Spielziel
Der Spieler, der am Spielende das meiste Geld besitzt, ist Sieger des Spieles. Um dieses Ziel zu erreichen, muss man versuchen, die meisten Aufträge erfüllen zu können und am geschicktesten mit den Mitspielern Bohnen zu tauschen.
Ablauf
Jeder Spieler erhält zu Beginn eine Bohnenablage für max. 8 Bohnen, 7 Reisekarten, jeweils 1 Bohne der 8 verschiedenen Bohnensorten sowie 3 Auftragskarten. Danach sortiert jeder Spieler seine Reisekarten so, dass die Karte mit der aufgedruckten 1 seine oberste, die Karte mit der 7 seine unterste Handkarte ist. Hinter diese nummerierten Karten steckt der Spieler nun noch seine 3 Auftragskarten. Von den Auftragskarten, die anzeigen, welche Bohnensorte man in welcher Stadt abliefern muss, um den entsprechenden Betrag kassieren zu dürfen (= Auftrag erfüllen), sucht man sich jene mit der größten Auftragssumme heraus, liefert die geforderten Bohnen an die Kasse ab und nimmt sich die entsprechende Belohnung in Form von Bohnentalern. Dies ist das Startkapital der einzelnen Spieler, das nun natürlich bei jedem unterschiedlich hoch ist. Dafür besitzt aber nun auch jeder Spieler eine etwas anders zusammengestellte Menge und/oder Art an Bohnen in seinem Vorrat. Startplatz ist für jeden Spieler der Ort, an dem er diesen ersten Auftrag ausgeführt hat.
Von den 10 Neue-Ernte-Karten, die erstens für Bohnennachschub auf dem Spielplan sorgen und zweitens das Spielende bestimmen, werden ungesehen zwei Karten als Reserve zur Seite gelegt. Die restlichen 8 werden als verdeckter Stapel auf das dafür vorgesehene Spielplanfeld gelegt.
Außerdem wird zu Spielbeginn in jede Stadt eine Bohne der zwei bzw. drei Bohnensorten gelegt, die es in dieser Stadt zu kaufen gibt. Die Bohnen werden auf die sog. Bohnometer gelegt, welche anzeigen, zu welchem Wert man zum aktuellen Zeitpunkt des Spieles eine bestimmte Bohnensorte in dieser Stadt kaufen kann.
Der Spielzug jeden Spielers besteht nun aus folgenden Phasen:
1. Reisen
2. Handeln
3. Zug beenden
1. Reisen
Zuerst muss ein Spieler immer kontrollieren, ob zu Beginn seiner Reisephase eine Neue-Ernte-Karte vor ihm liegt (dies ist in der ersten Spielrunde noch nicht möglich). Ist dies der Fall, so muss er erst – entsprechend dieser Karte – für Nachschub auf dem Spielplan sorgen. Von diesem Nachschub kann er unter Umständen in seinem Zug schon selbst profitieren, denn Nachschub macht die Bohnen immer billiger.
Danach entscheidet er sich, ob er seine Figur bewegen möchte oder nicht. Jede Stadt, die man während eines Zuges passiert, kostet eine Reisekarte, wobei der Ausgangsort mitgezählt wird. Das heißt, entscheidet man sich dafür, in der Stadt, in der man gerade sitzt, zu verweilen, so bezahlt man trotzdem eine Reisekarte. Als Bezahlung legt man in jedem Fall die geforderten Karten immer so ab, dass man die vordersten Handkarten wegnimmt – dies können manchmal auch Auftragskarten sein. Befinden sich unter diesen Karten nun die Karte ZOLL oder NACHSCHUB, so muss man im ersten Fall sofort 20 Bohnentaler an die Kasse zahlen und im zweiten Fall eine Neue-Ernte-Karte vom entsprechenden Stapel aufnehmen und die darauf abgebildete Zahl an Bohnen an die jeweiligen Städte verteilen. Als Reisekarten ausgespielte Aufträge bleiben bis zum Ende des Zuges vor dem Spieler liegen. So lange hat er noch Zeit, diese Aufträge zu erfüllen. Gelingt ihm dies im Laufe seines Spielzuges nicht, so wandert die Auftragskarte auf den Ablagestapel. Etwaige andere ausgespielte Reisekarten haben keine weiteren Auswirkungen. Beim Wiederaufnehmen der Reisekarten ist darauf zu achten, dass stets zuerst die Zollkarte und danach die Nachschubkarte auf die Hand genommen werden und alle übrigen Reisekarten ganz ans Ende der Kartenhand gesteckt werden.
2. Handeln
In dieser Phase kann man mit seinen Mitspielern handeln bzw. in der Stadt, in der man sich gerade befindet, Bohnen zum aktuellen Preis (siehe Bohnometerstand) einkaufen. Allerdings darf man nie mehr als 8 Bohnen besitzen. Handeln kann man nur mit anderen Spielern, wenn sich diese in derselben Stadt aufhalten. Ist dies bei einem Spieler, mit dem man handeln möchte, nicht der Fall, so hat man die Möglichkeit, ihn in "seine" Stadt einzuladen. Erklärt sich der Mitspieler damit einverstanden, so muss er, um in die entsprechende Stadt zu gelangen, die erste seiner Reisekarten dafür ausspielen, egal, wie weit die Zielstadt von seiner Ausgangsstadt entfernt ist. Ist die erste Reisekarte des eingeladenen Spielers die Karte Zoll, so muss er ausnahmsweise statt 20 nur 15 Bohnentaler bezahlen. In jedem Fall dürfen die Spieler nur mit Bohnen handeln, nicht mit Geld oder Aufträgen.
3. Zug beenden
Nicht erfüllte Aufträge werden nun auf den Ablagestapel gelegt. Danach schließt der Spieler Lücken, die eventuell auf den Bohnometern einer Stadt entstanden sind, wenn er dort Bohnen eingekauft hat. Außerdem darf er noch eine Auftragskarte ziehen und diese ganz hinten auf die Hand nehmen. Ist dieser Auftrag zufällig in der Stadt zu erfüllen, in der man sich gerade befindet und kann man die geforderten Bohnen auch bezahlen, so darf man diesen Auftrag auch sofort ausführen. Danach darf man jedoch keine neue Auftragskarte mehr ziehen. Zum Schluss erklärt man seinen Spielzug für beendet.
Folgende Aktionen darf man jederzeit während seines Zuges ausführen:
· Aufträge erfüllen
· neue Aufträge kaufen
Will man neue Aufträge kaufen, weil man zu wenige oder unpassende auf der Hand hat, so kann man eine beliebige Reisekarte – jedoch nicht die Zoll- oder Nachschubkarte – ausspielen und 5 Bohnentaler bezahlen. Die Reisekarte kommt allerdings ganz aus dem Spiel und somit erhöht man die "Wiedererscheinensgeschwindigkeit" der Zollkarte, womit öfter 20 Bohnentaler zu bezahlen sind.
Wenn ein Spieler die letzte der 8 Neue-Ernte-Karten ausführt, darf er seinen Zug noch zu Ende bringen. Nach ihm sind alle Spieler noch einmal an der Reihe, danach ist das Spiel beendet.
Fazit
Bohn Hansa ist ein interessante Kombination aus Reise- und Handelsspiel. Das Spielmaterial ist einwandfrei gemacht, sowohl was die Qualität als auch die Gestaltung anbelangt. Die Spielregel ist leider sehr umfangreich, was den Durchschnittsspieler (für den dieses Spiel an und für sich bestimmt nicht ungeeignet wäre) doch vom Spielen abschrecken könnte. Für die grafische Gestaltung des Regelheftes hat man sich zwar wirklich sehr ins Zeug gelegt – viele Erklärungen werden mit wunderbaren Bildern untermalt – aber leider gibt es daran trotzdem einiges auszusetzen. Positiverweise merkt man gleich auf den ersten Blick, dass wichtige Passagen fett gedruckt wurden – jedoch leider nicht konsequent bei allen wichtigen Dingen. Dass man für eine Reise, die man aufgrund einer Einladung macht, z. B. nur eine einzige Reisekarte ausspielen muss, egal, wie weit man reisen möchte, wird überhaupt nicht hervorgehoben, was bei unserem ersten Spiel dazu geführt hat, dass wir die Stelle auch prompt überlesen haben und im ganzen Spiel nur auf eine einzige Einladung positiv reagiert wurde. Auch die Tatsache, dass man auf ausgespielte Nachschub-Karten entweder sofort oder erst dann, wenn man tatsächlich an der Reihe ist, reagieren muss (je nachdem, ob sie bei einer regulären Reise oder bei einer Einladung gespielt wurde) muss man sich auch mehr oder weniger selbst zusammen reimen, was bei einem solch umfangreichen Regelwerk für den Erstleser bestimmt nicht einfach ist. Man hätte es dem Spieler also auch etwas einfacher machen können!
Wenn man nicht gerade mit Dauergrüblern am Tisch sitzt, ist die Angabe der Spieldauer vielleicht ein bisschen zu lange ausgefallen. Unsere Runden waren – bis auf die erste – jedenfalls immer deutlich unter der angegebenen Zeit beendet.
Der meines Erachtens relativ hohe Glücksfaktor darf in diesem Spiel bestimmt nicht unerwähnt bleiben, denn ob man letztendlich gewinnt oder nicht, hängt schon sehr stark davon ab, zu welchem Zeitpunkt man welche Aufträge zieht. Allen „Glücksspiel-Hassern“ kann man also bestimmt dazu raten, die Finger davon zu lassen. Dies soll jedoch nicht heißen, dass es sich bei diesem Spiel um ein reines Glücksspiel handelt. Man hat schon gewisse Einflussmöglichkeiten auf das Spiel, so z. B. das Spekulieren mit den Bohnensorten und der Tausch mit den Mitspielern zur richtigen Zeit. Letztendlich würde ich meinen, dass das Spiel Leuten, die gerne Spiele wie z. B. „Elfenland“ auf den Tisch legen, mit dem Kauf von „Bohn Hansa“ bestimmt nicht unglücklich sein werden, denn durch die Faktoren Tauschen und Handeln ist es ein kein reines Reisespiel, sondern eines mit der dazugehörigen Würze.
Rezension Sandra Lemberger
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.