Spielziel
Hier erleben wir den 1. Kreuzzug hautnah mit. Als Ritter brechen wir aus Europa auf, um Jerusalem von den Sarazenen zu befreien. Natürlich ist die Aufgabe edel, denn wir sind ja im Zeichen des Kreuzes unterwegs und jeder möchte als erster den Ruhm einstreichen.
Doch bevor es soweit ist, müssen noch einige Städte geplündert werden...
Ablauf
Ressourcen
Neben dem großen Spielplan, der Mittel- und Südeuropa, sowie die notwendigen Teile von Afrika und Asien zeigt, wird ein großer Turm aufgestellt. Über diesen Turm werden anschließend die Kämpfe abgewickelt.
In der Farbe der Spieler gibt es zunächst die Spielfigur (in Form eines Schildes), welches auf dem Plan angibt, wo sich die einzelnen Kreuzritter gerade befinden. Dazu hat jeder ein Vorrat von 30 kleinen Holzwürfelchen (Truppen für den Kampf). Demgegenüber gibt es 50 weitere Truppensteine für die Sarazenen.
Um das finanziellen Potential auszudrücken gibt es Holztruhen in den Werten 1 und 5. Dazu kommen noch zwei Sondersteine (dazu später mehr) und ein Stein zum Markieren der Motivation des Kreuzfahrer-Heeres.
Schließlich gibt es noch eine Fülle von Karten, die sich im Wesentlichen in Bewegungskarten (Ebene, Gebirge, Meer und Joker) und Sonderkarten unterteilen. Die Sonderkarten werden durch deren Text beschreiben und ebenfalls, wann diese Karten gespielt werden kann. Nachdem die Spielvorbereitung getroffen wurden, für jeden Spieler gibt es unterschiedliche Startpositionen und Ausrüstung (Truppen und Truhen zu Beginn), kann es losgehen.
Spielablauf
Durch Ausspielen der oben genannten Bewegungskarten kann man sich auf ein benachbartes Feld (über Eck gilt hier ebenfalls als benachbart) bewegen. Also durch Ausspielen einer Karte "Ebene" kann ich auf ein Ebenen-Feld ziehen. Theoretisch belieg viele Karten dürfen ausgespielt werden.
Endet der Zug auf einem Feld, auf dem eine christliche Stadt steht, hat der Spieler mehrere Möglichkeiten:
- Beten
Dadurch lässt sich die Motivation der Truppe um 2 Punkte steigern (eine Motivation von unter 6 macht eine Befreiung von Jerusalem unmöglich und führt zudem zu schleppenderem Karten-Nachschub).
- Truppen anwerben
Für je eine Truhe kann man hier 2 neue Truppen anwerben.
- Plündern
Ja, richtig gelesen. Die Kreuzfahrer müssen wohl nicht zimperlich gewesen sein, der Weg muss anscheinend sehr lang gewesen sein. Auf jeden Fall kann man plündern, um damit neue Schätze zu erbeuten - heißt neue Truhen zu bekommen. Unter den Plättchen, die sich auf den Städten befinden, gibt eine Zahl an, wieviel Truhen zu erbeuten sind - bis max. 7. Doch bevor man soweit kommt, muss erst der Kampf gewonnen werden. Diesen beschreibe ich gleich etwas genauer.
Endet der Zug allerdings auf einem Feld, auf dem eine muslimische Stadt steht, hat der Spieler nur die Möglichkeiten, diese Stadt zu plündern. Je nach Spieleranzahl müssen 1, bzw. 2 muslimische Städte geplündert worden sein, bevor man an Jerusalem denken darf (strikte Anweisung vom Papst...).
Nachdem das alles abgewickelt ist, dürfen noch bis zu 2 Karten einfach so abgeworfen werden und abschließend bis zu 3 Karten nachgezogen werden, allerdings darf ein Spieler nicht mehr als 5 Handkarten besitzen. Ist beim Nachziehen eine Karte dabei, auf der "sofort spielbar" vermerkt ist, muss diese sofort vorgelesen und die Konsequenzen durchgeführt werden - danach darf der Spieler eine neue Karte ziehen. Jetzt kommt der nächste Spieler.
Kampf
Zu einem Kampf kommt es, sobald sich ein Spieler entscheidet, eine Stadt zu plündern, wenn er auf ein Feld trifft, in dem sich noch feindliche Truppen befinden oder auf sein Feld ein feindliches Heer gezogen wird. Diese habe ich bisher noch nicht erwähnt. Auf Land und auf Wasser gibt es jeweils 2 feindliche Heere, die von den Spielern (in Verbindung mit den Bewegungskarten - da gibt es entsprechende Symbole auf den Karten) bewegt werden können, um eben die Mitspieler in Kämpfe zu verwickeln und damit aufzuhalten, bzw. zu schwächen. Letzte Möglichkeit wäre die Auswirkung einer Karte, die ein "freundlicher" Mitspieler auf mich spielt.
Wie funktioniert jetzt aber so ein Kampf. An sich ist das denkbar einfach. Der Angreifer nimmt soviel eigene Truppen in seine Hand, wie er einsetzen will (es gibt für die verschiedenen Kampfsituationen Mindestanzahlen an Truppen) und nimmt eine festgelegte Anzahl feindlicher Truppen-Steine dazu (z.B. christliche Städte verteidigen sich mit 2, muslimische mit 3), wirft das Ganze oben in den Würfelturm und schaut, was unten wieder rauskommt.
Der Kniff dabei ist, dass das durch die Beschaffenheit des Turms sehr unterschiedlich sein kann. Dieses Ergebnis wird nun betrachtet. Für jeden feindlichen (grünen) Stein ist ein eigener verloren. Sind mindestens gleichviele eigene dabei, ist der Kampf gewonnen. Übrige kommen wieder ins eigene Feldlager zurück. Sind jedoch mehr grüne vorhanden, kommen diese nun in das Land, in dem der Kampf stattgefunden hatte und der Kampf ist verloren. Als Krönung muss der Spieler nun auch noch flüchten.
Für den Kampf um Jerusalem gibt es noch einige besondere Regeln, von denen ich hier nur kurz erwähne, dass dort mehrere Kampfrunden möglich sind, da Jerusalem von mind. 15 Truppen verteidigt wird. Eine gewisse Motivation ist notwendig und der Papst entlohnt die ersten Angriffe sogar noch mit Truhen.
Wer es denn nun schafft, Jerusalem zu befreien, ist der glorreiche, ehrenvollste Ritter im Zeichen des Kreuzes - mit anderen Worten: Der Sieger.
Fazit
Wer die Spielanleitung sorgfältig durchgeht, sollte mit den Regeln keine größere Probleme bekommen.
Das Spielmaterial ist recht umfangreich und seine Qualität gibt mir wenig Chancen zur Kritik. Allein auf dem Spielplan gibt es das eine oder andere Feld, auf dem nur schwer mehr als ein Kreuzfahrer Platz findet, was aber nicht weiter ins Gewicht fällt.
Der Spielablauf ist flüssig, denn das Spiel ist unkompliziert und fördert einen zügigen Fortgang. Die möglichen Aktionen sind überschaubar, strategische Planung ist allerdings nicht nötig. Das Spiel lebt von den Kämpfen und da steht der Turm, als herausragendes Element, im Mittelpunkt.
In wieweit zwischen den Spielern Interaktion entsteht, hängt zum einen davon ab, wie gemein die Spieler gegeneinander spielen (durch Aktionskarten) und inwieweit diese Aktionskarten ins Spiel kommen. So habe ich schon sehr lebhaft Partien gehabt, bei der laufend Steine in den Weg gelegt wurden, egal es meine Bewegung betraf (übrigens: Oft fehlen einem die Bewegungskarten, die man gerade braucht) oder ich beispielsweise kurz vor einer Plünderung in ein Scharmützel verwickelt wurde, was schmerzlichen Truppenverlust zur Folge hat. Aber andererseits sind auch Partien abgelaufen, in denen jeder fast unbehelligt seinen Weg gehen konnte.
Der Anreiz für die ersten Angriffe auf Jerusalem wird zwar mit Truhen gefördert, oftmals kostet des den Angreifer so viele Ressourcen, dass er die vollständige Befreiung nicht schafft. Dadurch werden auch die Verteidiger so geschwächt, das der nächst Spieler durchaus leichtes Spiel haben kann. Zu lange Warten bedeutet aber auch die Gefahr, dass die verteidigenden Truppen durch 4 im Kartenstapel enthaltende Aktionskarten verstärkt werden. Um eine der Spieldauer entsprechenden unausgewogene Verteilung dieser Karten "Verstärkung für Jerusalem" zu verhindern, wandle ich die Spielvorbereitung wie folgt ab:
Diese 4 Verstärkungskarten sortiere ich zunächst aus und verteile aus den übrigen Karten 5 Stück an jeden Spieler. Erst wenn jeder Spieler 5 Karten besitzt, die nicht "sofort spielbar" sind, teile ich den Nachziehstapel in 4 Stöße und mische in jeden eine der Verstärkungskarten rein. Anschließend lege ich die Stöße in der Weise aufeinander, dass sich unten die beiden Verstärkungskarten mit 5 Truppen für Jerusalem in der unteren Hälfte des Nachziehstapels befinden.
Auf diese Weise wissen die Spieler, je länger sie für die Befreiung brauchen, desto stärker können auch die Verteidiger werden - die Verstärkung wäre damit ein wenig kontrollierter.
Besonders nervenaufreibend ist das Spielgeschehen nicht, es bietet aber eine sicherlich angenehme Unterhaltung für etwa eine Stunde. Wer auf Grund der guten Ausstattung ein komplexes Spiel erwartet wird enttäuscht. Aber wer gerne mit schönem Material ein lockeres historisches Spielchen, den ersten Kreuzzug, nachstellen möchte, kann hier zugreifen.
Zugegeben, den Kreuzzug nachzuspielen, muslimische Städte zu plündern, wirkt in unserer Zeit sicher auch nicht für jeden anspornend. Letztlich ist es doch nur ein Spiel und nur auf Grund des Themas in die Ecke verdrängt zu werden, hätte es nicht verdient.
Rezension Hans-Peter Stoll
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.