Rezension/Kritik - Online seit 08.12.2014. Dieser Artikel wurde 6844 mal aufgerufen.
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Zwei verfeindete Vampir-Clans versuchen, den gegnerischen Clanführer auszuschalten. Da dies aber nur gelingt, wenn man auf Anhieb den Anführer eliminiert, müssen erst diverse Attacken ausgeführt werden, um Informationen einzuholen. Jeder Vampir überlebt jedoch nur drei dieser Angriffe – erwischt man mit einer vierten nicht den gegnerischen Anführer, so hat das eigene Team sofort verloren.
Die Spieler werden geheim durch Verteilen von Karten in zwei Gruppen geteilt. Zuvor muss man das Kartendeck vorbereiten – von jedem der beiden Clans müssen dieselben Karten im Spiel sein. Die Karten schreiben den Spielern aber nicht nur vor, welchem Clan sie angehören, sondern zeigen auch den Charakter an, dem gleichzeitig ein Rang zwischen 1 und 9 zugeordnet ist.
Spielziel ist es, den Führer des gegnerischen Clans auszuschalten. Dafür muss man aber erst einmal wissen, wer zum eigenen Team bzw. zu den Gegnern gehört und dann natürlich ebenfalls, wer deren Anführer ist. Dies ist jeweils der Spieler mit dem niedrigsten Rang – sofern also die 1 im Spiel ist, der Spieler mit der Karte 1, ansonsten jener mit der 2 usw.
Zu Spielbeginn zeigt erst einmal jeder Spieler seinem linken Nachbarn das eigene Clanzugehörigkeitssymbol. Meistens entspricht dies auch der Wahrheit, spielt jedoch die Charakterkarte Harlekin mit, so zeigt er seinem Nachbarn den falschen Clan an. Ist man nach diesem ersten Informationsaustausch an der Reihe, zeigt man mit dem Dolch auf einen beliebigen Mitspieler, der nun etwas von sich preisgeben muss. Entweder die Clanzugehörigkeit oder auch ein Fragezeichen, das allerdings – abhängig vom Charakter – nicht auf jeder Karte gleich oft abgebildet ist. Offenbart man dagegen seinen wahren Rang, darf man einmalig die eigene Sonderfähigkeit nutzen.
Erhält ein Spieler den vierten Schaden, wird er getötet. Trifft man dabei jedoch nicht den gegnerischen Clanführer, so hat das eigene Team verloren. Es gilt also, den eigenen Anführer zu schützen. Deshalb hat man auch die Möglichkeit, einen Angriff auf sich zu nehmen, der eigentlich jemand anderem galt. Der aufopfernde Held erhält dann aber nicht nur den Schaden, sondern muss sich auch gleichzeitig offenbaren. Das ursprüngliche Opfer darf diese Hilfestellung übrigens auch ablehnen.
Blood Bound kann man nicht nur mit einer geraden Teilnehmerzahl spielen. Dann sieht die Regel vor, dass ein Spieler in die Rolle des Inquisitors schlüpft und für sich alleine, quasi als dritte Partei, spielt. Dieser ist aber nicht leicht zu spielen, also sollte man die erste Partie unbedingt mit gleich vielen Spielern pro Clan ausprobieren. Außerdem gefällt es längst nicht allen, den Inquisitor zu spielen, so dass man diese Lösung eher als Notlösung, wenn auch eine bei Profis meist gut funktionierende, in Betracht ziehen sollte. Am meisten Spaß macht Blood Bound, wenn man in großer Runde mit gerader Teilnehmerzahl spielt. Dann dauern die Runden zwar länger, verlaufen aber auch am spannendsten.
Auch in der Maximalbesetzung spielen übrigens nicht alle Charaktere mit, so dass selbst dann immer die Ungewissheit besteht, welche Personen dabei sind und welche nicht. Dazu gesellt sich noch eine weitere Portion Unsicherheit, wenn der Harlekin im Spiel ist. Dieser trägt auf seiner Clankarte ein falsches Zugehörigkeitssymbol, so dass dessen Nachbar bereits zu Spielbeginn eine falsche Information erhält. Da jedoch jeder Spieler einen potenziellen Harlekin zum Nachbarn haben könnte, kann man keiner seiner vermeintlich bekannten Nachbarn ganz sicher sein.
Spannung und Abwechslung kommt auch durch die Sondereigenschaften der Charaktere ins Spiel. Während man in der ersten Partie damit noch recht wenig anzufangen weiß, so versteht man aber am Ende meist recht gut, wann man diese zeitlich am besten eingesetzt hätte.
Blood Bound ist endlich wieder ein Großgruppenspiel, das wirklich Spaß macht und das nicht in die Rubriken Quiz, Zeichnen, Sprache oder Pantomime fällt. Das gefällt nicht nur jenen Erwachsenen, die Deduktivspiele mögen, sondern spricht vor allem Kinder und Jugendliche an. Die Altersfreigabe ab 14 Jahren sollte diesbezüglich nicht abschrecken, denn sie ist vermutlich der Thematik geschuldet. Ich habe das Spiel mit vielen Kindern und Jugendlichen getestet, und nach einer Kennenlernrunde verstanden es auch die meisten 11-Jährigen problemlos und wurden es nicht Leid, immer wieder eine neue Partie zu starten.
Die Aufmachung ist sehr gelungen. Zwar hatte mein schön anzusehender Pappdolch nach einigen Spielen eine verbogene Spitze, weil vor allem Kinder und Jugendliche damit ihre Opfer oft tatsächlich in die Brust pieksten, aber diese kleine Verformung tut dem Spielspaß keinen Abbruch. Auch die Kartenillustration weiß zu gefallen, und wer die Leute vom Heidelberger Spieleverlag schon mal persönlich gesehen hat, wird unter den Charakteren bestimmt das eine oder andere bekannte Gesicht entdecken – eine witzige Idee! Sehr hilfreich und unbedingt notwendig sind auch die Übersichtskarten. Auf ihnen ist genau vermerkt, welche Charaktere es gibt, deren Rang sowie die verschiedenen Symbole, die jeder offenbaren kann, sofern er angegriffen wird.
So mancher vergleicht dieses Vampirspiel mit Die Werwölfe von Düsterwald. Abgesehen davon, dass es sich auch hier um ein Großgruppenspiel handelt, gibt es jedoch keine Ähnlichkeiten. Während das eine erstens deutlich einfachere Regeln hat und von allen Neulingen auf Anhieb verstanden wird, erfordert das andere schon ein wenig mehr Sitzfleisch beim Regelerklären und auf alle Fälle eine Probepartie. Ein weiterer großer Unterschied ist die Tatsache, dass Blood Bound sofort zu Ende ist, sobald ein Spieler getötet wird. Niemand ist also für kürzere oder längere Zeit zum Zuschauer verdammt. Zwar wird auch hier viel diskutiert, aber alle Gespräche müssen offen und für jedermann gut vernehmbar geführt werden. Im weiteren Verlauf geht es dann vor allem darum, diese Informationen richtig zu kombinieren, während bei den Werwölfen auch sehr viel ins Blaue hineindiskutiert und vermeintliche Indizien oft völlig an den Haaren herbei gezogen sind. Was natürlich auch Spaß macht, aber doch ein ganz anderes Spielgefühl vermittelt. Die einzige Gemeinsamkeit, die man dem Spiel wünschen würde, liegt darin, dass es hoffentlich mal denselben Berühmtheitsgrad erreicht – das Zeug dazu hätte das Spiel jedenfalls!
Rezension Sandra Lemberger
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Blood Bound: 5,0, 3 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
05.11.14 von Sandra Lemberger |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
08.12.14 von Rene Puttin - Von der Idee her finde ich das Spiel super. Aber leider ist es dann meistens doch mehr ein langes Stochern im Dunkeln bis irgendwann für alle Alles klar ist und es nur noch darum geht möglichst schnell den richtigen aus dem Weg zu räumen. Ich hätte mir mehr Deduktion gewünscht. Das Spiel gefällt mir auch so gut, aber für mehr als eine 4 im Spielreiz reicht es mangels Dekuktionselementen nicht. Die Optik des Spiels mit den Fotos von Verlagsmitarbeitern finde ich aber herausragend. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
08.12.14 von Michael Kahrmann |
Leserwertung Blood Bound: 5.5, 4 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
20.05.14 von Hans Huehnchen - Klasse Aufmachung, tolles Deduktionsspiel! |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
15.08.15 von Maja |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
15.08.15 von Dennis L. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
17.12.15 von Johannes - Schneller Einstieg und trotzdem immer wieder spannend. |