Spielerei-Rezension
Das Kartenspiel Futschikato von Friedemann Friese hat eine Vorgeschichte. Denn der Autor hat sich einen für sich kostenträchtigen Scherz erlaubt, das Spiel vorab in einer Miniauflage unter dem Namen Doppelt und dreifach produziert und es Angehörigen der Spieleszene unaufgefordert zukommen lassen. Absender, Autorennennung, Verlagsname - alles Unfug. Doppelt und Dreifach sah wie eine reine Amateurproduktion aus, hatte zudem nicht so viele Karten wie Futschikato.
Später erzählte Friese auf BoardGameGeek, dass er damit die Reaktionen testen wollte - und wohl auch beobachten, wie Insider mit so einem unaufgeforderten Spielchen umgingen. Nach ein paar Blogeinträgen, woher die mysteriöse Schachtel denn wohl herkomme, war sehr schnell Ruhe. Niemand berichtete über Doppelt und dreifach. Was mancher als Indiz für die überfütterte Szene nahm, die einem Spiel ohne Verlags- und Autorennamen keine echte Chance gibt. Das war nur die halbe Wahrheit.
Natürlich hatte ich es schwer, den Vorgänger in meinen Runden überhaupt auf den Tisch zu bekommen. Dazu mag auch die mäßige Optik und die begrenzte Spielerzahl beigetragen haben. Aber warum sollte jemand, der nicht bloggt, über ein Spiel publizieren, dessen Verlag unbekannt ist und zu dem man keinen Kontakt aufnehmen kann? Die Leser wollen bei Interesse eine Bezugsquelle, und die konnte ich nicht nennen. Eine Veröffentlichung kam deshalb nicht in Frage, ich habe Friedemann das später auch mitgeteilt. Eine Reaktion darauf habe ich leider nicht erhalten. Für mich war dieses Guerilla-Marketing mit Doppelt und Dreifach wenig durchdacht und damit ein Fehlschlag.
Dabei sind die Grundregeln identisch mit Futschikato: Reihum spielt jeder eine seiner Handkarten mit einer Zahl zwischen zwei und zwanzig darauf aus. Kommen wir wieder an die Reihe und unsere Karte liegt noch immer vor uns, dürfen wir sie ablegen und eine neue spielen. Werden wir so unsere letzte los, haben wir gewonnen. Leider spielen die anderen aber hin und wieder eine Karte mit einem höheren Wert aus. Dann müssen wir unsere Karte abwerfen und dafür eine neue auf die Hand ziehen.
Das wäre alles ziemlich wenig, wenn es nicht einen entscheidenden Kniff gäbe: Zahlen gleichen Wertes am Tisch werden addiert, und so können auch die Kleinen die Großen schlagen. Da zudem deutlich mehr kleine Werte wie Zweier oder Dreier im Spiel sind als fette 15er oder 20er, können viele gleiche Karten auch mal eine höhere rauskicken. Das macht (Schaden-)Freude. Zudem gibt es einen weiteren Vorteil: Wer sich an so eine Additionskette anhängt, ist seine Tischkarte früher los. Denn sobald jemand wieder an die Reihe kommt und seine Karte weglegen kann, dürfen dies alle anderen mit gleichem Zahlenwert auch tun.
Es gilt also den richtigen Moment abzupassen und Karten mit Werten vorzuspielen, die die dahinter Sitzenden so ergänzen können, dass man auch mal den großen Zahlenwert eines kurz vor dem Sieg stehenden Konkurrenten wegknipsen kann. Wenn der dann als neue letzte Karte einen niedrigen Wert nachzieht - sein Problem! Das kann Wenigspieler durchaus länger unterhalten und hat sich auch in einigen Vielspielerrunden als Absacker etabliert. Richtig zur Form läuft Futschikato allerdings erst ab fünf oder mehr Spielern auf. Dann ist eine Ausspielrunde lang, und unterwegs kann vieles passieren.
Rezension Stefan Ducksch
In Kooperation mit der Spielezeitschrift