Rezension/Kritik - Online seit 09.06.2025. Dieser Artikel wurde 1671 mal aufgerufen.

Men-Nefer

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Autor: Germán P. Millán
Verlag: Pegasus Spiele
Ludonova
Rezension: Michael Andersch
Spieler: 1 - 4
Dauer: 60 - 120 Minuten
Alter: ab 14 Jahren
Jahr: 2024
Bewertung: 5,0 5,0 H@LL9000
5,4 5,4 Leser
Ranking: Platz 529
Men-Nefer

Spielziel

In Men-Nefer tauchen wir tief in die Geschichte Ägyptens ein und haben allerlei zu tun: Wir bilden uns weiter, schippern auf dem Nil um zu fischen, gehen in den Tempel um Opfergaben darzubringen, bauen Sphinxe, bestatten Verstorbene in Nekropolen und errichten natürlich Pyramiden. Gleichzeitig müssen wir ein reines Herz bewahren – dieses muss "leichter sein als eine Feder".
Wir müssen also nicht nur viele, sondern auch vielerlei Dinge erledigen – und unser Tun wird natürlich in Siegpunkten gemessen. Wessen unterschiedliche Aktivitäten hiervon am meisten ausschütten, der wird gewinnen.

Ablauf

Die Einleitung lässt es erahnen: Men-Nefer ist ein Expertenspiel, in dem viele Mechanismen auf mannigfaltige Weise miteinander verwoben sind. Diese Rezension beleuchtet daher nur die Grundprinzipien des Spiels und geht nicht auf Einzelheiten ein.

Dabei ist Men-Nefer ein im Grunde einfaches Spiel, welches über 3 Zeitalter geht. Diese laufen alle gleich ab, und erfreulicherweise gibt es nach dem dritten Zeitalter keine Schlussabrechnung mit einem undurchschaubaren Siegpunkteregen, sondern es zählt nur und genau das, was während des Spiels errungen wurde.
Jeder Spieler macht pro Zeitalter genau 9 Aktionen, von denen es 3 unterschiedliche gibt. Und jeder Spieler führt jede dieser Aktionen genau dreimal aus.
Im Zentrum steht dabei eine 5-zeilige Aktionsleiste in der Mitte des großen Spielplans.

Aktionsmöglichkeit 1 besteht darin, mich mit einem meiner 3 Arbeiter für eine Zeile zu „bewerben“ – sprich: Ich stelle mich an die Zeile an, und gebe damit zu erkennen, dass ich diese Aktion im späteren Verlauf des Zeitalters ausführen will.

Damit das Anstellen nicht gar so langweilig ist, spiele ich gleichzeitig noch eines von ebenfalls 3 Aktionsplättchen aus und führe die darauf dargestellten Aktionen aus.

Aktionsmöglichkeit 2 besteht darin, einen sich für eine Aktion angestellten Arbeiter selbige nun tatsächlich ausführen zu lassen, wobei alle Aktionen mit jeder Ausführung stärker werden, das durch einen auf der Zeile vorrückenden Marker je Spieler angezeigt wird.
Mögliche Aktionen sind u .a. das Bauen von Sphinxen oder Pyramiden, das Bestatten von Toten, der Erwerb von Opfergaben oder deren Darbringung im Tempel. Die Durchführung erfolgt dann in den unterschiedlichen Bereichen des Spielplans, wobei viele Aktionen weitere Aktionen auslösen können, zum Beispiel kann ich durch den Bau einer Sphinx die auf dem bebauten Feld dargestellte Aktion ausführen, wie etwa ein wenig an der Pyramide weiter bauen oder auf Fischfang gehen.

Aktionsmöglichkeit 3 ist die kürzeste: Man besitzt am Anfang jedes Zeitalters 3 Aktionsplättchen, wobei man wie oben beschrieben jeweils eines abgibt, wenn sich ein Arbeiter an eine Zeile anstellt. Mit dieser Aktion holt man sich nun ein neues Plättchen für das kommende Zeitalter.

Die Reihenfolge, in der die Spieler Arbeiter sich anstellen lassen, Aktionen ausführen oder Aktionsplättchen holen, obliegt allen Spielern selbst – jeder wird in jedem Zeitalter aber seine 3 Arbeiter sich anstellen lassen, diese dann jeweils eine Aktion ausführen lassen und sich 3 neue Aktionsplättchen für das kommende Zeitalter holen, was insgesamt 9 Aktionen je Spieler und Zeitalter ergibt.

Nachdem alle Spieler diese durchgeführt haben, endet das Zeitalter und es werden Punkte in vielerlei Bereichen vergeben: Für Pyramiden, für Nekropolen, für den Bau des Obelisken und anderes mehr.

Nach drei Zeitaltern endet dann das Spiel.

Fazit

Öffnet man die Schachtel, so erblickt man eine Vielzahl von Material: Men-Nefer ist opulent ausgestattet. Ein Extralob gab es dabei von Mitspielern, die eine Farbsehschwäche haben: Die Farben seien auch für sie vorbildlich gewählt, so dass es keine Unterscheidungsprobleme gab.

Vor Spielbeginn muss man sich natürlich die Anleitung durchlesen, und die hat es ein wenig in sich: Sie ist zwar vorbildlich strukturiert, aber die Vielzahl von Aktionen bringt auch eine umfangreiche Symbolik mit sich. Diese alle zu überblicken und zu behalten ist zunächst etwas ermüdend, aber wenn man mit dem Spiel beginnt, erkennt man bereits nach kurzer Zeit: da passt alles.
Die Symbolsprache ist derart klasse, dass man nicht nur während des Spiels gut geführt wird, sondern auch mit der Erfahrung nur einer Partie in Folgepartien das Spiel neuen Spielern in nicht mehr als 15 Minuten erklären kann. In etwa so lange dauert aber auch der Aufbau, denn jede Menge Mterial will am Anfang hierhin und dahin gelegt werden. Wie gesagt: Die obige Beschreibung gibt den Spielablauf nur rudimentär wieder, und ich habe vielerlei Dinge weggelassen, wie beispielsweise das Einsammeln und Erfüllen von Aufträgen, die Existenz unterschiedlicher Waren und deren Lagerung bzw. den genauen Opfervorgang oder auch Schriftrollen sowie die Bestimmung, ob das eigene Herz „so leicht wie eine Feder“ ist.

Dennoch ist Men-Nefer kein kompliziertes Spiel – es lässt sich mit Erfahrung in Windeseile erklären, wozu natürlich auch beiträgt, dass es nur 3 Aktionen gibt: Männchen anstellen, Männchen die entsprechende Aktion machen lassen und neues Aktionsplättchen nehmen. Die Komplexität und eine zunächst hohe, dann aber schnell fallende Einstiegshürde entstehen vielmehr daraus, dass einen das Spiel mit Möglichkeiten erschlägt – mache ich dies oder das? Was scheint ertragreicher? Soll ich ein Aktionsplättchen nehmen, das mir eine gute Aktion bringt? Oder ein etwas weniger gut passendes, das aber gleich noch etwas Nahrung in Form eines Fisches mitbringt? Was machen vielleicht die anderen, wo stelle ich mich billiger an? Soll ich eine Aktionsmöglichkeit voll ausbauen? Oder soll ich eher diversifizieren und opportunistisch das tun, was mir gerade in den Schoß fällt? Beides sind gangbare Wege, und ich habe Mitspieler mit beiden Vorgehensweise gewinnen gesehen.

An manchen Stellen schien uns das Spiel jedoch ein bisschen unnötig überkonstruiert zu sein: Da wollen zum Beispiel eine große und drei kleine Pyramiden gebaut werden, wobei beide Arten unterschiedliche Bauvoraussetzungen haben und auch unterschiedlich Siegpunkte abwerfen. Hierbei empfanden wir die für die kleinen Pyramiden benötigten Horusaugen unnötig und den Siegpunktertrag geringer und insbesondere weniger planbar als beim Bau der großen Pyramide, weswegen die kleinen Pyramiden in meinen Runden meist ein Schattendasein fristeten.
Verzichtbar schien uns auch die Hieroglyphenleiste auf den Spielerplänen – hier gibt es Boni, wenn die genommenen Aktionsplättchen bestimmten Voraussetzungen entsprechen. Tut nicht weh, aber wirkte etwas „too much“, ebenso wie die Pergamentrollen und deren gegebenenfalls zusammenpassende (oder auch nicht) Halbbilder, die übrigens das einzige Element waren, wo wir uns eindeutigere und weniger verspielte Grafiken gewünscht hätten.

Unter dem Strich bleibt jedoch ein Expertenspiel, das in meinen Runden jederzeit gut ankam und für das ich auch immer Mitspieler fand, weswegen ich den beiliegenden Solo-Modus nicht ausprobiert habe.
Es hat zwar etwas weniger Interaktion, als ich mir wünschen würde, allerdings entstehen trotz leichter Kettenzugeritis dennoch gefühlt kaum Wartezeiten, denn in Teilen sind die Aktionen der Mitspieler doch wichtig für mich. Und außerdem beschäftigt das Durchdenken der eigenen Optionen durchaus umfangreich, so dass während der Mitspielerzüge nur selten Langeweile aufkommt.
Damit katapultiert sich Men-Nefer zwar nicht unter meine absoluten Lieblingsspiele, aber unter den aktuell sehr beliebten Multiplayer-Solitär-Spielen sticht es für mich dann doch angenehm heraus.

Zudem ergibt sich insgesamt ein recht positives Spielgefühl: Während man in anderen Spielen bisweilen mehr den Mangel verwaltet, ist Men-Nefer eher ein Spiel der Möglichkeiten. Natürlich fehlt hier oder da mal die ein oder andere Voraussetzung für das Durchführen einer Aktion und man muss ein wenig knobeln, wie man sich diese schafft, aber meist hat man doch die Qual der Wahl aus mehreren Möglichkeiten, und die einzelnen Aktionen sind durchaus belohnend.

Daher lautet mein Fazit: Wer auf opulent ausgestattete Expertenspiele steht, der sollte sich Men-Nefer unbedingt einmal ansehen.

Rezension Michael Andersch

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Men-Nefer: 5,0 5,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.04.25 von Michael Andersch - Zunächst hohe Einstiegshürde aufgrund der Vielzahl der Symbole. Das Spiel selbst läuft dann spätestens ab der Hälfte der ersten Partie, wenn man mal einen groben Überblick hat, sehr geschmeidig, denn im Grunde gibt es nur 3 verschiedene Aktionsmöglichkeiten. Sehr gute Symbolik, die auch die Regelerklärung für Folgepartien sehr erleichtert. Und, um auf einen Leserkommentar einzugehen: Zum Glück ist kein Insert drin, in den man alles hineinsortieren und zum Spielen eventuell herauspfriemeln muss und aus dem im schlimmsten Fall bei senkrechter Lagerung/Transport alles rausfällt - mit Zipptüten lässt sich der Inhalt von Men-Nefer bestens organisieren.

Leserbewertungen

Leserwertung Men-Nefer: 5,4 5.4, 5 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 27.04.25 von Dieter Schmitz - Passt alles, Spiel, Thema und Optik.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.04.25 von Rebhagemann - Super Euro für Expertenspieler. Hier passt alles. Macht Spaß, ist relativ schnell aufgebaut und gespielt. Das Insert muss man mal wieder dazukaufen.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 30.04.25 von Peter Steinert
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.06.25 von Dominik P. - Das Spiel zu erklären dauert lange. Hat man diese Hürde genommen ist es schnell gespielt, wenn kein Dauergrübler dabei ist. Viele Möglichkeiten, schöne Aufmachung und etwas anderes, neues Workerplacement System.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.06.25 von Waltersche - Die Aufmachung ist über jeden Zweifel erhaben. Das gleiche gilt für die Symbolik, durch die man sehr, sehr gut durch das Spiel und die Aktionsmöglichkeiten geführt wird. Nach meinen zwei, drei Partien dachte ich \"Klasse, damit habe ich ein neues, weiteres Lieblingsspiel!\", dann kamen leichte Zweifel auf, ob das Spiel auch auf Dauer zu begeistern weiß - jetzt, einige Partien später, kann ich das mit \"Ja\" beantworten! Es gefällt mir von Partie zu Partie besser, da sich die Zusammenhänge und Möglichkeiten immer mehr erschließen, es gibt wahnsinnig viel auszuprobieren und aufgrund des zum Teil variablen Spielplanaufbaus (welcher Gott liegt an der Obeliskenleiste, welche Aktionen/Handelsplättchen bei den Häfen am Nil), welche Plättchen an den Königinnen-Pyramiden?) ist jedes Spiel ausreichend, teilweise sogar sehr, anders. Und auch, wenn sich manche Bonus-Aktionen thematisch nicht erschließen (wenn ich hier einen Sarkophag beerdige, darf ich auf dem Nil weiterfahren/meine Priesterin im Tempel voranschreiten/...), so sind doch die Aktionen an sich schön thematisch und in die Zeit passend. Kurz: Tolles Spiel!

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