Spielziel
Als Baumeister von Aquädukten landen die Spieler auf den punkteträchtigsten Podestens, die die längsten Wasserleitungen in Rom verlegt haben.
Ablauf
Ausgehend von den drei oder vier Wasserreservoirs in den Spielerfarben werden pro Spieler zwischen 3 und 6 Aquädukte gebaut (abhängig von der Spielerzahl; zu zweit übernimmt jeder Spieler zwei Farben), die sich in geraden oder kurvigen Stücken über das 8 mal 11 Felder grosse Spielfeld erstrecken. Auf den am weitesten vom Reservoir entfernten Feldern jedes eigenen Aquäduktes stehen die Arbeiter der Spieler, um den Weiterbau zu bewerkstelligen.
Hierzu dürfen die Spieler reihum je 1 ihrer Arbeiter aktivieren. Dazu wird zunächst geschaut, ob ein passender Baumeister in Sichtweite steht. Denn auf einer Leiste um das Spielfeld herum stehen 12 Baumeister bereit, um den Arbeitern Anweisungen zu erteilen, die sich auf die Form des nächsten Bauabschnittes beziehen: So gibt es Kurven und Geraden, sowie Kreuzungen (2 Geraden) und Doppelkurven, die sich in den auf dem Spielplan abzulegenden Aquädukt-Plättchen wiederfinden. Nur ein Baumeister, der von einem Arbeiter in gerader Linie in einer der vier möglichen Richtungen zu sehen ist, kann in Anspruch genommen werden. Somit wird die Auswahl der Plättchen durch die sichtbaren Baumeister vorgegeben.
Ein Spieler prüft also in seinem Zug, welche Baumeister zur Verfügung stehen, zieht ein entsprechendes Plättchen, legt es an das Aquädukt des ausgewählten Arbeiters an und zieht diesen auf das Plättchen vor, das nun das neue offene Ende bildet - das kann durchaus ein anderes als das gerade gelegte Plättchen sein, wenn dieses zur Anbindung an neutrale Aquäduktfelder genutzt wurde. Nach getaner Arbeit geht der so genutzte Baumeister einen Schritt zum nächsten freien Feld der Leiste weiter. Überschreitet er dabei eines der vier Eckfelder, darf der aktive Spieler ein weiteres zum Baumeister passendes Plättchen als neutrales Feld auf den Spielplan bringen. Sollte für keinen der Arbeiter ein Baumeister zur Verfügung stehen, kann der aktive Spieler nur einen Baumeister um ein Feld auf der Leiste bewegen.
Aquädukte können abgeschlossen werden, indem sie am Spielfeldrand oder durch ein anderes Plättchen am Weiterbau gehindert werden. Auch ein freiwillig erklärter Abschluss ist erlaubt, obwohl eine Weiterführung möglich wäre. Denn jeder Abschluss wird direkt gewertet, indem die Länge des Aquäduktes bestimmt wird. Dazu wird entlang der Wasserleitung die Anzahl der durchflossenen Geraden und Kurven gezählt. Der zuständige Arbeiter wird nun auf ein Podest mit der zugehörigen Siegpunktzahl gehoben - ist das passende Podest nicht mehr verfügbar, muss er mit dem nächstkleineren freien Podest vorlieb nehmen. Nur die Podeste mit 3 bzw. 7 Siegpunkten sind gross genug für zwei Arbeiter. Nach den ersten fünf erfolgreichen Abschlüssen kommt jeweils ein zusätzlicher Baumeister ins Spiel, der vom wertenden Spieler zu Beginn seines nächsten Zuges auf der Baumeister-Leiste eingesetzt wird.
Sobald alle Arbeiter ihr Werk vollbracht und ihren Platz auf einem Podest eingenommen haben, wird der erfolgreichste Aquäduktbauer ermittelt: Ausser den Siegpunkten, die jeder Arbeiter entsprechend seiner Leistung und damit seines Podestplatzes beisteuert, gibt es noch zwischen 4 und 2 Bonuspunkten für die Arbeiter auf den drei höchsten besetzten Podesten. Der Spieler, der das Arbeiterteam mit der daraus addierten höchsten Gesamtpunktzahl beaufsichtigt hatte, darf sich als bester Aquäduktbauer rühmen.
Fazit
Sobald Aqua Romana auf einem Spieletisch liegt, zieht es gerne neugierige Blicke auf sich. Dies liegt wohl primär an den grossen Baumeisterfiguren aus Holz, die dem Spiel eine besondere Note verleihen, was das Material angeht. Auch die anderen Komponenten sind solide gestaltet, so dass es in dieser Hinsicht absolut nichts zu beanstanden gibt.
Auch die Spielregel ist im Prinzip gut und verständlich geschrieben. Allerdings fehlen in der ursprünglichen Fassung Aspekte, zum Beispiel hinsichtlich des Startaufbaus für zwei Spieler. Wer hier beim Lesen gestutzt hat, sollte auf die Homepage des Verlags surfen und sich dort die aktualisierte Fassung besorgen (den Link habe ich unten angegeben). Weshalb im Startaufbau offensichtlich erst die Baumeister eingesetzt werden sollen, und dann erst die Wasserreservoirs der Spieler aufs Feld gebracht werden, ist nicht ersichtlich - wer die Startaufstellung kennt, hat hier einen Vorteil.
Wer kurz über die spielerische Umsetzung des Themas sinniert, gerät vermutlich leicht ins Stocken. Mit Aquädukten verbinden sicher die wenigsten Spieler ein verschlungenes über- und untereinander her führendes Knäuel inmitten eines Wohngebiets. Genau hierher wurde der Schauplatz verlegt, und auch die Ausgangsposition vom Wasserreservoir her erscheint ungewöhnlich. Das Thema ist also aufgesetzt, und die Einkleidung eines im Prinzip abstrakten Spiels damit verfehlt.
Der Spielfluss verändert sich im Laufe des Spiels zum Teil sogar gewaltig. Zu Beginn ergeben sich meist mehrere Möglichkeiten für die verschiedenen Arbeiter jeden Spielers. Zum einen liegt dies daran, dass sich die Baumeister zunächst in guter Reichweite der Wasserreservoirs tummeln, zum anderen ist das Spielfeld noch offen genug, um in verschiedene Richtungen zu expandieren. Zu diesem Zeitpunkt ist die Hauptaufgabe der Spieler, möglichst gut einzuschätzen, in welche Richtung am wenigsten Behinderung durch die Mitspieler zu erwarten ist, und wie lange sich welche Baumeister am besten exklusiv nutzen lassen. Besonders die Bonuszüge der Baumeister, die um die Ecke gezogen sind, lassen sich konstruktiv nutzen, um in einem späteren Zug das eigene Aquädukt um mehr als ein Feld zu verlängern. Aber auch destruktive Züge können interessant sein, auch wenn man nur indirekt die Mitspieler durch diese Extraplättchen behindern kann.
Nach einigen Runden hat sich der Spielplan dann schon gefüllt, und es sind einige Baumeister nicht mehr für die eigenen Arbeiter verfügbar. Mehr und mehr geraten die Spieler in Zwangs-Situationen, in denen nur noch sehr spärliche Zugmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Hier heisst es zwar weiterhin, die zukünftigen Optionen für sich selbst und die Mitspieler im Auge zu behalten - um keine Vorlagen zu liefern und sich selbst nicht auszubremsen. Es kann aber auch passieren, dass man zu sehr ungünstigen Zügen gezwungen wird, weil einfach keine Baumeister in Reichweite sind, die zu einer besseren Ausbeute führen. Diese zunehmenden Einschränkungen wurden von einigen Spielern als unangenehm empfunden.
Interessant - und sicher das innovativste Spielelement bei Aqua Romana - ist der Wertungsmechanismus: Wer früh wertet, hat weniger Ausbreitungsmöglichkeiten und ist von den oben beschriebenen Zwangssituationen umso stärker betroffen. Auch die zusätzlichen Baumeister, die für den wertenden Spieler im nächsten Zug erst einmal exklusiv eingesetzt werden dürfen, schaffen nur eine vorübergehende Abhilfe. Allerdings stehen den zuerst gewerteten Arbeitern alle Podeste zur Verfügung, da bei gleicher Aquäduktlänge die späteren Wertungen dazu führen, dass man mit der nächstniedrigeren freien Siegpunktzahl zufrieden sein muss - dies kann im schlimmsten Fall zum Verlust von vielen Siegpunkten führen! Aus diesem Grund kann es sich trotz der geschilderten Nachteile lohnen, auch mal freiwillig zu werten, wenn man zu befürchten hat, später weit nach hinten durchgereicht zu werden.
Zusammengefasst ist Aqua Romana damit ein optisch reizvolles, aber thematisch nicht überzeugendes Legespiel, das vor allem Liebhaber dieser Sparte durchaus ansprechen wird. Insgesamt hat es sich jedoch nur eingeschränkt bewährt und bietet keinen langfristigen Spielreiz.
Rezension Kathrin Nos
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.