Rezension/Kritik - Online seit 18.12.2017. Dieser Artikel wurde 5735 mal aufgerufen.
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Wer kennt sie nicht, die Tage, an denen alles schief läuft? Wenn man morgens Auge in Auge mit einer fetten Spinne erwacht oder im Auto vom eigenen Hinterrad überholt wird. In diesem Spiel geht es darum, sämtliches Unglück abzuwenden. Dafür muss man jedoch mit Chips bezahlen – aber ab und zu muss man unangenehme Situationen auch einfach in Kauf nehmen, denn die Chips reichen nicht aus, um sich vor allen Unglückssituationen zu schützen.
Aus den Zahlenkarten mit den Werten 3 bis 35 werden verdeckt 9 zufällige aus dem Spiel genommen, der Rest wird als verdeckter Stapel bereit gelegt. Anschließend erhält jeder Mitspieler 7 bis 11 Chips, abhängig von der Spielerzahl. Dieser Vorrat wird vor den Mitspielern geheim gehalten.
Wer an der Reihe ist, deckt eine Karte auf. Nun hat er zwei Möglichkeiten: Entweder er nimmt die Karte und erhält damit am Ende so viele Minuspunkte, wie es dem Wert dieser Karte entspricht. Oder er nimmt sie nicht und legt – um das Unglück abzuwenden – einen Chip auf die Karte. Reihum steht nun jeder nachfolgende Spieler vor derselben Entscheidung. Dies wird so lange fortgesetzt, bis ein Spieler die Karte nimmt – und mit ihr alle darauf liegenden Chips. Dies ist die einzige Möglichkeit im Spiel, an weitere Chips zu kommen, die übrigens am Spielende ebenfalls je einen Siegpunkt wert sind. Sofern ein Spieler keine Chips mehr besitzt, ist er gezwungen, die ausliegende Karte zu nehmen.
Nimmt man eine Karte, deren Wert genau um eins größer oder kleiner ist als der einer Karte, die man bereits vor sich liegen hat, so darf man diese beiden Karten übereinander legen – sie bilden eine so genannte Zahlenkette. Nur für die niedrigste Karte dieser Kette erhält man am Ende Minuspunkte.
Das Spiel ist zu Ende, sobald die letzte Karte vom Stapel genommen wurde. Der Spieler mit den wenigsten Minuspunkten ist der größte Glückspilz unter den Pechvögeln und gewinnt das Spiel.
Vielleicht kam dem einen oder anderen Leser der Spielverlauf bereits bekannt vor. Dann täuscht er sich nicht, denn Schöne Schei#!?e ist die Neuauflage des Spiels Geschenkt … ist noch zu teuer vom selben Verlag. Damals schon ein schönes Spiel - und daran hat sich nichts geändert. Außer der Aufmachung. Während es sich früher um ein rein abstraktes Spiel handelte, wurde ihm jetzt ein Thema übergestülpt. Entsprechend finden sich nun auf den Karten Zeichnungen mit Unglücksszenen, die so mancher Mitspieler recht unterhaltsam fand, die das Spiel aber weder besser noch schlechter machen.
Schöne Schei#!?e besticht nach wie vor durch seine einfachen Regeln, die auch Wenigspielern leicht zu erklären sind. Die Spannung entsteht daraus, dass man jedes Mal aufs Neue überlegen muss, ob man eine Karte nimmt oder nicht. Manchmal ist es für die Mitspieler offensichtlich, wenn man eine Karte nehmen will. Nämlich dann, wenn man damit eine Zahlenkette bilden könnte. Trotzdem nimmt man sie dann oft nicht gleich, in der Hoffnung, dass sie eine Runde liegen bleibt und mit weiteren Chips bestückt wird, ehe man zugreift. Groß ist dann das Geheule, wenn ein anderer doch ganz unerwartet zugreift - was immer wieder passiert, wenn bei einem Spieler der Chips-Notstand zu groß wird. Da dieser aber vor den anderen geheim gehalten wird, weiß man nie so genau, wer nun bald gezwungenermaßen zugreifen muss.
Eine weitere Ungewissheit besteht darin, dass keiner weiß, welche Karten aus dem Spiel genommen wurden. So holt sich so manch einer eine Karte, deren übernächster Wert schon vor ihm liegt, in der Hoffnung, dass er mit dem fehlenden Zwischenstück eine schöne Dreierkette bilden kann. Aber nicht selten taucht die fehlende Karte dann gar nicht auf …
Schöne Schei#!?e ist ein flottes Spiel, das in großen und kleinen Gruppen gleichermaßen gut funktioniert. Hauptsächlich ergibt sich der Spielspaß aus Schadenfreude, wobei es sich dabei um eine Boshaftigkeit handelt, mir der man gut leben kann.
Rezension Sandra Lemberger
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Schöne Sch#!?e: 5,0, 3 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
12.10.17 von Sandra Lemberger |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
22.11.17 von Stephan Gehres - 2. Neuauflage von Geschenkt ist noch zu teuer. Für meinen Geschmack sind die Karten in dieser Ausgabe zu groß, wodurch das Handling erschwert wird und der Platzbedarf unnötig verdoppelt wird. Ansonsten nach wie vor ein tolles Spiel. Klassischer Absacker. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
18.12.17 von Rene Puttin - Klasse Spiel! Mit minimalen Regeln wird hier eine sehr schöne taktische Tiefe erreicht. Dazu kommt, dass die Neuauflage viel schöner als der Vorgänger aufgemacht ist. |
Leserwertung Schöne Sch#!?e: 5.0, 3 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
22.10.17 von Thomas - Das Spiel wurde vom gleichen Autor bereits 2004 veröffentlicht, damals unter dem Namen "GESCHENKT - ist noch zu teuer". Die Aufmachung hat seitdem gewonnen, der Spielreiz ist unverändert hoch, gerade mit 4-7 Spielern - ein schönes Zocker- und Bluffspiel zur Auflockerung. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
20.12.17 von Tim Mertens - Ja, viel zu große Karten, wird eher etwas unübersichtlich dadurch. Wieso das nun? Ich besitze das Originalspiel "Geschenkt" und das gefällt mir nach wie vor am besten. Ein Klassiker. Aber mit mehr als 5 Leuten würde ich es eigentlich eher nicht spielen wollen. Spielreiz tendiert zur 6, die neue Aufmachung eher zu einer 4. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
24.12.17 von Martin Schipper - Super Absacker Spiel. Begeistert auch Gelegenheitsspieler. |