Rezension/Kritik - Online seit 03.04.2003. Dieser Artikel wurde 7194 mal aufgerufen.
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Als Filmproduzenten versuchen die Spieler Filme zu produzieren und auf dem großen Filmfestival in Cannes vorzustellen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Connections im Business stimmen. Es ist ein Netzwerk aufzubauen, um alle entsprechenden Zutaten für einen guten Film zusammen zu bekommen. Wer am Ende die meisten Zuschauerzahlen verzeichnen kann, gewinnt das Spiel.
Der Spielplan in Form von aneinander gelegten 6-Eckigen Spielplanteilen, entsteht im Verlauf des Spiels. Jedes mal, wenn ein Spieler an der Reihe ist, nimmt er 3 Spielplanteile auf und entscheidet sich dann, ob er einen oder zwei Spielplanteile anlegen möchte. Legt er zwei Teile an, ist sein Zug nach dem Anlegen beendet.
Entscheidet er sich dafür nur ein Teil anzulegen, hat er im Anschluss daran die Möglichkeit sein Netzwerk auszubauen bzw. zu verändern und zu produzieren. Die nicht verwendeten Spielplanteile kommen verdeckt auf einen Ablagestapel und kommen zu einem späteren Zeitpunkt wieder ins Spiel.
Jeder Spieler baut im Verlauf des Spiels ein eigenes Netzwerk auf. Jeder Spieler verfügt über 5 Netzwerkverbindungsstücke seiner Farbe, mit welchen er Spielfelder miteinander verbinden kann. Das Netzwerk eines Spielers muss zu jedem Zeitpunkt eine Einheit sein, d.h. es muss eine durchgehende Verbindung existieren. Geht ein Spieler in die Produktionsphase, darf er die Eigenschaften der Felder einsetzen, mit welchen er verbunden ist.
Welche Arten von Spielplanteilen gibt es:
Die Händler produzieren Waren. Es gibt Händler die eine Ware pro Spielzug produzieren und welche, die zwei Waren pro Spielzug produzieren. Hiermit lassen sich Personen, Bier und Computerchips herstellen.
Auf Basis dieser Rohstoffe lassen sich nun andere Waren eintauschen, sofern man mit den entsprechenden Spielplanteilen vernetzt ist:
Es gibt Handy-Karten, die es einem ermöglichen sein Netzwerk von einer Handy-Karte zur nächsten Handy-Karte auszuweiten. Auf diese Weise kann man auch eine Distanz überwinden und sein Netzwerk etwas streuen. Eine Verbindung zum Makler-Feld ermöglicht es dem Spieler bis zu 3 Karten pro Spielzug zu legen. Eine Verbindung zu einem Filmkritiker kann man die Popularität eines Genres nach oben treiben, was hilft die eigenen Besucherzahlen in die Höhe zu treiben.
Es gibt also eine Vielzahl an Möglichkeiten an “Rohstoffe” zu kommen und diese individuell einzutauschen, um letztendlich den Film zu produzieren. Grundvoraussetzung ist jedoch immer, dass man zum aktuellen Zeitpunkt die entsprechende Anbindung an die Spielplanteile besitzt. Da das Netzwerk und somit die Möglichkeiten eines Spielers stets eingegrenzt sind, ist es erforderlich die Netzwerkverbindungen immer wieder zu verändern.
Durch geschicktes Legen der eigenen Netzwerkteile kann man zudem andere Spieler blockieren, was sicher nicht ungeschickt ist.
Die Popularität eines Films ist maßgeblich für die Besucherzahlen. Zu Beginn des Spiels liegt bei allen Spielern der Wert auf 13.000 Besuchern pro Film. Wer einen Film eines Genres (SciFi, Teenie-Komödie, Action) veröffentlicht, erhält entsprechend der aktuellen Popularität Eintrittskarten im entsprechenden Wert. Im Anschluss daran fällt jedoch die Popularität, d.h. alle nachfolgenden Produktionen werden nicht mehr die Besucherzahlen erreichen, wie die Vorgängerfilme, sofern man nicht durch eine Netzwerkanbindung zu einem Filmkritiker ein wenig nachhilft und den Wert wieder nach oben treibt.
Sobald alle Spielplanteile angelegt wurden oder 10 “Old-Boys”-Netzwerkverbindungen gelegt wurden, endet das Spiel. Danach wird geprüft, addiert jeder Spieler seine Besucherzahlen. Der Spieler mit der höchsten Gesamtbesucherzahl gewinnt das Spiel.
Material: Das Spiel besteht aus einer Vielzahl an Plättchen, vieler kleiner Marker für die Rohstoffe. Die Netzwerkverbindungen sind aus Holz. Die Ausstattung ist dahingehend recht üppig. Dennoch hat man sich mit der grafischen Gestaltung m.E. keinen Gefallen getan. Weder das Spielcover noch die Plättchen wirkten auf uns sehr ansprechend. Die Unterscheidung der kleinen Pappmärkchen ist zumindest gewöhnungsbedürftig.
Die Regeln sind verständlich beschrieben, dennoch leidet ein wenig die Übersicht, wenn man bestimmte Details noch einmal nachlesen möchte. Sehr gelungen ist das Flussdiagramm der Spielplanteile. Hier ist klar erkennbar, welche Rohstoffe / Güter man benötigt, um letztendlich zu einer Filmproduktion zu kommen. Das sehr ausführliche Beispiel mag anfänglich etwas erschlagend wirken, veranschaulicht jedoch sehr gut, welche Möglichkeiten man alle im Spiel hat.
Das Spielthema "Film" wirkt m.E. etwas aufgesetzt. Eigentlich ist es nichts anderes als ein Wirtschaftsspiel. Ich vermute als das war es ursprünglich auch gedacht. Man produziert Waren, tauscht diese gegen andere Waren ein, verkauft diese anschließend an der Börse und versucht bis zu diesem Zeitpunkt einen möglichst hohen Marktwert zu bewirken. Vielleicht hatte man Angst, was den Anklang eines trockenen Wirtschaftsthemas betrifft. Da lockt das Thema Glämmerwelt des Films etwas mehr Interesse.
Spielverlauf: Ein guter Überblick ist zum Spielen von Cannes äußerst wichtig! Man muss genau sehen, an welche Spielplanteile man sich zu welchem Zeitpunkt anbinden muss, um entsprechende Güter zu erhalten.
Da es erlaubt ist, zuerst zu produzieren und im Anschluss daran sein Netzwerk leicht zu modifizieren, um danach erneut zu produzieren, kann man bei geschickter Planung innerhalb eines Spielzugs sehr viel erreichen.
Während der Produktions- und Tauschphase entsteht allerdings häufig eine regelrechte Plättchentauschorgie, bis man ans Ziel seines Spielzugs angelangt ist.
Beim Anlegen von Spielplanteilen versucht man diese immer so zu platzieren, dass andere Spieler möglichst schlecht die Anbindung schaffen. Allerdings kann es auf diese Weise passieren, dass ein Spieler ausmanövriert wird und nicht so recht die Anbindung an dringend notwendige Spielplanteile erhält.
Es hat sich als vorteilhaft gezeigt, wenn während des Spielzugs eines Spielers die Folgespieler schon einmal die nächsten Spielplanteile nehmen und ihre Strategie überlegen. Damit lässt sich der Spielfluss beträchtlich steigern.
In unseren Runden fiel es auf, dass wir bei nicht übermäßiger Nutzung der Old Boy-Netzwerke erst in den letzten zwei Runden soweit waren, Filme zu produzieren und zu kassieren. Das wirkt etwas unbefriedigend, da man dann erst das Gefühl hat, so richtig vorwärts zu kommen. Sehr entscheidend ist in dieser Phase, ob ein Spieler 1, 2 oder (bei Anbindung an einen Makler) 3 Spielplanteile anlegt. Auf diese Weise kann man den Zeitpunkt des Spielendes maßgeblich bestimmen und letztendlich auch, ob nachfolgende Spieler noch einmal die Möglichkeiten haben Filme zu produzieren. So ist die letzte Spielrunde oft absolut entscheidend. Dies ist positiv hinsichtlich des finalen Spannungsbogens. Auf der anderen Seite ist es frustrierend, wenn der Erfolg einer guten Netzwerkplanung letztendlich so entscheidend beeinflusst werden kann.
So wirkte das Spiel, egal ob in 3er- oder 4er-Besetzung etwas schlagartig beendet. Vielleicht wäre es sinnvoll gewesen, nach dem Spielen der letzten Karte noch einmal eine komplette Runde durchzuspielen.
Zusammengefasst: Alles in Allem ist Cannes ein intelligentes Wirtschaftsspiel, das gerade Tüftlern und Freunden von Zugoptimierungsspielen zusagen dürfte. Grundvoraussetzung ist jedoch, dass die Spieler ein recht hohes Maß an Überblick mitbringen, sonst wird man sich zumindest Anfangs in der Vielzahl der Möglichkeiten verlieren. Wer diese Voraussetzungen mitbringt und über die Abstriche hinsichtlich Optik und Spielende hinwegsehen kann, könnte in “Cannes” 60-90 Minuten interessante Spielunterhaltung finden.
Rezension Frank Gartner
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Cannes: 3,5, 6 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Frank Gartner |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Doris Hahn |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Clemens Schollenberger |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Bernd Eisenstein |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Hans-Peter Stoll |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
14.02.07 von Michael Andersch |
Leserwertung Cannes: 4.4, 5 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Peer Sylvester - Wirklich gutes Optimierspiel, das eine gehörige Portion Überblick verlangt. Allerdings wirkt der Glückfaktor beim Ziehen der Sechsecke etwas störend. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Tommy Braun |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Sonny Crockett - Von der Grafik her fühlt man sich in einem echten B-Film, Regie: Ed Wood. Aber es macht Spaß und wir haben auch stets jeder mehrere Filme produzieren können. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Sarah Kestering |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
30.12.04 von Sarah Kestering - Also wir fanden es erst ziemlich gut, mittlerweile aber nicht mehr. Hat jemand erstmal ein gutes Netzwerk aufgebaut, produziert er Film ueber Film. Um ein gutes Netzwerk aufzubauen ist man sehr stark vom Glueck abhaenig - je nachdem was fuer Plaettchen man zieht. Leider muss ich da meine gute Bewertung korrigieren. |