkten belohnt. Ansonsten verrät der Aufgabensteller die falsch platzierten Stichwortkarten, und es muss erneut geraten werden. Beim zweiten (und letzten) Versuch gibt es dann 1 Punkt für jede richtig zugeordnete Karte, also 0 bis 4 Punkte. Die erzielten Punkte für die Tafeln aller Mitspieler ergibt schließlich die Gesamtpunktezahl.
Das Spielmaterial ist einer Meinung nach absolut gelungen. Nicht nur, dass es zum Wortspiel des Titels passt, es unterstützt dank der Gestaltung der Kleeblatt-Tafeln, der abwischbaren Stifte (mit Schwämmchen) und der Form der Stichwortkarten auch das Spiel perfekt. Von Letzteren gibt es 220 Stück, wodurch man auf die stattliche Anzahl von 880 Stichwörtern kommt. Durch die stets neue Zusammensetzung ergibt sich eine schier endlose Anzahl an Kombinationen. Wie viele dies dann tatsächlich sind, überlasse ich lieber den Mathematik-Genies.
Auch der Spielablauf funktioniert optimal. In der ersten Phase notieren alle Spieler gleichzeitig ihre Hinweise. Dies reduziert nicht nur die Spieldauer, sondern ist in Abwesenheit von Sichtschirmen auch praktischer, da sich alle auf ihre eigene Aufgabe konzentrieren. Die zweite Phase - das Raten und Auflösen - erhält dann eher den Charakter eines Partyspiels, da gemeinsam beraten, diskutiert und nach geeigneten Assoziationen gesucht wird. Hierbei muss der jeweilige Aufgabensteller unbedingt ein Pokerface bewahren, was sich nicht immer als einfach erweist, wenn die Mitspieler auf einer falschen Fährte sind, oder schlimmer: eine bereits richtige Anordnung der Stichwortkarten wieder verwerfen, um einer anderen Spur zu folgen.
Die Aufgabenstellung erinnert ein wenig - wenn auch auf eine etwas verdrehte Weise - an andere Wortassoziationsspiele, wie Codenames, Just One oder Match 5, welche sich gerade großer Beliebtheit erfreuen. Das Finden von passenden Verbindungen kann dabei manchmal recht leicht sein, wenn man beispielsweise die Stichwörter "Reise" und "Architektur" mit einer beliebigen Sehenswürdigkeit miteinander kombinieren kann. Allerdings kann es auch mal ganz schön knifflig werden. Ich erinnere mich an eine Partie im Familienkreis, bei der mein Sohn Alexander verständlicherweise große Probleme hatte, für die beiden Begriffe "Minze" und "Rechtsanwalt" einen einigermaßen geeigneten Hinweis zu finden. Dadurch, dass jede Hinweiskarte aber an zwei Seiten passen muss, werden selbst die abstrusesten Assoziationen erstaunlich oft von den Mitspielern herausgefunden.
Am Ende des Spiels erfolgt ja eine Erfolgskontrolle, um festzustellen, wie gut eine Gruppe vorgegangen ist. Dafür hat der Verlag sogar eine eigene Punkteliste zum Notieren der erzielten Gesamtpunkte beigefügt. Die Punkte sind jedoch wegen unterschiedlicher Spielerzahlen nur bedingt miteinander vergleichbar. Aber wie bei den meisten Partyspielen ist eine Punktewertung ohnehin nebensächlich, zählt doch vor allem der Unterhaltungswert, und dieser war in ausnahmslos allen Spielerunden immer sehr hoch.
Wie bereits erwähnt, ist es schon im normalen Modus nicht immer einfach, passende Hinweise zu finden. Der Schwierigkeitsgrad kann allerdings beliebig gesteigert werden, indem man bloß ein paar Stichwortkarten blind hinzu mischt, sodass die Rater aus sechs oder mehr Karten die richtigen 4 herausfinden müssen. Damit erhöht sich die Gefahr, dass das eine oder andere Stichwort der zufällig hinzugefügten Karten besser zu den notierten Hinweisen passt als die gewählten, wodurch sich das Lösen deutlich schwieriger gestaltet.
Die Spielerzahl ist mit "3 bis 6 Spielern" angegeben. So Kleever! ist aber auch ohne weiteres zu zweit spielbar, wenn beide zuerst gleichzeitig ihre Hinweise notieren und dann ebenfalls gleichzeitig die Aufgabe ihres Mitspielers zu lösen versuchen. Dieses Prinzip funktioniert bestens und wäre grundsätzlich auch für größere Spielrunden geeignet, welche nicht so auf diskussionsüberladene Kooperationsspiele stehen. Die Spielzeit verkürzte sich auf diese Weise von rund 30 Minuten auf weniger als eine Viertelstunde.
Der Spieletitel So Kleever! stellt sich somit als doch sehr passend heraus, denn hier wird die äußere Form eines Kleeblatts geschickt mit einem wirklich cleveren Spiel gepaart. Meiner Erfahrung nach begeistert es sowohl Gelegenheitsspieler als auch anspruchsvollere Spieler und ist für mich schichtweg eines der besten Wortassoziationsspiele der letzten Jahre!
Rezension Franky Bayer
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung So Kleever!: 4,3, 4 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
10.01.22 von Franky Bayer - Kooperatives Wortassziationsspiel mit hohem Unterhaltungswert. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
08.11.21 von Udo Kalker - Nette Idee, die Begriffskombinationen auf dem Kleeblatt im Team zu lösen, aber ... irgendwie zu einfach! Meist gelang der Gruppe das bei uns im ersten Versuch (mit 2 Dummy-Karten), da die naheliegendste Assoziation dann doch die richtige war. Spielt sich aber deutlich schneller und flockiger als z.B. Codenames. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
18.06.22 von Michael Kahrmann - Wieso immer diese Alibi Siegpunktvergabe. Ein weiteres Spiel bei dem es in erster Linie nur um den Spielspaß geht und man die Punktevergabe irgendwann automatisch weglässt. Ich mag es und spiele es sehr gerne als Absacker oder lustigen Start in den Spieleabend. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
12.11.22 von Michael Andersch - Ich war sehr gespannt auf dieses Spiel, aber ebenso enttäuscht, als ich es dann irgendwann doch mal spielen konnte. Kam in unserer Runde gar nicht gut an, obwohl wir ähnlichen Spielen gegenüber (Krazy Wordz, Word Slam, Just One,...) durchaus aufgeschlossen sind. |
Leserwertung So Kleever!: 5.0, 3 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
09.12.21 von Markus Biewer - Kam bisher in jeder Runde gut an. Wenn man sich aber kennt und ungefähr die Denkweisen der anderen kennt, dann wird es wirklich einfach, dann einfach mehr Karten dazugeben. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
05.07.22 von Tim - Anfangs dachte ich, "So Kleever!" sei ein müder Codenames-Abklatsch. Doch weit gefehlt! Im Unterschied zu Codenames sind alle Spieler permanent involviert. Wenn die anderen rätseln, was man wohl gemeint hat, bleibt kein Auge trocken - eine herrliche Form von Interaktion! Zudem spielt es sich natürlich viel lockerer. Wir verzichten allerdings immer auf die ziemlich unnötige Punktewertung. Super! |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
22.08.22 von Der Fisch - So Kleever ist ein kooperatives Ratespiel irgendwo zwischen Codenames und Tabu. Tatsächlich schafft das Spiel es, die Vorzüge beider genannten "Vorbilder" zu vereinen: alle raten permanent mit oder hoffen, dass die eigenen Assoziationen erraten werden. Gleichzeitig gilt es, gemeinsam möglichst passend zum Ziel zu kommen. Dabei helfen die zuvor eingelegten Wortkarten, da sie die schiere Masse an Möglichkeiten begrenzen. Auch wenn SO Kleever optisch recht abstrakt bleibt, regen die Kleeblatttafeln und die Wortkarten schnell zum Spielen an. Genau so muss ein soziales Spiel sein. Es eignet sich zudem für die Unterschiedlichsten Spielerunden, da die Assoziationen der anderen eh immer entsprechend antizipiert werden müssen. So kann man mit Leuten spielen, die man schon sehr gut oder eben noch kaum kennt. Durch die anschließende Nachbesprechung auch durchaus für "Kennenlernrunden" geeignet. |