Spielziel
Die Spieler erwerben Metall und Edelsteine und machen daraus in den Schmieden der Stadt wertvolle Schwerter. Diese bringen sie dem Herrscher der Stadt zum Alcazar. Am Ende gewinnt, wer die meisten Ruhmespunkte gewonnen hat.
Ablauf
Reihum im Uhrzeigersinn hat man in seinem Spielzug immer genau eine von vier möglichen Aktionen zur Verfügung:
- Zwei Geldkarten vom verdeckten Stapel nehmen, die im Wert von eins bis sechs im Spiel vorhanden sind.
- Eine Geschäftetafel auf einem beliebigen freien Spielplanfeld platzieren: Es gibt vier Arten von Geschäften, die die Spieler damit eröffnen können: Metallhändler, Edelsteinhändler, Schwertschmied und Fechtmeister. Bereits vorhanden sind die auf dem Plan vorgedruckten neutralen Geschäfte: Taverne und Künstler.
- Eine eigene Spielfigur auf die Kathedrale zurücksetzen: Eine Figur, die sich bereits auf der Straße zum Ziel - dem Alcazar – befindet, darf man wieder zum Straßenanfang zurücksetzen. Sie kann damit erneut Geschäfte besuchen.
- Eine oder mehrere eigene Figuren bewegen und Spielplanfelder nutzen: Der Spieler legt eine Geldkarte aus seiner Hand offen vor sich ab und bewegt eine seiner Figuren um genau so viele Felder in Richtung Alcazar, wie der Kartenwert vorgibt. Dabei darf er über andere Felder/Figuren hinweg ziehen. Zum Ende der Bewegung muss er auf einer ausliegenden Geschäftetafel oder einem neutralen Geschäft ankommen. Geschäfte haben immer ein oder zwei Kreise, die jeweils Platz für eine Person bieten. Ist noch ein Kreis frei, darf der Spieler ihn besetzen und das Geschäft nun nutzen. Gehört das Geschäft einem anderen Spieler oder der Bank, zahlt er diesem bzw. der Bank je nach Standort des Geschäfts eine bestimmte Gebühr. Dafür gibt es je nach Art des Geschäfts Metall, Edelstein, Fechtplättchen bzw. Bewegungsplättchen oder das Recht, ein Schwert zu kaufen. Metall und Edelsteine benötigt man, um aus der Auswahl an Schwertern ein passendes und möglichst wertvolles Schwert erwerben zu können. Fechtplättchen bringen vor allem beim Duell Vorteile. Ein Tavernenbesuch bereichert um drei Geldkarten und das Betreten des Künstlerateliers wirft ein Gemälde mit Ruhmespunkten für den Besucher ab.
Sollte kein freier Kreis auf einem Geschäft vorhanden sein, muss der Spieler mit einer weiteren Geldkarte desselben Wertes wie die vorherige weiterziehen ODER ein Duell ausfechten. Dazu wählt er einen der Mitspieler mit Figur auf dem betreffenden Geschäft aus und muss zwei von drei angesetzten Kartenduellen für sich entscheiden. Beim Duell wird je eine Geldkarte vom Nachziehstapel aufgedeckt und die Farbe der Fechtszene darauf gibt vor, wer mit seinen entsprechend gleichfarbigen Fechtplättchen hier einen Teilsieg im Duell machen kann. Der unterlegene Spieler muss seine Figur zum Anfang der Straße zurücksetzen.
Der aktive Spieler darf nun solange weitere Geldkarten im selben Zug spielen, wie er erneut Karten desselben Wertes wie seine erste Karte im aktuellen Spielzug aufbringen kann. Davon gibt es eine einmalige Abweichungsmöglichkeit in jedem Spielzug, die man nutzen kann, wenn man das Bewegungsplättchen vom Geschäft des Fechtmeisters besitzt.
Beendet eine Figur ihre Bewegung auf einem der beiden Alcazar-Felder, wird sie auf den Alcazar gesetzt. In diesem Moment darf der Spieler eines seiner ggf. vorhandenen Schwertplättchen unter diese Figur legen.
Spielende: Bringt ein Spieler seine dritte Figur zum Alcazar, darf jeder andere Spieler noch genau eine Aktion ausführen. Bei der Wertung bringen Schwertplättchen im Alcazar ihren aufgedruckten Wert in Ruhmespunkten, andere Schwerter im Besitz eines Spielers zählen nur mehr die Hälfte. Gemälde können bis zu 3 Punkte wert sein und Edelsteine schlagen mit je 1 Punkt für je zwei Steine zu Buche. Ein Bewegungsplättchen im Spielerbesitz führt zu 2 Punkten Abzug.
Fazit
Die gut aufbereiteten Beispiele und eine ausführliche Beschreibung sollten bei dieser Spielregel keine Interpretations- oder Verständnisprobleme aufkommen lassen. Auch die Ausstattung ist tadellos und bietet neben einem großen übersichtlichen Spielplan vor allem handliche Spielkarten und dicke, griffige Geschäftetafeln. Die bunten Glassteine machen sich gut als Edelsteine.
Toledo ist ein recht übersichtliches Spiel, die Aktionen sind unkompliziert und die Spielelemente auf dem Spielplan und vor den Spielern lassen im Nu eine Schätzung darüber zu, wer gerade an der Spitze liegt. Nach einigen Runden sind in der Regel alle freien Spielplanfelder mit Geschäftetafeln belegt und es stehen danach faktisch nur noch drei AKtionen zur Wahl. Das Platzieren der Geschäftetafeln löst einen Mitmachzwang aus, dem sich niemand entziehen kann, da es nachteilig ist, bei den nur sechzehn freien Feldern unterrepräsentiert zu sein. Diese Form der Abhandlung dieser ganzen Aktion gefällt mir allerdings gar nicht an Toledo. Wenn man nicht gerade seine Kartenhand aufstockt oder eine Figur zum Start zurückholt, spielt sich ansonsten die entscheidende Aktivität bei der Bewegung der Figuren und Nutzung der Geschäfte ab.
Erstrebenswert ist es, für die Bewegungen mehrere Geldkarten in einem Zug zu spielen und ggf. auch die Abweichung durch ein Bewegungsplättchen zu nutzen. Wer also Geldkarten sammelt, kann aktionsreiche Einzelzüge durchführen. Das Ansammeln kann aber auch zum Fluch werden, wenn zum einen der Kartenvorrat damit zur Neige geht und zum anderen irgendwann der erste Sammler in einer Mammutausspielaktion vielleicht einen Durchmarsch macht. Bei geringem Handkartenbestand wollen allerdings die erreichbaren Geschäfte nicht immer zu den Kartenwerten passen, d. h., viele Sechsen bringen zwar voran, aber nicht unbedingt auf die gewünschten Felder. Klarer Kritikpunkt: Ein Handkartenlimit wäre angebracht gewesen.
Schnell lässt sich erahnen, wer aufgrund der sich ansammelnden Edelsteine und Metallstäbchen ein Auge auf ein bestimmtes Schwert geworfen haben könnte. Damit erübrigt es sich oft, selbst auch noch den raren hochwertigen Schwertern nachzulaufen. Manch einer setzt auf ein schnelles Spielende bei eigenem Sieg und erfolgreichem Abhängen der noch sammelnden Mitspieler. So kann man mit drei Figuren im Ziel und wenigen Punkten abwägen, ob ein Spieler, der offensichtlich ein wertvolles Schwert kaufen will, es noch bis zum Alcazar schaffen kann. Dementsprechend verlaufen Partien in Toledo. Man muss sich dem Vorgehen einzelner Spieler anpassen, also ggf. die ursprüngliche Strategie verwerfen. Je nach Teilnehmerzahl vermitteln die Partien deutlich unterschiedliche Spielerlebnisse.
Die 2-Personen-Partie schreitet ohne zwingend erforderliche Interaktion relativ langweilig ihrem Ziel entgegen. Zu dritt muss man ab und zu auch Geschäfte der Mitspieler nutzen, Duelle sind aber selten. Zu viert wird es eng. Da Schwerter stark limitiert sind, haben immer einige Spieler das Nachsehen und müssen mit geringerwertigen Schwertern vorlieb nehmen.
So richtig begeistern kann Toledo aufgrund seiner Schwächen daher nicht, allenfalls zu dritt ist es meines Erachtens noch passabel. Letztendlich hängt aber jede Partie auch davon ab, ob jemand mit geringen Punkten im Gepäck den schnellen Marsch in den Alcazar anstrebt oder ob alle Spieler zunächst fleißig Schwerter sammeln und erst dann der Wettlauf losbricht.
Rezension Roland Winner
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.