Spielziel
Die Spieler kümmern sich um ihre Bauernhöfe auf Mallorca. Das bedeutet: Sie bauen ihren Hof aus, bringen Waren zum Markt und/oder transportieren diese in die Ferne. Die Vorgaben dafür liefern Würfel, deren Unwägbarkeiten man dabei nie außer Acht lassen sollte.
Ablauf
Jeder Spieler wird mit einem Wertungsblatt und einer Würfelleiste ausgestattet. Der aktive Spieler würfelt jeweils alle Würfel, nimmt sich einen davon und markiert das Resultat mit einer seiner Scheiben auf seiner Würfelleiste.
Reihum nimmt jeder Mitspieler ebenfalls einen Würfel und markiert das Ergebnis. Anschließend würfelt der Startspieler die verbliebenen Würfel erneut und verfährt noch einmal wie oben beschrieben. Zum Schluss bleibt ein Würfel übrig, den er ein drittes Mal würfelt und dessen Ergebnis dann für alle Spieler gilt.
Im Anschluss an diese Würfelphase werden die markierten Ergebnisse auf den Wertungsbogen übertragen, indem man Felder mit den passenden Motiven ankreuzt. Neben Feldern, bei denen es egal ist, in welcher Reihenfolge sie angekreuzt werden (Helfer, Fernhandel, Lager und Stall), gibt es auch solche, bei denen man eine feste Aufeinanderfolge einhalten muss (Scheunendach und Marktkarren).
Allen Bereichen des Wertungsblocks ist es gemein, dass man nach dessen Vollendung eine Belohnung erhält. Mal ist es eine Münze, mal erhält man Bonuswaren oder darf einen Markierungsstein auf den Markt von Esporles bringen, der am Spielende Extrasiegpunkte bringt.
Eine Würfelseite zeigt einen Hut. Jedesmal, wenn ein Spieler diesen wählt, darf er seinen Marker auf der Siesta-Leiste um ein Feld vorrücken. Passiert er dabei bestimmte Stellen, erhält er zusätzliche Spielmarker. Außerdem löst diese Leiste das Spielende aus, wenn ein Spielmarker das letzte Feld erreicht. Dann gewinnt natürlich der Spieler mit den meisten Punkten, die sich aus sämtlichen Bereichen des Wertungsblattes errechnen.
Fazit
Öffnet man die Schachtel von La Granja – No Siesta!, so findet man diese üppig gefüllt vor. Hinsichtlich der Qualität ist einerseits der dicke Block mit den Wertungsbögen positiv hervorzuheben, denn die Blätter sind doppelseitig bedruckt. Man kann also eine ganze Weile spielen, ohne kopieren zu müssen. Andererseits ist er aufgrund der Blattgröße sehr kompakt bedruckt, was nicht jedem gefiel. Das Probespiel in Essen am letzten Messetag hat mich außerdem davon überzeugt, dass es unumgänglich ist, die Würfel nach dem Bekleben mit Klarsichtlack zu bepinseln, denn die Farben reiben sich andernfalls stark ab, so dass die Symbole dann nicht mehr gut zu erkennen sind.
Die 22-seitige Spielregel will erst einmal erarbeitet werden. Zwar handelt es sich nur um A6-Seiten, aber diese sind auch relativ klein bedruckt, und es gibt schon eine Menge Regeln zu studieren. Dass dabei einige Seitenhinweise falsch sind, macht die Sache nicht einfacher. Hat man jedoch die erste Partie hinter sich gebracht, so zeigt sich, dass doch alles recht schlüssig wirkt und vor allem gut durch die Symbole auf dem Wertungsbogen unterstützt wird. Lediglich die Pfeile auf den Marktkarren hätte ich mir etwas deutlicher gewünscht.
Durch den Würfel-Draft-Mechanismus sind immer alle Spieler ins Geschehen involviert – das gefällt mir sehr gut. Außerdem sorgt es für Interaktion, denn ansonsten werkelt jeder mehr oder weniger am eigenen Hof herum. Lediglich die Marktkarren der anderen muss man im Auge behalten, denn nur der Erste, der einen davon komplettiert, darf sich über einen höheren Ertrag freuen. Außerdem darf man in diesem Fall auch noch einen eigenen Marker auf den Markt von Esporles bringen, dessen Plätze begrenzt sind.
Für mehr Interaktion sorgt auch eine bereits im Spiel enthaltene Erweiterung, bei der nicht jedem dieselben Helfer zur Verfügung stehen, sondern ein allgemeiner Helferpool für alle vorhanden ist. Dies sorgt natürlich dafür, dass man seine Lieblings-Helferkombinationen eventuell nicht spielen kann, weil ein anderer schneller war.
Ebenso mag ich, dass man dem Würfelglück nicht hilflos ausgeliefert ist, denn sobald man die Belohnung "Ertrag ändern" wählt, darf man einmal pro Runde ein Würfelergebnis auf das eines benachbarten Feldes ändern. Diese Möglichkeit erhält man beim Fertigstellen eines Helferfeldes, was schon mit dem Abliefern von zwei passenden Rohstoffen der Fall ist, sofern man sich für diesen speziellen Helfer entscheidet, neben dem es noch fünf weitere gibt.
Neben den Würfeln bringen die Schindeln des Scheunendachs einen zusätzlichen Glücksfaktor ins Spiel, denn man zieht sie verdeckt, sobald man ein dazugehöriges Münzfeld komplettiert hat. Allerdings kann man sie auch gut "nebenher" erfüllen, indem man sich das Helferplättchen "Lager & Stall" holt, welches dazu führt, dass man jedes Mal beim Fertigstellen eines Stall- oder Lagerfeldes eine Münze erhält.
Insgesamt erscheint mir dieses Aufbauspiel gut durchdacht, und viele Wege können zum Sieg führen. Eine Sache gibt es jedoch, die mir weniger gefällt: Gegen Ende hin kann sich das ansonsten kurzweilige Spiel etwas ziehen, wenn keiner die Siesta-Leiste beendet, sei es, weil es keiner für zielführend hält oder einfach zu wenig Hüte gewürfelt werden. Ansonsten weiß La Granja – No Siesta! für etwa 30 bis 45 Minuten gut zu unterhalten, unabhängig von der Zahl der teilnehmenden Spieler.
Rezension Sandra Lemberger
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.